Wie verlässlich ist die offizielle Impfschadensstatistik ?

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Anzahl der ausgefüllten und eingesandten Fragebögen: 211
Advertisements

Bedeutung des demografischen Wandels für die Arbeitswelt
Mathematik hat Geschichte
Vorlesung: 1 Betriebliche Informationssysteme 2003 Prof. Dr. G. Hellberg Studiengang Informatik FHDW Vorlesung: Betriebliche Informationssysteme Teil3.
Telefonnummer.
CPCP Institute of Clinical Pharmacology AGAH Annual Meeting, 29. Februar 2004, Berlin, Praktischer Umgang mit den Genehmigungsanträgen gemäß 12. AMG Novelle.
Modelle und Methoden der Linearen und Nichtlinearen Optimierung (Ausgewählte Methoden und Fallstudien) U N I V E R S I T Ä T H A M B U R G November 2012.
Modelle und Methoden der Linearen und Nichtlinearen Optimierung (Ausgewählte Methoden und Fallstudien) U N I V E R S I T Ä T H A M B U R G November 2011.
Modelle und Methoden der Linearen und Nichtlinearen Optimierung (Ausgewählte Methoden und Fallstudien) U N I V E R S I T Ä T H A M B U R G November 2011.
Workshop zur Medienarbeit der katholischen Kirche Aspekte des Religionsmonitors Berlin, 02. April 2008.
1 JIM-Studie 2010 Jugend, Information, (Multi-)Media Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK) Landeszentrale für Medien und Kommunikation.
Scratch Der Einstieg in das Programmieren. Scatch: Entwicklungsumgebung Prof. Dr. Haftendorn, Leuphana Universität Lüneburg,
Vorlesung: 1 Betriebliche Informationssysteme 2003 Prof. Dr. G. Hellberg Studiengang Informatik FHDW Vorlesung: Betriebliche Informationssysteme Teil2.
Prof. Dr. Bernhard Wasmayr
Studienverlauf im Ausländerstudium
Der Spendenmarkt in Deutschland
Der Spendenmarkt in Deutschland
LS 2 / Informatik Datenstrukturen, Algorithmen und Programmierung 2 (DAP2)
Prof. Dr. Bernhard Wasmayr VWL 2. Semester
Marga Lang-Welzenbach
Impfungen und Operieren
Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Übersicht über die Lehrveranstaltung Grundlegende Bestimmungsfaktoren der Praxis.
20:00.
WIRTSCHAFTSLAGE NOCH SCHWIERIG
[ 1 "People say climate change is something for our kids to worry about. No. It's now. Dr. A. Carroll, Victoria/Kanada.
DART Deutsche Antibiotika-Resistenzstrategie
Leistungsbeschreibung Brückenplanung RVS RVS
Hans-Jürgen Brummer Leiter DSiE Service Checks Auswertung 3.Quartal Servicetelefonie - München, den 13. August 2013.
Das Multifacetten-Korrekturverfahren beim DSD. Fehleranfälligkeit bei Leistungsbeurteilungen.
CHART 1 Ergebnisse in Prozent Dokumentation der Umfrage BR P4.T: n=1000 Telefonische CATI - Interviews repräsentativ für die oberösterreichische.
ExpertAdmin ® ist eine eingetragene Marke der Inforis AG, Zürich. Das ExpertAdmin Bewertungssystem und die ExpertAdmin Software sind urheberrechtlich geschützt.
7 b2 Ursachen und Behandlung Lernen am „Erfolg“
Nur die Zwiebeln erleben echte Frauentränen.
Gesetzliche Änderungen und deren Folgen auf den Finanzplan der Gemeinde Brigitte Leiser Stellvertretende Vorsteherin Amt für Gemeinden Seminar FGV – 11.
Überschuldet – was nun? Schuldner
Betriebliche Aufgaben effizient erfüllen
Eine Einführung in die CD-ROM
Internationale Justiz
Institut für den Donauraum und Mitteleuropa Europa erweitern UND vertiefen DI Karl G. Doutlik Vertretung der Europäischen Kommission 24.März 2003.
Kundenorientierung und Marktforschung
Vergleich PPT 2002 / 2003 zu PPT 2007 Zunächst erscheint PPT 2002 / 03 - durch klicken auf kann dann der Vergleich zur Version 2007 aufgerufen werden.
Die folgenden Gleichungen wurden über die Grundmenge R gelöst. HAYAL ÖZ.
Solikamsker pädagogisches College von Ramenskij
UNIV.-KLINIK FÜR BLUTGRUPPENSEROLOGIE UND TRANSFUSIONSMEDIZIN, GRAZ UNIV.-KLINIK FÜR BLUTGRUPPENSEROLOGIE UND TRANSFUSIONSMEDIZIN, GRAZ RICHTLINIE 2002/98/EG.
für Weihnachten oder als Tischdekoration für das ganze Jahr
Welches Bundesland ist am grö β ten? A. Sachsen B. Bayern C. Hessen 2.
Syntaxanalyse Bottom-Up und LR(0)
Betriebsrätekonferenz der IG Metall - Friedrichshafen Prof. Dr. Ernst Kistler INIFES.
NEU! 1 2. Wo kommt diese Art von Rezeptor im Körper vor?
Bauordnungs- und Bauplanungsrecht
PROCAM Score Alter (Jahre)
Ertragsteuern, 5. Auflage Christiana Djanani, Gernot Brähler, Christian Lösel, Andreas Krenzin © UVK Verlagsgesellschaft mbH, Konstanz und München 2012.
MINDREADER Ein magisch - interaktives Erlebnis mit ENZO PAOLO
1 (C)2006, Hermann Knoll, HTW Chur, FHO Quadratische Reste Definitionen: Quadratischer Rest Quadratwurzel Anwendungen.
Evaluation des Zweiten Betreuungsrechtsänderungsgesetzes (2. BtÄndG)
Basisdokumentation Erhebungszeitraum Rehabilitationsträger Zuweiser
Schutzvermerk nach DIN 34 beachten 20/05/14 Seite 1 Grundlagen XSoft Lösung :Logische Grundschaltung IEC-Grundlagen und logische Verknüpfungen.
Folie Beispiel für eine Einzelauswertung der Gemeindedaten (fiktive Daten)
1 Albert-Ludwigs-Universität Freiburg Rechnernetze und Telematik Prof. Dr. Christian Schindelhauer Informatik III Christian Schindelhauer Wintersemester.
Ertragsteuern, 5. Auflage Christiana Djanani, Gernot Brähler, Christian Lösel, Andreas Krenzin © UVK Verlagsgesellschaft mbH, Konstanz und München 2012.
Euro Bundeswertpapiere
1 IdeenSet Sonnensystem Ideenset Wann können Sonnenfinsternisse stattfinden? Erich Laager / 2014.
3. Fachtagung im Projekt Pflegebegleiter am 24. November in Bad Honnef Projekt Pflegebegleiter 3. Fachtagung Ein Projekt fasst Fuß KURZVERSION DER PRÄSENTATION.
Es war einmal ein Haus
Folie Einzelauswertung der Gemeindedaten
Datum:17. Dezember 2014 Thema:IFRS Update zum Jahresende – die Neuerungen im Überblick Referent:Eberhard Grötzner, EMA ® Anlass:12. Arbeitskreis Internationale.
1 10 pt 15 pt 20 pt 25 pt 5 pt 10 pt 15 pt 20 pt 25 pt 5 pt 10 pt 15 pt 20 pt 25 pt 5 pt 10 pt 15 pt 20 pt 25 pt 5 pt 10 pt 15 pt 20 pt 25 pt 5 pt Wie.
1 Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest KIM-Studie 2014 Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK) Landeszentrale für Medien und Kommunikation.
Monatsbericht Ausgleichsenergiemarkt Gas – Oktober
Prof. Dr. med. Hans G. Schlack, Bonn
 Präsentation transkript:

Wie verlässlich ist die offizielle Impfschadensstatistik ? 3. Stuttgarter Impfsymposion, 12. März 2005 Dr. med Klaus Hartmann

Paul-Ehrlich-Institut (PEI) Robert-Koch-Institut (RKI) Beteiligte Behörden Paul-Ehrlich-Institut (PEI) Robert-Koch-Institut (RKI) Bundesministerium für Gesundheit Oberste Landesgesundheitsämter Versorgungsämter Gesundheitsämter Arzneimittelkommission der Ärzteschaft

Meldewege in Deutschland IfSG Arzt Gesundheitsamt

Unerwünschte Arzneimittelwirkung (UAW) Unerwünschtes Ereignis Wichtige Begriffe Impfschaden Impfreaktion Impfkomplikation Unerwünschte Arzneimittelwirkung (UAW) Unerwünschtes Ereignis

Wichtige Begriffe Impfschaden: Antrag beim Versorgungsamt §60 Infektionsschutzgesetz IfSG : Wer durch eine Schutzimpfung oder durch eine andere Maßnahme der spezifischen Prophylaxe, die 1. von einer zuständigen Landesbehörde öffentlich empfohlen und in ihrem  Bereich vorgenommen wurde, 2. auf Grund dieses Gesetzes angeordnet wurde, 3. gesetzlich vorgeschrieben war oder 4. auf Grund der Verordnungen zur Ausführung der Internationalen  Gesundheitsvorschriften durchgeführt worden ist,eine gesundheitliche Schädigung erlitten hat, erhält nach der Schutzimpfung wegen des Impfschadens im Sinne des § 2 Nr. 11 oder in dessen entsprechender Anwendung bei einer anderen Maßnahme wegen der gesundheitlichen und wirtschaftlichen Folgen der Schädigung auf Antrag Versorgung in entsprechender Anwendung der Vorschriften des Bundesversorgungsgesetzes.

