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GRUNDZÜGE DER INDIVIDUALPSYCHOLOGIE Leben und Werk Alfred Adlers ( )

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Präsentation zum Thema: "GRUNDZÜGE DER INDIVIDUALPSYCHOLOGIE Leben und Werk Alfred Adlers ( )"—  Präsentation transkript:

1 GRUNDZÜGE DER INDIVIDUALPSYCHOLOGIE Leben und Werk Alfred Adlers (1870-1937)
Janina Horowitz Wien, 1926

2 Das Berufsleben Das Bildmaterial ist entnommen: Schiferer, H.R. (1995). Alfred Adler: Eine Bildbiographie. München: Ernst Reinhardt.

3 Das Geburtshaus Mit vier Jahren entdeckte Alfred seinen an Diphtherie erkrankten Bruder Rudolf beim Aufwachen tot neben sich im Bett liegend. Alfred Adler litt als Kind an vielen Erkrankungen: Er hatte Rachitis, Stimmbandkrämpfe und überlebte mit fünf Jahren eine Lungenentzündung nur knapp. Als Junge wuchs er in der Gemeinschaft der Gleichaltrigen in den Gassen Wiens und in den umgebenden Feldern und Auen auf. Die Familie ist ungarisch-jüdischer Herkunft. Alfred Adler wurde am 7. Febr in Rudolfsheim bei Wien geboren. Der Vater war kleiner Getreidekaufmann. Die Mutter erzog die drei Töchter und vier Söhne. Adler war nach dem später als Kaufmann erfolgreichen Bruder Sigmund der Zweitgeborene und Lieblingssohn des Vaters. Die Beziehung zur Mutter war, insbesondere nach der Geburt seines jüngeren Bruders Rudolf, weniger intensiv. Hoffman, E. (1987). Alfred Adler: Ein Leben für die Individualpsychologie. München: Ernst Reinhardt (Amerik. Original, 1994).

4 Die Schulzeit mit 15 Die Eltern hatten als Teil der jüdischen Mittelschicht die Erwartung, dass aus dem aufgeweckten Jungen ein gut situierter Rechtsanwalt oder Arzt werden sollte. Das letztere entsprach schon früh Alfreds Wünschen. Auf der Volksschule hatte er keine Leistungsprobleme und wurde in eines der besten Wiener Gymnasien aufgenommen. Ein Jahr jünger als seine Mitschüler hatte er dort einige Schwierigkeiten, vor allem in Mathematik, so dass der Vater mit einer Lehre drohte. Durch Erfolgerlebnisse in seinem schwächsten Fach gelang es Alfred durch besonderen Fleiß einer der besten Mathematiker seiner Schule zu werden. Die Gymnasialzeit war traditionell auf die alten Sprachen, Geschichte, Literatur-geschichte, Naturwissenschaften und Religion ausgerichtet. Das Verhalten der Lehrer war autoritär, so dass Alfred dort bis zu seinem 18. Lebensjahr als Kind behandelt wurde. Für Adler war die pädagogische Situation völlig unbefriedigend und blieb ihm so in Erinnerung.

5 Die Studienzeit Mit 25 Adler immatrikulierte sich mit 19 Jahren im Fach Medizin. Im Alter von 25 Jahren bestand er sein Doktorexamen. Nebenbei muss er viel Philosophie gehört haben. Gleichzeitig hatte Adler über eine linke Studentenverbindung Kontakte zu Austromarxisten*. * Der ab 1904 in Österrreich vor allem von Otto Bauer (daneben M. Adler, K. Renner und R. Hilferding) gegründete dritte Weg zwischen sozialdemo-kratischen Reformismus und Kommunismus: „Nicht die Köpfe einschlagen, die Köpfe gewinnnen!“. Erst sollte demokratisch die Macht gewonnen und dann die soziale Revolution (vor allem Betriebsdemokratie durch Sozialisierung) erfolgen. Die Chance zur Durchsetzung ergab sich nach 1919 im roten Wien. Die später angestrebte Universi-tätslaufbahn scheitert. 1912 beantragt Adler mit seinem Hauptwerk „Über den nervösen Charakter“ die Lehrbefugnis für Neurologie. Sie wurde ihm unter Hinweis auf seine fehlende klinische und universitäre Tätigkeit nach 3 Jahren formal korrekt versagt. Dies erfolge trotz prominenter Befürworter (Forel und Bleuler aus Zürich) sicher auf dem Hintergrund antisemitischer und antisozialistischer Einstel-lungen der Wiener Professoren.

