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Anthropologische Voraussetzungen des Wohnens

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Präsentation zum Thema: "Anthropologische Voraussetzungen des Wohnens"—  Präsentation transkript:

1 Anthropologische Voraussetzungen des Wohnens
Technische Universität Chemnitz Philosophische Fakultät Institut für Soziologie Soziologie des Raumes Seminar: Urbane Lebensstile Dozentin: Prof. Christine Weiske Referentin Daniela Heine Datum:

2 Gliederung Was ist Anthropologie? Biographie Arnold Gehlen
Ansatz anthropologischer Forschung Der Mensch als „Mängelwesen“ Menschliche Bedürfnisse und Plastizität Weltoffenheit und Antriebsstruktur Kritik an Gehlen Bedeutung für das Wohnen Quellen Daniela Heine - Urbane Lebensstile

3 1. Was ist Anthropologie? anthropos (griech.) = der Mensch
logos (griech.) = die Lehre Zentrale Frage: Was ist der Mensch? Philosophische Anthropologie: entstand nach dem 1. Weltkrieg Vertreter: Max Scheler, Arnold Gehlen, Helmuth Plessner Zentrale Frage: In welchem Zusammenhang stehen Körper und „Geist“ des Menschen? Daniela Heine - Urbane Lebensstile

4 2. Biographie Arnold Gehlen
*29. Januar 1904 in Leipzig - † 30. Januar 1976 in Hamburg 1923 Abitur in Leipzig Studium der Philosophie, Philologie, Germanistik, Psychologie in Leipzig und Köln 1933 Eintritt in die NSDAP und als Privatdozent auch Mitglied im NS-Dozentenbund Professor in Leipzig, Wien und Königsberg 1941 von der Wehrmacht einberufen nach kurzer Unterbrechung Professor in Speyer und Aachen 1969 Pensionierung Daniela Heine - Urbane Lebensstile

5 2. Biographie Arnold Gehlen
aufgrund seiner Haltung zum Nationalsozialismus nach dem Zweiten Weltkrieg stark kritisiert war nicht nur Mitläufer sondern profitierte auch von anderen emigrierten Professoren Hauptwerk: Der Mensch. Seine Natur und seine Stellung in der Welt (1940) Daniela Heine - Urbane Lebensstile

6 3. Ansatz anthropologischer Forschung
Tiere: durch genetisch erzeugte Auslese optimale Anpassung an bestimmte ökologische Nische → relativ beschränktes artspezifisches Verhaltensrepertoire Mensch: keiner ökologischen Situation besonders gut angepasst → beinahe unerschöpfliche Verhaltensmöglichkeiten, in jedem Ökosystem jeder Klimazone der Welt lebensfähig → gezielte Anpassung an wechselnde Problemlagen durch Einsatz des geistigen und praktischen Vermögens → Umwandlung der Umwelt zu seinen Zwecken Daniela Heine - Urbane Lebensstile

7 4. Der Mensch als „Mängelwesen“
Gehlen greift Ansatz auf und verbindet ihn mit Resultaten der neueren Ethnologie und Biologie bezeichnet Mensch als „Mängelwesen“ → durch natürliche Ausstattung nicht lebensfähig Wesensmerkmales des Menschen: aufrechter Gang, dadurch freiwerdendes Blickfeld und freier Einsatz der Hände keine Instinkte, dadurch Institutionen, Normen und Werte nötig um Sicherheit zu erlangen Zwischen Handlungsantrieb (Reiz) und Handlung selbst besteht eine Kluft = Hiatus Daniela Heine - Urbane Lebensstile

8 4. Der Mensch als „Mängelwesen“
Organische Unspezialisiertheit: keine Angriffs-, Schutz- und Fluchtorgane keine natürlichen Waffen (Bsp.: Klauen) Relativ schwach ausgeprägte Bewegungs- und Sinnesleistungen (Bsp.: Geruchssinn, Sehen in der Dunkelheit) kein schützendes Haarkleid → Mensch ist dem Tier von Natur aus unterlegen Daniela Heine - Urbane Lebensstile

