Der standardisierte Arbeitslose

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 Präsentation transkript:

Der standardisierte Arbeitslose Klienten und Klientinnen in der aktivierenden Sozialpolitik Ein Referat von Bettina Wyer

Sonderfall Schweiz Tiefe Arbeitslosigkeit (3.0%) Hohe Armutsgefährdungsrate (14.3%) Hohe Nichtbezugsquote von Sozialhilfe (40-66%) Geringe Missbrauchsrate (2-5%)

Sonderfall Schweiz Eigenverantwortung als historisches Strukturprinzip des Schweizerischen Sozialstaates Eigenverantwortung als paradigmatischer Kern der aktivierenden Sozialpolitik

Sozialstaat Schweiz „Dem Schweizer ist auch eigen eine Abneigung gegen eine Ausdehnung der staatlichen Bürokratie und gegen eine Zunahme der Zahl der Staatsbeamten. Das tiefe staatspolitische Grundgefühl des Schweizers ist ein Hang zu Freiheit, zur Unabhängigkeit und zur Selbständigkeit des Individuums. Durch alles hindurch geht das Verlangen nach dem Primat des Individuums gegenüber der Staatsallmacht. Dieses Gefühl ist in allen Schichten des Volkes sehr stark verbreitet; es macht sich durchaus auch in Kreisen bemerkbar, die gesinnungsmässig den sog. ‚Linkskreisen‘ angehören“ (zit. in Patry, 2010, S. 282).

Der aktivierende Sozialstaat Vereinheitlichung der Sozialversicherungen und der Sozialhilfe Diskrepanz zwischen den Handlungsmöglichkeiten der definitionsmächtigen Akteure und denjenigen langzeiterwerbsloser Personen Systemisches Paradox: Verknüpfung von Zwang und Eigenverantwortung

Der standardisierte Arbeitslose Charakteristiken des standardisierten Arbeitslosen: Hohe Leistungsbereitschaft Hohe Motivation Flexibilität Mobilität Selbstmarketing Arbeitsmarktfähigkeit

Probleme der Standardisierung Auswirkungen der Erfahrung von Arbeitslosigkeit Energielosigkeit Geringe Widerstandsfähigkeit Verlust sozialer Netzwerke Verlust gesellschaftlichen Status‘ Verlust sinnschaffender Alltagstätigkeiten Gesundheitliche Probleme Psychische Probleme Kumulative Traumatisierung

Probleme der Standardisierung Ressourcenschwäche langzeiterwerbsloser Personen Schichtspezifische Prägungen Fehlendes kulturelles Kapital Immobilität Fehlende Flexibilität geringe finanzielle Sicherheit Schwach ausgebildetes Konzept der eigenmächtigen Handlungsfähigkeit

Typologie von Fallkonstellationen Die Realisten – Transitorische Arbeitslosigkeit - Pragmatische Herangehensweise ArbeitnehmerInnenhabitus Gelingende Standardisierung Professionelle Begleitung: Kompetente Beratung, wenig direkte Unterstützung

Typologie von Fallkonstellationen Die Zukunftsorientierten – Schwanken zwischen Autonomie und Anpassung - Klare, bisweilen adoleszent phantasierte Zukunftsvorstellungen Glauben an das eigene Potential Gefahr der Prekarisierung der Arbeitsbiographie Professionelle Begleitung: differenzierte Falldiagnostik, enge Fallbegleitung, Kontaktnahme zu Arbeitnehmern des ersten Arbeitsmarktes

Typologie von Fallkonstellationen Die Ämterkarrieristen – Leben im Dauerprovisorium - Komplexe Mehrfachproblematiken - Geringe Qualifikation - Gravierende Auswirkungen langer Arbeitslosigkeit Professionelle Begleitung: Reintegrationsdogma hinterfragen, realistische Perspektiven erarbeiten, alternative Gestaltungsmöglichkeiten entwickeln, eigenmächtige Handlungsfähigkeit stärken

Typologie von Fallkonstellationen Die Arbeitsmarktgeschädigten – Die angstbesetzte Arbeit Traumatisierende Arbeitsmarkterfahrungen Hohes Arbeitsethos – geringe Qualifikation Geringe Entwicklungsmöglichkeiten Geringe Reintegrationschancen Professionelle Begleitung: Traumatisierung bearbeiten, realistische Perspektiven erarbeiten, alternative Gestaltungsmöglichkeiten entwickeln, eigenmächtige Handlungsfähigkeit stärken

Typologie von Fallkonstellationen Die Schutzbedürftigen – gesundheitlich bedingter Ausschluss aus dem Arbeitsmarkt - Eingeschränkte Arbeitsfähigkeit - Physische und/oder psychische Probleme Professionelle Begleitung: Körperliche und psychische Beschwerden ernst nehmen, alternative Gestaltungsmöglichkeiten entwickeln, keine Aktivierung

Klientenzentrierte Arbeit Klientenzentriertes Mandatsverständnis Professionelle Handlungsautonomie Solide ausgebildeter Professionshabitus: arbeitsbezogene, agogische, sozialpädagogische Herangehensweise Diagnostisches Fallverstehen Wiederherstellung der Autonomie einer Lebenspraxis Bildungsmöglichkeiten schaffen