6 Ausgewählte Werke Gesundheitsbuch für das Schneidergewerde von
Dr. Alfred Adler Berlin Carl Heymanns Velag 1898 Schneidergewerbe Organminderwertigkeit Nervöser Charakter Heilen und Bilden Menschenkenntnis Sinn des Lebens

7 Es handelt sich um eine Broschüre, die auf die gesundheitsschädlichen Arbeitsverhältnisse hinweist.
Adler vertritt darin einen sozial- und präventiv-medizinischen Standpunkt. Er fordert, dass man dem kostbaren Gut der Volksgesundheit mehr Aufmerksamkeit und Geldmittel zuwenden soll. Die erste Abhandlung

8 Ausgewählte Werke Studie über Minderwertigkeit von Organen
vonDr. Alfred Adler Berlin u. Wien Urban & Schwarzenberg 1907 Schneidergewerbe Organminderwertigkeit Nervöser Charakter Heilen und Bilden Menschenkenntnis Sinn des Lebens

9 Adlers frühester Baustein seines eigenständigen Theoriengebäudes.
Das erste Werk Adlers frühester Baustein seines eigenständigen Theoriengebäudes. Organminderwertigkeit bezieht sich auf unausgereifte oder beeinträchtigte Organe. Der Organismus strebt nach Kompensation im organischen oder im psychischen Überbau. Dabei kann es zur Überkompensation kommen.

10 Minderwertigkeitsgefühl
Das Minderwertigkeitsgefühl ist der erste von drei zentralen theoretischen Konstrukten der Individualpsychologie: „Menschsein heißt sich minderwertig fühlen.“ Es stellt einen wesentlichen Motor des Seelenlebens dar. Die Quellen liegen in der unzulänglichen Natur des Menschen (verlängerte Kindheit, fehlende natürliche Waffen, Wissen um die Vergänglichkeit), in Organminderwertigkeiten (Organfehler, Krankheiten, Kleinwuchs etc.), in der familiären Sozialisation (traumatische Erlebnisse, falsche Erziehung, Ehekonflikte, Geschwisterkonstellation, etc.) und in gesellschaftlicher Ungleichheit (Patriarchat, Klassen, Rassen- und Religionsvorurteile). Der Mensch strebt eine Kompensation an, die im Normalfall Ansporn zur produktiven Leistung ist. Wenn dies misslingt, entsteht der Minderwertigkeitskomplex als Kern psychischer Störungen. Ein Beispiel ist die zögernde Attitüde, d.h. ein Ausweichen vor den Lebensaufgaben (Arbeit, Liebe und Gemeinschaft), indem die eigenen Schwächen äußeren Mächten zugeschrieben werden und eine ständige Selbstbehinderung stattfindet. Bei allen Menschen kommt es zu Überkompensationen. Ein Beispiel ist der männliche Protest , d.h. eine übertriebene Männlichkeit als protesthafte Abwehr der als minderwertig angesehen Weiblichkeit. Mit dem Minderwertigkeitsgefühl ist zwangläufig das kompensatorische Streben nach Geltung, Macht und Überlegenheit verbunden. Die inhaltliche Darstellung des Werkes von Alfred Adler stützt sich schwerpunktmäßig auf den Sammelband: Kaminski, K. & Mackenthun, G. (Hrsg.). (1997). Individualpsychologie auf neuen Wegen: Grundbegriffe – Individual-psychologie als angewandte Ethik – Psychotherapie – Charakter-kunde. Würzburg: Königshausen & Neumann