9 4. Der Mensch als „Mängelwesen“
Organische Unfertigkeit: im Vergleich zum nächsten Verwandten (Affen) bei der Geburt noch auf embryonalem Entwicklungsstand stehengeblieben bestimmte Merkmale (Bsp.: Bau von Hand, Fuß und Becken, Unbehaartheit) treten bei anderen Primaten nur vorübergehend auf außerdem lange Jungperiode, Kinder auf Schutz und Versorgung angewiesen Daniela Heine - Urbane Lebensstile

10 4. Der Mensch als „Mängelwesen“
Instinktreduktion: im Gegensatz zum Tier komplizierte angeborene zweckmäßige Verhaltensschemata nur ansatzweise vorhanden Verhaltensweisen sind nicht wie beim Tier genau vorprogrammiert diese drei naturgegebenen Mängel werden vom Menschen in Überlebenschancen umgemünzt Daniela Heine - Urbane Lebensstile

11 4. Der Mensch als „Mängelwesen“
aufgrund seiner Unspezialisiertheit kann der Mensch seine Organe vielseitig verwenden (Bsp.: Hände) Fähigkeit muss aber erst entwickelt werden Mängel werden selbsttätig durch planendes und schöpferisches Handeln ausgeglichen dieses Handeln führt den Menschen aus seiner natürlichen Umwelt heraus, gestaltet sich eigene Umwelt und wird somit aktiver Gestalter der Kulturwelt Daniela Heine - Urbane Lebensstile

12 4. Der Mensch als „Mängelwesen“
da keine Instinkte vorhanden, muss er seine Triebe beherrschen lernen um sich als kulturelles Wesen zu verhalten kann dadurch auch Impulse im eigenen Körper und nicht nur in der Umwelt steuern Aufgrund der Instinktreduktion = Antriebskräfte für Handeln im Überschuss vorhanden zum Zweck der inneren und äußeren Kultivierung werden Kräfte über Lernvorgänge und Gesinnungen geregelt und in kulturelle Bahnen gelenkt Daniela Heine - Urbane Lebensstile

13 4. Der Mensch als „Mängelwesen“
besonders wichtig sind dabei Institutionen: Ehe, Familie, Kindergarten, Schule, … Rechts- und Staatsordnungen (Gesetze) Bräuche, Sitten, Religionen dienen als Ergänzung oder Verlängerung der lebenserhalten- den Funktionen des biologischen Lebewesens Mensch durch die eigene Weltoffenheit bedingte Belastung und Verunsicherung des Menschen wird gemindert Entlastungsfunktion = „großartigste Kultureigenschaft“ Gehlen: Alle Institutionen haben direkten Erfüllungswert für menschliche Bedürfnisse Daniela Heine - Urbane Lebensstile

14 5. Menschliche Bedürfnisse und Plastizität
Bedürfnis = subjektives Begehren; Gefühl eines Mangels verbunden mit dem Streben, dieses zu beseitigen verschiedene Grundbedürfnisse: Hunger, Durst, Sexualität oder Selbsterhaltungs- und Machtstreben Besonderheit beim Menschen: Aufschiebbarkeit der Bedürfnisbefriedigung gesellschaftliche Überformung (Vorlieben für Speisen /Mode) Beherrschung der Bedürfnisse durch den Willen Daniela Heine - Urbane Lebensstile

15 5. Menschliche Bedürfnisse und Plastizität
Hegel: Schaffung von Mitteln zur Bedürfnisbefriedigung durch Bearbeitung der Natur und Arbeitsteilung → System gegenseitiger Abhängigkeit, da jeder über seine eigenen Bedürfnisse hinaus, und somit auch für andere, Güter produziert → gesellschaftliche Bedürfnisse können erst über Austausch der Produkte in der Gesellschaft befriedigt werden gleichzeitig öffnet sich dadurch ein Freiraum für kulturelle Formung des menschlichen Verhaltens Daniela Heine - Urbane Lebensstile

