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Vorlesungsgliederung Die Orientierungsaufgabe Wissensmanagement Unterscheidung von Information und Wissen Entstehung von individuellem Wissen Explizites und implizites Wissen Was ist organisatorisches Wissen? Die Entstehung von organisationalem Wissen Effektivität, Bewältigung von Mehrdeutigkeit und Unsicherheit Folgerungen für die Organisatorische Gestaltungsaufgabe Entscheidungsverfahren Zwei idealtypische Strategien für das Wissensmanagement

Die Orientierungsaufgabe Ziele der Orientierungsaufgabe der Organisation Wissensgenerierung, Wissenstransfer und Wissensspeicherung (Wissensmanagement) Effektivität, Bewältigung von Mehrdeutigkeit und Unsicherheit

Unterscheidung von Information und Wissen Wissensmanagement Unterscheidung von Information und Wissen Wissen Vernetzung Informationen Kontext Daten Zeichen Zeichenvorrat Begriffshierarchie mit Beziehungen zwischen den Ebenen Quelle: Rehäuser, J. & Krcmar, H. 1996. Wissensmanagement im Unternehmen. In G. Schreyögg & P. Conrad (Eds.), Managementforschung 6: Wissensmanagement: 1-40. Berlin, hier S. 6

Informationen Wissen sind ein Fluss von zweckorientierten Nachrichten bestehen aus dem Grundbaustein Daten bedeuten „know-what“ können wie andere Güter gehandelt werden Wissen bedeutet „know-why“ entsteht nicht durch eine Anhäufung vieler Informationen, sondern wird auf dem Hintergrund von bereits vorhandenem Vorwissen und Erfahrungen interpretiert beruht auf der Zuschreibung einer Bedeutung

Entstehung von individuellem Wissen Piaget: Assimilation und Akkomodation Assimilation = Individuen interpretieren Informationen auf dem Hintergrund vorhandener kognitiver Schemata Akkomodation = Individuen verändern ihre kognitiven Schemata Piaget, Jean (1973), Einführung in die genetische Erkenntnistheorie, Frankfurt a.M. Neisser: Erkenntniszirkel Erkenntniszirkel: Prozeß der Wahrnehmung als Zyklus aus drei Stufen: Selektion, Modifikation und Exploration. Selektion: Kognitive Schemate leiten die Wahrnehmung (ähnlich Assimilation bei Piaget) Modifikation: Die bestehenden Schemata werden durch neue Wahrnehmungen verändert (ähnlich Akkomodationsprozeß bei Piaget) Exploration: eine Situation wird durch am sozialen Prozess beteiligte Individuen handelnd verändert Damit kennzeichnet Neisser den Vorgang der Akkomodation als aktiven, sozialen Prozess, während dieser bei Piaget „naturgesetzlich“ vorgegeben ist.

Der Erkenntniszirkel Quelle: Neisser, Ulric 1979: Kognition und Wirklichkeit. Prinzipien und Implikationen der kognitiven Psychologie, Stuttgart, S. 92

Explizites und implizites Wissen Explizites Wissen ist formulierbares und reproduzierbares Wissen kann durch formale und systematische Sprache vermittelt werden, etwa durch Wörter und Zahlen ist den Akteuren bewusst und kann in seiner Anwendung logisch nachvollzogen werden Implizites Wissen ist sprachlich nicht direkt mitteilbar, sondern ist verborgenes Wissen, das in unseren kognitiven Schemata und Skripten, aber auch in organisationalen Routinen eingelagert ist bedeutet, „dass wir mehr wissen als wir zu sagen wissen“ (Polanyi 1985: Implizites Wissen, Frankfurt a.M).

Was ist organisationales Wissen? "Organisatorisches Wissen" ist … wenn HP wüsste, was HP weiß! Eine Organisation verfügt über Wissen (als Kollektivressource), wenn das in der Organisation verfügbare Wissen die Kapazität von Einzelköpfen übersteigt wenn das Wissen in der Organisation verbleibt, auch wenn einzelne Akteure diese verlassen wenn das Wissen in formalen und informalen Regeln und Routinen gespeichert ist. Manchmal gibt es dumme Organisationen mit klugen Individuen kluge Organisationen mit dummen Individuen