Lokalreaktion für 1-3 Tage mit Rötung,Schwellung und Schmerzen Wichtige Begriffe Impfreaktion Lokalreaktion für 1-3 Tage mit Rötung,Schwellung und Schmerzen Systemische Reaktion mit Fieber bis 39,5°C, Kopf-und Gliederschmerz, Mattigkeit, Übelkeit, Unruhe, regionale Lymphknotenschwellung „Impfkrankheit“ bei Lebendimpfungen

Alles was über die „Impfreaktion“ hinausgeht Wichtige Begriffe Impfkomplikation Alles was über die „Impfreaktion“ hinausgeht (Art, Dauer, Intensität) Hier gilt die Meldepflicht nach § 6Abs.1, Nr.3 IfSG

Unerwünschte Arzneimittelwirkung (UAW) (oder Nebenwirkung) Wichtige Begriffe Unerwünschte Arzneimittelwirkung (UAW) (oder Nebenwirkung) Nach § 29 (zukünftig § 63 b) Arzneimittelgesetz (AMG) sind schwerwiegende Fälle, die dem Hersteller mitgeteilt werden, innerhalb von 15 Tage der zuständigen Bundesoberbehörde zu melden. Eine UAW-Verdachtsfallmeldung impliziert einen möglichen kausalen Zusammenhang

Wichtige Begriffe Schwerwiegend ist eine „Unerwünschte Arzneimittelwirkung (UAW)“ wenn sie : tödlich oder lebensbedrohlich ist eine stationäre Behandlung erfordert zu bleibenden Schäden führt eine kongenitale Anomalie bedingt

Unerwünschtes Ereignis Wichtige Begriffe Unerwünschtes Ereignis Begriff aus klinischen Studien ohne implizierten kausalen Zusammenhang Nur schwerwiegende und nach Studienprotokoll unerwartete Ereignisse sind bei vermutetem Kausalzusammenhang meldepflichtig

Wie entstehen nun offizielle Statistiken ? Unerwünschte Ereignisse Impfschaden Impfreaktion ? UAW Impfkomplikation Unerwünschte Ereignisse

Impfschadensregister Das Impfschadensregister des BGA (Publikation von Prof. Zastrow, Bundesgesundheitsblatt 12 / 93, S. 516-519) Für den Zeitraum 1976 bis 1990 wurden von den Versorgungsverwaltungen der Bundesländer alle Antragstellungen an das Bundesgesundheitsamt (BGA) gemeldet und dort zum Impfschadensregister zusammengefasst.

Impfschadensregister Das Impfschadensregister des BGA (Publikation von Prof. Zastrow, Bundesgesundheitsblatt 12 / 93, S. 516-519) Für den Zeitraum 1976 bis 1990: 4569 Anträge wurden gestellt (durchschnittlich 305 Anträge pro Jahr) 1139 Anerkennungen (24,9 %) 1947 Ablehnungen (42,6 %) 1483 noch nicht entschieden (32,5%)

Impfschadensregister ....Betrachtet man die doch erheblichen Zahlen dieser Verfahren, so erscheint es doch wünschenswert, ganz besonders schwer zu entscheidende Fälle durch ein Gremium von Spezialisten, die auf diesem Gebiet vielfältige Erfahrungen und Kenntnisse besitzen, endgültig beurteilen zu lassen. (Zastrow, 12 /93)

Impfschadensregister ....Es bleibt zu hoffen, daß das Fehlen früheren Anerkennungen als Impfschaden nicht dazu beiträgt, Ablehnungen auszusprechen. Damit könnte möglicherweise ein fataler Kreislauf in Gang gebracht werden... (Zastrow, 12 /93)

Impfschadensregister Anerkannte Impfschäden in der Bundesrepublik Deutschland 1990 -1999 (Meyer, Keller-Stanislawski, Schnitzler) RKI, PEI, BfG Bundesgesundheitsblatt 45 / 2002, Seite 364-370

Impfschadensregister „Anerkannte Impfschäden in der Bundesrepublik Deutschland 1990 -1999“ 2543 Antragsstellungen 389 Anerkennungen (15,2%) Davon 148 (38 %) nach Pockenimpfung ! 2154 Ablehnungen / „offene Verfahren“ (84,8%)

