Diabetes mellitus Ágnes Sallai MD, PhD 09. 12. 2016.

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 Präsentation transkript:

Diabetes mellitus Ágnes Sallai MD, PhD 09. 12. 2016.

Definition Glukosestoffwechselstörung absoluter oder relativer Insulinmangel chronisch erhöhter Blutzucker häufigste Stoffwechselerkrankung im Kindesalter Vorkommen ca 1:1000 Kinder

Äthiopathogenesie HLA DR3 o. DR4: 2- 3 x Risiko Die Ursache sind komplex u nicht völlig aufgeklärt. genetische Faktoren (Assoziation mit HLA-Antigenen) HLA DR3 o. DR4: 2- 3 x Risiko HLA DR3 + DR4: 7-10 x Risiko autoimmune Prozesse „Trigger”: virale Infektionen (Coxackie B4, Rubeola, CMV…) Ernährung mit Kuhmilch zu früh

Einteilung D Typ-I: insulinabhängig (die Zahl der ß-Zellen auf etwas 20% reduziert) D Typ-II: nicht insulinabhängig (Störung der Insulinsekretion auf dem Boden einer peripheren Insulinresistenz) Andere: Krankheiten der Bauchspeicheldrüse hormoneller Überfunktionszustände (Cushing-Sy, Phaeochromozytom, Glukagonom) D bei der Schwangerschaft

Häufigkeit etwa 3% der Gesamtbevölkerung - 90% Typ II bei Kindern >85 % Typ I <15 % Typ II: Übergewicht!!! Ullrich-Turner-Sy Down-Sy Prader-Willi-Sy

Symptome bei Erstmanifestation im Kindesalter Polydipsie Polyurie mit Nykturie (gelegentlich Einnässen) Gewichtsverlust meist um 10% des KG Inappetenz Übelkeit Schwäche Verlangsamung Präkoma Koma

Kriterien zum Diagnosis Klassische Symptome + BZ > 11 mmol/L Das Vorliegen von 2 Nüchternblutzuckerwerten über 7 mmol/L sowie das Auftreten von 2 Werten während eines oralen GTT über 11 mmol/L. Beim oGTT werden 1,75 g/Kg Glukose, maximal 75 g Glukose Gesamtmenge gegeben. (oraler Glukose-Toleranz-Test)

Befund bei Erstmanifestation im Kindesalter Zeichen der Dehydratation mit Verminderung des Hautturgors und trockenen Schleimhäuten Acetongeruch

IGT = gestörte Glukosetoleranz Nüchternblutzuckerwert < 7 mmol/L 120 Min. Glukosewert: 7,8 – 11 mmol/L IFG = gestörte Nüchternblutglukose Nüchternblutzuckerwert: 6,1 -7 mmol/L

Therapie 1. Ziele: Nahezu normoglykämische BZ-Werte bei weitgehend normalem Leben den Patienten Der Patient (Eltern) muss handeln lernen, und nicht behandelt werden, dazu ist die Stoffwechselselbstkontrolle unabdingbar. Die Langzeitbehandlung bei Kindern ist ein Kompromiss zwischen idealerweise Gewünschtem und praktikabel Erreichbarem, insbesondere in der Pubertät.

Therapie 2. Insuline: Verschieden Wirkungsbeginn und Wirkdauer! Ultrarapid- Normal- = Alt-: kurz wirkende Mischung aus Normal- u Verzögerungs- Verzögert freigesetzte - = intermediär Lang wirkende- Injektionshilfe: „Pen” (100 U/mL)

Insulinbehandlung Konventionelle Therapie: 2x Mischinsulinen Intensivierte konventionelle Therapie (ICT) Basis Insulin 1 oder 2x (langwirkendes) Bolus Insulin 3x (kurzwirkendes) Insulinpumpentherapie nur in größeren Diabeteszentren!

Diätrichtlinien Individuellen Diätplan zusammen mit dem Kind und den Eltern erstellen! Kohlenhydratfixierte Diät (12 g KH = 1 BE) Verteilung der Nahrungsmenge auf 6-7 Mahlzeiten pro Tag Weglassen des reinen Zuckers Tagesenergiemenge sollte geliefert werden zu: 50-55% durch Kohlenhydrate 25-30% Fett 15-20% Eiweiß (Nahrungspyramide)

Brot, Getreide Reis, Mehlspeise Öl, Schmalz, Süßigkeit Milch, Joghurt, Käse Fleisch, Ei, Aufschnitt ä ä ä ä Gemüse Obst Brot, Getreide Reis, Mehlspeise

Verteilung der Gesamt-BE auf die einzelnen Mahlzeiten 1. Frühstück 15 - 20% 2. Frühstück ca. 15% Mittagessen 20 - 25% Nachmittagssnack ca. 10% Abendessen 15 – 20% Spätmahlzeit ca. 15% Vor kurzer körperlicher Belastung rasch resorbierbare KH bereithalten z.B. in Form von Fruchtsaft-Trinkpäckchen.

Patientenschulung Voraussetzung: angepasst an den Entwicklungsstand individuell oder in Gruppen Schulungsinhalte: Wesen der Erkrankung Insulinbehandlung Injektionstechnik Diabetesdiät BZ-Selbstkontrolle Komplikationen Diabetes in Schule und bei Sport ……….

Komplikationen Akute: Diabetische Ketoazidose Hypoglykämie Chronische : Mikroangiopathie Retinopathie Nephropathie Neuropathie Makroangiopathie

Diabetische Ketoazidose 1. Ursachen: Mangelnde Kenntnisse der typischen Symptome bei Erstmanifestation (25%) Verschlechterung der Einstellung durch Noncompliance bei der Diät oder Injektion ohne Selbstkontrolle („Blindflug”) Erkrangungen, v.a. Infekte: erhöhter Insulinbedarf unter körperlichen Streßbedingungen wird nicht beachtet.

Diabetische Ketoazidose 2. Klinik: Zusätzlich Bauchschmerzen bis zur Pseudoperitonitis diabetica Hypotonie bis Schock Hyporeflexie bis Areflexie Somnolenz bis Koma Kussmaul-Atmung Azetongeruch Dehydration und Exsikkose (10%, aber Polyurie)

Diabetische Ketoazidose 3. Laborbefunde: Hyperglykämie (>15 mmol/L) Ketonämie Acidose (pH<7,3; HCO3- < 15 mE/L) Ketonurie Glukosurie

Hypoglykämie 1. Blutzucker < 3,6 mmol/L (Th: < 3,9 mmol/L) Akute Komplikation Symptome: Sehr induviduel! Manche Kinder verspüren überhaupt keine Symptome. vegetative, psychische u neurologische

Hypoglykämie 2. Symptome: Tremor Parästhesien Schweißausbruch Verhaltensauffälligkeiten Bewusstseinstrübung zerebrale Krampfanfälle Bewusstseinsverlust Symptome: Schweißausbruch Blässe Unruhe Bauchschmerzen Kopfschmerzen

Hypoglykämie 3. Ursachen: Zu langer Spritz-Eß-Abstand Kohlenhydratanteil in der Nahrung überschätzt Mahlzeit ausgelassen Nach Sport Nach Alkoholgenuss Fehlerhafte Insulinapplikation

Verlauf des Diabetes mellitus Partielle Remission: transitorische Erholung der Betazellenfunktionen, Insulinbedarf <0,5 E/Kg, Eintritt nach 10 Tagen, Dauer 4 Monate (3-12) Totaler Diabetes Spätkomplikationen mit Ende der 2. oder Beginn der 3. Lebensdekade Grundlage: Mikroangiopathie!