VO Außen- und Sicherheitspolitik der Bundesrepublik Deutschland Analytik-Briefing Alexander Siedschlag, 25.10.2005 Nur verständlich in Zusammenhang mit.

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
5 Sitzung IB Essay-Tutorium Liberalismus UND „DEMOKRATISCHER FRIEDEN”
Advertisements

Große Wirtschaftskrise Die deutsche Geschichte im 20. Jh
Neorealismus: Literatur
Agenda 21-Prozesse unterscheiden sich von anderen Politikprozessen auf lokaler Ebene: Expliziter Bezug auf Kapitel 28 der Agenda 21Expliziter Bezug auf.
Begleiter auf dem Weg nach Westen Deutsche und nordische Baltikumpolitik zwischen 1991 und 2004.
3 Sitzung IB Essay-Tutorium Neorealismus NACH KENNETH WALTZ.
3 Sitzung IB Essay-Tutorium Neorealismus NACH KENNETH WALTZ.
Sozialkonstruktivismus
IB-Theorie-Test Name: 1 .
Deutsche Außenpolitik nach 1990 Kontinuität oder Veränderung?
Die Politikarena „Kampfplatz“ oder Umfeld, in dem Politikinhalt durchgesetzt und durchgeführt werden muss Formation der politischen Akteure ? Konflikt-
Einführung in die Internationalen Beziehungen
IB mit t&t Wintersemester 2004/05 1 Tutorien Mo.12-14Zeljo BranovicIhne 22/E2 Mo.12-14Silke LodeIhne 22/UG2 Mo.12-14Simon SottsasOEI 301 Di.14-16Harald.
Einführung in die Internationalen Beziehungen
Einführung in die Internationalen Beziehungen
IB mit t&t Wintersemester 2004/05 1 Einführung in die Internationalen Beziehungen Internationale Beziehungen und Internationale Politik Internationale.
Einführung in die Internationalen Beziehungen
Entwicklung der sowjetischen Außenpolitik während der Perestrojka
GRUNDBEGRIFFE UND GRUNDPERSPEKTIVEN INTERNATIONALER BEZIEHUNGEN
Seminar: Die Macht der Normen
United we stand – divided we fall? Die Europapolitik Deutschlands, Frankreichs und Großbritanniens im Vergleich Zweite Sitzung Siegen – 21. Juni 2008 Christian.
Religion und Politik.
Geschichte und Sozialkunde kombiniert
Theorie Was ist das? Gedankliches möglichst konsistentes Bild oder Modell der (sozialen, politischen) Realität System beschreibender und erklärender Aussage.
Theorie und Modell Was unterscheidet die politikwissenschaftliche Betrachtung von der zeitgeschichtlichen? Politikwissenschaftlich vorgehen heißt versuchen,
Theorien über Massenvernichtungswaffen
Die Geschichte von Deutschland
Problem des Kaliningrad Gebietes nach der EU Osterweiterung Frolowa Maria Turkowa Olga Laletina Olga Frolowa Maria Turkowa Olga Laletina Olga.
Mein Deutschreferat.
EINFÜHRUNG IN DIE INTERNATIONALE POLITIK Univ. Prof
VO G6: Einführung in die Politikfeldanalyse
Politisches System Schweiz
MUSEALISIERUNG VON MIGRATION Annäherung an eine Aushandlung gesellschaftlicher Praxis.
Einführung in die INTEGRATIONSTHEORIEN
(bitte als Bildschirmpräsentation starten)
INSTITUTIONS, INSTITUTIONAL CHANGE AND ECONOMIC PERFORMANCE
Die Empiries. Erkenntnisleitendes Interesse Das System, also Abläufe und Prozesse stehen im Vordergrund.
Konflikte. Enduring Freedom: r ealistischer und liberaler Ansätze Vorbereitet von Alexander Ermakov Natalia Davidova Nikita Födorov.
Sicherheit Theorieansaetze
Transformationsforschung: Neoinstitutionalismus
Zagorski, Vertiefungsseminar: Europäische Sicherheit Russland im System Europäischer Sicherheit.
Der Fall der Mauer vor 20 Jahren
Kriegsursachen im historischen Kontext Prof. Dr. Lars-Erik Cederman
Kriegsursachen im historischen Kontext Prof. Dr. Lars-Erik Cederman
Von umfassender zu nachhaltiger Sicherheit?
Mittelosteuropa / Balkan Charakteristiken der Elitensysteme.
Kriegsursachen im historischen Kontext Prof. Dr. Lars-Erik Cederman
Kriegsursachen im historischen Kontext Prof. Dr. Lars-Erik Cederman
von „WIR SIND DAS VOLK“ zu „WIR SIND EIN VOLK“
VO D6/G6: Einführung in die Politikfeldanalyse
VO D6/G6 H. Gottweis - SoSe 2oo7: (4) Klassische Policy-Modelle VO D6/G6: Einführung in die Politikfeldanalyse 6. Stunde am 3. Mai 2007: Policy Lernen.
Herzlich Willkommen zur 4
Advocacy Coalitions Carina Greil und Alena Lauchs.
Überblick Die Beteiligten Datum Ort Beginn Ende
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Einführung in die Politikfeldanalyse 2.Vorlesung Prof. Herbert Gottweis Sommersemester 2006 Studienassistent: Homepage:
Die nächste Nato-Osterweiterung: Stand der internationalen Diskussion
Dr. Petra Bendel Vorlesung: Einführung in die Politische Wissenschaft Vorlesungsteil Internationale Politik II: Empirischer.
VO G6 H. Gottweis - SoSe 2oo8: (6) Policy Lernen und Rational Choice VO G6: Einführung in die Politikfeldanalyse 6. Stunde am 25. Mai 2008:
Die Sicherheitspolitik der BRD zur Zeit des Kalten Krieges
Einführung in die Internationalen Beziehungen
Grundlagen der Internationalen Beziehungen
Einführung in die Internationalen Beziehungen
VO G6 H. Gottweis - SoSe 2oo8: (4) Klassische Policy-Modelle VO G6: Einführung in die Politikfeldanalyse 4. Stunde am 17. April 2008: Klassische.
Thesen zur Diskussion an der
SE: Sicherheitspolitik nach dem Ost-West-Konflikt
Koalitionstheoretische Grundlagen
IB mit t&t Wintersemester 2004/05 1 Einführung in die Internationalen Beziehungen
Kriegsursachen im historischen Kontext Prof. Dr. Lars-Erik Cederman
Theorien der Internationalen Beziehungen (Denkschulen)
 Präsentation transkript:

