Ethische Probleme psychologischer Forschung

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 Präsentation transkript:

Ethische Probleme psychologischer Forschung Beeinträchtigung / Schädigung der Teilnehmer/-innen Eindringen in die Privatsphäre der Teilnehmer/-innen Missinformation / Täuschung 17.12.02 Einführung in die psychologische Methodenlehre

Einführung in die psychologische Methodenlehre Die Milgram-Studie Vpn wurden vom Vl instruiert, Fehler eines angeblichen Schülers beim Vokabellernen durch Elektroschock zu bestrafen. Trotz Jammern und Schmerzensschreie der ‚Schüler‘ gingen zwei Drittel der Vpn bis zur höchsten Schockstärke, die mit ‚450 Volt - Lebensgefahr‘ markiert war. Sie widersprachen, aber sie widersetzten sich nicht. 17.12.02 Einführung in die psychologische Methodenlehre

Einführung in die psychologische Methodenlehre Täuschung - warum? In der quantitativen Psychologie besteht ein grundsätzlicher Konflikt zwischen: Methodischen Anforderungen und Ethischen Kriterien. 17.12.02 Einführung in die psychologische Methodenlehre

Potenzielle Folgen von Täuschung Vertrauensverlust gegenüber Forscher/in Vertrauensverlust gegenüber psychologischer Forschung überhaupt Beeinträchtigung des Selbstwertgefühls Entwicklung von Schuldgefühlen ... 17.12.02 Einführung in die psychologische Methodenlehre

Positionen in der Diskussion um Ethik in der psychologischen Forschung Utilitaristisch: Beurteilung von Handlungen im Hinblick auf ihre Konsequenzen (Kosten-Nutzen-Abwägung) Deontologisch: Beurteilung des moralischen Werts von Handlungen an sich (unter Rückgriff auf universelle ethische Prinzipien) 17.12.02 Einführung in die psychologische Methodenlehre

Einführung in die psychologische Methodenlehre Institutionelle Maßnahmen gegen negative Konsequenzen psychologischer Forschung Berufsethische Richtlinien Begutachtung durch Ethikkommissionen Einbringen berufsethischer Prinzipien in die Ausbildung Rechtsvorschriften 17.12.02 Einführung in die psychologische Methodenlehre

Einführung in die psychologische Methodenlehre Individuelle Maßnahmen gegen negative Konsequenzen psychologischer Forschung Postexperimentelle Aufklärung Informierte Einwilligung (z.B. Vertrag) Kompensation der Untersuchungsteilnehmer/innen 17.12.02 Einführung in die psychologische Methodenlehre

Postulate qualitativer Forschung Orientierung am Subjekt Ganzheitlichkeit, Historizität, (Problemorientierung) Deskription als Ausgangspunkt Einzelfallbezug, Offenheit, (Kontrolle) Forschung als Interaktion von Forscher/in und erforschter Person (Interpretation) Explikation des Vorverständnisses, Reflexivität Alltagsnähe (Schrittweise Verallgemeinerung) 17.12.02 Einführung in die psychologische Methodenlehre

Quantitative und qualitative Forschung im Vergleich nomothetisch naturwissenschaftlich Labor deduktiv Erklären Verhalten variablenorientiert Mensch als fremdbestimmt Qualitativ idiographisch geisteswissenschaftlich Feld induktiv Verstehen Erleben fallorientiert Mensch als selbstbestimmt 17.12.02 Einführung in die psychologische Methodenlehre

Qualitative Forschung Unterscheidungen (I) Qualitative Verfahren z.B. nonstandardisiertes Interview, Inhaltsanalyse können sowohl in zirkuläre (qualitative) als auch in lineare (quantitative) Forschungsprozesse eingebunden sein Qualitative Forschung z.B. Gegenstandsbezogene Theoriebildung, Deskriptive Feldforschung sind durch ein Ineinandergreifen von Datener-hebung und -auswertung (Zirkularität) gekenn-zeichnet 17.12.02 Einführung in die psychologische Methodenlehre

