Einführung in das Betriebliche Gesundheitsmanagement

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 Präsentation transkript:

Einführung in das Betriebliche Gesundheitsmanagement Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung Datum: Referent/-in:

Inhalt Gefährdungsbeurteilung: Worum geht es? Vorbereitung einer Gefährdungsbeurteilung Die Durchführung Schritt für Schritt Workshopbasierte Verfahren Evaluation und Dokumentation

Inhalt Gefährdungsbeurteilung: Worum geht es? Vorbereitung einer Gefährdungsbeurteilung Die Durchführung Schritt für Schritt Workshopbasierte Verfahren Evaluation und Dokumentation

Worum geht es? Gefährdungsbeurteilung: Beurteilung der Arbeitsbedingungen Gesetzliche Verpflichtung der Arbeitgeber, regelmäßig Arbeitsbedingungen in Form der Gefährdungsbeurteilung zu überprüfen Bislang: Fokus auf Gefährdungen durch Arbeitsgeräte, physikalische, chemische oder biologische Einwirkungen wie Lärm oder Staub 2013 Klarstellung§5 ArbSchG: Psychische Belastungen sind in die Gefährdungsbeurteilung einzubeziehen.

Vorteile für Unternehmen Vorteile einer Gefährdungsbeurteilung für Unternehmen sind unter anderem: Verhütung von Unfällen, steigende Motivation der Beschäftigten, sinkende Krankenstände, ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess.

Vorteile für Unternehmen Vorteile einer Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung sind unter anderem: Beitrag zur Prävention von Unfällen und arbeitsbedingten Erkrankungen durch eine menschengerechte Gestaltung der Arbeit Beschäftigte, Personalverantwortliche, Fach- und Führungskräfte sowie betriebliche Interessenvertreterinnen und -vertreter lernen Gefährdungen durch psychische Belastung zu erkennen und zu thematisieren Mögliche Aufdeckung organisatorischer Schwachstellen und Reibungspunkte

Was wird überprüft? Was wird bei einer Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung überprüft? Arbeitsinhalt/Arbeitsaufgabe (z.B. Abwechslungsreichtum, Handlungsspielräume, Arbeitsintensität) Arbeitsorganisation (z.B. Dauer, Lage und Verteilung der Arbeitszeit, Unterbrechungen und Störungen) Soziale Beziehungen bei der Arbeit (z.B. Konflikte, soziale Unterstützung, Wertschätzung) Arbeitsumgebung (z.B. Lärm, räumliche Enge) Neue Arbeitsformen (z.B. Mobilitäts- und Flexibilitätsanforderungen)

Worum geht es? Ablauf einer Gefährdungsbeurteilung Vorbereiten Festlegen von Tätigkeiten bzw. Bereichen Ermittlung der psychischen Belastung der Arbeit Beurteilung der psychischen Belastung der Arbeit Entwicklung und Umsetzung von Maßnahmen Wirksamkeitskontrolle Aktualisierung/Fortschreibung Dokumentation

Worum geht es? Vorbereiten Festlegen von Tätigkeiten Ermittlung der psychischen Belastung der Arbeit Beurteilung der psychischen Belastung der Arbeit Entwicklung und Umsetzung von Maßnahmen Wirksamkeits-kontrolle Aktualisierung/Fortschreibung Dokumentation KVP Gefährdungsbeurteilung als kontinuierlicher Verbesserungsprozess (KVP) Quelle: Faber, U.; Blume, A.: „Recht im Arbeitsschutz“, Themenheft 7, Hrsg.: BIT e.V., Bochum, 2001

Inhalt Gefährdungsbeurteilung: Worum geht es? Vorbereitung einer Gefährdungsbeurteilung Die Durchführung Schritt für Schritt Workshopbasierte Verfahren Evaluation und Dokumentation

Inhalt Gefährdungsbeurteilung: Worum geht es? Vorbereitung einer Gefährdungsbeurteilung Die Durchführung Schritt für Schritt Workshopbasierte Verfahren Evaluation und Dokumentation

Vorbereitung einer Gefährdungsbeurteilung Wer kann eine Gefährdungsbeurteilung im Unternehmen durchführen? Arbeitgeber  verantwortlich für die Planung und Umsetzung der Gefährdungsbeurteilung Betriebs- und Personalräte  Mitbestimmungsrechte Betriebliche Arbeitsschutzbeauftragte, Betriebsärztinnen und -ärzte und Fachkräfte für Arbeitssicherheit können vom Arbeitgeber beauftragt werden und beraten Arbeitgeber und Betriebsrat. Außerdem: fachkundige externe Dienstleister nach schriftlicher Beauftragung durch den Arbeitgeber

Vorbereitung einer Gefährdungsbeurteilung Die Basisqualifizierung aller Beteiligten ist notwendig, um fachkundige Umsetzung sicherzustellen. Planung des gesamten Prozesses vor Beginn, Klärung folgender Punkte: Verantwortlichkeiten Methoden und Instrumente zur Erfassung und Beurteilung psychischer Belastung Vorgehen zur Entwicklung und Umsetzung von Maßnahmen Vorgehen zur Wirksamkeitskontrolle, Zeitplan Um eine Gefährdungsbeurteilung erfolgreich durchzuführen, sind Informationen zu psychischen Belastungsfaktoren und Methoden zur Ermittlung und Beurteilung psychischer Belastung in Unternehmen wichtig. Dieses Fachwissen kann unternehmensintern beispielsweise in Form einer Schulung allen Verantwortlichen vor Beginn der Gefährdungsbeurteilung vermittelt werden.

