Auswirkungen auf einer Kläranlage Löschwassereinleitung ARA Fritzens Löschwasser Auswirkungen auf einer Kläranlage Christian Callegari Abwasserverband Hall in Tirol – Fritzens 44. Lehrer- und Obleute-Besprechung 2016, Kanal- und Kläranlagen-Nachbarschaften, Landshut 16.–17.02.2016
Übersicht Einleitung Das Brandereignis Kanaltechnische Gegebenheiten Löschwassereinleitung ARA Fritzens Übersicht Einleitung Das Brandereignis Kanaltechnische Gegebenheiten Auswirkungen auf den Kläranlagenbetrieb Gegenmaßnahmen und Kosten Erkenntnisse und vorbeugende Maßnahmen Offene Punkte und Fragen Resümee 44. Lehrer- und Obleute-Besprechung 2016, Kanal- und Kläranlagen-Nachbarschaften, Landshut 16.–17.02.2016
ARA Fritzens Löschwassereinleitung ARA Fritzens Ausbaugröße 120.000 EW Wassermengen 28.500 m3/d 511 l/s (TW) 823 l/s (RW) Beckenvolumina 30.300 m3 Energieanschluss 1.600 kVA Abluftbehandlung 25.000 m3/h Einstufige Belebungsanlage Schlammfaulung 2 x 2.700 m³ Gasverwertung 2 BHKW‘s 44. Lehrer- und Obleute-Besprechung 2016, Kanal- und Kläranlagen-Nachbarschaften, Landshut 16.–17.02.2016
19. Apr. 2011 Großbrand in der Schrottaufbereitungs- Löschwassereinleitung ARA Fritzens 19. Apr. 2011 Großbrand in der Schrottaufbereitungs- anlage der Fa. Ragg, Hall in Tirol 44. Lehrer- und Obleute-Besprechung 2016, Kanal- und Kläranlagen-Nachbarschaften, Landshut 16.–17.02.2016
Löschwassereinleitung 2011 Feuerwehr Einsatzcode: FW-67B1F „kleiner Brand im Freien – Fahrzeug bedroht“ Löschwassereinleitung 2011 Fotos:
Riesiger Schrotthaufen (Autowracks) Löschwassereinleitung 2011 Fotos:
Löschwassereinleitung 2011 Fotos: Massiver Einsatz von Löschschaum zur Brandbekämpfung
Löschwassereinleitung 2011 Fotos: Löschwasserentnahme aus dem Inn
Löschwassereinleitung 2011 Anlieferung Löschschaumkonzentrat Löschwassereinleitung 2011 Fotos:
Technische Daten des Löscheinsatzes: Löschwassereinleitung ARA Fritzens Technische Daten des Löscheinsatzes: Brandalarm am 19.04.2011 um 13:33 Uhr 23 Stunden Einsatzdauer 20 Feuerwehren der Umgebung Freiwillige Feuerwehren der Stadtgemeinde Hall in Tirol sowie der umliegenden Gemeinden Berufsfeuerwehr der Stadt Innsbruck Werksfeuerwehr der Fa. Sandoz, Kundl 250 Feuerwehrfrauen und –männer 25.000 Liter Löschschaumkonzentrat Wird mit einer Menge von ~0,3 % dem Löschwasser zugesetzt 44. Lehrer- und Obleute-Besprechung 2016, Kanal- und Kläranlagen-Nachbarschaften, Landshut 16.–17.02.2016
Kanaltechnische Gegebenheiten: Löschwassereinleitung ARA Fritzens Kanaltechnische Gegebenheiten: Das Betriebsgelände ist nicht an den öffentlichen Kanal angeschlossen (nur Sanitäranlagen im Bürogebäude) Das Betriebsareal verfügt über eine eigene Schmutz- wasserkanalisation und eine betriebliche Reinigungsanlage Die gereinigten Abwässer werden in den Inn eingeleitet Für Regenereignisse sind Retentionsbecken vorhanden Ab ca. 20:00 Uhr wird das gesamte anfallende Löschwasser auf Anordnung der Behörde und in Ab- sprache mit dem Abwasserverband in den Gemeindekanal eingeleitet 44. Lehrer- und Obleute-Besprechung 2016, Kanal- und Kläranlagen-Nachbarschaften, Landshut 16.–17.02.2016
