Vorlesung: Einführung in die Soziologie – WS 2009/10 Prof. Dr

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 Präsentation transkript:

Vorlesung: Einführung in die Soziologie – WS 2009/10 Prof. Dr Vorlesung: Einführung in die Soziologie – WS 2009/10 Prof. Dr. Ingrid Artus Sitzung: 27.1.2010 Soziale Ungleichheit: Klassen, Schichten, soziale Milieus

Kurze Wiederholung Macht bedeutet jede Chance, innerhalb einer sozialen Beziehung den eigenen Willen auch gegen Widerstreben durchzusetzen. Macht ist eine asymmetrisch strukturierte soziale Beziehung, ubiquitär und fragil. Grundtypen der Macht sind nach H.Popitz Aktionsmacht, Instrumentelle Macht, Autoritative Macht, datensetzende Macht. Unter Autorität versteht man gewöhnlich die Macht der Persönlichkeit. H.Popitz verdeutlich anhand von Beispielen der Machtbildung, dass die Solidarisierung der Privilegierten, ihre überlegene Organisationsfähigkeit sowie Stratifizierungsprozesse wichtige Machtquellen sind. Pierre Bourdieu unterscheidet ökonomisches, kulturelles und soziales Kapital als Machtmittel. Herrschaft ist (nach Max Weber) legitimierte Machtausübung, also ein Sonderfall von Macht. (Vgl. anderes Herrschaftsverständnis: Marxismus) Max Weber unterscheidet drei Herrschaftstypen: Charismatische, traditionale und rationale Herrschaft.

Gliederung 1. Soziale Ungleichheit als Thema Soziologie 2. Vom Stand zur Klasse: Karl Marx und Max Weber 3. Von der Klasse zur Schicht: Theodor Geiger 4. Nivellierung der sozialen Ungleichheiten? 5. Schichtmodelle der BRD 6. Neuere Konzepte sozialer Ungleichheit

1. Soziale Ungleichheit als Thema der Soziologie

Soziale Ungleichheit …meint nicht die Verschiedenheit des Aussehens, des Charakters, der Fähigkeiten, Talente und Interessenlagen von Menschen funktionale gesellschaftliche Differenzierungen von prinzipiell gleichwertigen Positionen (im Sinne von Arbeitsteilung) …meint die ungleiche Verteilung von Lebenschancen und „wertvollen“ Gütern die hierarchische soziale Schichtung der Gesellschaftsmitglieder Soziale Ungleichheit liegt dann vor, wenn Menschen aufgrund ihrer Stellung in sozialen Beziehungsgefügen von den „wertvollen Gütern einer Gesellschaft regelmäßig mehr als andere erhalten.“ (Hradil 2001, S.30).

Der Begriff der sozialen Ungleichheit … ist historisch variabel. Er impliziert Normvorstellungen von „wertvollen Gütern“ und einem „guten Leben“. von gleicher oder auch gerechter Verteilung „wertvoller Güter“. Was „gesellschaftlich wertvoll“ sowie „gerecht“ ist, muss nicht konstant bleiben. … ist mehrdimensional Als „wertvolle Güter“ können so unterschiedliche Dimensionen wie Vermögen, Einkommen, Bildung, Macht, Prestige u.a. gelten „Soziale Ungleichheit ist somit eine gesellschaftliche Konstruktion, die an ihre historische Zeit gebunden ist und nie „objektiv“ sein kann. Modelle sozialer Ungleichheit geben ihre jeweilige Sichtweise davon wieder, welches wichtige Ursachen und Merkmale sozialer Ungleichheit sind.“ (Burzan 2004, S.7)

Soziale Ungleichheit im historischen Wandel Zentrale Determinanten sozialer Ungleichheit Legitimations-muster Vormoderne (Antike; Mittelalter) Askriptive Merkmale, Geburt, Familie, Stand Metaphysisch und traditional; Bezug auf göttliche Autorität und Vorsehung Moderne (Beginn: Aufklärung) Erworbene Merkmale (?) Marktverhalten (?) Leistungsprinzip, individuelle Chancengerechtigkeit Bezug auf wirtschaftliche Effizienz

Bewertungsmuster sozialer Ungleichheit Soziale Ungleichheit ist – egal ob positiv oder negativ bewertet – unvermeidlich, da gottgewollt und/oder naturgegeben. Soziale Ungleichheit ist notwendig als Motor sozialen Wandels und individueller Anstrengung. Soziale Ungleichheit ist in Maßen sinnvoll und ‚gerecht’, solange die Möglichkeiten individueller sozialer Mobilität für alle Menschen in gleicher Weise gegeben sind. Soziale Ungleichheit ist inakzeptabel und bedarf der dringenden egalisierenden Veränderung.

Modelle sozialer Ungleichheit Quelle: Burzan 2004, S.13