Bedingungsloses Grundeinkommen

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 Präsentation transkript:

Bedingungsloses Grundeinkommen – eine soziale Alternative? www.wipo.verdi.de

Bedingungsloses Grundeinkommen Grundeinkommen, bei dem fünf Kriterien erfüllt sind: - allen Menschen zustehend (Wohnsitzbedingungen?) - individuell garantiert (kein Haushaltsbezug) - ohne Bedürftigkeitsprüfung und Anrechnungen - ohne Arbeits- oder andere Tätigkeitsverpflichtung - Existenz und gesellschaftliche Teilhabe sichernd (mind. 1050/1080 € monatlich, Kinder ggf. weniger) Problem: Gesellschaftlich, ökonomisch und politisch ist nichts „bedingungslos“, das kann man nicht „wegbe-schließen“. Die BGE-Konzepte gehen nur von den Individuen aus und beruhen auf Mythen und Behaup-tungen, die kritischer Prüfung nicht standhalten.

Varianten des Bedingungslosen Grundeinkommens

Bisherige Erfahrungen und Modelle entsprechen alle nicht den genannten Kriterien. Volksabstimmung Schweiz 2016: 23% ja, 77% nein. Finnland ist neoliberales Modell zur Erhöhung von Arbeitsanreizen und Vereinfachung des Sozialsystem Erfahrungen aus USA oder anderen Ländern kein echtes BGE und nicht vergleichbar mit Lage in D. Modelle für kleine Regionen oder Bevölkerungsteile oder spendenfinanziert erlauben keine Aussagen für gesamtgesellschaftliches BGE. IWF diskutiert BGE von 25% oder 10% des Median- Einkommens pro Kopf, d.h. für D. Größenordnung 200 € bzw. unter 100 € pro Monat. Kosten 7% bzw. knapp 3% des BIP (D. etwa 200 bzw. 90 Mrd. €). Positive Wirkung wäre bei gezielter Ausgabe höher.

Ist BGE erforderlich und geeignet? gegen Armut? – verbesserte bedarfsdeckende Sozialleistungen, höhere Löhne und Renten und Ausbau öffentlicher Daseinsvorsorge und sozialer Dienstleistungen sind besser und realistischer. Ein BGE würde ganz überwiegend an Menschen gezahlt, die bereist andere hinreichende Einkommen haben und das Geld nicht brauchen. gegen Ausgrenzung? – Geld reicht nicht. Arbeit ist zentral, bringt soziale Integration und Anerkennung. Erwerbslosigkeit macht weiter Druck auf die Menschen, schwächt Lohnabhängige und Sozialstaat. Neoliberale BGE-Konzepte sollen v.a. das Kapital von Arbeitnehmerrechten und Tarifverträgen, Sozialver-sicherungen und sozialen Verpflichtungen befreien.

Finanzierungsprobleme eines BGE I Bei einem monatlichen BGE von 1000 € würde dies brutto etwa 1 Billion € im Jahr kosten. Nur etwa 100 Mrd. € an Sozialleistungen könnten wegfallen. Netto blieben also rund 900 Mrd. € Mehraufwand im Jahr. Sozialversicherungsleistungen beruhen auf durch Beiträge erworbenen eigentumsähnlichen Ansprü-chen, die nicht einfach gestrichen werden können. Es wäre dann nicht gerecht und nicht bedingungslos. Ein soziales/linkes BGE würde damit noch einmal so viel kosten wie der gesamte bestehende Sozialstaat, wie Bund, alle Länder und Gemeinden ausgeben. Es geht dabei um laufende Einkommen und Umverteilung. Die „Staatsquote“ am Bruttoinlands-produkt würde von 44 auf über 70 Prozent steigen.

Finanzierungsprobleme eines BGE II Ein BGE müsste immer aus dem durch Erwerbstätig-keit produzierten Volkseinkommen finanziert werden, d.h. in letzter Instanz zu Lasten der (Kaufkraft der) Löhne oder der Gewinn- und Vermögenseinkommen. Für ein soziales/linkes BGE wären extreme Abgaben-belastungen aller Einkommen oder Umsätze nötig. Das würde extrem verschärfte Kontrollen erfordern. Wertschöpfungsabgaben/Maschinensteuern bieten keinen Weg daran vorbei. Es bleibt immer eine gesellschaftliche Verteilungsauseinandersetzung. Den Löwenanteil eines BGE müssten unvermeidlich die Beschäftigten finanzieren. Bei 1000 € bliebe nur ein Bruchteil der bisherigen Nettolöhne übrig.