11 Ausgewählte Werke Über den nervösen Charakter von Schneidergewerbe
Dr. Alfred Adler Wiesbaden Verlag von J. F. Bergmann 1912 Schneidergewerbe Organminderwertigkeit Nervöser Charakter Heilen und Bilden Menschenkenntnis Sinn des Lebens

12 Das erste Hauptwerk Aus dem kindlichen Minderwertigkeitsgefühl entspringt das Streben nach Macht, das im Gemeinschaftsgefühl seine Grenzen findet. Ein unbewusster Lebensplan zur Überwindung von Minderwertigkeiten und zur Erzielung sozialer Anerkennung bildet die Charaktermerkmale und neurotischen Störungen. Mit 40

13 Das Macht- und Geltungsstreben
Auf dem Hintergrund der Evolutionstheorien ging Adler ursprünglich von einem Aggressionstrieb als expansives Moment des Lebens aus (Der Aggressionstrieb im Leben und in der Neurose, 1908) Ein solcher Aggressionstrieb dient der Selbstbehauptung und Durchsetzung des Individuums. Das später durch Adler staattdessen konzipierte negative Macht- und Geltungsstreben stellt als neurotische Überkompensation einer Schwächesituation ein psychologisches Konstrukt dar. Die beiden sich bedingenden seelischen Entwicklungskräfte des Minderwertigkeitsgefühls und des Geltungsstrebens werden durch das Gemeinschaftsgefühl reguliert. Das zweite Kernkonstrukt der Individualpsychologie ist das mit dem Minderwertigkeitsgefühl verschwisterte Macht- und Geltungsstreben. Das negative Streben nach Einfluss und Beachtung tritt in vielfältigen Formen auf (Macht: Geldgier, Intrigen, Skrupellosigkeit; Geltung: Anführer, Aufschneider, Exzentriker). Dabei kann hinter einer unauffälligen Bescheidenheit (Askese, Unterwürfigkeit, Ängstlichkeit) auch Geltungsstreben stecken: „Wer sich selbst erniedrigt, will erhöht werden.“ (F. Nietzsche) Das Macht- und Geltungsstreben kann jedoch auch dem Wohle der Gemeinschaft in Kunst, Wissenschaft und Politik dienen.

14 Psychoanalyse vs. Individualpsychologie
Sigmund Freud ( ) Seit 1902 traf sich im Haus von Sigmund Freud die Mittwochsgesell-schaft, der Adler bis zum Bruch mit ihm im Jahr 1911 angehörte. Alfred Adler ( )

15 Unterschiede zur Psychoanalyse
Freud Adler Biologisches Wesen Soziales Wesen Menschen sind Opfer Menschen als Gestalter Objektivismus Subjektivismus Kausalität Finalität Partikularismus Holismus Nomothetisch Idiographisch Molekulare Analyse Molare Analyse Behavioral Kognitivistisch * * „Alles kann auch ganz anders sein.“ Ansbacher, H.L. & Anbacher, R.R. (1995). Alfred Adlers Individualpsychologie. München: Ernst Reinhardt.

16 Organminderwertigkeit
Ausgewählte Werke Menschenkenntnis von Dr. Alfred Adler Liepzig Verlag von S. Hirzel 1927 Schneidergewerbe Organminderwertigkeit Nervöser Charakter Heilen und Bilden Menschenkenntnis Sinn des Lebens

17 Der Text ist eine Mitschrift eines Hörers einer Reihe von Vorträgen Adlers an der Volkshochschule in Wien Die Vorträge dienten der Verbreitung des Wissens über die Struktur der Seele, ihre Entwicklung sowie charaktertypische Erlebnis- und Ausdruckformen. Das populärste Werk

18 Organminderwertigkeit
Ausgewählte Werke Der Sinn des Lebens von Dr. Alfred Adler Wien und Leipzig Verlag Dr. Rolf Passer 1933 Schneidergewerbe Organminderwertigkeit Nervöser Charakter Heilen und Bilden Menschenkenntnis Sinn des Lebens

