Wirtschaftspolitisches Forum: Globalisierung und Ungleichheit?

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 Präsentation transkript:

Wirtschaftspolitisches Forum: Globalisierung und Ungleichheit? Aussenwirtschaftlicher Ausschuss, Universität Trier Reto Föllmi, SIAW-HSG 4. Mai 2018

Globalisierung: Entwicklung des Aussenhandels Exportquote (Quelle: WDI, 2018)

Welteinkommensverteilung 1988-2008 Quelle: Lakner und Milanovic (2013)

Varianz der Einkommen zwischen Ländern, 1970-1998 Quelle: Sala-i-Martin (2006)

Empirische Beobachtungen Starke Zunahme der Handels- (und Finanz-)ströme Abnahme der Ungleichheit zwischen den Ländern Anstieg der Ungleichheit innerhalb der Länder (nächste Folien)

Einkommensungleichheit in Industrieländern 1985 vs. 2015 Quelle: OECD, Income Distribution Database

Entwicklung der Top 1% Einkommen in Industrieländern 1913-2013 Quelle: WIID Database, Föllmi und Martínez (2017)

Entwicklung der Top 0.01% Einkommen in Industrieländern 1913-2013 Quelle: WIID Database, Föllmi und Martínez (2017). Ohne Kapitalgewinne

Entwicklung Lohnquote G20-Länder, 1960-2012 Quelle: AMECO (EU-Datenbasis)

Lohnwachstum nach Perzentilen in der Schweiz, 1994-2010 Quelle: Favre, Föllmi und Zweimüller (2012)

Empirische Beobachtungen: Mehr Heterogenität auf breiter Front Zunahme der Einkommens-, Lohn- und Vermögensungleichheit – besonders an der Spitze Gilt auch für Entwicklungsländer (z.B. Pavcnik, 2017) Abnahme der Lohnquote Stärkere Spreizung der Firmengrössenverteilung

Wie können wir diese Entwicklungen erklären? Stolper – Samuelson Importkonkurrenz besonders in Branchen, wo Tiefqualifizierte tätig sind. Autor et al. (AER, 2013) sowie Pierce und Schott (AER, 2016) dokumentieren Auswirkungen der CHN-Importkonkurrenz auf US-Manufacturing Allerdings keine entsprechende Abnahme der Lohnungleichheit in Entwicklungsländern. «Skill-biased technological change» - Phänomen hat per se nichts mit Globalisierung zu tun (?) Allerdings: Outsourcing / globale Wertschöpfungsketten (Feenstra und Hanson, 2008 etc.)

Wie können wir diese Entwicklungen erklären? (II) Heterogene Firmen, Melitz (Ecmt, 2003) Verbesserter Zugang zum Weltmarkt verstärkt den Zusammenhang zwischen Produktivitätsunterschieden und erzielbaren Einkünften Führt zu ungleicherer Firmengrössenverteilung (Nocke und Yeaple, IER, 2014, Nataraj, JIE 2011 etc), zumindest solange Integration noch nicht perfekt Imperfekte Finanzmärkte verstärken diese Zusammenhänge tendentiell (Manova, REStud, 2013, Föllmi and Oechslin, JIE 2010 etc) Genauerer Blick auf Lohnentwicklung, Helpman, Itshoki, Mündler und Redding (REStud, 2017) Lohnungleichheit nimmt innerhalb einer gegebenen Beschäftigungsgruppe und Industrie zu (statt zwischen Industrien) Anstieg primär zwischen Firmen statt innerhalb von Firmen Exporteure bezahlen Lohnprämie

Anteile Spezialfälle unter Top 1% Einkommen Quelle: Schweizer Steuerdaten in Föllmi und Martínez (REStat, 2017)

Warum ist die Entwicklung an der Spitze so ausgeprägt? Globalisierung erlaubt Zugriff auf Weltmarkt, dies kommt «High-skilled» zu Gute. Schon geringe Vorteile übersetzen sich in grosse Einkommensunterschiede – vgl. Auch Rosen (AER, 1981) «Economics of Superstars» Dies zeigt sich auch in der Einkommenskomposition der Topeinkommen (vorherige Folie)

Zwischenfazit Abbau von Handelsbarrieren erhöht generell Wettbewerb und erhöht Erträge von Produktivitätsunterschieden Ungleichheit erhöht sich Dafür Abbau von Markteintrittsschranken Noch keine klare Evidenz, wie verstärkte Globalisierung auf Mobilität wirkt «Trickling down»? Globalisierung schafft neue Möglichkeiten für Talentierte, denen vorher der Marktzugang verwehrt wurde Allerdings heterogene Entwicklung verschiedener Industrieländer Bildungssystem? Öffentliche Infrastruktur, die Mobilität des Arbeitsplatzes erlaubt Handelsöffnung muss von anderen Reformschritten begleitet werden