Die Entstehung einer Arbeiterklasse und Gewerkschaftsstrukturen Lara – Katharina – Verena 25.05.2010.

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Die Entstehung einer Arbeiterklasse und Gewerkschaftsstrukturen Lara – Katharina – Verena

Übersicht Entstehung einer Arbeiterklasse Vom Proletariat zur Arbeiterklasse Arbeiterkultur und Arbeiterbewegung Formen von Menschenansammlungen Entstehung der Gewerkschaftsstrukturen Definition nach Webb, Briefs, Marx und Neumann Neuere Gewerkschaftstheorien Aktuelle Gewerkschaften 2

Filmausschnitt „Modern Times“ 3

Wo seht Ihr die 5 soziologischen Aspekte im Film? Macht: Chef  Kontrolle Funktionale Integration: Fließbandarbeit, Zahnrad Soziale Struktur: Hierarchie (Chef/Arbeiter) Kultur: Man lebt für die Arbeit (  lebensprägend) Soziales Handeln: nicht vorhanden 4

Vom Proletariat zur Arbeiterklasse Vorindustrielles Proletariat = besitzlose Unterschicht  Besitz: - Grundlage der Existenz - Verbindung von Generationen - Identitätssicherung - Ermöglichung von Kultur und Freiheit - Pfand der bürgerlichen Verlässlichkeit - Garant des Lebensunterhalts 5

= Nicht-Haben von Gegenständen, mit deren Hilfe das Individuum bzw. die Familie autark überleben kann  Nicht-Stand 6 Besitzlosigkeit = Produktionsmittellosigkeit Arbeiterklasse  Lohnabhängigkeit und Fabrikarbeit

Aufteilung der Arbeiter in 5 Gruppen: Hochqualifizierte Handwerker Handwerker der neuen Gewerbszweige Gesellen und kleine Meister der traditionellen Handwerke Angelernte Facharbeiter Gelegenheitsarbeiter  Wo seht ihr hier einen Zusammenhang zu Max Weber? 7

Arbeiterkultur und -bewegung Entstehung der sozialen Klasse  Jahrzehnte Kollektive Identität: Gemeinsame Lebensweise, Anschauungen und Werte Arbeit wurde nicht als Übel angesehen: Sicheres Einkommen Nicht anstrengender als Landarbeit Ausnahme: „sweated trades“ (schlechte Bedingungen) 8

Fabrikarbeit wurde akzeptiert  Berufs- und Branchenstolz  Lebensberuf  Lebensform Charakteristisch? – Anfangs nur Lebensphase – dann lebenslanges und identitätsprägendes Berufsbild – Generationsübergreifend Neue Kulturform wirkt sich schicht- und klassenbildend aus und stellt somit wichtigen Impuls für Arbeiterbewegung dar! 9

Kunst- und Bildungspotential (Arbeiterlieder, Arbeiterliteratur) Jedoch: Vermischung mit kleinbürgerlichen Kulturformen (  Weber: Differenzierung der Arbeiterklasse!) Arbeitervereine, in denen Bildung gepflegt wurde  wichtigste organisatorische Struktur wollten Verbesserungen ihrer Arbeitsbedingungen (  kollektive Aktionen)  Aus Bewegung wird eine Klasse, die einen Platz in der Gesellschaft beanspruchte! 10

11

4 Formen von Menschenansammlungen Sich spontan zusammenfindende Passanten, z.B. Schaulustige 12

Konventionelle Ansammlungen, z.B. Schlussverkauf im Supermarkt 13

Expressive Ansammlungen, z.B. Konzerte 14

Handelnde Menge, z.B. Studentenproteste 15

Rollenspiel „Von der Bewegung zur Gewerkschaft“ 16

Vergleich soziale Bewegungen – frühe Gewerkschaften 17 Soziale Bewegung - spontaner Zusammenschluss - keine eindeutige Mitgliederbeschreibung - nicht dauerhaft - dezentralisiert => keine hierarchische Struktur - Akt des Protests; radikale Vorgehensweise - auf Motivation ihrer Anhänger angewiesen Frühe Gewerkschaften - aus eigener Kraft der Arbeiter geschaffen - Feste Organisationen mit hierarchischer Struktur - dauerhaft - Kampf gegen kapitalistisches System; radikale Vorgehensweise - Einsatz für besseren Lebensstandard und bessere Arbeitsverhältnisse - Gegenseitige Absicherung bei Verlust der Arbeit

Gewerkschaftsstrukturen Juristische Definition: „ Nach der Rechtsprechung deutscher Gerichte ist eine Gewerkschaft eine auf freiwilliger Basis errichtete privatrechtliche Vereinigung von Arbeitnehmern, die als satzungsgemäße Aufgabe den Zweck der Wahrnehmung und Förderung jedenfalls auch der wirtschaftlichen Interessen ihrer Mitglieder verfolgt, die gegnerfrei, in ihrer Willensbildung strukturell unabhängig von Einflüssen Dritter und auf überbetrieblicher Grundlage organisiert ist und Tariffähigkeit, das heißt die rechtliche Fähigkeit besitzt, die Arbeitsbedingungen ihrer Mitglieder tarifvertraglich mit normativer Wirkung zu regeln.“ 18

