Literatur: W. Demtröder, Experimentalphysik 1, Springer Lehrbuch

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Die physikalischen Einheiten
Advertisements

Definition [1]: Sei S eine endliche Menge und sei p eine Abbildung von S in die positiven reellen Zahlen Für einen Teilmenge ES von S sei p definiert.
Univariate Statistik M. Kresken.
Physikalische Messgrößen
Berechnung der Federkonstante
Gliederung Definition des Wahrscheinlichkeitsbegriffes
So sieht ein Protokoll aus:
K. Desch - Statistik und Datenanalyse SS05
Die Nukleon-Nukleon Wechselwirkung
Atomphysik I: Fragen zur Quantenmechanik
Die Avogadro-Konstante
Was versteht man unter Bewegung?
Ideale Gase Ideale Gase sind ein „Modellsystem“: - kugelförmige Teilchen, frei beweglich - Wechselwirkung nur durch vollkommen elastische Stöße - mittlere.
Konfidenzintervalle Intervallschätzung
TESTS. Worum es geht Man möchte testen, ob eine bestimmte Annahme (Hypothese) über Parameter der Realität entspricht oder nicht. Beobachtung (Stichprobe)
Die Student- oder t-Verteilung
Konfidenzintervalle Intervallschätzung Jeder Beobachtung wird ein Intervall C( ) der reellen Zahlen zugeordnet Niveau Dabei ist die Wahrscheinlichkeit,
Klausurtermin (laut Prüfungsamt) Probeklausur Freitag, 13. Juni 2003 statt Vorlesung.
Achtung Vorlesung am Montag, den 21. Juni Zeit: Uhr Ort: Kiste.
Die Vorlesung am 14. Mai (Tag nach Himmelfahrt) wird auf Montag, den 17. Mai verlegt! Zeit: 16 Uhr Ort: Kiste Nächste Woche!!!!
Maximum-Likelihood-Schätzer ( diskreter Fall) Likelihood-Funktion mit oder M-L-Schätzer.
Univariate Statistik M. Kresken.
Binomialverteilung: Beispiel
Vorlesung: ANOVA I
(Un-)sicherheiten in der Ökosystemmodellierung
Mechanik Folien zur Unterrichtsreihe “Mechanik” in Klasse 9
Eigenschaften der OLS-Schätzer
Was versteht man unter Bewegung?
Einführung in die Physik für LAK
Ausgleichungsrechnung I
Ausgleichungsrechnung II
Hans-Rudolf Niederberger Vordergut Nidfurn Ausgabe 15. September 2008 Länge Masse Temperatur Stoffmenge BERUFSFACHSCHULE GEWERBLICH-INDUSTRIELLES.
Ausgleichungsrechnung I
Die Poisson-Verteilung: Mittelwert und Standardabweichung
Messwerte, Verteilung, Histogramm, Mittelwert und Standardabweichung
Mittelwert und Standardabweichung
Physikalische Grundgrößen Aggregatzustände
Die physikalischen Grundgrößen
Die Gaußverteilung.
Versuch zur Messung der Geschwindigkeit
Die physikalischen Grundgrößen
STATISIK LV Nr.: 0028 SS Mai 2005.
Grundlagen der Messtechnik
Grundlagen der Messtechnik
Neugierde die Triebfeder der Forschung
DER DOPPELSPALTVERSUCH
Physik-Quiz 6. Klasse.
Lehrplan Kenntnis der grundlegenden physikalischen Gesetze
1 (C) 2002, Hermann Knoll, HTW Chur, Fachhochschule Ostschweiz Wahrscheinlichkeitsverteilung Lernziele: Wahrscheinlichkeitsverteilung und der Wahrscheinlichkeitsdichte.
Bestimmung der Elementarladung durch Elektrolyse von Kupfer in einer Kupfersulfatlösung unter Verwendung der Loschmidtschen Zahl im Schülerversuch Mag.
Die physikalischen Grundgrößen
Theorieblatt: Masseinheiten, das SI-System
3.4 Konstanz der Lichtgeschwindigkeit
Galilei Leibniz Newton‘s Mechanics Stellar Orbits Gravity Gaub
Statistik – Regression - Korrelation
Ortsabhängige Kräfte Bsp.: Rakete im Gravitationsfeld (g nicht const.)

