Physik der Musikinstrumente T. Lohse, M. zur Nedden SS 03 Physik der Musikinstrumente Vorbemerkung: Menschliches Ohr Wavelet-Trafo, Wandlung in Nervensignale Musikinstrument, schwingendes System Schalldruckwellen, Ausbreitung im Auditorium
Beispiele schwingender Systeme: Saiten Geige, Gittarre, Klavier, ... Blattfedern Rohr / Zunge in Blasinstrumenten, ... Membranen Pauke, Bongos, Trommelfell, ... Platten, Stäbe Xylophon, Gitarrendeckel, Triangel, ... Schalen Becken, Glocke, ... Luft-Hohlraumresonatoren Geigenkörper, Orgelpfeife, ... Luft-Wellenleiter Flöte, Trompete, Horn, ... Physikalische Grundlagen: Schwingungen / Wellen in festen / gasförmigen elastischen Medien Hydrodynamik Lineare und nichtlineare Schwingungen
1.1. Eindimensionale harmonische Schwingung 1. Schwingende Systeme 1.1. Eindimensionale harmonische Schwingung Anfangsbedingungen |A|, φ bzw. a, b reelle (physikalische) Lösung: komplexe Lösung: ω0: Eigenfrequenz A = |A|·eiφ: komplexe Amplitude φ: Phase Bewegungsgleichung:
Beispiele: L m D I Q C z S L Helmholtz-Resonator: Schallgeschwindigkeit
1.2. Dämpfung Bewegungsgleichung: α: Dämpfungskonstante α < ω0: Schwingfall (musikalischer Normalfall) α = ω0: aperiodischer Grenzfall α > ω0: Kriechfall
Beispiele: I L R Q C z D γ m Musikinstrumente: „Kleine Dämpfung“ α ω0 quasi-statische Schwingung / kein Energieverlust während T = 2π / ω
Energieverlust bei kleiner Dämpfung: ½ Güte: Dämpfungszeit: const. ½ Dämpfungszeit: Güte: #Schwingungen in τD:
Beispiel: Güte: T37% = Q/π = 2τD T14% = Q/2π = 4τD Impulsanregung
m 1.3. Erzwungene Schwingungen z 1.3.1. Übersicht D F(t) γ Bewegungsgleichung: f(t): externe Anregung Musikinstrument: f(t) periodisch Fourierzerlegung: f(t) harmonisch
xh(t): xs(t): Lösung: x(t) = xh(t) + xs(t) Einschwingvorgang gedämpft Lösung der homogenen Gleichung ( f 0 ) festgelegt durch Anfangsbedingungen xs(t): Asymptotische, stabile Schwingung für spezielle Lösung der inhomogenen Gleichung unabhängig von Anfangsbedingungen festgelegt durch ω0, α, f0, ω
1.3.2. Gleichgewichtsschwingung ( t ) Komplexe... Amplitude: x0 = | x0|·eiφ Geschwindigkeit: v0 = iω·x0 Beschleunigung: a0 = iω·v0 = -ω2 x0
Definitionen: (mechanische) Impedanz: Admittanz (bzw. Mobilität): Widerstand (dissipativer Teil): Reaktanz (reaktiver Teil):
Definitionen: = Güte Resonanzamplitude: Gleichgewichtsamplitude: Resonanzverstärkung: = Güte
Definitionen: Dämpfung in Dezibel (dB) Dämpfung Bemerkung: Analog für andere Größen (v, a, ...) und andere Bezugspunkte
Resonanzkurve und Phasenschub: Resonanz-dominiert 0,25 0,70 3 dB 1/Q 4 1,43 Feder-dominiert Masse-dominiert
Resonanzkurve und Phasenschub: 0,25 0,70 3 dB 1/Q 4 1,43 ω 0 Steigung ω Steigung |x0| const. 0 dB/Oktave 1/ω2 -12 dB/Oktave |v0| ω 6 dB/Oktave 1/ω -6 dB/Oktave |a0| ω2 12 dB/Oktave const. -0 dB/Oktave 1 Oktave Faktor 2 in ω [ ω , 2ω ]
Darstellungen von Impedanz und Admittanz R = Re Z X = Im Z Nyquist-Diagramm ω Q ω = ω0 ω 0 ω Q = 4 G = Re Y B = Im Y |Y|
Plötzliche sin-Anregung ab t=0 1.3.3. Der Einschwingvorgang von ω+ω0 mit |ω-ω0| Form: Anfangsbedingungen (Anregung) Einschwingdauer: einige τD Komponenten: Schwebung Q = 10 0,2 0,8 1,0 1,2 2,0 4,0 Plötzliche sin-Anregung ab t=0
1.3.4. Elektrisches Äquivalent mechanische Parallelschaltung elektrische Serienschaltung vB vA v1 = vB-vA v2 = v1 I1 I2 = I1 mechanische Serienschaltung elektrische Parallelschaltung I1 I2 I I = I1+I2 v = vC-vA = v1+v2 vC vA vB v1 = vB-vA v2 = vC-vB
L m γ R C D - + IL vm xγ IR xD QC Kraft elektrische Spannung Geschwindigkeitsverläufe Kräftegleichgewichte Analysiere im Einzelfall:
F = FMasse + FDämpfer + FFeder Beispiel 1: vFeder = vDämpfer = vMasse F = FMasse + FDämpfer + FFeder D γ m x F(t) ~
v = vFeder + vMasse , vFeder = vDämpfer Beispiel 2: v = vFeder + vMasse , vFeder = vDämpfer F = FMasse = FDämpfer + FFeder x m D γ F(t) xm ~
~ m Beispiel 3: xm x v = vMasse + vDämpfer , vFeder = vMasse F = FDämpfer = FMasse + FFeder m xm D γ F(t) x ~
1.4. Gekoppelte Schwingungen Zerlegung: stabile Schwingungskonfigurationen: (Eigen-)Moden Eine Eigenfrequenz pro Mode eine Mode pro Freiheitsgrad
1.4.1. Beispiel: Zwei gekoppelte Schwinger Da γa ma xa DK Db γb mb xb La Rb CK Ra Cb Ca Lb Ia Ib Bewegungsgleichung:
Lösung: Zwei Eigenfrequenzen Musikinstrumente: kleine Dämpfung Vereinfachte Diskussion für αa = αb = 0 Ansatz: xa , xb eiωt Lösung: Zwei Eigenfrequenzen
Diskussion: keine Kopplung ωa,b K = 0, ω1,2 = ωa,b Kopplung 0 ωb/ωa 0: ω1ωb , ω2ωa ωb/ωa : ω1ωa , ω2ωb keine Kopplung ωa,b K = 0, ω1,2 = ωa,b Minimale Frequenzaufspaltung: bei ωa = ωb
~ 1.4.2. Erzwungene gekoppelte Schwingungen Einfaches Beispiel (Dämpfung vernachlässigt): D1 m1 x1 D2 m2 x2 F0·eiωt Anwendungen: m2 als Tilger Bass-Reflex-Lautsprecher Gitarre mit fixierten Rippen m1 1/D2 1/D1 m2 ~ F0·eiωt Nach Einschwingen: Dämpfung vernachlässigt reell
D1 m1 x1 D2 m2 x2 F0·eiωt Resonanzen Antiresonanz (x10 = 0, x20 = max) Konfigurationen (Moden): (Richtungen bezüglich F0 ) ω = ω1 – ε: ω = ω1 + ε: ω = ω2 – ε: ω = ω2 + ε: ω = ωA: ω = ωA:
Theorem: In einem (beliebigen) gekoppelten System seien ω1, ω2 zwei aufeinanderfolgende Resonanzfrequenzen. Das System werde im Punkt P1 angeregt und im Punkt P2 gemessen. Sind die Schwingungsamplituden in P2 relativ zu P1 in beiden Moden gleichgerichtet |x20| durchläuft zwischen ω1, ω2 eine Antiresonanz entgegengesetzt |x20| durchläuft zwischen ω1, ω2 ein Minimum ω = ω1 – ε: ω = ω1 + ε: ω = ω2 – ε: ω = ω2 + ε: ω = ωA: ω = ωA: D1 m1 x1 D2 m2 x2 F0·eiωt
Theorem: In einem (beliebigen) gekoppelten System seien ω1, ω2 zwei aufeinanderfolgende Resonanzfrequenzen. Das System werde im Punkt P1 angeregt und im Punkt P2 gemessen. Sind die Schwingungsamplituden in P2 relativ zu P1 in beiden Moden entgegengesetzt |x20| durchläuft zwischen ω1, ω2 ein Minimum gleichgerichtet |x20| durchläuft zwischen ω1, ω2 eine Antiresonanz Folgerung: P2 = P1 Der Treiberpunkt selbst durchläuft mit wachsender Frequenz eine Folge abwechselnder Resonanzen und Antiresonanzen. Beispiel: 2-D-System Treiberpunkt Transferpunkt
1.4.3. Charakterisierung des Frequenzgangs P1: Erreger P2: Sensor Wichtiger Spezialfall: P1 = P2 Auslenkung Geschwindigkeit Beschleunigung Messverfahren: Impedanzkopf Impedanzkopf Nahfeld Schallwellen (Mikrophon) mechanische Schreiber holographische Interferometrie
Charakteristische Frequenzgangs-Messgrößen: Nachgiebigkeit (Compliance) Kapazität Mobilität, Admittanz Leitwert Acceleranz 1 / Induktivität Steifigkeit 1 / Kapazität Impedanz Impedanz Dynamische Masse Induktivität
P1 = P2: Präfix „Treiber(punkt)-“ P1 P2: Präfix „Transfer-“ Beispiel: D1 m1 x1 D2 m2 x2 F0·eiωt Treiber-Mobilität: Transfer-Mobilität:
Asymptotisches Verhalten: ωmin: kleinste Resonanzfrequenz ωmin: größte Resonanzfrequenz ω < ωmin 0 6 12 0 -6 -12 ω > ωmax -12 -6 0 12 6 0 Asymp- totischer Bereich Nachgiebigkeit Mobilität Acceleranz Steifigkeit Impedanz Dynamische Masse ( Einheit: dB / Oktave )
Asymptotisches Verhalten: ωmin: kleinste Resonanzfrequenz ωmin: größte Resonanzfrequenz ω < ωmin 0 6 12 0 -6 -12 ω > ωmax -12 -6 0 12 6 0 Asymp- totischer Bereich Nachgiebigkeit Mobilität Acceleranz Steifigkeit Impedanz Dynamische Masse ( Einheit: dB / Oktave )
Beispiel: Transfer-Mobilität einer leicht gedämpften Struktur mit 4 Schwingungsmoden Schwingungsrichtung am Messpunkt relativ zum Treiberpunkt ... bleibt gleich klappt um ω1 ω2 ω3 ω4 6 dB / Oktave Antiresonanz -6 dB / Oktave
z. B. Impedanz: Z = |Z|eiφ = R + i X Darstellung der (i.a. komplexen) charakteristischen Parameter: z. B. Impedanz: Z = |Z|eiφ = R + i X |Z|(ω) und φ(ω) Re Z(ω) und Im Z(ω) , z.B. für einzelne Resonanz: Nyquist-Diagramme Im Re ω ωR Nachgiebigkeit x / F Re ω ωR Mobilität v / F Im Im Re ω ωR Acceleranz a / F
1.5. Nichtlineare Schwingungen Lineare Systeme: ... Superpositionsprinzip Eigenfrequenzen unabhängig von Moden-Amplituden komplexe Schreibweisen geeignet x Lösung zu F x' Lösung zu F' x + x' Lösung zu F + F'
Realistische Systeme: Nichtlineare Beiträge Grenzen des Hookeschen Gesetzes Turbulenz Bogenkraft auf Saite = f (Saitenposition,Relativgeschwindigkeit) Strömung in Rohrventilen (Blasinstrumente) = f (Druckabfall) Konsequenzen: ω0 = ω0( x0 ) Hysterese-Verhalten in ( x0 , ω0 ) –Diagramm Bifurkationen und chaotisches Verhalten (seltsame Attraktoren) (d.h., System schwingt sich nicht immer auf periodische Bewegung ein!)
