Wie kann ich den Personalbedarf für kommunale Abwasseranlagen ermitteln? Dipl.-Ing. Gerhard Spatzierer ARGE Abwasser Burgenland Eisenstadt/Österreich gerhard.spatzierer@aon.at +43 664 7318 2201
Betriebsaufgaben Gesetzliche: z.B. EÜV, EKVO Regelwerke DWA, Normen Anforderung Eigentümer Anforderung Kunden Eigene Ziele Häufigkeiten – wie oft? Personalbedarf
Regelwerke DWA-M 271 „Personalbedarf für den Betrieb kommunaler Kläranlagen“(3/2017) DWA-A 147 „Betriebsaufwand für kommunale Entwässerungssysteme – Betriebsaufgaben und Häufigkeiten (3/2017) DWA-M 174 „Betriebsaufwand für die Kanalisation – Hinweise zum Personal-, Fahrzeug-und Gerätebedarf“ (2005) dzt. in Überarbeitung DWA-M 1000 „Anforderungen an die Qualifikation und Organisation von Betreibern von Abwasseranlagen“ (2012) DWA-A 199 1-4 „Dienst-und Betriebsanweisungen“ Bayern: Leitfaden (2011) ÖWAV-Merkblatt (2017)
Anforderungen an techn. Führungskräfte DWA-M 1000 Größenklasse EW Qualifikation 1 bis 1.000 Ver- und Entsorger/Fachkraft für Abwassertechnik 2 bis 5.000 3 bis 10.000 Ver- und Entsorger/Fachkraft für Abwassertechnik/ bzw. Geprüfter Abwassermeister/Techniker oder gleichwertig 4 bis 100.000 Geprüfter Abwassermeister/Techniker oder gleichwertig bzw. abgeschlossenes Hochschulstudium 5 >100.000
Qualifikation techn. Führungskraft Leitfaden Bayern – ÖWAV-Merkblatt Ausbaugröße Bayern ÖWAV 50 – 500 EW Klärwärter Klärwärter-GK 50-500 500 – 1.000 EW Klär-/Kanalwärter 1.000 – 5.000 EW Fachkraft Abwassertechnik Klär-/Kanalfacharbeiter 5.000 – 20.000 EW Abwassermeister 20.000 – 50.000 EW 50.000 – 100.000 EW Klär-/Kanalfacharbeiter + Zusatzqualifikation Keine vergleichbaren Richtlinien für den Kanalbetrieb vorhanden – Bezug auf andere Parameter erforderlich wie z.B. Tätigkeitsbereich. Aufgabenumfang wird vom Betreiber festgelegt. Teilweise Auslagerung an Dritte
DWA-M 271 (3/2017)
Bedarfsermittlung gemäß DWA-M 271 Vollständige Überarbeitung des ATV-Merkblattes (1998) Grobanalyse für Bestimmung des Soll-Zustandes Abweichungen zum Ist-Zustand: Feinanalyse empfohlen Unterschiedliche Funktionen in Personalunion Einsatz von Fremdpersonal/Fremdleistung: zusätzlich 20 % eigenen Zeitaufwand in Rechnung stellen (Vertrag, Abrechnung, Einweisung, Überwachung, Koordination, Abnahme,…) Geltungsbereich: 2.500 – 250.000 EW Datenbasis: Benchmarking (D), Betriebsaufwandanalysen 300 bzw. 100 Kläranlagen (> 10.000 EW)
Nomogramm Gesamtanlage
Erstellung von Nomogrammen Insgesamt 7 Nomogramme Neue Gliederung der Aufgaben (Benchmarking) a) Gesamtanlage b) 6 Teilprozesse: Mechanische Reinigung Biologische Reinigung Schlammstabilisierung Schlammverwertung/-entsorgung Eigenenergieerzeugung Managementaufgaben und Infrastruktur Arbeitszeit in h/Jahr Doppelt-logarithmischer Maßstab Mittlere Kurve: Trendlinie – statistisch abgesichert Im Bereich der Hüllkurven liegen 80 % der Anlagen