Messergebnis Das Messergebnis ist der Näherungswert für den wahren Wert der Messgröße, der durch Auswertung der mit einer Messeinrichtung gewonnenen Messwerte.
Einführung zur Fehlerrechnung
Schwingungen Schwingungen sind sich periodisch wiederholende Schwankungen einer physikalischen Größe um einen Mittelwert. Beispiele: Federpendel Elektronische.
setzt Linearität des Zusammenhangs voraus
K. Desch - Statistik und Datenanalyse SS05
Die Binomialverteilung
Wie finde ich zur Übung ? Mi 16-18, Do Nussallee HISKP WP-
Die Gaussverteilung.
Geoinformationssysteme
Statistik II Statistik II Maße der zentralen Tendenz (Mittelwerte)
Konstruktion des Bildes
Independent Component Analysis: Analyse natürlicher Bilder Friedrich Rau.
PAUL-EHRLICH-SCHULE Lernfeld 3 Chemikanten
 Präsentation transkript:

Literatur: W. Demtröder, Experimentalphysik 1, Springer Lehrbuch P. A. Tipler, Physik, Spektrum Akad. Verlag Meschede: Gerthsen Physik, Springer Verlag Bergmann, Schäfer : Lehrbuch der Experimentalphysik“ R.W. Pohl „Mechanik, Akustik und Wärmelehre“ The Feynman Lectures on Physics, Vol.1, Addison Wesley Walther Levine, MIT Open Courseware Gaub E1 WS14/15

Physik Die Physik sucht in der Vielzahl der Naturerscheinungen nach Gesetzmässigkeiten und Zusammenhängen, die sie mit möglichst wenigen Grundprinzipien erklären kann Die Mathematik ist die natürliche Sprache der Physik Die Gültigkeit physikalischer Gesetze wird durch Experimente geprüft Gaub E1 WS14/15

Physik Die Physik ist die Wissenschaft der unbelebten Welt Die Physik ist die Wissenschaft der Wechselwirkungen "Daß ich erkenne, was die Welt / Im Innersten zusammenhält" (V. 382 f.) Gaub E1 WS14/15

Physikalisches Gesetz Erkenntnisgewinn: Beobachtung Analyse Hypothese Physikalisches Gesetz Experiment Gaub E1 WS14/15

Experimente : Grün/Rot drehende Schwarz/Weiss Scheine drehende Spiralscheibe Gaub E1 WS14/15

Eine umfangreiche Sammlung optischer Täuschungen findet sich unter http://www.michaelbach.de/ot/ Gaub E1 WS14/15

Theorie / Modell Experiment Erkenntnis "Die mathematischen Prinzipien der Naturphilosopie"" Newtonsche Mechanik : mathematische Theorie physikalischer Beobachtungen Beobachtungen Theorie / Modell Experiment Galilei: gilt als der erste „Experimentator“ Vorhersagen Erkenntnis Gaub E1 WS14/15

Messverfahren und Normale Messen heißt immer zwei Größen miteinander zu vergleichen. Für einen einheitlichen, zahlenmäßigen Vergleich werden Standards, sogenannte Normale festgelegt. Der Messvorgang sollte folgende Kriterien erfüllen : Forderungen an eine physikalische Messung: reproduzierbar (Invarianz der Naturgesetze) quantitativ (d.h. zahlenmäßig in Maßeinheiten) genau (unter Angabe eines Messfehlers) Forderungen an ein Normal: Normale müssen mit genügender Genauigkeit, reproduzierbar und mit vertretbarem technischen Aufwand mit zu messender Größen vergleichbar sein. Die menschliche Wahrnehmung ist für physikalische Messungen nur bedingt brauchbar. (siehe Demonstrationen) Gaub E1 WS14/15

Eine Messung ist der Vergleich zweier Grössen miteinander Scale Balance Aus Erfahrung: Je höher die Symmetrie im Aufbau, desto genauer die Messung Gaub E1 WS14/15

Die Basiseinheiten (SI-Einheiten) SI: système international d’unités Länge: war ist heute Fundamentale Grundgrößen: Zeit: Masse: ? Atommassen im Kern Stoffmenge: Weitere Grundgrößen des SI-Systems (zweckmäßig): Ekin Gas Temperatur: Stromstärke: Kraft zwischen zwei Leitern Gaub E1 WS14/15