1.5.1. Analytische Methoden Bewegungsgleichung:
Koeffizientenvergleich Spezialfall: F periodisch, z.B. F = F0·cos(ωt) Störungsrechnung bei kleinen Nichtlinearitäten Ansatz: Fourierentwicklung Einsetzen Koeffizientenvergleich
Allgemeines Verfahren: wobei: Beweis: Einsetzen und Nachrechnen!
noch nichts gewonnen (Gesetz der konstanten Mühsal) & noch nichts gewonnen (Gesetz der konstanten Mühsal) Näherung: -Terme in g „klein“ (inklusive γ) a, φ const. während Periode Folge:
m D γ=2mα x Beispiel: Schwach gedämpfter, freier, linearer Oszillator Also: Korrekt für ! (vgl. 1.2.)
1.5.2. Der Duffing-Oszillator (Paradebeispiel für Chaos und seltsame Attraktoren) Physikalischer Ansatz: D D + β m x2 (nicht-lineare Dämpfung) d.h. Analytisches Verfahren oft: Frequenz hängt von Amplitude ab Hysterese bei großen Amplituden
Störungsrechnung: Ansatz: ( f (t) = f0·cos(ωt) , α 0 ) Koeffizientenvergleich der cos(ωt)-Terme: Freier Oszillator ( f0 = 0 ):
1.5.3. Selbsterregung: Van-der-Pol-Oszillator Konstanter äußerer Energiefluss (Luftströmung, Bogenstrich, ...) Musikinstrument Modulation des Energieflusses Nichtlineare Rückkopplung selbstangeregte stabile Schwingung Physikalischer Ansatz: 2α α·( 1 – x2 ) (nicht-lineare Dämpfung) d.h. x 0 ist stets Lösung, aber nicht stabil geeignete α Grenzzyklen Grenzzyklen fast harmonisch, mit anharmonischen Beimischungen
Van-der-Pol-Oszillator
Starke nichtlineare Modenkopplung 1.5.4. Moden-Stabilisierung ω1 ω2 Musikinstrumente sind ... selbsterregende Multi-Moden-Systeme ... mit annähernd linearem Moden-Verhalten ... und mit einigermaßen harmonischen Frequenzverhältnissen (Anharmonizitäten störende niederfrequente Schwebungen) Musikinstrumente erfordern periodisches, schwebungsfreies Signal: Selbstadjustierung der Eigenfrequenzen notwendig Moden-Einrastung (mode-locking) Selbststabilisierung relativer Phasen notwendig Notwendige Voraussetzung hierfür: Starke nichtlineare Modenkopplung
Beispiel: Moden: ωn , ωm Amplituden: an , am n·ωm m·ωn n, m I fast harmonisch: Nichtlineare Kopplungsterme: Der Term ... ... treibt die ωn-Mode 1 Der Term ... ... treibt die ωm-Mode
Wann ist ein Musikinstrument gut ? ( möglichst schnelles Erreichen eines periodischen Signals ) Inharmonizitäten der natürlichen Frequenzen möglichst klein Koeffizienten n, m der gekoppelten Moden möglichst klein ( Kopplungsamplituden möglichst groß ) Amplituden der gekoppelten Moden ( an , am ) möglichst groß Nichtlinearität der Kopplungsfunktion möglichst groß ( Kopplungskoeffizienten cm-1,n , cm,n-1 möglichst groß ) Fundamentalmode ( n = 1 ) möglichst stark an nichtlinearer Kopplung beteiligt
unendliche homogene Saite 2. Saiten und Stäbe 2.1. Transversale Saitenschwingungen 2.1.1. Wellengleichung x y(x,t) unendliche homogene Saite Massendichte: Spannung: T = Kraft von Segment zu Segment Kleine Auslenkung ( lineare Näherung ): x x + dx ds dy T θ(x) θ(x+dx) dFy „Wellengleichung“
Allgemeine Lösung (nach d´Alembert) f1 f2 y(x,t) = f1( c t – x ) + f2( c t – x ) = Superposition von rechts/links-laufenden Wellenpaketen Fouriertransformation Zerlegung in harmonische (ebene) Wellen ( Re(y) = physikalischer Teil ) wobei: Dispersionsrelation ( hier linear, ω k )
Spezialfall: Stehende Wellen Phasen: Reelle Schreibweise:
Energie der stehenden Welle: Energie des Saitenstücks der Länge :
2.1.2. Impedanz (Verwende komplexe Schreibweise!) Definition: Charakteristische Impedanz bzw. Wellenwiderstand Bemerkung: Z0 ist reell ( verlustfreie Saite ) Charakteristische Admittanz Definition: Eingangsimpedanz x y T θ horizontale Fixierung ( x = 0 ) u(t) f(t) Geschwindigkeit des Eingangs-Aufhängepunktes: Externe Treiberkraft (kompensiert Vertikalkomponente vonT)
Beispiel: Nach rechts unenedliche Saite nur rechtslaufende Welle x y T θ horizontale Fixierung ( x = 0 ) u(t) f(t)
Definition: Abschlussimpedanz x y T θ horizontale Fixierung ( x = 0 ) u(t) f(t) Zab physikalische Eigenschaften der nachgiebigen Aufhängung (z.B. Elastizität & innere Reibung des Stegs der Geige, Energietransfer auf Klangkörper der Geige etc.)