Auswirkungen auf den Kläranlagenbetrieb: Löschwassereinleitung ARA Fritzens Auswirkungen auf den Kläranlagenbetrieb: Schaumprobleme in der Abwasserlinie Das erste Löschwasser erreichte gegen Mitternacht des 19.04.2011 die Kläranlage Ab den Morgenstunden des 20.04.2011 massive Schaum- entwicklung in allen Bereichen der Kläranlage Es kam zu einer Reihe von Ausfällen bei der Messtechnik (Niveauregelungen, ….) Die Schaumprobleme zogen sich über 2 Tage hin Für die Bekämpfung des Schaumes wurde Brauchwasser verwendet Keine nachhaltigen Schäden an Maschinenteilen oder Messeinrichtungen 44. Lehrer- und Obleute-Besprechung 2016, Kanal- und Kläranlagen-Nachbarschaften, Landshut 16.–17.02.2016
Fotodokumentation Schaumentwicklung beim Rechen Löschwassereinleitung 2011 Fotodokumentation ARA Fritzens, 08.08.2011
Verbandskanäle Schaumentwicklung im Belebungsbecken Löschwassereinleitung 2011 Verbandskanäle Schaumentwicklung im Belebungsbecken ARA Fritzens, 08.08.2011
Auswirkungen auf den Kläranlagenbetrieb: Löschwassereinleitung ARA Fritzens Auswirkungen auf den Kläranlagenbetrieb: Auswirkungen auf die Biologie Stabile Betriebsverhältnisse vor dem Brandereignis Am 20.04.2011 stieg die CSB-Zulauffracht von ursprünglich im Mittel 9.884 kg/d auf 23.421 kg/d an (+ 237 %) Es wird angenommen, dass das Löschwasser den Flockenzerfall förderte und eine toxische Wirkung auf die Belebtschlamm- biozönose sowie das Wachstum der Nitrifikanten ausgeübt hat 44. Lehrer- und Obleute-Besprechung 2016, Kanal- und Kläranlagen-Nachbarschaften, Landshut 16.–17.02.2016
Auswirkungen auf den Kläranlagenbetrieb: Löschwassereinleitung ARA Fritzens Auswirkungen auf den Kläranlagenbetrieb: Auswirkungen auf den CSB-Ablaufwert Der CSB-Ablaufwert stieg am 21.04.2011 auf 80 mg/l an Der Anstieg war nachvollziehbar (hohe Zulauffracht) und nicht besorgniserregend Die notwendige Dauerbelüftung beanspruchte die Belebtschlamm- flocken stark Durch den damit verbundenen Anstieg von gelöstem CO2 wurde das Kalk-Kohlensäuregleichgewicht gestört Calzium wurde aus den Belebtschlammflocken herausgelöst und es kam dadurch zu einem Flockenzerfall Der zulässige Grenzwert von 75 mg/l wurde bis zum 13.05.2011 insgesamt 10 mal überschritten (Maximalwert 105 mg/l) 44. Lehrer- und Obleute-Besprechung 2016, Kanal- und Kläranlagen-Nachbarschaften, Landshut 16.–17.02.2016
Auswirkungen auf den Kläranlagenbetrieb: Löschwassereinleitung ARA Fritzens Auswirkungen auf den Kläranlagenbetrieb: Auswirkungen auf den CSB-Ablaufwert Grenzwert 44. Lehrer- und Obleute-Besprechung 2016, Kanal- und Kläranlagen-Nachbarschaften, Landshut 16.–17.02.2016
Auswirkungen auf den Kläranlagenbetrieb: Löschwassereinleitung ARA Fritzens Auswirkungen auf den Kläranlagenbetrieb: Auswirkungen auf die Sichttiefe in der Nachklärung Der Schlammindex sank nach der Löschwassereinleitung innerhalb weniger Tage von ca. 90 ml/g auf knapp über 40 ml/g ab Die Sichttiefe in der Nachklärung verringerte sich ab 23.04.2011 rapid und erreichte am 08.05.2011 mit 15 cm ihrem Tiefpunkt Im Belebtschlamm war keinerlei Flockenstruktur mehr erkennbar und der Ablauf war komplett trüb In dieser Zeit kam es zu einem erheblichen Schlammabtrieb womit insbesondere nitrifizierende Bakterien nicht mehr in ausreichender Menge mit dem Rücklaufschlamm in das Belebungsbecken rückgeführt wurden 44. Lehrer- und Obleute-Besprechung 2016, Kanal- und Kläranlagen-Nachbarschaften, Landshut 16.–17.02.2016