Vorbereitung einer Gefährdungsbeurteilung Alle Beschäftigten informieren und wenn möglich beteiligen Probe-Durchlauf durchführen Mögliche Auswirkungen bedenken und frühzeitig einplanen Qualität sicherstellen

Inhalt Gefährdungsbeurteilung: Worum geht es? Vorbereitung einer Gefährdungsbeurteilung Die Durchführung Schritt für Schritt Workshopbasierte Verfahren Evaluation und Dokumentation

Inhalt Gefährdungsbeurteilung: Worum geht es? Vorbereitung einer Gefährdungsbeurteilung Die Durchführung Schritt für Schritt Workshopbasierte Verfahren Evaluation und Dokumentation

Durchführung Schritt für Schritt Schritt 1 Festlegen von Tätigkeiten / Bereichen Schritt 2 Ermittlung der psychischen Belastung von Arbeit Schritt 3 Beurteilung der psychischen Belastung von Arbeit Quelle: Gemeinsame Deutsche Arbeitsschutzstrategie, 2016: Empfehlungen zur Umsetzung der Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung Quelle: GDA 2016

Durchführung Schritt für Schritt Schritt 4 Entwicklung und Umsetzung von Maßnahmen Schritt 5 Wirksamkeits- kontrolle Quelle: Gemeinsame Deutsche Arbeitsschutzstrategie, 2016: Empfehlungen zur Umsetzung der Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung Quelle: GDA 2016

Durchführung Schritt für Schritt Schritt 6 Aktualisierung/ Fortschreibung Schritt 7 Dokumentation Quelle: Gemeinsame Deutsche Arbeitsschutzstrategie, 2016: Empfehlungen zur Umsetzung der Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung Quelle: GDA 2016

Durchführung Schritt für Schritt Schritt 1: Festlegen von Tätigkeiten und Bereichen Tätigkeiten oder Arbeitsbereiche, die in Bezug auf die psychischen Belastungen ähnlich sind, identifizieren und zusammenfassen Beispiele Tätigkeit: Busfahrerinnen bzw. Busfahrer, ambulante Pflege oder Personen, die in einer Abteilung Führungsaufgaben wahrnehmen Beispiele Arbeits- oder Organisationsbereich: Verwaltung, Produktion, Lager Ziel: Überblick gewinnen Achtung: Die Festlegung von Gruppen wie oben genannt hängt auch von der Unternehmensgröße ab. Kleinstbetriebe werden es wenig sinnvoll finden, einzelne Tätigkeitsbereiche abzugrenzen, wenn alle Beschäftigten denselben Aufgaben gemeinsam nachgehen.

Durchführung Schritt für Schritt Schritt 2: Ermittlung der psychischen Belastung von Arbeit Bestandsaufnahme Auswahl der Vorgehensweisen Auswahl von Instrumenten Sind diese Ergebnisse aus vorangegangenen Befragungen noch relativ neu, müssen sie für die Gefährdungsbeurteilung nicht erneut erhoben werden. Hilfreiche Vorinformationen können außerdem Themen wie Fluktuation, Krankenstände oder vorliegende Beschwerden liefern.

Durchführung Schritt für Schritt Schritt 2: Ermittlung der psychischen Belastung von Arbeit Übersicht über die möglichen Vorgehensweisen Beobachtung/ Beobachtungs- interviews Standardisierte Mitarbeiter- befragung Standardisierte Mitarbeiterbefragung Moderierter Analyseworkshop Moderierter Analyseworkshop

Durchführung Schritt für Schritt Schritt 2: Ermittlung der psychischen Belastung von Arbeit Übersicht über die möglichen Vorgehensweisen Beobachtung und Beobachtungsinterviews Objektive Erfassung Erleichtert das Übertragen der Ergebnisse auf ganzen Betrieb Bei Beobachtungen und Beobachtungsinterviews ermitteln fachkundige Personen, beispielsweise geschulte Führungskräfte, oder Betriebs- und Personalräte, psychische Belastungen anhand von eingehenden Beobachtungen der jeweiligen Tätigkeit, meist ergänzt durch Kurzinterviews mit den dort Beschäftigten. Dieses Instrument ermöglicht Stichproben-Ergebnisse, die sich dann auf das ganze Unternehmen übertragen lassen.