Qualitative Forschung Unterscheidungen (II) Nachvollzug / Rekonstruktion subjektiv gemeinten Sinns (z.B. Forschungsprogramm Subjektive Theorien) Deskription sozialen Handelns (z.B. Narratives Interview) Rekonstruktion von Strukturen (z.B. Objektive Hermeneutik) 17.12.02 Einführung in die psychologische Methodenlehre

Kriterien zur Unterscheidung zwischen Formen der mündlichen Befragung Ausmaß der Standardisierung / des Strukturiertheitsgrads (strukturiert - halbstrukturiert - nonstrukturiert / offen) Anzahl der befragten Personen (Einzelinterview, Gruppeninterview, Survey) Anzahl der Interviewer (ein/e Interviewer/in, Tandem, Hearing) Art des Kontaktes Autoritätsanspruch Funktion 17.12.02 Einführung in die psychologische Methodenlehre

Unterschiede zwischen ‚qualitativer‘ und ‚quantitativer‘ Befragung Qualitative Befragung: teil- oder non-standardisiert offen (freie Antworten) Antworten in der Begriff-lichkeit der befragten Per-son Berücksichtigung der Inter-aktion zwischen Forscher/in und befragter Person Berücksichtigung der Ein-drücke von Forscher/in als Erkenntnisquelle Quantitative Befragung: standardisiert geschlossen Antworten in der Begriff-lichkeit von Forscher/in gleichförmiges Verhalten von Forscher/in 17.12.02 Einführung in die psychologische Methodenlehre

Richtlinien für die Frageformulierung in Interviewstudien Verständlichkeit einfache Formulierung konkrete Fragen eindeutige Formulierung keine zu langen Fragen Überforderung vermeiden keine Suggestivfragen 17.12.02 Einführung in die psychologische Methodenlehre

Halbstandardisiertes Interview / Leitfadeninterview Qualitative Methode zur Rekonstruktion subjektiv gemeinten Sinns, z.B.: Problemzentriertes Interview: Im Mittelpunkt stehen gesellschaftlich relevante Probleme (Witzel). Fokussiertes Interview: Es sollen die Reaktionen der Interviewten auf ein ‚fokussiertes‘ Objekt ermittelt werden (Merton & Kendall). ... 17.12.02 Einführung in die psychologische Methodenlehre

Merkmale des Leitfadeninterviews Relevante Aspekte des Gegenstandsbereichs sollten durch vorformulierte Fragen abgedeckt sein. Die genaue Frageformulierung kann im Interview variiert werden. Die Reihenfolge der Fragen im Interview ist variabel. 17.12.02 Einführung in die psychologische Methodenlehre

Vorgehensweise bei Interviewstudien (Leitfadeninterview) Theoretische Aufarbeitung des Gegenstandes Erstellung eines Leitfadens Pilotphase Erprobung des Leitfadens Schulung der Interviewer/innen Interviewphase (Transkription und Auswertung) 17.12.02 Einführung in die psychologische Methodenlehre

Fragetypen im problemzentrierten Interview Sondierungsfragen Leitfadenfragen Ad-Hoc-Fragen 17.12.02 Einführung in die psychologische Methodenlehre

Leitfadenfragen in der Untersuchung von Rappensberger et al. Die Phase der Stellensuche 1. Wie werden Sie bei der Stellensuche vorgehen? 2. Was ist Ihnen bei der Arbeitsplatzsuche am wichtigsten? 3. Werden Sie sich auch in einer anderen Stadt oder in einem anderen Bundesland bewerben? Antizipation des Bewerbungsgesprächs 4. Stellen Sie sich nun konkret ein Bewerbungsgespräch vor. Was meinen Sie, was man von Ihnen in einem Bewerbungsgespräch erwartet? 5. Wie können Sie sich auf ein Bewerbungsgespräch vorbereiten? Sicht der Marktwirtschaft Aufstiegswunsch und -attribution Zentrale Lebensinteressen 17.12.02 Einführung in die psychologische Methodenlehre