Reflexionskoeffizient: Reflexion am Abschlusspunkt: y(x,t) = a ei ω t ( e – i kx + R·ei kx ) Einlaufend: a ei ( ωt – kx ) reflektiert: R·a ei ( ωt + kx ) Reflexionskoeffizient: fixiertes Ende: y(0,t) = 0 u = 0 Zab = R = –1 offenes Ende: f = 0 Zab = 0 R = +1
Beispiel: Eingangsimpedanz der abgeschlossenen Saite Zab R Saite: Z0 L x = 0 fixiertes Ende: R = –1 Zin = – i Z0 cot ( k L ) (rein reaktiv) Resonanzen: Zin = 0 k L = ( n – ½ ) π λn = 2L / ( n – ½ ) Antiresonanzen: Zin = k L = n π λn = 2L / n offenes Ende: R = +1 Zin = i Z0 tan ( k L ) (rein reaktiv) Resonanzen, Antiresonanzen vertauscht angepasster Abschluss: R = 0 Zin = Z0 = Zab
2.1.3. Eigenschwingungen der endlichen Saite a) fixierte / offene Enden fix - fix offen - offen offen - fix fix - offen nicht ganz harmonisch harmonisch klingt eine Oktave tiefer
b) Nachgiebiges (verlustfreies) Ende x y T θ Zab: horizontale Halterung ( x = L ) u(t) f(t) Z0 Fixierung bei x = 0
i) Massenartiger Abschluss x y u(t) Z0 = μ c m Saitenmasse: M = μ L L Also:
ii) Federartiger Abschluss x y u(t) Z0 L D/2 Also:
k2 k1 k0 k3 massenartig: harmonisch angehobene Frequenz federartig: harmonisch abgesenkte Frequenz
2.1.3. Dämpfung Luftdämpfung: Interne Dämpfung ν = Frequenz ρ = Saitendichte r = Saitenradius Luftdämpfung: Interne Dämpfung Energietransfer zur Halterung (Brücke, Resonator) E( ν, T, ...) = komplexer Elestizitätsmodul G = Re( Y ) Y = Admittanz der Stützstruktur der Saite
2.1.4. Anregung a) Einmalige Auslenkung bei t = 0 (allgemeines Verfahren): Fourier-Analyse Anfangsauslenkung Modenamplituden Frequenzspektrum Fourier-Synthese Zeitentwicklung der Modenamplituden freie Saitenschwingung
Beispiel: Gezupfte Saite h β·L Beispiel: Gezupfte Saite β = 1/3 n β = 1/10 n
Beispiel: Gezupfte Saite h β·L Beispiel: Gezupfte Saite β = 1/3 β = 1/10 En ( dB ) –6 dB / Oktave –6 dB / Oktave lg(n) lg(n)
Bewegung der gezupften Saite:
L V β·L Δ b) Hammer-Anregung: Idealfall: β = 1/3 n β = 1/10 n
b) Hammer-Anregung: L β = 1/3 β = 1/10 lg(n) lg(n) Δ V Idealfall: β·L 0 dB / Oktave β = 1/10 0 dB / Oktave En ( dB ) lg(n) lg(n)
Anschlagsdynamik eines harten, spitzen Hammers: v(t) T x xH y Bremszeit: v(t) c T t / τ = 2,5 2,0 1,5 1,0 0,5 Weitere Komplikationen: Hammer-Nachgiebigkeit Hammermaße Reflexionen an Einspannung, Rückwirkung auf Hammer
Modenspektrum stets flacher ( reicher, voller ) als beim Zupfen Anschlag MHammer « MSaite MHammer = 0,4/β · MSaite n = 0,73 MSaite / MHammer Anregung beendet – 6 dB/Oktave Bemerkung: Fehlende Moden bei Vielfachen von , nicht nur von
c) Bogen-Anregung: Helmholtz-Bewegung Periode Teil 1: Saite haftet am Bogen und wird mitgeführt Periode Teil 2: Saite löst sich und schnellt zurück Mehrfachsprünge möglich Streichgeschwindigkeit Schwingungsamplitude Spektrum ähnlich zum Zupfen ( – 6 dB/Oktave ) Zeit Auslenkung beim Bogen Mittlere Auslenkung Ruheposition der Saite
(reine Materialeigenschaft, Saitenspannung nicht relevant) 2.2. Saiten und dünner Stäbe: Longitudinalschwingungen Rückstellkraft bei Dehnung: Molekulare Bindungskräfte Elastizitätsmodul (reine Materialeigenschaft, Saitenspannung nicht relevant) dx S dw F(t) Hookesches Gesetz: Dichte ρ = μ / S E = Youngsches Modul Wellengleichung: Lösungen, Randbedingungen, ... analog zu transversalen Saitenschwingungen
2.3. Biegewellen von Balken und Stäben gedehnt Querschnitt S u v Dichte ρ Neutrale Faser x z vNF gestaucht Neutrale Faser: z ( x , t ) Ruhelage: z0 ( x , t ) Auslenkung: y ( x , t ) = z ( x , t ) – z0 ( x , t ) Rücktreibende Kraft pro Länge: E = Young-Modul Wellengleichung:
Lösung der Wellengleichung: Einsetzen: Dispersionsrelation: (nichtlinear) Phasengeschwindigkeit: Gruppengeschwindigkeit:
zwei Randbedingungen pro Endpunkt, z.B.: frei: unterstützt / eingehängt: eingeklemmt:
beidseitig unterstützt bzw. eingehängt Eigenmoden und Eigenfrequenzen: ωn in Einheiten von beidseitig unterstützt bzw. eingehängt L einseitig eigeklemmt beidseitig frei Frequenzverhältnisse nicht exakt harmonisch Knotenpositionen nicht äquidistant Klanghöhe sehr stark abhängig von Randbedingungen
Rückstellkraft = Spannungskraft + elastische Rückstellkraft 2.4. Transversalschwingung steifer Saiten Rückstellkraft = Spannungskraft + elastische Rückstellkraft eingeklemmte Enden n = 1 n = 2 n = 3 n = 4 n = 5 eingehängte Enden n = 1 n = 2 n = 3 n = 4 n = 5
Rückstellkraft = Spannungskraft + elastische Rückstellkraft 2.4. Transversalschwingung steifer Saiten Rückstellkraft = Spannungskraft + elastische Rückstellkraft eingeklemmte / eingehängte Enden B = 0 B = 0,005 B = 0,01
massen-belastete Saite Beeinflussung der Dispersionsrelation: steife Saite k ω ideale Saite Grenz-Frequenz massen-belastete Saite (z.B. Ummantelung)