VO Außen- und Sicherheitspolitik der Bundesrepublik Deutschland Analytik-Briefing Alexander Siedschlag, Nur verständlich in Zusammenhang mit der Vorlesung! unter teilweisem Rückgriff auf

Möglichkeiten fachwissenschaftlicher Analytik Großtheorien Akteursbasierte Modelle / Idiographien Foreign Policy Analysis

Großtheorien Z.B. Realismus, Liberalismus, Konstruktivismus Typischer Vorteil: One fits all Typischer Nachteil: Level-of-Analysis Problem (v.a. Diskrepanz Analyseeinheit/Aussageeinheit)

Realismus, Beispiel: Struktureller Realismus (z.B. Waltz, Grieco) Anarchie des internationalen Systems Staaten als einheitliche, rationale Akteure Selbsthilfe, Überleben, Sicherheitsdilemma, relative Gewinne Staaten kalkulieren ihre Interessen in Machtkategorien Mächtegleichgewicht usw. internationale Kooperation unwahrscheinlich (Allianzen, hegemoniale Akteure) „Puzzle“: Wie ist dennoch die westdeutsche Einbindungspolitik zu erklären? Lösung z.B.: Aufgeklärtes Eigeninteresse

„Realistische“ Interpretation bundesdeutscher Außenpolitik Niederlage 2. Weltkrieg, Teilung, Mittelmacht an der Nahtstelle des Ost-West-Konfliktes außenpolitischer Handlungsspielraum eingeschränkt (Besson, Haftendorn) Westintegration: Kalter Krieg: D hatte keine Wahl! Ostpolitik: Anpassung an verändertes amerikanisch- sowjetisches Verhältnis, im Schatten der (amerikanischen) nuklearen Abschreckung! "Nachrüstung": Gleichgewichtspolitik; Versuch, den durch Ostpolitik gewonnenen Handlungsspielraum angesichts erneuter Konfrontation zu bewahren Wiedervereinigung: Handlungsrestriktionen des Ost-West- Konfliktes weggefallen D als "normale" Macht in der Mitte Europas mit weltweiten Interessen (z.B. Stürmer)