Vorsilben (SI - Vorsätze) zur Bezeichnung von dezimalen Vielfachen und Teilen (SI - Vorsätze) Gaub E1 WS14/15

Einheit der Länge => Relative Messunsicherheit : 10-14 Heute gültige Definition : Meter [m] 1 Meter ist die Länge der Strecke, die Licht im Vakuum während der Dauer von 1/299 792 458 Sekunden durchläuft. => Relative Messunsicherheit : 10-14 1875 : Das Urmeter (Paris) 1960 Definition über die Wellenlänge des Krypton-Isotops 86 Seit 1983 ist die Lichtgeschwindigkeit auf c0=299 792 458 m/s festgelegt. Gaub E1 WS14/15

GPS Triangulation mit Radiosignalen Film Powers of then Gaub E1 WS14/15

Größenordnungen in der Physik Logarithmische Skala Gaub E1 WS14/15

Gaub E1 WS14/15

Zeitenskalen 1018 Alter des Universums ( 5*1017s) 1015 Alter der Erde (1.6*1017s) 1012 Erste Menschen (2*1013s) 109 Alter der Pyramiden (2*1010s) 106 1 Jahr = 3,15 107 s , 1 Tag 8,64 104 s 103 Zeit die Licht von der Sonne zur Erde benötigt (5*102 s) 1 Abstand zwischen Herzschlägen 10-3 Periode einer Schallwelle 10-6 Periode einer Radiowelle 10-9 Licht legt 30cm zurück 10-12 Periode einer Molekülschwingung 10-15 Periode einer Atomschwingung 10-18 Licht legt Atomdurchmesser zurück 10-21 Periode einer Kernschwingung 10-24 Licht legt Kerndurchmesser zurück sec Gaub E1 WS14/15

Einheit der Zeit => Relative Messunsicherheit : 10-14 Heute gültige Definition : Sekunde [s] 1 Sekunde ist das Zeitinterval, während dessen die Cäsiumuhr 9 192 631 770,0 Schwingungen macht. => Relative Messunsicherheit : 10-14 Ursprüngliche Definition: 1s = 1/(60 60 24) = 1/86400 eines mittleren Sonnentages Atomuhren gehen auf 20 Millionen Jahre 1 s falsch. Gaub E1 WS14/15

Gaub E1 WS14/15 aus Demtröder, 2003

Frequency Comb Gaub E1 WS14/15

http://nobelprize.org/mediaplayer/index.php?id=858 Gaub E1 WS14/15

Einheit der Masse => Relative Messunsicherheit : 10-9 Heute gültige Definition : Kilogramm [kg] 1 Kilogramm (kg) ist die Masse eines Platin-Iridium-Zylinders, der als Massennormal in Paris aufbewahrt wird. => Relative Messunsicherheit : 10-9 Das Urkilogramm Gaub E1 WS14/15

Massen und Längen im Universum Gaub E1 WS14/15

Stoffmengeneinheit Definition 1 mol ist die Stoffmenge eines Systems, das aus ebensovielen Teilchen besteht, wie Atome in 0,012kg des Kohlenstoffnuklids 12C enthalten sind. Die Anzahl Teilchen in einer Stoffmenge von 1 Mol ist die Avogadro-Konstante NA= 6,022·1023/mol N : Teilchenzahl [einheitenlos] n : Stoffmenge [mol] In der Atomphysik und Chemie werden auch Atommasseneinheiten benutzt. Dem Isotop 12C wird die Atommassezahl 12 zugeordnet Eine Atomare Masseneinheit (amu) = Gaub E1 WS14/15

Wer misst misst Mist! Gaub E1 WS14/15

Wer misst misst Mist! nj xj ∆xj x Kalibrierfehler Hintergrundsignale Systematisch Fehler Thermische Fluktuationen Schrotrauschen 1/f Rauschen Statistische Fehler Statistik fallende Kugel mit und Zähler Gaub E1 WS14/15

F ≈ 10 nN/s . PEG Stärke der Koordinativen Bindung zwischen Gold und dem primären Amin der Nukleinsäure Thymin C,G,A Au T Gaub E1 WS14/15