Sidney und Beatrice Webb (1895) „ Unter Gewerkschaften verstehen wir eine dauerhafte Verbindung von Lohnarbeitern zum Zweck der Aufrechterhaltung oder Besserung ihrer Arbeitsbedingungen!“ 19

Drei grundlegende Mittel der Gewerkschaften Mutual Insurance = Gegenseitige Versicherung Collective Bargaining = Kollektive Vertragsschließung Legal Enactment = Gesetzliche Verfügung 20

Goetz Briefs „Freie Verbindung“  Ausschluss der „closed shops“ Innergewerkschaftlicher Zweckkreis (genossenschaftliche Hilfskasse) Äußerer Zweckkreis (Arbeitsmarktkartell) 21

Karl Marx G. entstanden, um Konkurrenz zu beseitigen Beschäftigen sich mit Fragen des Lohns 22

„Doppelcharakter“ der Gewerkschaften: 1.Systemimmanente/innerkapitalistische Funktion (Preisfechter der Arbeitskraft; Organisationszentren der Arbeiterklasse) 2.Systemtranszendierende/ antikapitalistische F. („Schule für den Sozialismus“)  Eher innerkapitalistische F. im Vordergrund! 23

Franz Neumann Dreifach gegliederte Funktionsbestimmung: 1.Grundsatz der gegenseitigen Hilfe = Genossenschaft 2. Kontrolle des Arbeitsmarktes = Kampfverband 3. Beeinflussung von Gesetzgebung, Verwaltung und Rechtsprechung = politischer Verband 24

Jede der drei Funktionen wird in einer Periode gleichzeitig aber nicht gleichwichtig ausgeübt!  Was meint ihr steht heut zu Tage im Vordergrund? Genossenschaft? Kampfverband? politischer Verband ? 25

Historischer Weg der Gewerkschaften nach Neumann 4 Entwicklungsphasen: - „Autokratischer Liberalismus“ mit Gewerkschaftsverboten -„aufklärender Liberalismus“ mit Gewerkschaftsduldung -Demokratie mit Gewerkschaftsanerkennung -„totaler Staat“ mit Gewerkschaftszerstörung 26

Funktionen der Gewerkschaften Funktion/ Autor interne externe ökonomische politische WebbMutual Insurance Collective Legal Bargaining Enactment Briefs Genossenschaftliche Arbeitsmarkt- Hilfskasse kartell (äußerer (innerer Zweckkreis) Zweckkreis) Neumann Genossenschaft: Kampfverband: pol. Verband: Gegenseitige Kontrolle des Beeinflussung Hilfe Arbeitsmarktes von Gesetz- gebung, Verwaltung und Rechtssprechung Marx Innerkapitalistische antikapitalistische Preisverfechter der Organisationszentren Schulen für den Ware Arbeitskraft der Arbeiterklasse Sozialismus 27

Neuere Gewerkschaftstheorien Warum waren eurer Meinung nach spätestens nach dem zweiten Weltkrieg neuere Gewerkschaftstheorien notwendig? Expansion des Sozialstaates Niedergang der Arbeiterbewegung als revolutionäre, klassenkämpferische Kraft Gewerkschaftsmitglieder benötigten Organisation etc. 28

1.Massenorganisationen mit zentralistisch- bürokratischen Organisationsstrukturen  Zu den primären Mitgliederinteressen treten sekundäre Mitgliederinteressen 29 Merkmale moderner Gewerkschaften

2. Befestigte Gewerkschaften Drei Merkmale: - Volle Anerkennung durch Gesetzgebung, Arbeitgeber und öffentl. Meinung (Organ der VW und Sozialordung) - Stabilität und Sicherheit der Gewerkschaft - Zuweisung öffentl. Funktionen und Verantwortung 30

3. Institutionalisierter Klassenkonflikt  Tarifautonomie und Tarifvertragsbeziehungen 4. Repräsentative Organisationen  Kompromiss- und Verpflichtungsfähige Gewerkschaften 31

5. Intermediäre Organisationen  Vermittlung von Interessen der Arbeiter und der Interessen des Kapitals 3 Formen der Vermittlung: Kooperation Konfliktatorische Politik Sozialvertragsorientierte Politik 32

Aktuelle Gewerkschaften Welche Gewerkschaften gibt es in Deutschland? Wer ist/war schon in einer Gewerkschaft und warum? Was erwartet ihr von einer Gewerkschaft? Sind Gewerkschaften noch zeitgemäß? Gibt es Gewerkschaften um Konflikte zu lösen oder diese aufzuzeigen? 33

DGB – Deutscher Gewerkschaftsbund: IG Metall Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) IG Bergbau, Chemie, Energie (IGBCE) IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) Gewerkschaft Nahrung-Genuss- Gaststätten (NGG) Transnet – Gewerkschaft der Eisenbahner Deutschlands (Transnet) Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Gewerkschaft der Polizei (GdP) 34

Take home message Jahrzehntelanger Prozess vom Proletariat zur Arbeiterklasse Arbeiterklasse ist durch Lohnabhängigkeit und Fabrikarbeit definiert Gewerkschaften als Folge sozialer Bewegungen Gewerkschaften sind bis heute gültige und anerkannte Institutionen 35