Schwangerschaftsassoziierte, erworbene Hemmkörperhämophilie M. Heistinger, Klagenfurt Obergurgl, 04.02.2013
Gliederung erworbene Hemmkörperhämophilie EACH2 Register Schwangerschaftsassoz. Hemmkörper-hämophilie
Erworbene Hemmkörperhämophilie – eine ernste Blutgerinnungsstörung Spontan auftretende Autoimmunerkrankung Patienten mit bisher normaler Blutgerinnung entwickeln spezifische Autoantikörper (Hemmkörper, HK) gegen ihre eigenen Gerinnungsfaktoren Am häufigsten FVIII-HK Schwere oder lebensbedrohliche Blutungen bei >80% der Fälle Hohe Mortalität zwischen 9 und 22% Inzidenz: ~ 1,5 Patienten pro 1 Million Einwohner pro Jahr 3 3
Begleiterkrankungen und Risikofaktoren Erworbene Hämophilie ist assoziiert mit Schwangerschaft 2% Dermatologischer Grunderkrankung 3% Malignen Tumoren 15% Autoimmunerkrankungen Rheumatoide Arthritis 6% Polymyalgia rheumatica 2% Systemischer Lupus erythematodes 2% Andere 7% Idiopatisch 63% Hemmkörper können die Erstmanifestation einer malignen Erkrankung oder Autoimmunerkrankung sein. Keine Begleiterkrankungen oder Risikofaktoren bei >60% der Fälle 4
Alters- und Geschlechtsverteilung Abb. nach Delgado J et al. (2003) 5 5
Schwierige Diagnosestellung Exakte und frühzeitige Diagnose ist entscheidend für adäquate Therapie Durch geringe Kenntnis über die Erkrankung unspezifische Therapie mit Verabreichung zahlreicher Blutprodukte vor korrekter Diagnosestellung und Behandlung, oft verspätete Überweisung zum Spezialisten (Hämatologen), Laborergebnisse im Krankenhaus oft verzögert verfügbar. 6
Klinische Diagnose Multiple Blutungslokalisationen Blutungen spontan oder nach Bagatelltrauma Schwere oder lebensbedrohliche Blutungen kommen vor Symptombeginn unerwartet Bei >80% leere Blutungsanamnese 7
Klinische Befunde Hautblutungen (Purpura oder flächenhaft) Weichteil- und Muskelblutungen (z. B. Kompartment- syndrom) Gastrointestinale, genitale und retroperitoneale Blutungen 8
Laborbefunde Isoliert verlängerte aPTT (>10-15s) Keine Korrektur der aPTT durch Zugabe von Normal- plasma im Plasmatauschtest (im Routinelabor möglich) Verminderte FVIII-Aktivität (<1-15%) Bethesda-Test* zur Bestimmung des HK-Titers (Speziallabor) *1 Bethesdaeinheit (BE) = Menge an Antikörper, die in einer 1:1-Mischung aus Patienten- und Normalplasma nach 2-stündiger Inkubation bei 37°C 50% der FVIII-Aktivität inaktiviert. 9 9
Therapeutisches Prinzip Grunderkran-kung behandeln Behandlungs- strategie Blutung stoppen sofort längerfristig Hemmkörper eradizieren begleitend 10
Therapiemöglichkeiten Blutungsbehandlung* Elimination des Inhibitors Behandlung der Grunderkrankung Lebensbedrohliche Blutungen: rFVIIa aPCC Häufig Synergien der Tumortherapie und der Inhibitor-Eradikation Bei arzneimittelinduzierter oder schwangerschafts- assoziierter AH*** ver- schwindet der Inhibitor oft nach Absetzen der Medikation bzw. im Verlauf von Wochen bis Monaten nach der Geburt Bei Fällen ohne Blutungen nur Inhibitor-Eradikation: durch Immunsuppression z. B. Prednison + Cyclophosphamid** durch Immunmodulation Immunadsorption Nicht lebensbedrohliche Blutungen: FVIII Desmopressin *akute Blutungen und Prophylaxe bei chirurgischen oder invasiven Eingriffen **nicht bei Frauen im gebärfähigen Alter ***AH = erworbene Hämophilie 11
Blutungstherapie in der Praxis Abb.: Rate der hämostatischen First-Line Therapien zur Behandlung der primären Blutung, nach Baudo F et al. (2012). 12
Therapieansprechen Abb.: Rate der Blutungskontrolle nach First-Line Therapie der primären Blutung, basierend auf vergleichbaren Patientengruppen (propensity score matching), nach Baudo F et al. (2012).
Therapie assoz. Komplikationen Abb.: Rate an thromboembolischen Ereignissen, die im Zusammenhang mit der hämostatischen Therapie gemeldet wurden, nach Baudo F et al. (2012).
EACH2: European Acquired Haemophilia Registry Europäisches prospektives Multicenter Patientenregister 01.01.2003 bis 31.12.2008 501 Patienten 117 Zentren 13 Länder
EACH2 Kohorte – Charakteristik (P Knoebl et al. 2012)
Geschlechts- u. Altersverteilung (P Knoebl et al, 2012)
EACH2 Registry hemostatic therapy data flowchart. Baudo F et al. Blood 2012;120:39-46 ©2012 by American Society of Hematology
Immunsuppressive Therapie
Ich danke für die Aufmerksamkeit…