Wer misst misst Mist! nj xj ∆xj x Kalibrierfehler Hintergrundsignale Systematisch Fehler Thermische Fluktuationen Schrotrauschen 1/f Rauschen Statistische Fehler Mittelwert x definiert durch Arithmetisches Mittel Gaub E1 WS14/15

Fehler Def.: Wahrer Wert: Def.: Absoluter Fehler der Messung i: Def.: Absoluter Fehler des Arithmetischen Mittels: –> 0 weil Def.: Mittlerer Fehler des arithmetischen Mittels: Def.: Arithmetisches Mittel der quadatischen Abweichungen der Einzelmessung: Def.: Standardabweichung: => Zufällige Fehler lassen sich durch wiederholte Messungen "ausgleichen" Gaub E1 WS14/15

Streuungsmasse Problem: Da bei endlicher Zahl der Messungen i der wahre Wert xw nicht bekannt ist und somit auch ei und s, bzw sm nicht bestimmbar sind, Übergang zur Grössen relativ zum Mittelwert Def.: Abweichung vom Mittelwert: Def.: Mittlere quadratische Abweichung vom Mittelwert: weil ==> Alternative Schreibweise Vergleich Gaub E1 WS14/15

=> Standardabweichung der Einzelmessungen: Mittlerer Fehler des Arithmetischen Mittels: (Standardabweichung des Mittelwerts) Gaub E1 WS14/15

Verteilungsfunktion nj/n xj ∆xj x Übergang zu normierten Verteilungen der Messwerte xj nj/n ∆xj x F = ∆ni/n f(x) f(x)dx gibt die Wahrscheinlichkeit, den Messwert bei x im Interwall dx zu finden Daltonbrett Verteilungsfunktion Übergang zu infinitessimalen Intervallen, k–>oo für ∆xi 0 geht ∆ni  0, aber ni = ∆ni/∆xi bleibt endlich! Gaub E1 WS14/15

(Gausssche Glockenkurve) Eigenschaften der Verteilungsfunktion Die Verteilungsfunktion ist normiert: Varianz Normalverteilung (Gausssche Glockenkurve) Wenn nur statistische Fehler auftreten Gaub E1 WS14/15

Normalverteilung f(x) s =1 x - xw 1 -1 Hat man aus n Messungen s bestimmt, so ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein weiterer Messwert innerhalb der Standartabweichung liegt s = 1/4 s = 1/2 Einsetzen und Integrieren ergibt: Anmerkung : Bei gequantelten statistischen Vorgängen z.B. Photonenzählen geht die Gauss- in die Poissonverteilung über Gaub E1 WS14/15

Fehlerfortpflanzung Zu bestimmende Grösse y sein Funktion der Messgrösse x => n-malige Messung liefert Standardabweichung Vorsicht Fehler im Demtröder „Fortgepflanzte“ Standardabweichung Gaub E1 WS14/15

Fehlerfortpflanzung Zu bestimmende Grösse sei Funktion zweier Messgrössen f(x,y) , die jeweils unabhängig voneinander fehlerbehaftet seien Mittelwert aus n Messungen Mittelwert aus m Messungen Taylorentwicklung von um Lineare Näherung Gaub E1 WS14/15

Herleitung der Standardabweichungen mühsam siehe Bergmann Schäfer o ä. Mittelwertbildung: Da = constant und Das arithmetische Mittel der Funktionswerte ist gleich dem Funktionswert der arithmetischen Mittelwerte der Messgrössen Herleitung der Standardabweichungen mühsam siehe Bergmann Schäfer o ä. Wegen Gaub E1 WS14/15

Ausgleichsrechnung  Gesucht: Ausgleichgerade Sei die Messgenauigkeit einer Grösse viel höher als die der anderen, hier z.B. ∆x << ∆y Minimierung der Summe der Abweichungsquadrate mit a und b entsprechen mit 68% Zuverlässigkeit dem wahren Wert Weiterführend: Maximum likelihood estimator - Bayesian inference Gaub E1 WS14/15

Beispiel: Herzschlagfrequenzen ruhender Fledermäuse aufgezeichnet in Panama (Quelle: Uni Konstanz) Gaub E1 WS14/15

eine Grösse von der die Frequenz exponentiell abhängt! Nicht die Zeitmessung unterliegt hier statistischen Schwankungen sondern eine Grösse von der die Frequenz exponentiell abhängt! ln (heart rate) Gaub E1 WS14/15