19 Das Spätwerk Aus der kindlichen Minderwertigkeit entwickelt sich ein individueller Lebensplan zu deren Überwindung. Die Zielgerichtetheit der Lebensgestaltung äußert sich als allgemeines Streben nach Vollkommenheit. Das richtende Ziel ist die ideale Gemeinschaft aller Menschen. Mit 60

20 Das Gemeinschaftsgefühl
Es handelt sich um eine angeborene Möglichkeit, die durch Erziehung entfaltet werden muss, wobei die Mutter-Kind-Beziehung als Urmodell dient. Das Gemeinschaftsgefühl äußert sich in der menschlichen Sprache und Dialogfähigkeit, seiner Vernunft und Lernbereitschaft, dem Interesse an anderen Menschen und seiner Weltoffenheit, der Fähigkeit zur Identifikation, zum Verstehen und Geben sowie in einem humanistischen Werterleben. Alle seelischen Krankheiten resultieren aus Konflikten des einzelnen mit der Gemeinschaft. Die therapeutische Beziehung wird vom Gemeinschaftsgefühl getragen und strebt seine Verstärkung an, um eine bessere Bewältigung von Lebensaufgaben zu ermöglichen. Das dritte und umfassendste Konstrukt des Gemeinschaftsgefühls wurde unter dem Eindruck des 1. Weltkrieges zuerst in der Schrift „Bolschewismus und Seelenkunde“ 1918 eingeführt und in seinem Spätwerk weiterentwickelt. Es ist die wesentliche positive Kraft des Menschen, sein Interesse für die Gemeinschaft, seine Kooperationsfähigkeit und Entwicklungsbereitschaft gegenüber den schwierigen Anforderungen der Welt. Je stärker das Gemeinschaftsgefühl ausgeprägt ist, umso geringer ist die Bedeutung des Minderwertigkeitsgefühls und des Geltungsstrebens im Seelenleben.

21 Lebensstil und Charakter
Unter Charakter versteht Adler die feste und stete Eigenart eines Menschen, die mit seiner sozialen und moralischen Beschaffenheit zu tun hat. Es handelt sich um Verhaltensweisen und Denkmuster, die bei Belastungen für Sicherheit, Anerkennung und Überlegenheit sorgen. Sie werden in der frühen Kindheit erworben, sind affektgesteuert und haben als Medium das Mit- und Gegeneinander. Der Charakter ist die Machtlinie des Lebensstils: Verschiedenste Charaktertypen sind Resultat von drei Reaktionsmustern auf soziale Anforderungen: Die dominierend-aktive, Anerkennung fordernde (aggressive Affekte), die anlehnende, Schwäche einsetzende (Angst und Trauer) und die distanzierende, auf Rückzug setzende (Verschlossenheit, passive Aggressivität) Machterhaltungsstrategie. Lebensstil und Charakter sind zwei wichtige Grundbegriffe der Individualpsychologie. Während der Lebensstil die schöpferische Eigenart des Individuum erfasst, bezieht sich Charakter auf das Sicherungssystem bei Belastungen. Der Lebensstil drückt die Einmaligkeit, Ganzheit und Zielstrebigkeit einer Lebensführung aus. Vergleichbar mit einer Melodie in der Musik oder dem Kunststil einer Epoche. Der Mensch muss sein Selbst im Prozess des Hineinwachsens in die Kultur ausbilden. Dies geschieht in Auseinandersetzung mit den Lebensaufgaben Arbeit, Liebe und Gemeinschaft. Der Lebensstil lässt sich anhand der Taten eines zugelegten Lebenslaufes und der zwischenmenschlichen Beziehungsbildung verstehen.

22 Das Familienleben

23 Raissa Timofejevna Epstein
Raissa Timofejevna Epstein entstammt einer wohlhabenden jüdischen Familie aus Smolensk. Sie musste zum Studium in die Schweiz und nach Wien gehen, wo sie jedoch als Frau das Studium nicht mit Promotion abschließen durfte. Sie war engagierte Feministin und Sozialistin und dabei radikaler als Alfred Adler.