Auswirkungen auf den Kläranlagenbetrieb: Löschwassereinleitung ARA Fritzens Auswirkungen auf den Kläranlagenbetrieb: Auswirkungen auf die Sichttiefe in der Nachklärung Brand 44. Lehrer- und Obleute-Besprechung 2016, Kanal- und Kläranlagen-Nachbarschaften, Landshut 16.–17.02.2016
Auswirkungen auf den Kläranlagenbetrieb: Löschwassereinleitung ARA Fritzens Auswirkungen auf den Kläranlagenbetrieb: Auswirkungen auf den NH4-N Ablaufwert Der Ammonium-Ablaufwert war in den ersten Tagen nach dem Brandereignis völlig stabil Erst 12 Tage nach der Löschwassereinleitung brach die Stickstoff- elimination völlig zusammen Die NH4-N Konzentration stieg auf Werte von über 20 mg/l Ab 27.05.2011 konnte der Grenzwert von 5 mg/l wieder eingehalten werden Atmungszehrungsmessungen ergaben, dass der Anteil der Nitrifikantenatmung am 13.05.2011 bei nur 8 % lag, der Normalwert von ca. 45 % wurde erst wieder Ende Juni erreicht 44. Lehrer- und Obleute-Besprechung 2016, Kanal- und Kläranlagen-Nachbarschaften, Landshut 16.–17.02.2016
Auswirkungen auf den Kläranlagenbetrieb: Löschwassereinleitung ARA Fritzens Auswirkungen auf den Kläranlagenbetrieb: Auswirkungen auf den NH4-N Ablaufwert Brand NH4-N – Ablaufwerte in mg/l Normalbetrieb Grenzwert 44. Lehrer- und Obleute-Besprechung 2016, Kanal- und Kläranlagen-Nachbarschaften, Landshut 16.–17.02.2016
Gegenmaßnahmen und Kosten: Löschwassereinleitung ARA Fritzens Gegenmaßnahmen und Kosten: Fällmitteleinsatz Mit zunehmendem Flockenzerfall und Absinken der Sichttiefe waren Maßnahmen zur Reaktivierung der Belebtschlamm- biozönose erforderlich Zur Verbesserung des Abtrennverhaltens in der Nachklärung musste ein Fällmittel gefunden werden um anschließend gesunden Belebtschlamm der Biologie zuführen zu können Im Betriebslabor wurden Versuche mit verschiedenen Fäll- und Flockungsmitteln durchgeführt Die besten Ergebnisse wurden mit einem eisenhältigen Fällmittel (Nanofloc) erzielt 44. Lehrer- und Obleute-Besprechung 2016, Kanal- und Kläranlagen-Nachbarschaften, Landshut 16.–17.02.2016
Gegenmaßnahmen und Kosten: Löschwassereinleitung ARA Fritzens Gegenmaßnahmen und Kosten: Fällmitteleinsatz 44. Lehrer- und Obleute-Besprechung 2016, Kanal- und Kläranlagen-Nachbarschaften, Landshut 16.–17.02.2016
Gegenmaßnahmen und Kosten: Löschwassereinleitung ARA Fritzens Gegenmaßnahmen und Kosten: Fällmitteleinsatz Nach Vorliegen der Versuchsergebnisse wurde eine provisorische Station eingerichtet und ca. 30 – 40 ml/m³ ARA-Zulauf in den Ablauf der Biologie dosiert 44. Lehrer- und Obleute-Besprechung 2016, Kanal- und Kläranlagen-Nachbarschaften, Landshut 16.–17.02.2016
Gegenmaßnahmen und Kosten: Löschwassereinleitung ARA Fritzens Gegenmaßnahmen und Kosten: Fällmitteleinsatz Nach 48 Stunden war bereits eine deutliche Verbesserung der Sichttiefe erkennbar In der Folge wurden insgesamt 27 Tonnen dieses Fällmittels in den Ablauf der Biologie dosiert Die Dosiermenge lag bei 30 – 40 ml/m³ ARA Zulauf und wurde händisch an schwankende Mengen (Regenwetter) angepasst Nachdem wieder normale Betriebszustände erreicht wurden, wurde die Dosierung abgesetzt 44. Lehrer- und Obleute-Besprechung 2016, Kanal- und Kläranlagen-Nachbarschaften, Landshut 16.–17.02.2016