Young-Modul E Torsionsmodul G 2.5. Torsionsschwingungen von Saiten und Stäben Young-Modul E Torsionsmodul G homogenes, isotropes Material: ( ν = Poisson-Zahl ) Dispersionsrelation linear: Saiten: • cT typisch 3 ... 8 mal so groß wie c • starke innere Dämpfung Abhängigkeit von cT von Querschnittsform:
3. Membranen, Platten und Schalen Analogien: 1-D-System 2-D-System ideale Saite ideale Membran steife Saite steife Membran Stab Platte gekrümmter Stab Schale, Glocke Knotenpunkt Knotenlinie
3.1. Membranen x y z Einspannung Massendichte: Spannung: T ds = Spannkraft senkrecht zu Rand jedes Flächenelements = (konstante) Oberflächenspannung der Membran Kleine Auslenkung ( lineare Näherung ): 2-D-Wellengleichung: Koordinatenwahl Form der Einspannung (Transversalschwingung) Rechteckmembran Kreismembran
Membran widersteht keiner Kraft mit Angriffspunkt Statische Auslenkung: θ T ds F = 0 für Angriffspunkt Membran widersteht keiner Kraft mit Angriffspunkt Saite Membran
Schwingungsmoden von Rechteckmembranen: x y z Lx Ly m = 1 n = 1 m = 2 n = 1 m = 1 n = 2 m = 2 n = 2 Quadratische Membran Lx = Ly Entartung ωmn = ωnm Modenüberlagerung möglich m = 3 n = 1 m = 3 n = 2
Schwingungsmoden von Kreismembranen: x y z 2R m = 0 n = 1 m = 1 n = 1 ξmn = n-te Nullstelle der Besselfunktion Jm m = 2 n = 1 m = 3 n = 1 m = 0 n = 2 m = 3 n = 2
Frequenzfolge bei idealen Kreismembranen:
3.2. Dünne isotrope Platten x y z frei / einfach unterstützt / eingespannt h Massendichte: a) Longitudinale Wellen: nicht-dispersiv; keine signifikante Schallabstrahlung „Unendliches“ Medium (rel. zu λ) „Dünne“ (rel. zu λ) Balken / Platten
y z x frei / einfach unterstützt / eingespannt Massendichte: h b) Transversale Wellen: nicht-dispersiv; keine signifikante Schallabstrahlung (zweidimensionales Analogon zu Torsionsschwingungen von Stäben) „Unendliches“ Medium oder „unedlich große“, „flache“ Platten (rel. zu λ)
Dispersionsrelation: (nichtlinear) Phasengeschwindigkeit: x y z frei / einfach unterstützt / eingespannt h Massendichte: c) Biege/Verformungs-Wellen: dispersiv; signifikante Schallabstrahlung (zweidimensionale Verallgemeinerung der Balken-Biegeschwingung) Wellengleichung: Dispersionsrelation: (nichtlinear) Phasengeschwindigkeit: Gruppengeschwindigkeit:
Beispiel: Die dünne Kreisplatte z h R Beispiel: Die dünne Kreisplatte Hyperbolische Besselfunktionen: Im(k r) = i – m Jm(k r) eingespannt einfach unterstützt frei
Asymptotisches Spektrum: z h R Asymptotisches Spektrum: Lord Rayleigh (1894): Frequenzzunahme durch Zufügen eines Kotenrings ist ungefähr identisch mit der durch Zufügen zweier Knotendiagonalen (Chladnis Gesetz) Empirischer Ansatz für Kreisplatten, -schalen, -glocken:
Beispiel: Die dünne Rechteckplatte z h Lx Ly Beispiel: Die dünne Rechteckplatte ( i.a. schwieriges Problem ) (x,y) – Kopplung Einfache Unterstützung: Knotenlinien (m,n) wie Membran Andere Randbedingungen: Gekrümmte Knotenlinien durch Mischung der (m,n) und (n,m) Membranmoden für |m – n| = 2,4,6,... Freie Platte:
Messung an freier Aluminiumplatte (x,y) – Kopplung bei Lx Ly: Ringmode Modenaustausch Diagonal-Mode (X-Mode) Lx = const. Lx / Ly
Fundamentalmoden quadratischer Platten: frei ( ν = 0,3 ) einfach unterstützt eingespannt ( 1 , 1 ) ( 0 , 0 ) ( 0 , 0 )
Moden quadratischer Platten: frei ( ν = 0,3 ) eingespannt
Modenspektren quadratischer Platten: eingespannt einfach unterstützt frei ( ν = 0,3 )
(orthotrop, 9 elastische Parameter) 3.3. Dünne Holzplatten Deckelplatten von Geigen: Fasern entlang Plattenlänge Jahresringe senkrecht zur Platte Länge / Breite 3 / 1 Fichtenholz (orthotrop, 9 elastische Parameter) Qualitative Eigenschaften ähnlich, ... aber E Ex , Ey ν2 νxy νyx
Dritte wichtige Mode: (1,1) - Verwindungsmode Beispiel: Freie Viola-Deckel (2,0) – (0,2) X-Mode (2,0) + (0,2) Ring-Mode Rücken Front Dritte wichtige Mode: (1,1) - Verwindungsmode Rücken Front
3.4. Schalen Schalendimension: a Schalendicke: h Schalenwölbung: H Sehr komplexes Problem, aber hochrelevant: Geigen-Frontplatte / gesamter Resonanzkörper Kugelschalensegmente (Becken,...) Zylinderschalen (Zylinderglocken,...) Kirchenglocken Modenklassifizierung (Love, Rayleigh): Dehnungsmoden: Längenänderungen in erster Ordnung Linienmasse h Federkonstante h Biegungsmoden: Keine Längenänderungen in erster Ordnung Schalenmasse h Federkonstante h3 ω(h) = const. ω(h) h2 Empirische Modenparametrisierung:
Beispiel: Flache sphärische Schale Niedrigste Mode: k a = μ (abhängig von Einspannung) Spezialfall der flachen Platte ( H = 0 ): k a = μ0 Sehr starke Frequenzzunahme (d.h. Steifigkeitszunahme) mit H gewölbter Geigendeckel benötigt keine innere Verstrebung flacher Gitarrendeckel erfordert starke innere Verstrebung