24 Raissa Adler und ihre Kinder
Die Heirat mit Alfred Adler erfolgte am 23.Dez.1897 in Rußland. Raissa war bereits mit ihrer ältesten Tochter Valentine Dina schwanger. Diese später promovierte Volkswirtin ist im stalinistischen Rußland verschollen. Die zweitälteste Tochter Alexandria und der Sohn Kurt sind Psychotherapeuten in New York. Die dritte Tochter Nelly war zeitweise Schauspielerin.

25 Ausgewählte Werke Heilen und Bilden Herausgegeben von Schneidergewerbe
Alfred Adler und Carl Furtmüller München Verlag von J. F. Bermann 1914 Schneidergewerbe Organminderwertigkeit Nervöser Charakter Heilen und Bilden Menschenkenntnis Sinn des Lebens

26 Pädagogik und Psychotherapie
In dem Sammelband wird die Erziehungskunst für Ärzte und Pädagogen dargestellt. Adler vertritt eine antiautoritäre (gewaltfreie) Erziehung. Die Erziehung soll ermutigen, um die Selbstachtung zu entfalten und Machtansprüche einzuschränken. Er widerspricht den vorherrschenden Vorurteilen über den kindlichen „Hang zum Bösen“. Die sozialen Antriebe des Kindes sind seine stärksten Motivationen. Das Zärtlichkeitsbedürfnis des Kindes ist bei richtiger Erziehung die Grundlage für das Gemeinschaftsgefühl. Adler sah hinter allen neurotischen und devianten Entwicklungen eine erzieherische Tragödie. Er propagierte unermüdlich die psychohygienische Neurosenprohylaxe: Vorbeugen ist besser als Heilen war sein vorrangiges Prinzip.

27 Das „rote Wien“ Nach dem Zusammenbruch des Kaiserreiches gab es in den 20er Jahren eine sozialistische Mehrheit in der Stadt Wien. Es erfolgte eine grundlegende Reform des Bildungswesens. Dabei spielte Adler eine aktive Rolle. Alfred Adler hält aufklärerische Vorlesungen in der Volkshochschule, bildet Lehrer aus und gründet die ersten Erziehungsberatungsstellen. Auf der Grundlage der Individualpsychologie führt er Erziehungsberatungen vor Publikum durch. Frei, A.G. (1984). Rotes Wien: Austromarxismus und Arbeiterkultur: Sozialdemokratische Wohnungs- und Kommunalpolitik 1919 – Wien: DVK.

28 Therapeutischer Prozess
In der therapeutischen Beziehung zeigt sich die menschliche Besonderheit der Kooperation und gegenseitigen Hilfe (Verstehen und Verständigung). Die Missverständnisse im Leben und Widerstände in der Therapie lassen sich durch Verbesserung der Empathiefähigkeit auflösen. Das Ziel ist die Stärkung des Gemeinschaftsgefühls als kooperative und hilfreiche Mitmenschlichkeit. Das Therapiesetting ist durch Dialog, Wärme, intuitives Verstehen und Helfen bestimmt. Der Therapieprozess besteht aus dem entlastenden Bericht (Katharsis), der Aufarbeitung des in der therapeutischen Beziehung aktualisierten neurotischen Lebensstils (Charakteranalyse) und der Entfaltung eines wertbestimmten Lebenssinnes (Selbstentwicklung). Im Gegensatz zu Freud werden die Begriffe der Verdrängung, des Widerstandes und des Unbewussten weiter gefasst und anders benannt. Das Aufnehmen des sinnlich oder gedanklich Gegebenen ins Bewusstsein ist immer mehr oder minder verzerrt, um den bedrohten Selbstwert zu schützen (tendenziöse Apperzeption). Der Hauptmechanismus ist die Entwertung (Entwertungstendenz), ein Gefühl des Zuwiderseins, das sich in vielfältigen herabsetzenden Verhaltensweisen (Spott, Tadel, Streit, Rechthaberei etc.) äussert. Der neurotische Mensch verdrängt dabei die ihm gestellten Lebensaufgaben (Arbeit, Liebe, Gemeinschaft). Dies bildet den nicht-begrifflichen, nicht-sprachlichen Teil unseres Bewusstseins, der dem Verstehen entzogen ist (Unverstandenes).

