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Veröffentlicht von:Menno Schlatter Geändert vor über 10 Jahren
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Der diagnostische Prozess (III): Zusatzdiagnostik in der Psychiatrie
PD Dr. med. Jürgen Zielasek Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie - LVR-Klinikum Düsseldorf - Kliniken der Heinrich-Heine-Universität Bergische Landstr. 2 40629 Düsseldorf
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Propädeutik der Psychiatrie
Einführung in die Psychiatrie Der diagnostische Prozess (I) Diagnosesysteme, Explorationsverfahren (II) Psychopathologie (III) Zusatzdiagnostik Der therapeutische Prozess (I) Therapieverfahren in der Psychiatrie (II) Psychotherapieverfahren (III) Versorgungsstrukturen (IV) Suizidalität und Notfälle (V) Rechtliche Aspekte
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Zusatzdiagnostik in der Psychiatrie
Neurophysiologische Untersuchungsmethoden Laborchemische Diagnostik Bildgebende Verfahren Gehirn/Psyche Psychologische Testdiagnostik Psychopathologie Arzt
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Zusatzdiagnostik in der Psychiatrie
Psychologische Testdiagnostik Laborchemische Diagnostik Neurophysiologische Untersuchungsmethoden Bildgebende Verfahren
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Ziele psychologischer Testdiagnostik in der Psychiatrie
Dokumentation der aktuellen kognitiven Leistungsfähigkeit Testpsychologische Erfassung von Persönlichkeitsmerkmalen Verlaufsuntersuchungen (Therapiekontrolle)
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Instrumente psychologischer Testdiagnostik in der Psychiatrie
Einfache Prüffragen („wiederholen Sie diese fünf Worte …“) Einfache Screening-Tests (z.B. Mini-Mental Status Test) Rating-Skalen und strukturierte klinische Interviews (z.B. PANSS, HAM-D) Normierte Testverfahren (z.B. HAWIE, MMPI) Verfahren zur gezielten Überprüfung kognitiver Funktionsbereiche (z.B. d2-Test)
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Häufig verwendete psychologische Tests in der Psychiatrie
Demenz Mini-Mental Status Test (MMST) Alzheimer´s Disease Assessment Scale (ADAS) Intelligenz Hamburg-Wechsler Intelligenz Test für Erwachsene (HAWIE) Persönlichkeitsdiagnostik Minnesota Multiphasic Personality Inventory (MMPI) Aufmerksamkeitsbelastungs-Test (d2-Test)
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d d d d2-Test
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d p d d p d p d p p d
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d p d d p d p d p p d d p d d p d p d p p d
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BENTON-Test
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BENTON-Test A B C D
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Zusatzdiagnostik in der Psychiatrie
Psychologische Testdiagnostik Laborchemische Diagnostik Neurophysiologische Untersuchungsmethoden Bildgebende Verfahren
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Laborchemische Diagnostik in der Psychiatrie
Blut und Urin somatische Komorbidität somatische Ursachen psychischer Erkrankungen (z.B. Hypothyreose, Anämie, Infektionserkrankungen, Vitaminmangelzustände) Erfassung unerwünschter Medikamentennebenwirkungen (z.B. Blutbildkontrollen bei Clozapin-Medikation) Therapeutic Drug Monitoring Antidepressiva, Antiepileptika Compliance-Kontrolle Nachweis körperfremder Substanzen Intoxikationen (Suizidversuche!), Drogenabhängigkeit
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Psychopharmakotherapie 2005; 12 (5): 166-182
Therapeutischer Nutzen Plasmaspiegel Schaden
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Psychopharmakotherapie 2005; 12 (5): 166-182
Therapeutischer Nutzen „therapeutisches Fenster“ Plasmaspiegel Schaden
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Psychopharmakotherapie 2005; 12 (5): 166-182
Therapeutischer Nutzen „therapeutisches Fenster“ Plasmaspiegel Schaden
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Einflussfaktoren auf Blutspiegel von Psychopharmaka
Pharmakokinetik Pharmakogenetik CYP-Isoenzyme poor metabolizer rapid metabolizer ultrarapid metabolizer Dosis Compliance Arzneimittelinteraktionen Rauchen (Bsp. Clozapin), Nahrungsmittel (Bsp. Grapefruitsaft)
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Fallbeispiel Arzneimittelinteraktionen
26 jährige Studentin, an Schizophrenie erkrankt langjährige gute Verträglichkeit von Clozapin wg. Stimmungstief Verordnung von Fluvoxamin, Clozapin-Dosis unverändert Überweisung in Psychiatrie wg. zunehmender Apathie
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Fallbeispiel Arzneimittelinteraktionen
26 jährige Studentin, an Schizophrenie erkrankt langjährige gute Verträglichkeit von Clozapin wg. Stimmungstief Verordnung von Fluvoxamin, Clozapin-Dosis unverändert Überweisung in Psychiatrie wg. zunehmender Apathie Laboruntersuchung bei Aufnahme: toxische Clozapin-Blutspiegel (wg. Fluvoxamin-Interaktion!)