Impfschadensregister ....“Ohne eine stabile Bezugsgröße (Zähler: geimpfte Personen, verimpfte Dosen) und eine Differenzierung nach Impfstoffen kann eine valide Bewertung der vorliegenden Daten nicht vorgenommen werden“...... Anerkannte Impfschäden in der Bundesrepublik Deutschland 1990 -1999 (Meyer, Keller-Stanislawski, Schnitzler) RKI, PEI, BfG Bundesgesundheitsblatt 45 / 2002, Seite 364-370

Impfkomplikationen / Nebenwirkungen Verdachtsfälle von Impfkomplikationen nach dem Infektionsschutzgesetz und Verdachtsfälle von Nebenwirkungen nach dem Arzneimittelgesetz vom 1.1.2001 bis zum 31.12.2003 (Keller-Stanislawski, Meyer, Heuß) PEI, RKI Bundesgesundheitsblatt 47 / 2004, Seite 1151-1164

Impfkomplikationen / Nebenwirkungen Gesamtzahl der Fallmeldungen : 3329 Davon nach IfSG : 941 (28,3%) „Andere Meldequellen“ : 2388 (71,7%) meint  Hersteller (Keller-Stanislawski, Meyer, Heuß) PEI, RKI Bundesgesundheitsblatt 47 / 2004, Seite 1151-1164

Impfkomplikationen / Nebenwirkungen Der Zusammenhang zwischen Impfung und der mutmaßlichen Impfreaktion wurde vom PEI (alle Meldungen) bei 0,2 % als „gesichert“ 33,7 % als „wahrscheinlich“ 30,3 % als „möglich“ 8,8 % als unwahrscheinlich (13,3% Bewertung nicht möglich, 13,5% Daten noch unvollständig) (Keller-Stanislawski, Meyer, Heuß) PEI, RKI, Bundesgesundheitsblatt 47 / 2004, Seite 1151-1164

Impfkomplikationen / Nebenwirkungen Der Zusammenhang zwischen Impfung und der mutmaßlichen Impfreaktion wurde vom PEI für IfSG-Meldungen bei 0,2 % als „gesichert“ 41,9 % als „wahrscheinlich“ 27,5 % als „möglich“ 6,6 % als unwahrscheinlich (11,9% Bewertung nicht möglich, 11,8% Daten noch unvollständig) (Keller-Stanislawski, Meyer, Heuß) PEI, RKI, Bundesgesundheitsblatt 47 / 2004, Seite 1153

Impfkomplikationen / Nebenwirkungen  „In der Mehrzahl der dem PEI gemeldeten Verdachtsfälle wurde der Kausalzusammenhang zwischen Impfung und Erkrankung als unwahrscheinlich bewertet “.....(8,8 % ☺) (Keller-Stanislawski, Meyer, Heuß) PEI, RKI, Bundesgesundheitsblatt 47 / 2004, Seite 1156

Impfkomplikationen / Nebenwirkungen

Impfkomplikationen / Nebenwirkungen

Impfkomplikationen / Nebenwirkungen

Impfkomplikationen / Nebenwirkungen

Impfkomplikationen / Nebenwirkungen

Impfkomplikationen / Nebenwirkungen  „Die im Infektionsschutzgesetz verankerte Meldepflicht von Verdachtsfällen einer Impfkomplikation ist noch immer nicht allen Ärzten bekannt“.... (Keller-Stanislawski, Meyer, Heuß) PEI, RKI, Bundesgesundheitsblatt 47 / 2004, Seite 1156

Impfkomplikationen / Nebenwirkungen  Die weitaus größte Anzahl von weltweit beobachteten Verdachtsfällen von Impfkomplikationen taucht in keiner Statistik auf, sondern nur in den sog. „Periodic Safety Update Reports“ der Hersteller. Diese werden den Behörden vorgelegt, nicht aber veröffentlicht. Hier sind auch Verkaufszahlen genannt.

Unerwünschte Ereignisse aus klinischen Studien Klinische Studien sind von den Behörden genehmigte Versuche am Menschen, deren Ergebnisse bislang Eigentum des Sponsors sind. Es gibt keine Verpflichtung zur Veröffentlichung der Sicherheitsdaten. Sog. SUSARS sind innerhalb von 7 bzw. 15 Tagen meldepflichtig (Sponsor an Behörde).

Einzelfallbegutachtung Fragestellung: Besteht ein ursächlicher Zusammenhang zwischen der bei K. durchgeführten DT und Polio-Impfung und der in der Folge aufgetretenen neurologischen Störung (West- Syndrom) ?