29 Klinisches Strukturmodell
Kompetenzachse (ohnmächtig vs. mächtig) Im Mittelkreis: Konflikthafte Lebensstile Im Innenkreis: Bewegliche Lebensstile Im Aussenkreis: Eingeengte Lebensstile A R Unabhängig- keitsachse (aufopfernd vs. rücksichtslos) Z D Zugehörig- keitsachse (zurückgezogen vs. distanzlos) Jensch, M. & von Wolmar, R.W. (1989). Individualpsychologische Beratung in Problem-gruppen. Beiträge zur Individualpsychologie, Heft 11, , Müchen: Ernst Reinhardt

30 Kompetenzachse (ohnmächtig und mächtig)
R O den anderen zwingen den anderen bestimmen auf den anderen Einfluß nehmen

31 Klinisches Strukturmodell
Es gibt Prototypen von eingeengten Lebensstilen Als Beispiel der Märtyrer: „Ich habe recht, Ihr seid schuld!“ M (mächtig) – Z (zurückgezogen) – A (aufopfernd) M O Kompetenzachse (ohnmächtig vs. mächtig) Z D Zugehörig- keitsachse (zurückgezogen vs. distanzlos) A R Unabhängig- (aufopfernd vs. rücksichtslos) Im Innenkreis: Bewegliche Lebensstile Im Mittelkreis: Konflikthafte Im Aussenkreis: Eingeengte Lebensstile

32 Fiktion als kognitives Schema
Alfred Adlers Psychologie ist subjektivistisch. Das innere Steuerungsprinzip wird mit den gleichbedeutenden Begriffen „fiktives Endziel“ oder „leitende Fiktion“ beschrieben (Der heutige Begriff Kognition wurde von ihm nicht verwandt). Der Fiktionsbegriff erfasst die Zukunftsorientierung und die Subjektivität der Erfahrungswelt des Individuums sowie die Tatsache, dass seine angestrebten Ziele ihm nicht bewusst (unverstanden) sind. Der neurotisch gestörte Mensch ist in seiner fiktiven Welt und einem entsprechend starren Lebensstil gefangen. Brunner, R. & Titze, M. (Hrsg.). (1995). Wörterbuch der Individualpsychologie. München: Ernst Reinhardt.

33 Kognitive Verhaltenstherapie
Pläne der Person bewußte und unbewußte Regeln Ziele und Zielhierarchien Selbstbild, Weltbild, Überlebensstrategien Wertesystem Auslöser Verhalten Konsequenz K. Schuster: Abenteuer Verhaltenstherapie. München: dtv, 1999.

34 Exil Greencard vom G Ab 1927 hält Adler Vorlesungen in den U.S.A erfolgt die Übersiedlung nach New York. Seine Bücher kommen 1933 auf die „Liste der verbotenen Bücher“.1935 folgen ihm Raissa, Alexandra und Kurt. Ab 1939 erhält er die Lehrbefugnis für die Columbia University.

35 Geschwisterkonstellation und wissenschaftliche Innovationen
„Die meisten Innovationen im Bereich der Wissenschaft, vor allem die radikalen, sind von Spätgeborenen ausgelöst und befürwortet worden. Dagegen neigen Erstgeborene dazu, innovative Ideen zurückzuweisen besonders wenn sie dazu angetan sind, lange akzeptierte Prinzipien umzustoßen.“ Sulloway, F.J. (1999). Der Rebell der Familie. Berlin: Siedler.