Managementaufgaben und Serviceleistungen Wahrnehmung: Techn. Führungskraft Dokumentation, Betriebstagebuch, Auswertungen, Störmeldungen Personalfragen, Einstellungen, Dienstreisen Unterstützung Buchhaltung Zeiterfassung Öffentlichkeitsarbeit, Führungen Mitwirkung bei Planung, Genehmigung und Betreuung von Baumaßnahmen Teilnahme an Besprechungen (intern/extern) Betreuung EDV Materialwirtschaft Prüfmanagement, Arbeitnehmer- und Gesundheitsschutz
Managementaufgaben und Serviceleistungen Detaillierte Liste in Anhang B (3 Seiten) Zeitaufwand ist bereits tw. im Nomogramm berücksichtigt (in Klammer gesetzt)! Zusätzliche Aufgaben: Gesamtanlage: pauschal: + 10 % der Arbeitsstunden Sonst: Individuelle Berechnung nach Anhang B Spannbreite, Durchschnitt, Beschreibung
Ermittlung Personalbedarf Nomogramm für Gesamtanlage Personalausstattung ablesen (h/a) Zuschlag für Managementaufgaben: + 10 % = Gesamtaufwand Effektive Jahresarbeitszeit/Mitarbeiter (h/Jahr): (Jahrestage - Sa/So/Fei - Urlaub - Krankenstand) x (Arbeitsstunden pro Woche/5) z.B.: 1677 h/a Gesamtaufwand/1677 = Personalaufwand Kommazahlen aufrunden! Hüllkurven zeigen Schwankungsbereich! Beispiele aus der Praxis: Tatsächliche Jahresarbeitsstunden: 1200 – 1600
Nomogramm Gesamtanlage
Bemessung mit Nomogramm Gesamtanlage (20.000 EW) Aufwand gemäß Nomogramm Pauschaler Zuschlag Gesamter Aufwand Mittlere effektive Arbeitszeit Personal- aufwand h/Jahr % MA Obere Hüllkurve 7000 10 7700 1677 4,6 Mittelwert 4500 4950 3,0 Untere Hüllkurve 2500 2750 1,6 Große Spannbreite – liegt an den unterschiedlichen Rahmenbedingungen
b) Ermittlung aus den Teilprozessen Vorhandene Teilprozesse auswählen Personalausstattungen ablesen (h/a) Summe bilden Zuschlag (%) für Managementaufgaben individuell nach Anhang B ermitteln Gesamtaufwand berechnen Personalaufwand wie bei Variante a) berechnen! Empfehlung: Berechnung nach beiden Varianten!
6 Nomogramme für Teilprozesse
Zuschlag für Managementaufgaben, Serviceleistungen, Arbeitnehmer- und Gesundheitsschutz
Bemessung mit den Teilprozessen (20.000 EW) Aufwand gemäß Nomogramm Zuschlag gemäß Anhang B Effektive Jahresarbeits-zeit Personal-aufwand h/Jahr % MA Mechanische Reinigung 600 Biologische Reinigung 750 Schlammstabilisierung 400 Schlammverwertung/-entsorgung Managementaufgaben und Infrastruktur 1800 Eigenenergieerzeugung 180 Summe 4130 14 1677 2,8
Rufbereitschaftdienste Einsatz möglichst minimieren! - Anlagen entsprechend auslegen - Redundante Anlage geht in Betrieb - Einbindung in Leittechnik – Info größerer Betreiber (für kleinere Anlagen, Wartungsverband) Objektüberwachung durch Kameras (webcam)
Sonstige Regelwerke Merkblatt Bayerisches Landesamt für Umwelt (2011) ÖWAV-Merkblatt (2008) Enthalten Pauschalangaben!