Gegenmaßnahmen und Kosten: Löschwassereinleitung ARA Fritzens Gegenmaßnahmen und Kosten: Belebtschlammzugabe Nach Verbesserung des Abtrennverhaltens in der Nachklärung wurde mit der Zugabe von gesundem Belebtschlamm begonnen Die Anlieferung erfolgte mit Saugwägen von den benachbarten Kläranlagen Innsbruck, Schwaz und Strass i.Z. Zielwert für die Belebtschlammzugabe war der Austausch von ca. 20 % der Belebtschlammmasse Insgesamt wurden 1.283 m³ Impfschlamm angeliefert; dies entspricht ca. 16,6 % der Feststoffmenge Eine weitere Animpfung war nicht erforderlich da die Ablaufwerte wieder innerhalb der gesetzlichen Grenzen waren 44. Lehrer- und Obleute-Besprechung 2016, Kanal- und Kläranlagen-Nachbarschaften, Landshut 16.–17.02.2016
Gegenmaßnahmen und Kosten: Löschwassereinleitung ARA Fritzens Gegenmaßnahmen und Kosten: Kosten Bereits nach wenigen Tage wurde von Seiten des Verbandes eine gerichtlich beeidete Sachverständige zur Schadensdokumentation eingesetzt Zusammenstellung der Kosten Kosten wurden zur Gänze von der Versicherung des Betriebes übernommen Fällmittelkosten 40.373,-- Transportkosten Impfschlamm 28.956,-- Eigenleistungen (Kleinmaterial, Arbeitsstunden, ….) 3.018,-- Klärschlammuntersuchungen und Gutachten 5.486,-- Gesamtkosten in EUR brutto 77.833,-- 44. Lehrer- und Obleute-Besprechung 2016, Kanal- und Kläranlagen-Nachbarschaften, Landshut 16.–17.02.2016
Erkenntnisse und vorbeugende Maßnahmen: Löschwassereinleitung ARA Fritzens Erkenntnisse und vorbeugende Maßnahmen: Störungsablauf in Alarmplan übernehmen Unterweisung und Information aller Betriebsangehörigen Information im Rahmen Kläranlagennachbarschaft Errichtung einer zusätzlichen Tankanlage für spezielle Fällmittel einschließlich Dosierstation 44. Lehrer- und Obleute-Besprechung 2016, Kanal- und Kläranlagen-Nachbarschaften, Landshut 16.–17.02.2016
Offene Punkte und Fragen: Löschwassereinleitung ARA Fritzens Offene Punkte und Fragen: Gibt es für die Einleitung von Löschschaum eine „kritische“ Menge ab welcher es zu einer Schädigung der Biologie kommt? Kann das Abwasser-Löschschaum-Gemisch temporär ohne biologische Behandlung in den Vorfluter ausgeleitet werden? lt. dem zuständigen Juristen der Wasserrechtsabteilung des Landes Tirol gibt es dafür keine Rechtfertigung!!! Gibt es Schaummittel welche die biologische Reinigung von Abwässern nicht oder nur geringfügig beeinträchtigen? 44. Lehrer- und Obleute-Besprechung 2016, Kanal- und Kläranlagen-Nachbarschaften, Landshut 16.–17.02.2016
Löschwassereinleitung ARA Fritzens Resümee: Im Zuge eines Großbrandes können große Mengen Löschwasser/-schaum in das Abwassersystem gelangen und zu erheblichen Problemen in der Biologie führen Eine möglichst frühzeitige Kontaktaufnahme der Einsatzleitung mit dem zuständigen Klärwerk (24 h Bereitschaft) wäre von großem Vorteil Erstaunlich dabei war, dass die N-Elimination erst 12 Tage nach dem Brandereignis gestört war 44. Lehrer- und Obleute-Besprechung 2016, Kanal- und Kläranlagen-Nachbarschaften, Landshut 16.–17.02.2016
Hall in Tirol – Fritzens Löschwassereinleitung ARA Fritzens Danke für Ihre Aufmerksamkeit Fragen?? Abwasserverband Hall in Tirol – Fritzens A-6122 Fritzens, Innstraße 12 Tel. 05224/55328-0, Fax Dw. 318 © 2015, AWV Hall – Fritzens 44. Lehrer- und Obleute-Besprechung 2016, Kanal- und Kläranlagen-Nachbarschaften, Landshut 16.–17.02.2016