36 Akzeptanz wiss. Innovationen und Geburtenfolge
Kopernikus (früh) Kopernikus (spät) Evolution Hutton Darwin Harvey Bacon & Descartes Newton Lavoisier Vereisung Lyell Freud (früh) Quantenhypothese Einstein (früh) Einstein (spät) Quantenmechanik Kontinentalverschiebung Präformation Epigenese Phrenologie Kontroverse ü. das Devon Semmelweis Lister Freud (spät) Mesmerismus Vitalismus Idealistische Taxonomie Spiritualismus Urkeim-Theorie Eugenik von Erstgeborenen vorangetrieben von Spätgeborenen vorangetrieben Relative Wahrscheinlichkeit der Unterstützung Weltanschaulich radikale Revolutionen Technische Kontroverse Innovationen Konservative Theorien

37 Das Berufs- und Familienleben

38 Die letzten Lebensjahre
Raissa und Alfred 1936 Alfred Adler starb am 28. Mai 1937 auf einem Spaziergang während einer Vortragsreise in Aberdeen/Schottland an Herzversagen. Seine Frau überlebte ihn um mehr als zwei Jahrzehnte. Eine Schwester wurde im Konzentrationslager ermordet. Mit Alexandra u. Kurt 1935

39 Die Weltanschauung Der Mensch ist aus der Evolution als soziales Lebewesen hervorgegangen. Menschsein heißt auch, sich unzulänglich und minderwertig fühlen. Komplikationen resultieren aus falschen Kompensationen von Minderwertigkeitsgefühlen. Die einzig richtige Kompensation ist Solidarität und produktive Zusammenarbeit. Der Charakter ist die soziale (nicht angeborene) Reaktion des Kindes auf seine Umgebung. Sexualität ist biol. Bedürfnis (nicht Haupttrieb) und Bezogenheit auf das andere Geschlecht. Seelisches hat Ursachen, wichtiger sind jedoch gewählte Ziele und Werte. Psychotherapie ist ein Prozess der Aufklärung, Erkenntnis und inneren Wandlung. Gesellschaftliche Missstände sind nicht natürlicher Art, sondern historische Altlasten. Der inspirierte Mensch ist bestrebt, die Zustände auf er Erde zu verbessern. Sexualität ist biologisches Bedürfnis (nicht Haupttrieb) und Bezogenheit auf das andere Geschlecht. Seelisches hat Ursachen, wichtiger sind jedoch gewählte Ziele und Werte. Psychotherapie ist ein Prozess der Aufklärung, Erkenntnis und der inneren Wandlung. Gesellschaftliche Missstände sind nicht natürlicher Art, sondern historische Altlasten. Der Charakter ist die soziale (nicht angeborene) Reaktion des Kindes auf seine Umgebung. Die einzig richtige Kompensation ist Solidarität und produktive Zusammenarbeit. Komplikationen resultieren aus falschen Kompensationen von Minderwertigkeitsgefühlen. Der Mensch ist aus der Evolution als soziales Lebewesen hervorgegangen. Menschsein heißt auch, sich unzulänglich und minderwertig zu fühlen. Von Menschen, die Alfred Adler persönlich kannten, wurde eine warmherzige, gefühlsstarke Ausstrahlung und Schlichtheit in Auftreten, Kleidung und Sprache beschrieben. Die geistige Grundhaltung Adlers ist durch seinen humanistischen Sozialismus, entschiedenen Pazifismus und Atheismus geprägt. Sein Gedankengebäude eröffnete eine socio-teleo-analytische Perspektive der normalen und pathologischen Psyche, indem der Mensch als Teil einer größeren sozialen Gemeinschaft und als zukunftgerichtetes, zielstrebiges Individuum, mit vielfältigen unverstandenen Teilen des Bewusstseins begriffen wird. Neiß, R. (1997). Die weltanschaulichen Aspekte in der Lehre von Alfred Adler. In K. Kaminski & G. Mackenthun (Hrsg.): Individualpsychologie auf neuen Wegen (S ). Würzburg: Königshausen & Neumann.

40 Literaturhinweise

41 Literaturhinweise

42 Literaturhinweise Herausgegeben von der Deutschen Gesellschaft für Individualpsychologie

43 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit (www.joerg-petry.de)


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