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Cytochrom P450-Genfamilie
39 „CYP“-Gene CYP 1A2 Abbau von Clozapin, induziert durch Rauchen CYP 2B6 CYP 2D6 Abbau von Haloperidol bei niedriger Dosis 5-8% PM, 1-7% UM CYP 2C9 CYP 2C19 CYP 3A4/5 Abbau von Haloperidol bei hoher Dosis
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Cytochrom P450-Genfamilie
Fluvoxamin hemmt CYP1A2 39 „CYP“-Gene CYP 1A2 Abbau von Clozapin, induziert durch Rauchen CYP 2B6 CYP 2D6 Abbau von Haloperidol bei niedriger Dosis 5-8% PM, 1-7% UM CYP 2C9 CYP 2C19 CYP 3A4/5 Abbau von Haloperidol bei hoher Dosis
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TDM in der Psychiatrie Indikationen:
aus Sicherheitsgründen obligat bei Lithium Rückfallprävention Compliance-Überprüfung Fehlendes Ansprechen Nebenwirkungen bei empfohlener Dosis V.a. Arzneimittelinteraktionen Rezidiv trotz Compliance Kinder, Patienten >65 J. Forensische Fragestellung
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TDM in der Psychiatrie Sehr empfohlen Lithium
Amitryptilin und Nortryptilin Clomipramin und Norclomipramin Imipramin und Desipramin Clozapin Fluphenazin Haloperidol Olanzapin Hiemke et al., Psychopharmakotherapie 2005; 12:
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Laborchemische Diagnostik in der Psychiatrie
Liquor Ausschluss einer entzündlichen ZNS-Erkrankung (Bewusstseinsstörungen, schizophrene Psychosen, Demenz): Zellzahl, Blut-Hirn-Schrankenfunktion, autochthone intrathekale Ig-Produktion (Reiber-Schema) HIV, Lues, Tuberkulose, Herpes-Enzephalitis Differentialdiagnostik der Demenzen Abeta(1-42), phosphoryliertes Tau-Protein, Protein Liquordruckmessung (NPH)
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Molekulargenetische Diagnostik
Alkoholabhängigkeit: Alkoholdehydrogenase, Aldehyddehydrogenase Schizophrenie: Dysbindin, Neuregulin 22q11 Mikrodeletion Enzyme des Dopamin-Stoffwechsels (COMT) Demenz: familiärer M. Alzheimer: Präsenilin-1 und -2, APP frontotemporale Demenz: Chromosom 17 (Tau-Protein) Huntington-Diagnostik M. Wilson-Diagnostik
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Zusatzdiagnostik in der Psychiatrie
Psychologische Testdiagnostik Laborchemische Diagnostik Neurophysiologische Untersuchungsmethoden Bildgebende Verfahren
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Neurophysiologische Untersuchungsmethoden in der Psychiatrie
Elektroenzephalographie (EEG) Ereigniskorrelierte Potentiale (EKP)
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Vor- und Nachteile EEG Vorteile
direkte Messung kortikaler neuronaler Aktivität sehr gute zeitliche Auflösung (ms) nicht invasiv gut geeignet für Verlaufsuntersuchungen kostengünstig Nachteile ungeeignet zur Strukturdiagnostik schlechte Erfassung subkortikaler Aktivität nicht pathognomonisch Überlagerung durch Medikamenteneffekte
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Typische EEG-Veränderungen bei psychiatrischen Erkrankungen
Dominanz langsamer Wellen (z.B. 5-7/s, normal 8-12/s) Dominanz schneller Wellen (z.B /s) Auftreten von Herdbefunden Auftreten Epilepsie-typischer Graphoelemente (Clozapin!) Amplitudenminderung Auftreten von triphasischen Wellen (CJD)
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Hauptindikationen für EEG-Untersuchungen bei psychiatrischen Erkrankungen
Ausschluss einer epileptischen Erregungssteigerung „Epilepsie“ kann man nicht per EEG Untersuchung ausschließen, aber man kann im EEG Hinweise auf Anfallsursachen finden - aber: Sensitivität einer einmaligen EEG Untersuchung für den Nachweis epilepsietypischer Graphoelemente bei Epilepsie nur ca. 50% (nach einmaligem „Anfall“), daher bei klinischem Verdacht 5x EEG untersuchen Sensitivität 70-80%, mit zus. Schlafentzugs-EEG 80-90% Nachweis einer epileptischen Erregungssteigerung z.B. häufig bei Antipsychotika wie Clozapin Differentialdiagnose Temporallappenepilepsie (die sich hauptsächlich mit „psychischen“ Symptomen manifestieren kann – typischer Befund temporale rhythmisch-synchronisierte Wellen oder epileptiforme Graphoelemente) Differentialdiagnose bei Bewusstseinsverminderung (organisch vs. psychogen, insbes. auch „nicht konvulsiver Status epilepticus“!)