16 5. Menschliche Bedürfnisse und Plastizität
Erlernen der verschiedenen Kulturweisen spielt sich hauptsächlich in langer Aufzuchtphase ab funktioniert durch das Zusammenspiel dreier Schlüsselbereiche der menschlichen Natur alle zeichnen sich durch ein Ausmaß an Flexibilität und Formbarkeit aus Bedürfnisse sind plastisch und wachsen entsprechend der Handlungen Daniela Heine - Urbane Lebensstile

17 5. Menschliche Bedürfnisse und Plastizität
Plastizität der Bedürfnisse: Voraussetzung ist Formbarkeit und Durchlässigkeit der menschlichen Bedürfnisse und Neigungen Mensch lernt in langwierigen Prozessen seine Bedürfnisse in praktikable Formen zu „gießen“ aber: nicht nur aktuelle Bedürfnislage treibt Mensch zum Handeln an sondern auch vorausschauende Wahrnehmungen Bedürfnisse schwanken in ihren Intensität (z.B. Hunger) werden in ihrer Erfüllung gehemmt um intelligentere und nachhaltigere Stillung zu ermöglichen auf Dauer lernt der Mensch seine Mittel besser kennen und handhaben Daniela Heine - Urbane Lebensstile

18 5. Menschliche Bedürfnisse und Plastizität
Erwerbsmotorik: menschliche Motorik nicht angeboren sondern entwickelt sich erst langsam im Säuglingsalter schafft sich dadurch nahezu grenzenloses Potential an Bewegungsmustern, das durch Routine gefestigt werden kann steht ähnlich wie Instinkthandlung beim Tier jederzeit zur Verfügung Möglichkeit zur Modifizierung und Erweiterung des eigenen Handlungsarsenals (Bsp.: spezifische Formung der menschlichen Hand = Vielzahl von Griffarten) Daniela Heine - Urbane Lebensstile

19 5. Menschliche Bedürfnisse und Plastizität
Wahrnehmungsmuster: Tiere: häufig stark auf ökologische Nische eingeschränktes Wahrnehmungsvermögen Mensch: lernt erst durch zunehmenden Umgang mit seiner Umwelt aus der „offenen Weltfülle“ Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden Dank seines Gedächtnisses ist ihm Begrenztheit des aktuell wahrgenommenen Ausschnittes bewusst Erweiterung durch Erfahrung Daniela Heine - Urbane Lebensstile

20 6. Weltoffenheit & Antriebsstruktur
aufgrund seiner biologischen Ausstattung = Aufgabe des Menschen die Mittel seiner Existenz durch aktives Handeln und zweckdienliche Umgestaltung seiner äußeren Welt selbst zu schaffen nur so ist Überleben möglich im Gegensatz zum tierischen Verhalten steht vor der menschlichen Handlung Reflexion dazu zwingt ihn der Hiatus zwischen Handlungsantrieb und Handlung Gehlen: Wesen des Menschen zeichnet sich durch Weltoffenheit aus Daniela Heine - Urbane Lebensstile

21 6. Weltoffenheit & Antriebsstruktur
Grundlagen: aus Tier-Mensch-Vergleich lassen sich typisch menschliche Eigenschaften herausfiltern = Mensch als „Mängelwesen“ Tier lebt, indem es auf nichtausblendbare Reize reagiert Mensch „führt“ sein Leben, nimmt Stellung zu sich selbst → reflektiert Erfahrungen und Handlungen und kann somit Handlungsabläufe durch freie Komposition seiner Bewegungen variieren und vergrößern tritt dadurch in Distanz zu sich selbst, seinen Trieben und den Objekten seiner Umwelt Daniela Heine - Urbane Lebensstile

22 6. Weltoffenheit & Antriebsstruktur
Mensch folgt keinem bestimmten Zweck sondern kann sich selbst Zwecke vorschreiben, diese kontrollieren und seinem Willen unterwerfen (Bsp.: Hunger) kann sich zu seinen Trieben negativ verhalten, sie ablehnen oder unterdrücken = Handlungen erfolgen nicht blind Grund: Mensch ist keinem konkreten Umweltausschnitt biologisch angepasst, potentiell überall lebensfähig Voraussetzung: Umwandlung der vorhandenen Umwelt ins Lebensdienliche richtet sich dafür Mechanismen zum Schutz vor Witterung und gefährlichen Tieren ein Daniela Heine - Urbane Lebensstile