Schallwellen = longitudinale Druckwellen 4. Schall in Luft 4.1. Schallwellen Gesamtluftdruck: pL Akustischer Druck: Elastischer Scherungswiderstand Reibungswiderstand Eleastischer Kompressionswiderstand Schallwellen = longitudinale Druckwellen Wellengleichung: Schallgeschwindigkeit c: Kompressionsmodul K: Dichte ρ:
4.1.1. Schallgeschwindigkeit Luft ist ideales Gas pLV = N k T Luft zweiatomig 1. Hauptsatz Isothermer Fall ( T = const. ): Adiabatischer Fall ( δQ = 0 ): Für Musikinstrumente nur in Extremfällen interessant
c2 proportional zur (absoluten) Temperatur c unabhängig vom Luftdruck Wellengleichung: c2 proportional zur (absoluten) Temperatur c unabhängig vom Luftdruck mL und somit c abhängig von Luftfeuchtigkeit Taylorentwicklung um 0°C bei 50% relativer Luftfeuchtigkeit:
4.1.2. Strömungsfeld Wellengleichung: Bewegungsgleichung: Strömungsgeschwindigkeitsdichte-Feld Wellengleichung: Bewegungsgleichung: p Potential Spannung u Geschwindigkeit Strom Lösung (Superposition ebener Wellen): Folge: (spezifische akustische) Impedanz Ohmsches Gesetz
4.1.3. Kugelwellen Wellengleichung: Bewegungsgleichung: Sphärisch symmetrische Quelle Wellengleichung: Bewegungsgleichung: Lösung (Kugelwelle): auslaufend einlaufend Akustische Impedanz:
Empfindlichkeit des Ohrs: Kurven konstanter Lautstärke (in Phon) 4.1.4. Druckpegel, Lautstärke, Intensität Druckpegel: Druckpegel (dB) Frequenz (Hz) Schmerzgrenze: 120 Phon Empfindlichkeit des Ohrs: Kurven konstanter Lautstärke (in Phon) Hörschwelle: 0 Phon
dA Intensität an einer Fläche: Komplexe Schreibweise: Intensitätspegel: Ebene Wellen: LI LP
Ebene Welle: Kugelwelle:
α β α' 4.1.5. Reflexion, Brechung, Beugung Randstrukturen Gesetze der geometrischen Optik z1 = c1 ρ1 z2 = c2 ρ2 Ebene Wellen gegen ebene Grenzfläche α α' β Reflexionsgesetz: α = α' Brechungsgesetz: Reflexionskoeffizient Transmissionskoeffizient Amplitude: Intensität:
Randstrukturen Beugung an Rändern Frequenz Wellenlänge 20 Hz 17 m 1 kHz 34 cm 15 kHz 2,3 cm
4.1.6. Dämpfung Ursachen: Viskosität thermische Verluste Molekularer Energieaustausch z.B. Wände von Musikinstrumenten Beispiel: Dämpfung in Luft (relative Luftfeuchtigkeit > 50%) α( 10 kHz ) 0,1 dB / m relevant für große Konzertsäle
Starre Wand Impedanz: zW 4.1.7. Hohlraummoden Starre Wand Impedanz: zW An der Wand: Randbedingung: Spezialfall der festen Wand:
Beispiel: Quaderförmiges Auditorium mit festen Wänden c b a : b : c = 1 : 1 : 1 a : b : c = 1 : 2 : 3 Design von Konzertsälen: Gleichmäßige Modendichte bei niedrigen Frequenzen Schlechtes Design Besseres Design
4.2. Schallausstrahlung Kugelstrahler: Wichtiges Modellsystem Multipol-Quellen: Konfiguration von Punktquellen, Abstände klein gegen Wellenlänge Überlagerte Punktquellen: Beliebig ausgedehnte Konfigurationen von Punktquellen Ebene Quellen: Quellfläche in unendlicher Schallwand Unabgeschirmte Quellfläche Unendlich große Platten
Gutes Modellsystem für pulsierende Hohlkörper jeder Form! 4.2.1. Kugelstrahler Gutes Modellsystem für pulsierende Hohlkörper jeder Form! Definition: Quellstärke a Abgestrahlte Kugelwelle: Intensität:
( möglichst große Abstrahlfläche günstig ) Gesamtstrahlungsleistung k a P / Fläche v(a) = const Sättigung Musikinstrumente ( möglichst große Abstrahlfläche günstig ) Punktquelle
Mechanische Last an schwingender Oberfläche: X = Im ( Zm ): Reaktivität der mitschwingenden Luft R = Re ( Zm ): Dissipation durch Abstrahlung
4.2.2. Multipol-Quellen Quellstärke a Abgestrahlte Kugelwelle: Monopol Quellstärke 4.2.2. Multipol-Quellen Abgestrahlte Kugelwelle: Amplitude unabhängig von Quellgröße a ,,Punktquelle“
Multipolkonfigurationen: Punktquelle: Multipolkonfigurationen: Monopol: +Q Dipol: +Q -Q δz Quadrupol: δz +Q -Q +Q -Q δz δx zunehmend komplexere Winkelverteilung zunehmend ineffizient bei niedrigen Frequenzen
4.2.3. Überlagerte Punktquellen Strahlung zweier Punktquellen bei : + Q - Q Gesamtstrahlungsleistung durch Kugelfäche mit : Komplexes Interferenzmuster P unabhängig von r
Strahlung zweier Punktquellen Monopol 2Q Kohärente Überlagerung Monopol Inkohärente Überlagerung Dipol Q·d
Strahlung von 2N Punktquellen bei : θ + p+ d + – p– θ
θ + p+ d
Lokale Strömungen zwischen +Q und -Q – p– θ d d < λ / 2 völlig ineffizient! Lokale Strömungen zwischen +Q und -Q
4.2.4. Linienquellen ( schwingende Saite) Fundamentalmode: Näherung starrer dünner Zylinder mit L φ 2a L I, P a4 ω3 sehr ineffizient !
zusätzlich Auslöschungseffekt (Kette alternierender Punktquellen) Höhere Moden: Transversalwelle auf Saite Schallwelle +Q -Q d zusätzlich Auslöschungseffekt (Kette alternierender Punktquellen) Noch viel ineffizienter !