Finanzierung eines BGE von 1000 Euro monatlich - Beispielrechnung für 2016 Kosten (1000 € * 12 * 83 Mio.) ca. 1000 Mrd. € Entfallende Einkommensleistungen (Sozialbericht Tab. III-1) ca. 100 Mrd. € Verdopplung der Steuern auf Gewinne und Vermögenseinkommen ca. 160 Mrd. € 44% zusätzliche Steuern auf alle Löhne (44% * 1311 Mrd. €), = mehr als Verdopplung der Gesamtabgaben ca. 580 Mrd. € 44% zusätzliche Steuern auf Alters- einkommen (44% * 387 Mrd. €) ca. 170 Mrd. €

Verteilungswirkungen eines BGE Den erhöhten Abgaben stünde die BGE-Zahlung gegenüber. Bei einem sozialen/linken BGE würden arme Haushalten (theoretisch) profitieren. Bei den meisten wäre es aber in eine Tasche rein und aus der anderen raus, mit Abgabensätzen etwa 80 Prozent. Die Beschäftigtenhaushalte (60% der Bevölkerung) würden insgesamt mehr zahlen als bekommen. Genaueres ist kaum zu sagen, hängt ab von den Kräfteverhältnissen auf Arbeitsmarkt und in Politik. Ein BGE würde massiven Druck auf die Arbeitsein-kommen und Tarife ausüben: universeller Kombilohn. Die Profitansprüche des Kapitals würden durch ein BGE dagegen nicht gemindert.

Erwerbsarbeit ist und bleibt Grundlage Trotz Digitalisierung wird es auch in den kommenden Jahrzehnten kein „Ende der (Erwerbs)Arbeit“ geben. Die gesamtwirtschaftichen Produktivitätszuwächse sind sogar schwächer als früher. Erwerbsarbeit nimmt zu, hierzulande und global. Rückgänge liegen an ökonomischen Krisen. Problem ist die Prekarisierung, und die ist kein Sachzwang. BGE würde wie jede Geldleistung vollständig auf Warenproduktion durch Erwerbsarbeit, auf Kapitalis-mus beruhen. Entkopplung geht nur für einzelne. BGE wäre keine „emanzipatorische Alternative“. Erwerbsarbeit bringt auch im Kapitalismus soziale Einbindung, Anerkennung, Selbstbestätigung und höhere Einkommen als ein BGE könnte.

Politische Widersprüche und Probleme BGE würde wie Betreuungsgeld für alle wirken und so Frauenemanzipation eher entgegenstehen. Zwischen Beschäftigten und Arbeitgebern gibt es keine gleiche „Augenhöhe“, auch mit BGE nicht. Nötig sind kollektive Aktionen und Regelungen. Doch BGE würde die schwächen und Individualisierung fördern. klingt gut, ist aber unrealistisch und funktioniert nicht. Risiko neoliberale Variante: Armuts-Geld, Zerschla- gung sozialer Rechte, Regulierungen, Sicherungen Neue gute Arbeitsplätze für soziale Dienste, Bildung, Öko-Umbau & verbesserte repressionsfreie Mindest- sicherung sind besser, finanzierbarer, bündnisfähiger Ablenkung von den realen Kämpfen & Alternativen, Spaltungspotenzial in sozialer & linker Bewegung.

Recht auf gute Arbeit, soziale Sicherheit, Umverteilung von oben nach unten Zukunftsinvestitionsprogramm für Bildung, Soziales, Öko-Umbau, mehr öffentliche und sozialstaatliche Beschäftigung, soziale Arbeitsmarktpolitik höhere Löhne (mind. 3-3,5% p.a.), höherer Mindest- lohn, Re-Regulierung und Stärkung der Tarife und der Rechte der Beschäftigten und Gewerkschaften, Verkürzung und soziale Gestaltung der Arbeitszeiten Sozialstaat ausbauen, verbessertes ALG I, gute Renten, bedarfsdeckende repressionsfreie Mindest- sicherung, Bürger-/Erwerbstätigenversicherung Finanzierung möglich durch höhere Besteuerung von großen Vermögen & Erben, hohen Einkommen, finanzstarken Unternehmen, besseren Steuervollzug