23 6. Weltoffenheit & Antriebsstruktur
heimatloser Mensch muss sich mit seiner Umwelt bekannt machen und alles, was er zur Lebensführung braucht durch Planung und Verwendung von Hilfsmitteln erwerben Natur steht im nicht direkt zur Verfügung er muss sich vom „Jetzt“ abheben und seine Handlungen auf die Zukunft ausrichten seine Antriebe müssen sich auf Ziele beziehen um zu überleben, notwendig Bedürfnisse zu hemmen und aufzuschieben um Erreichung der Ziele logisch und rational zu planen Daniela Heine - Urbane Lebensstile

24 6. Weltoffenheit & Antriebsstruktur
aufgeschobene Bedürfnisse führen zu Hiatus zwischen Bedürfnis und Erfüllen Lücke wird durch Weltorientierung ausgefüllt, an der sich Handlung ausrichtet Mensch mit ständigem Antriebsüberschuss konfrontiert Medium zur Triebbeherrschung ist vom Mensch geschaffene Kultur ohne Kultur: Recht des Stärkeren Mensch ist also ein Kulturwesen, das nur in selbstgeschaffener Kultur lebensfähig ist Daniela Heine - Urbane Lebensstile

25 7. Kritik an Gehlen Handlung wird zum bloßen Instinktvollzug
stellt alle Menschen auf dieselbe Stufe kein Erkenntnisinteresse an der Wahrheit → bewusst nicht als Kriterium lebenspraktischen Handelns gewählt Handlung wird zum bloßen Instinktvollzug Gefahr der Verselbstständigung der Institutionen, deren Macht das Individuum erdrückt → Hang zum Nationalsozialismus wird hier deutlich Daniela Heine - Urbane Lebensstile

26 8. Bedeutung für das Wohnen
Mensch = aktiver Gestalter seiner Kulturwelt Häuser bauen und Wohnumfeld gestalten potentiell überall lebensfähig, aber Umgestaltung der Umwelt seinen Bedürfnissen entsprechend nötig Mechanismen zum Schutz vor Witterung und gefährlichen Tieren (Bsp.: Häuser, Zäune) um Menschen am Leben zu erhalten Altsteinzeit: Behausungen und Lagerstätten mit zum Teil schon senkrechten Wänden aus Stein oder Holz für mehrere Familien bauliche Mittel werden aus der Umwelt gewonnen Daniela Heine - Urbane Lebensstile

27 8. Bedeutung für das Wohnen
Menschen bauen also Häuser um sich vor der Natur zu schützen wichtig zum Bauen sind motorische Fähigkeiten (verschiedene Griffarten durch Form der Hand) → Erwerbsmotorik Verfeinerung der Technik durch Merk- und Lernprozesse indem sich Mensch für einen bestimmten Wohnstandort entscheiden, prägen sie den Charakter des gesamten Siedlungsgebietes Daniela Heine - Urbane Lebensstile

28 9. Quellen Endruweit, Günter & Trommsdorff, Gisela (2002): Wörterbuch der Soziologie. Lucius & Lucius, Stuttgart. Gehlen, Arnold (1986): Der Mensch. Seine Natur und Stellung in der Welt. Aula Verlag, Wiesbaden. Gehlen, Arnold (1983): Philosophische Anthropologie und Handlungslehre. Vittorio Klostermann, Frankfurt/Main. Gehlen, Arnold & Schelsky, Helmut (1964): Soziologie. Ein Lehr- und Handbuch zur modernen Gesellschaftskunde. Eugen Diederichs, Düsseldorf. Hagemann-White, Carol (1973): Legitimation als Anthropologie. Eine Kritik an der Philosophie Arnold Gehlens. Kohlhammer, Stuttgart. Jonas, Friedrich (1966): Die Institutionenlehre Arnold Gehlens. J.C.B. Moor, Tübingen. Prechtl, Peter (1983): Bedürfnisstruktur und Gesellschaft. Könighausen + Neumann, Würzburg. Daniela Heine - Urbane Lebensstile


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