Liberale Ansätze (z.B. Czempiel, Moravcsik, Putnam, Nye/Keohane alt) In Gruppen organisierte Individuen Nationale Interessen als Ergebnis innerer politisch- gesellschaftlicher Strukturen und sozialer Prozesse Zwei-Ebenen-Spiele, "demokratischer Frieden" Ideen (z.B. Weltbilder, Werte, Wissensbestände) als intervenierende Variablen zwischen „objektiven“ Herausforderungen und Interessen/politischen Präferenzen (z.B. Westbindung) Weiterführung zum Neoliberalen Institutionalismus: Eigenständiges Optimalitätspotenzial internationaler Verhandlungslösungen, internationale Institutionen können nationale Interessen prägen „Puzzle“: Akteur-Struktur-Problem Lösung: z.B. „penetrated system“

„Liberale“ Interpretation bundesdeutscher Außenpolitik Koalitionsregierungen (seit 1969 FDP-Außenminister) kooperative Außenpolitik im Rahmen internationaler Institutionen Beispiel: „two-level game“-Interpretation (Putnam) der Westintegration/Verteidigungsbeitrag: Problemstruktur: Ebene II (innenpol.): sehr kleines "win-set" bzgl. Wiederbewaffnung wg. innenpol. Opposition (Friedensbewegungen, Gewerkschaften, protest. Kirchen, SPD, Teile CDU) Ebene I (international): Adenauer benutzt kleines "win set"  Souveränität! Lösung: Ebene II: „Deal“ Adenauers mit Gewerkschaften (Montanmitbestimmung!)  „minimum winning coalition“  gesellschaftlicher Konsens Ende der 1950er-Jahre (z.B. Godesberger Programm der SPD)

Konstruktivismus (z.B. Onuf, Wendt, Joergensen, Adler) Nationale Interessen entstehen und entwickeln sich im Prozess der Interaktion/Kommunikation und im Spiegel der eigenen Geschichte (  Bergner) Wechselverhältnis von Normen und Kommunikation: Normen strukturieren zwischenstaatliche und innerstaatliche Auseinandersetzungen/Diskurse Perzeption, d.h. keine ungefilterter Aufnahme von externen Informationen; einfache Regeln der Informationsverarbeitung angesichts komplexer Realität Kognitive Konsistenz, Lernen „Puzzle“: Was bestimmt den Konstruktionsprozess der Interessen? (  doppelte Hermeneutik) Lösung: Maximen- und doktrinenorientierte Analyse, Textualismus, Diskursanalyse, Praktiken (  Duffield)

Eine „konstruktivistische“ Interpretation bundesdeutscher Außenpolitik Deutsche Geschichte (vom preußischen Militarismus bis zu Auschwitz) und Katastrophe des deutschen Nationalismus  Lernen: kooperative, „institutionalistische“ Außenpolitik vom Schuman-Plan bis heute Beispiele: Westintegration: Adenauers Weltbild ("Köln und der Haß auf Preußen", vgl. Baring) Ostpolitik: Brandt/Bahr, Berlin und Lernen aus Kubakrise und Mauerbau Aber: Normative Beliebigkeit, Diskursdominanz (Frieden schaffen auch mit Waffen; „Verteidigung am Hindukusch“)

Akteursbasierte Modelle/ Idiographien Adenauer-Forschung Beispielsfolien Memoiren-basiert Problem des Narrationalismus/der oral history

Foreign Policy Analysis Sprout/Sprout 1957 Operational environment external/ levels internal/ issue areas Communications Decision-making elite Psychological environment attitudional prism elite images external/ levels internal/ issue areas Formulation of foreign policy decisions by issue areas Decision implementation

Foreign Policy Analysis Snyder/Bruck/Sapin 1954 Internal setting External setting Social structure and behavior Decision-making process Action

Foreign Policy Analysis Anwendungsbeispiel auf das außenpolitische Entscheidungs-Setting zu Beginn der Ära Adenauer

Foreign Policy Analysis Allisons drei Modelle (1971) Rational model Bureaucratic model Organisational model Action as rational choice situation goals options consequences choice Action as a result of bargaining players with different goals, interests, preferences, stakes, perceptions bureaucratic roles formal and informal power relations Action as organisational output standardised patterns, goals, and power relations organisational options and implementation organisational change and learning a d e f b c Black box Leaders

Foreign Policy Analysis Verknüpfende Modelle (z.B. Konstruktivismus, Institutionalismus, Rational Choice, Liberalismus, Siedschlag 2001)

Foreign Policy Analysis Konstellationsanalyse (siehe Handout) Delimitation Synopse

ENDE Besuchen Sie auch die nächste Vorlesungseinheit /4 Entwicklung der Westbindung, westdeutscher Verteidigungsbeitrag und Neutralitätsdebatte feiertagsbedingt erst am 8. November 2005 in diesem Hörsaal!