4.2.5. Ebene Quelle mit Schallwand ,,Unendliche“ Schallwand (Abschirmung vom Rückraum) Starrer ,,Kolben“ oder elastische Membran Abstrahlung zum Auditorium Effekt der Schallwand: Effiziente Abstrahlung auch bei niedrigen Frequenzen
Kesselpauke (Timpani) Praktische Realisierung: (Teil-)Separation des rückwärtigen Luftraums Piano Cello Konzertgitarre Kesselpauke (Timpani) Becken Glocke Systeme ohne Schallwand: Niedrige Effizienz bei niedrigen Frequenzen Starke Anregung bei niedrigen Frequenzen ermöglicht ausgeglichenes Klangspektrum Wenig Abstrahlung sehr langes Nachklingen
dS Mathematische Behandlung: Fresnel-Kirchhoffsches Beugungsintegral Elementare Kugelwellen dS Volumenfluss (Quellstärke) Raumwinkel der Abstrahlung Relevanter Spezialfall: Fraunhofer-Beugung: r >> Quellgröße
Hauptabstrahlungskegel Beispiel: Starre Kreisplatte mit Radius a (Fraunhofer-Beugung) Optisches Analogon: Fraunhofer-Beugung an Lochblende Hauptabstrahlungskegel Nebenkeule bei –18 dB Insignifikant !
Akustischer Widerstand der Luft Starre Kreisquelle in Schallwand Pulsierende Kugel X = Im ( Zm ): Reaktivität der mitschwingenden Luft R = Re ( Zm ): Dissipation durch Abstrahlung
Strahlung einer Kreismembran in einer Schallwand m = 0 n = 1 Fundamentalmode Qualitativ wie starre Kreisplatte Effizienter Strahler Quantitativ unterschiedlich: u( r' ) J0( k r' ) m = 0 n = 2 m = 0 Moden: Verbleibende Netto-Monopolkomponente Schwache Strahler m = 1 n = 1 m = 2 n = 1 m = 3 n = 1 m = 3 n = 2 m > 0 Moden: Keine Monopolkomponente Völlig ineffiziente Strahler
4.2.6. Unabgeschirmte ebene Quellen Unendliche Schallwand Hohe Frequenz ( ka > 4 ): fast ungeändertes Verhalten Umschlossener Rückraum Niedrige Frequenz ( ka < 4 ): Abstrahlraumwinkel 2π 4π ½ Strahlungswiderstand ½ Gesamtstrahlungsleistung ( 3 dB ) ¼ Intensität ( 6 dB ) Kompensation: Bassreflexwand, Fussboden, ... offene Platte Dipolquelle bei kleinen Frequenzen Starre Platte:
4.2.7. Strahlung von (unendlich) großen Platten Einfachstes Beispiel: Ebene Biegewelle der Platte Luft ( Dichte ρ ) Schallgeschwindigkeit: Platte ( Dicke h, Dichte ρP ) Abstrahlungsbedingung: λ λP(ω) bzw. k kP(ω) bzw. c vP(ω) Phasengeschwindigkeit:
Strahlungsmuster der Überschallbiegewelle ( vP c ) (Analogon: Machscher Kegel) Abschneide- bzw. Koinzidenzfrequenz:
4.3. Schallwellenleiter ( Pfeifen, Flöten, Hörner) Französ. Horn Orgel Klarinette Blockflöte Saxophon Flügelhorn Oboe Querflöte
4.3.1. Unendliche Zylinderrohre 2a z r φ Ruhende oder gleichmäßig strömende Luft 4.3.1. Unendliche Zylinderrohre Perfekt steife Wand: analog zur Kreismembran kr = kmn quantisiert kz unbeschränkt (keine z-Randbedingung)
Charakteristische Impedanz Wichtiger Spezialfall m = n = 0: q00 = 0, J0(0) = 1 Ebene Welle: Volumenfluss: Bemerkung: In allen anderen Moden ist U = 0 (Wellen-)Impedanz Charakteristische Impedanz Definition:
kmn = 0 Kritische Frequenz: ω > ωc: kmn , z reell ungedämpfte Ausbreitung ω < ωc: kmn , z imaginär gedämpfte Ausbreitung ( keine Wellenleitung ) q00 = 0 ebene (0,0)-Mode wird bei allen Frequenzen geleitet !
Single-Mode-Leitung: 5,32 5,33 3,83 Single-Mode-Leitung: J0 J1 J2 J3 J4 1,84 3,05 4,20 ( 0 , 0 ) ( 0 , 0 ) ( 1 , 0 ) ( 0 , 0 ) ( 1 , 0 ) ( 2 , 0 ) • ( 0 , 1 ) • ( 3 , 0 ) + ( 1 , 1 ) ( 2 , 0 ) etc. Single-Mode-Leitung Ebene Welle
Querschnitt Flussmuster im Längsschnitt ω > ωc ω < ωc Ebene Fundamental-Mode Querschnitt Flussmuster im Längsschnitt ω > ωc ω < ωc
Thermische Leitfähigkeit κ 4.3.2. Wandverluste in unendlichen Zylinderrohren Verluste in dünnen Randschichten an der Wand: a) Reibungsverluste b) Thermische Verluste a δV Viskosität η a δT Thermische Leitfähigkeit κ Zusammenhang:
... und: k reell k komplex: Konsequenz: Z0 reell Z0 komplex ... Einfluss auf Z0 wichtig für rV 10 ... und: k reell k komplex: α / f [ m-1 Hz -1 ] v / c α λ-1 für rV 10 Phasengeschwindigkeit sinkt für rV 10
Größenordnungen bei Zimmertemperatur ( 20 °C ): 1 10 100 1000 Frequenz [ Hz ] a = 0,1 mm a = 1 mm a = 1 cm a = 10 cm 1 10 100 1000 Frequenz [ Hz ] a = 0,1 mm a = 1 mm a = 1 cm a = 10 cm Kritischer Bereich
4.3.3. Endliche Zylinderrohre ZL R Saite: Z0 L ( Abschnitt 2.1.2. ) Reflexionskoeffizient: Eingangsimpedanz:
p00 U p00 U Ideal abgeschlossener Rohr: ZL = Ideal offenes Rohr: ZL = 0 Ideal offener Eingang: p00 U p00 U
Realistische offene Rohre: endlicher Außendruck, ZL 0 Schallwand Abschluss durch Schallwand (vgl. 4.2.5.) RL , XL [ Z0 = ρc/S ] Musikinstrumente (Fundamentalmoden) Schallwand wirkt wie ein kurzer ideal offener Zylinder