Leitfaden Bayern – ÖWAV-Merkblatt Ausbaugröße Bayern ÖWAV 50 – 500 EW - 0,2 – 0,5 500 – 1.000 EW 0,5 – 0,7 1.000 – 5.000 EW 1 0,7 – 1 5.000 – 20.000 EW 2 - 3 1 - 2 20.000 – 50.000 EW 4 - 5 2 - 5 50.000 – 100.000 EW 6 - 8 gemäß DWA-M 271 100.000 EW gemäß ATV-M 271
Ergebnisse - Methodenvergleich Vergleich sämtlicher Methoden z.T. nicht möglich – fehlende Angaben Berechnung eigentlich erst ab 10.000 EW möglich/sinnvoll (tw. ab 2.500 EW) Darunter pauschale Angaben ÖWAV, Bayern Große Spannbreiten Ergebnisse liegen etwa im selben Bereich
Vergleich der Ergebnisse Regelwerk Ausbaugröße ÖWAV Bayern DWA-M 271 50.000 EW 5 100.000 EW - 8 9
Personalbedarf steigt mit Größe [Graf] Titel der Präsentaion/Name des Autors/Datum
ATV – M 217 :: DWA- M 217 [Graf] Titel der Präsentaion/Name des Autors/Datum
Kanal: DWA-A147 + DWA-M174 Kanal + RB + PW + Druckleitungen Aufgabenumfang wird durch Betreiber festgelegt – was machen Dritte? Bedarfsorientiert statt strikt nach Plan Objektbezogene + planbare Arbeiten Ereignisabhängige Arbeiten: Störungen Personal muss verfügbar sein Wirksamkeiten prüfen - permanent optimieren! Wirtschaftlichkeit prüfen: Eigen-/Fremdleistung Eigene Kanalfahrzeuge erst ab einer gewissen Größe sinnvoll! Personalausstattung – Kanal-TV, Schachtkamera, Betriebsführungssysteme
Verfügbarkeiten Personal Tägliche Einsatzzeiten Kanalreinigung Stunden/Woche Brutto-Arbeitszeit 39,0 - Fahrtzeiten Arbeitsstelle- 5,0 - Rüstzeiten 4,2 - Wassertanken 1,3 - Entleerung/Reinigung 2,5 - Waschzeit + Umkleiden - Sonstiges 0,8 Netto Arbeitszeit vor Ort 22,7 nach Pfister, 2017
Verfügbarkeiten Jahresarbeitsstunden Brutto: Siehe Kläranlage Einsatzfahrzeuge: Reparaturen, Wartung, Witterung berücksichtigen
Vorgangsweise Systematische Erhebung und Überprüfung der Regelaufgaben Ev. Umstieg auf bedarfsorientierte Vorgangsweise Vergabe von Leistungen an Dritte? Erforderliche Ressourcen – Geräte, Personal Je nach Randbedingungen große Spannbreiten möglich!
Probleme: Sicherheit UVV, Krankheit, Urlaub Kleine Gemeinden Probleme: Sicherheit UVV, Krankheit, Urlaub Interkommunale Zusammenarbeit anstreben Kanalwartungsverband Oberes Donautal 8 Gemeinden, 130 PW, 205 km Kanal 12.000 EW Vorerst bestehende Mängel beseitigt Betriebs- und Erhaltungszustand war den Gemeinden nicht bekannt.
Zusammenfassung Neues DWA-M 271 etwas einfacher Variante a) Gesamtanlage rasch ermittelbar Ist aber immer nur eine GROBANALYSE Bei größeren Abweichungen vom Ist-Zustand Betriebsaufwandsanalysen durchführen Verlagerung von Aufgaben? Es gibt kein Normpersonal, keine Normarbeitsleistung!
Kläranlagen: Mind. 50 % Eigenleistung erforderlich: Prozessführung, wesentliche Anlagenteile, Eigen- und Betriebs-Überwachung Reinigungs-/Instandhaltungs-/Pflegearbeiten z.T. durch Dritte MSRL-Technik – höhere Qualifikation! Auch auf kleineren Anlagen! Große Anlagen: Schicht ja/nein: Wesentlich!
Ausblick DWA – M 174 wird dzt. überarbeitet Benchmarking – Vergleichbarkeit? IT-Kenntnisse unabdingbar Fachübergreifendes Denken ist gefragt! DWA – Workshop (Personalbedarf für Kläranlagen): 15.11.2018 Bad Hersfeld