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Zusatzdiagnostik in der Psychiatrie: Fallbeispiel EEG
23-jährige an einer paranoiden Schizophrenie erkrankte Patientin Langjährige, bislang gut verträgliche Clozapin-Medikation Vor 2 Wochen Clozapin-Dosiserhöhung wg. zunehmender Verfolgungsängste Im Routine-Kontroll-EEG erstmaliger Nachweis Epilepsie-typischer Graphoelemente Procedere? Bestimmung des Clozapin-Blutspiegels
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Zusatzdiagnostik in der Psychiatrie
Psychologische Testdiagnostik Laborchemische Diagnostik Neurophysiologische Untersuchungsmethoden Bildgebende Verfahren
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Bildgebende Verfahren in der Psychiatrie
Kranielle Computertomographie (CCT) Kranielle Kernspintomographie (cMRT) Protonen-Magnet-Resonanz-Spektroskopie (MRS) Single photon emission computed tomography (SPECT) Positronen-Emissions-Tomographie (PET) Funktionelle Magnetresonanztomographie (fMRI)
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Bildgebende Verfahren in der Psychiatrie
CCT cMRT MRS SPECT PET fMRI schnell erhältlich ja ja nein nein nein nein Zeitnahes Ergebnis ja ja nein nein nein nein Hohe Ortsauflösung ja ja (nein) nein nein nein Kostengünstig ja nein nein ja nein nein Strahlen-Belastung ja nein nein ja ja nein Tracer notwendig nein nein nein ja ja nein Verfügbarkeit Routineeinsatz ja ja nein (ja) (ja) nein
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Zeitbereich der Veränderungssensitivität bei bildgebenden Zusatzuntersuchungen
Statisch ms Sekunden Tage Jahre CCT EEG fMRI SPECT cMRT EKP PET
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Ausschluss einer behandelbaren Gehirnerkrankung
Hauptindikation für die Kranielle Bildgebung bei psychiatrischen Erkrankungen Ausschluss einer behandelbaren Gehirnerkrankung z.B. Nachweis eines Hirntumors im Rahmen der Zusatzdiagnostik bei einem 52-jährigen Patienten mit vor wenigen Wochen neu aufgetretenen akustischen Halluzinationen und Verfolgungswahn Diagnose nach ICD-10 nicht F20.0 „paranoide Schizophrenie“ Warum nicht? Ausschlussdiagnose lt. ICD-10: „…bei eindeutiger Gehirnerkrankung, während einer Intoxikation oder während des Entzuges soll keine Schizophrenie diagnostiziert werden.“ Diagnose muss daher sein : F06.2 „organisch wahnhafte (schizophreniforme) Störung“ hierbei können neben der Paranoia auch Halluzinationen auftreten (deshalb nicht nur „wahnhafte“, sondern hier „schizophreniforme“ Störung – die ICD-Nummer ist in beiden Fällen aber gleich: F06.2) ACHTUNG: Wenn der Hirntumor nachweislich nicht für die paranoid-halluzinatorische Symptomatik verantwortlich ist, kann man nicht F06.2 klassifizieren – also z.B. bei einem Patienten, der seit vielen Jahren eine Schizophrenie hat und bei dem als neue Erkrankung ein Hirntumor hinzutritt. Dann bleibt es „trotz Tumor“ bei der Diagnose F20.0 = Schizophrenie. Entscheidend für die Klassifikation F06.2 ist der kausale Zusammenhang zwischen dem Hirntumor und der paranoid-halluzinatorischen Symptomatik.
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Hauptindikationen für kranielle Bildgebung bei psychiatrischen Erkrankungen
Ausschluss einer strukturellen Veränderung z.B. Hirntumor, Hirnblutung, ischämische Hirninfarkte, neuronale oder vaskuläre Fehlbildungen (z. B. ektope temporal Neokortex-Areale, Atrophien), Liquorzirkulationsstörungen u.v.m. Ausschluss metabolischer Erkrankungen z.B. M. Wilson, Glykogenosen etc. Ausschluss entzündlicher ZNS-Erkrankungen z.B. zerebrale Vaskulitis, Enzephalomyelitis disseminata, viral bedingte Enzephalitiden Ausschluss neurodegenerativer Erkrankungen z.B. M. Wilson, M. Alzheimer, frontotemporale Demenzen
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Die Zukunft der Zusatzuntersuchungen in der Psychiatrie
Validierung von PET in der Demenz Anwendung von fMRI Messung von Abeta-Antikörpern oder Demenz-spezifischen Proteinen im Liquor Subtypisierung von Schizophrenie-Patienten anhand von EEG-Parametern u.a. („Endophänotypen“) molekulargenetische Untersuchungen zu Genpolymorphismen, Risikogenen etc. v.a. in der Schizophrenie-Diagnostik, bei familiären Demenz-Formen o.ä. Fernziel: Verständnis der neurobiologischen und psychologischen Grundlagen psychischer Störungen und damit kausale Therapie
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Zusammenfassung: Zusatzuntersuchungen in der Psychiatrie
Die klinische Psychiatrie nutzt sämtliche modernen Methoden der Zusatzdiagnostik testpsychologische Untersuchungen Laboruntersuchungen neurophysiologische Untersuchungen bildgebende Verfahren Ziele des Einsatzes von Zusatzuntersuchungen sind Diagnostik der psychischen Erkrankung Erfassung von somatischen Komorbiditäten Monitoring von Med.-Nebenwirkungen und Compliance Forschung
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