Von Arbeits “plätzen” zu Arbeits “aufgaben”. Welche Konsequenzen haben Mobilität und Technologie für den Faktor Arbeit und seine soziale Sicherung? Rolf.

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 Präsentation transkript:

Von Arbeits “plätzen” zu Arbeits “aufgaben”. Welche Konsequenzen haben Mobilität und Technologie für den Faktor Arbeit und seine soziale Sicherung? Rolf J. Langhammer 10. Landesfachtag Wirtschaft/Politik “Zukunft des Sozialstaats” Bildungszentrum Tannenfelde 7. Februar 2011

2 I.Exogene Rahmenbedingungen II.Von “Jobs” zu “Tasks” III.Konsequenzen für die Arbeitskraft IV.Konsequenzen für soziale Sicherungssysteme V.Schlussfolgerungen für Deutschland Von Arbeits “plätzen” zu Arbeits “aufgaben”

3 I.Exogene Rahmenbedingungen Arbeit wird räumlich mobiler (auch ungelernte Arbeit: Chinesen bauen die 1. Autobahn in Europa (Polen)). Sektoraler Strukturwandel weg vom Verarbeitenden Sektor hin zur „Dienstleistung“ beschleunigt sich; Dienstleistungen werden handelbar. Grenzüberschreitende Technologie- und Innovationsdiffusion nimmt zu (insbesondere zwischen Industrie- und Schwellenländern): dadurch fallen Schutzschranken für heimische Arbeit.

4 IT-Technologien und Logistikinnovationen ermöglichen längere internationale Wertschöpfungsketten (zunehmend auch bei Dienstleistungen via Internet und freierem Kapitalverkehr). Demografischer Wandel erzwingt die Aktivierung des gesamten Arbeitskräftepotenzials jenseits der Ruhestandsgrenze. Von Arbeits “plätzen” zu Arbeits “aufgaben”

5 II.Von “jobs” zu “tasks” Alle unter I. genannten Faktoren haben folgende Konsequenzen Zu erbringende Leistungen seitens der Arbeitskräfte haben zunehmend Projektcharakter: zeitlich, organisatorisch, inhaltlich fest umrissen mit Anfang und Ende. Routinetätigkeiten werden seltener oder ausgelagert; die Eigenbestimmtheit von Aufgabenerledigung wächst (Debatte über „Auslagerung“ („outsourcing“) vs „Handel“ bei Dienstleistungen). Der Umgang mit „Information“ (einschließlich der englischen Sprache) wird ein wichtiger Produktionsfaktor und ein Qualifizierungskriterium für Arbeitskräfte.

6 Von Arbeits “plätzen” zu Arbeits “aufgaben” Zeitarbeit nimmt zu, ebenso die Bedeutung des Werkvertrages anstelle des Arbeits- oder Dienstvertrages. Arbeitskräfte erledigen verschiedene „Aufgaben“, die unterschiedlich standardisiert und daher auch unterschiedlich „auslagerbar“ sind: Organisieren, Disponieren, Kontrollieren bis zu personen- und ortsgebundenen Aufgaben (Reinigen, Bewachen, Pflegen). Die Bündelung von unterschiedlich standardisierten Aufgaben in einer Person zwingt einerseits zu hoher kognitiver Flexibilität, schützt aber anderseits vor „outsourcing“. „Soft skills“ (Empathie, Kommunikationsbereitschaft, Teamfähigkeit) gewinnen als Qualifikationsmerkmale an Bedeutung.

7 Von Arbeits “plätzen” zu Arbeits “aufgaben” III.Konsequenzen für die Arbeitskraft Steigende Ansprüche an Weiterbildung bei schneller werdender Redundanz von Wissen ( Wie man lernt wird wichtiger als was man lernt). Hohe Ansprüche an terminlicher und kognitiver Belastbarkeit (Vereinbarkeit von Beruf und Familie). Perioden von Arbeitsverdichtung und Arbeitsentschleunigung wechseln sich unregelmäßig ab. Die Bedeutung der Eigenvorsorge (bei Werkverträgen) nimmt unabhängig vom demografischen Wandel zu. Im Extremfall: Wanderung zwischen verschiedenen nationalen Sozialversicherungssystemen ( Sicherungssysteme werden „portable“).

8 Von Arbeits “plätzen” zu Arbeits “aufgaben” IV.Konsequenzen für soziale Sicherungssysteme „Patchwork“ Arbeitsbiografien kollidieren mit dem umlagebasierten kontinentaleuropäischen Solidarsicherungssystem. Kapitalgedeckte und privat finanzierte Zusatzsicherungssysteme werden wichtiger. Nationale Sicherungssysteme konkurrieren zunehmend miteinander. Es gibt Harmonisierungsbedarf (besonders innerhalb der EU bei Freizügigkeit der Arbeitskräfte und politischem Widerstand gegen die „Einwanderung in Sicherungssysteme“). Weitreichende Reformen müssen diskutiert werden (Besteuerung und Sozialversicherungsprinzip nach dem Nationalitäts- anstelle des Residenzprinzips? (wie in den USA).

9 Von Arbeits “plätzen” zu Arbeits “aufgaben V.Schlussfolgerungen für Deutschland Auf die obigen Anforderungen sind die wenigsten Arbeitskräfte in Deutschland vorbereitet. Die junge Generation kann auf eine „demografische Dividende“ bauen, wenn sie sich den Anforderungen stellt. Migration und die Konsequenzen der zunehmenden internationalen Handelbarkeit von Dienstleistungen mit entsprechendem Wettbewerb werden zu den beherrschenden Themen des nächsten Jahrzehnts gehören. Der technologische Fortschritt wird exogen wie endogen (in Abhängigkeit von politischen Reaktionen auf Migrationsdruck) zukünftig noch arbeitssparender werden als bereits bisher.