Realistische offene Rohre: endlicher Außendruck, ZL 0 Offener Abschluss L Musikinstrumente (Fundamentalmoden) Außenluft wirkt wie ein kurzer ideal offener Zylinder
4.3.4. Impedanzkurven realistischer Zylinderrohre Typische Situation: rV > 10 Charakteristische Impedanz Z0 (ungeändert) Kleine Dämpfung α: Ideal abgeschlossener Rohr: ZL = Ideal offenes Rohr: ZL = 0
Ideal offenes Rohr: ZL = 0 L = 1 m a = 1 cm (Anti-)Resonanzstruktur durch Wanddämpfung! L = 1 m a = 5 cm Auswaschung durch Strahlungsdämpfung! (Anti-)Resonanzen nicht ganz harmonisch (gestreckt)
4.3.5. Abstrahlcharakteristik offener Zylinderrohre Richtungs-Index
Hornfläche = Koordinatenfläche 4.3.6. Schallwellen in Hörnern Französ. Horn Vereinfachung: gerade, unendlich lang Wellengleichung für Frequenz ω: Randbedingung für ideal steifes Horn: Separierbarkeit/Single-Mode-Leitung: Spezielle Koordinaten Hornfläche = Koordinatenfläche konfokale quadratische Oberflächen (11 Varianten)
Beispiele: Single-Mode ebene Wellen Single-Mode Kugelwellen Kreis/Ellipsen/Rechteck-Zylinderrohre Single-Mode ebene Wellen Konische Hörner Single-Mode Kugelwellen Hyperbolische Hörner Single-Mode Welle oblat spheroidal zylindrisch konisch eben sphärisch Glatter Zylinder-Übergang
Analytische Näherung: Wellenfront x S • a(x) Wellenfront: p const. x0(x) Lokaler Konus: x0 , θ Sphärische Näherung: x0 , θ nur schwach x-abhängig S annähernd sphärisch Webster-Gleichung: Für kleine θ: Sphärische Näherung Ebene Näherung
Konstante Intensität I p2 S Ansatz: Wellenfront x S • a(x) x0(x) Konstante Intensität I p2 S Ansatz: F(x) = Potentialbarriere = Hornfunktion RT RL Leitung oberhalb Abschneide-Frequenz:
4.3.7. Salmon-Hörner ( konstanter Abschneidefrequenz ) S x a(x) Wellenfront x S • a(x) x0(x) Lösung: m = Hornkonstante Wellenleitung k2 > m2 Hörner = kontinuierliche Impedanzwandler effiziente Abstrahlung oberhalb ωC Wichtige Spezialfälle: T = 1: Exponentialhorn T = 1: Katenoidalhorn ( glatter Zylinderanschluss ) Konisches Horn mit Apex in x0 ( F = 0 kein Frequenzabschnitt )
4.3.8. Endliche konische Hörner L = 1 m a1 = 0,5 cm a2 = 5 cm Zin / Z1 S2 S1 L L = 1 m a = 5 cm Zin / Z0 L S
Abhängigkeit der Resonanzfrequenzen vom Öffnungsverhältnis ( Vereinfachte Darstellung für ZL = 0 ) a1 / a2 ω1 ω2 ω3 ω4 Beidseitig offene Hörner ( Flöten, Orgel-Rohrpfeifen ) Einseitig geschlossene Hörner ( Rohrblatt- / Lippen- getriebene Blasinstrumente )
4.3.9. Besselhörner γ = 0: Zylinderrohr γ = -1: konisches Horn mit Apex bei x = 0 γ > 0: stark divergente Mündung bei x = 0 ( realistische Beschreibung moderner Blasinstrumente )
Besselhörner: Analytische Lösung für γ > 0 (ebene-Wellen-Näherung): Neumann-Funktion Bessel-Funktion Ideal offenes unendliches Besselhorn:
Besselhornfunktion bei offener Mündung: F Horn strahlt nicht ab ! Totalreflexion bei F(x) k2 Ebene-Welle-Näherung Freie Abstrahlung für k2 > Fmax Tunneleffekt Teilabstrahlung für k2 < Fmax Kugelwellen-Näherung
4.3.10. Netzwerkanalyse Allgemeiner Wellenleiter ( passiver ) elektrischer Vierpol x1 x2 S1 S2 Impedanzmatrix:
Beispiel: Beidseitig offenes konisches Horn x x2 x1 Beobachtung: Z12 = Z21 gilt auch allgemein Reziprozitäts-Theorem: Für beliebige (passive) Hörner gilt
Behandlung zusammengesetzter Hörner: Transportmatrix: Bemerkung: Behandlung zusammengesetzter Hörner: Z(1), A(1) Z(2), A(2) U1 U2 U3 p1 p2 p3 Verkettungsregel:
Beispiel: Ideal offenes konisches Rohr mit Zylinder-Eingang fmax von Zin (Trompetenmaße) Harmonisches Spektrum bei L1 L2
Beispiel: Horn mit Abschlussimpedanz ZL Eingangsimpedanz:
Beispiel: Ideal abgeschlossenes konisches Horn x x2 x1 Quasistatischer Grenzfall: Hohlraumform in diesem Grenzfall irrelevant = akustische Impedanz eines Hohlraums = akustische Nachgiebigkeit elektrische Kapazität
Beispiel: Ideal offenes konisches Horn x x2 x1 Quasistatischer Grenzfall: Spezialfall offenes Zylinderrohr: S1 = S2 = S Allgemein: = akustische Impedanz eines ideal offenen Horns = akustische Trägheit elektrische Induktivität
Helmholtz-Resonator getrieben durch äußeres Schallfeld pext Quasistatische Netzwerke: Beispiel 1 L S V Zcav Zpipe Zrad pext U Helmholtz-Resonator getrieben durch äußeres Schallfeld pext ~ Zcav Zpipe Zrad pext U pext Wechselspannungsquelle Zrad komplexer Widerstand Zpipe Induktivität Zcav Kapazität
Helmholtz-Resonator intern getrieben durch vibrierende Wand Quasistatische Netzwerke: Beispiel 2 L S V Zcav Zpipe Zrad U U0 Helmholtz-Resonator intern getrieben durch vibrierende Wand Zcav Zpipe Zrad U0 U U0 Wechselstromquelle Zrad komplexer Widerstand Zpipe Induktivität Zcav Kapazität