Individuelle und kollektive, organisatorische Wissensarten Ontologische Dimension Kollektives Wissen Individuelles Wissen Explizites Wissen „Embrained Knowledge“ Bewusste, verbalisierbare Fähigkeiten und Kompetenzen „Encoded Knowledge“ In Regeln, „code books“ und „espoused theories“ kristallisiertes Wissen Implizites Wissen „Embodied Knowledge” Verinnerlichtes Können „Embedded Knowledge“ In organisationalen Routinen und „theories-in-use“ verankertes Wissen Epistemologische Dimension Quelle: nach Blackler 1995 , Knowledge Work and Organizations: an Overview and Interpretation, in: Organization Studies, 16: 1021 – 1046

Beispiel für die Bedeutung von implizitem Wissen in Unternehmen Das Beispiel XEROX Die Firma Xerox hat versucht, das Wissen ihrer Service- und Reparatur -Spezialisten in ein Expertensystem einzubringen, das in den Kopierma- schinen installiert werden sollte. Dadurch wurde angestrebt, Kopiergeräte ohne die teuren An- und Abfahrtswege der Fachleute per Telefon zu reparieren. Die Techniker konnten jedoch mit den Expertensystemen wenig anfangen. Bei näherem Hinsehen stellte sich heraus, dass sie ihr Wissen in Form zusammenhängender Geschichten über die Reparatur von Kopierern austauschen. Das Expertensystem konnte die Nuancen und Details nicht wiedergeben, welche die Techniker in ihren Erzählungen mitteilen. Es enthält nur explizites Wissen. Quelle: Hansen, Nohira, & Tierney, 1999, S. 96 im Skript.

Die Entstehung von organisationalem Wissen Quelle: Nonaka, I. & Takeuchi, H. (1997). Die Organisation des Wissens: Wie japanische Unternehmen eine brachliegende Ressource nutzbar machen. Frankfurt a.M., New York. S. 84

Effektivität, Bewältigung von Mehrdeutigkeit und Unsicherheit Effektivität : „doing the right things“, d.h. Generieren neuer Alternativen. Unsicherheit: Eintrittswahrscheinlichkeit von Alternativen ist ex ante nicht bekannt. Es müssen zusätzliche Informationen beschafft und verarbeitet werden. Mehrdeutigkeit (Ambiguität): Probleme und Alternativen sind unklar und mehrdeutig = offene Probleme. Zusätzliche Informationen reichen nicht aus, sondern es müssen reichere Informationen gesucht werden, die eine Verknüpfung/Einbettung der Alternativen in den Handlungskontext ermöglichen. Z.B. Entwicklung einer strategischen Planung Konzeption einer Neuproduktentwicklung

Klassifikation von Entscheidungen

Unsicherheit hoch Offenes Problem (Prognoseproblem) Bsp: Kunsthandwerk Klassifikation von Aufgaben/Entscheidungen in Bezug auf Mehrdeutigkeit/Unsicherheit hoch Offenes Problem (Prognoseproblem) Bsp: Kunsthandwerk Bildungsbetrieb Offenes, dialektisches Problem Grundlagenforschung Strategische Planung niedrig Programmierte Entscheidung automatisierte Fertigung Geschlossenes Problem Softwareentwicklung Unsicherheit Quelle: in Anlehnung an Picot, A./Dietl, H./Franck, E. 2002: Organisation – eine ökonomische Perspektive, 3, Aufl., S. 237

Folgerungen für die Organisatorische Gestaltungsaufgabe Entscheidungsverfahren: Preisbasierte Abstimmungsmechanismen (Verrechnungspreise, outputbasierte Kennzahlensysteme) reichen für die Übertragung von implizitem Wissen nicht aus, weil Leistung und Gegenleistung vertraglich spezifiziert werden müssen Anordnungen/Weisungen reichen für die Übertragung von impliziten Wissen nicht aus, weil sie verbalisiert oder als explizite Regeln ausformuliert werden Selbstabstimmungsprozesse durch Konsens in Teams oder organisatorische Routinen ermöglichen auch die Übertragung von implizitem Wissen

Zwei idealtypische Strategien für das Wissensmanagement (vgl. Hansen, Nohira, & Tierney, 1999, im Skript) Personalisierungsstrategie: People to People Wissen ist eng mit den Erfahrungen der individuellen Wissensträger verknüpft. Es wird vor allem durch persönliche Kontakte weitergegeben Human Capital wird durch Gebrauch angereichert. Kodifizierungsstrategie: People to Documents Wissen wird sorgfältig kodifiziert und in Datenbanken abgelegt  Structural Capital wird durch absorptive Kapazität erhöht.