Durchführung Schritt für Schritt Schritt 2: Ermittlung der psychischen Belastung von Arbeit Mitarbeiterbefragung Überblick über die Belastungssituation im Unternehmen und Problemschwerpunkte Aufgrund der Anonymität gut geeignet, um Beschäftigte in den Prozess einzubinden Datenschutz beachten

Durchführung Schritt für Schritt Schritt 2: Ermittlung der psychischen Belastung der Arbeit Moderierte Analyseworkshops Für kleine Unternehmen oder Organisationseinheiten gut umsetzbar Führungskräfte, Beschäftigte, fachkundige Expertinnen und Experten Offene Gesprächskultur wichtig

Durchführung Schritt für Schritt Schritt 3: Beurteilung der psychischen Belastung von Arbeit Fragestellung: Liegen kritische Belastungsausprägungen vor, die Maßnahmen erforderlich machen? Mögliche Verfahrensweisen Instrumente nutzen, die Kriterien für gesundheitlich relevante Ausprägungen der psychischen Belastung enthalten Vergleichswerte nutzen, z.B. aus Bereichen mit vergleichbaren Arbeitsbedingungen Im Workshop beurteilen: Mitarbeitende, Führungskräfte, Interessenvertretung und fachkundigen Expertinnen und Experten sind beteiligt

Durchführung Schritt für Schritt Schritt 3: Beurteilung der psychischen Belastung von Arbeit Anforderung: Beurteilung muss nachvollziehbar und sachlich begründet sein. Analyse der Ergebnisse im Workshop Gut geeignet, um an erste Maßnahmen wie Befragungen oder Workshops anzuknüpfen Zunächst Analyseergebnisse präsentieren, dann bewerten, wie groß der Einfluss der Ergebnisse auf die Gesundheit ist Vorbereitung und Moderation wichtig für das Gelingen Punkte für Belastungen vergeben und auswerten

Inhalt Gefährdungsbeurteilung: Worum geht es? Vorbereitung einer Gefährdungsbeurteilung Die Durchführung Schritt für Schritt Workshopbasierte Verfahren Evaluation und Dokumentation

Inhalt Gefährdungsbeurteilung: Worum geht es? Vorbereitung einer Gefährdungsbeurteilung Die Durchführung Schritt für Schritt Workshopbasierte Verfahren Evaluation und Dokumentation

Feinanalyse & Maßnahmenentwicklung Beteiligungsorientierte Analyse von Belastungen und Ressourcen in Workshops Grobanalyse (Legitimation) Erhebung psychischer Beanspruchungen mit einem standardisierten Fragebogen Hypothesen zu Ressourcen und Belastungen für den betrachteten Arbeitsbereich (= Grundlage für die Auswahl der Instrumente) Im Rahmen des Gesamtprozesses der Gefährdungsbeurteilung stellen workshopbasierte Verfahren eine Methode zur beteiligungsorientierten Feinanalyse von Belastungen und Ressourcen dar. Diese knüpfen an die Grobanalyse mit Hilfe eines standardisierten Fragebogens anknüpft. Sowohl die Arbeitssituationsanalyse als auch der Gesundheitszirkel sind Beispiele für solche beteiligungsorientierten Verfahren.

Gründe für workshopbasierte Verfahren Die Mitarbeitenden verfügen über spezifisches Erfahrungswissen bezüglich ihrer Arbeitssituation. Mitarbeitende selbst verfügen über ungenutzte Potenziale hinsichtlich der Analyse von Belastungen und Ressourcen. Bisher vernachlässigte „Alltagsprobleme“ können erhebliche Belastungen, Unzufriedenheits- bzw. Unproduktivitätsursachen darstellen, die einer detaillierten Bearbeitung bedürfen. Quelle: Pieck 2012

Rolle und Aufgaben von Moderation im Prozess der Gefährdungsbeurteilung Beteiligungsorientierung: Moderationstechniken anwenden, um Mitarbeitende systematisch als Expertinnen und Experten ihrer eigenen Arbeit miteinzubeziehen Klärungshilfe: Hilft bei der Konkretisierung sowie Ergründung von Ursache- bzw. Wirkungsbeziehungen von Belastungen -> arbeitswissenschaftliches Grundlagenwissen erforderlich Prozessbegleitung: Führt systematisch durch den Prozess und dokumentiert die Ergebnisse

Die Arbeitssituationsanalyse Gruppendiskussionsverfahren mit vorstrukturierten Fragen 8 bis 15 Teilnehmende Homogene Gruppe (Hierarchieebene/Arbeitssituation) Neutrale Moderation Freiwillige Teilnahme

Die Arbeitssituationsanalyse Frage 1: Halten Sie eine Veränderung Ihrer Arbeitssituation für … sehr wichtig? teilweise wichtig? nicht wichtig? Frage 2: In welchen Bereichen sollten die Veränderungen Ihrer derzeitigen Arbeitssituation liegen? Arbeitsumgebung (Licht, Lärm, Temperatur, Zugluft, Feuchtigkeit, Schmutz ...) Tätigkeit (Monotonie, Überforderung, Unterforderung, ...) Gruppenklima (soziale Anerkennung, Zusammenarbeit, Führung, ...) Arbeitsablauf/-organisation (Arbeitsspitzen, Leerläufe, Unterbrechungen, ...)

Die Arbeitssituationsanalyse Frage 3: Woran haben Sie gedacht, als Sie bei _______ einen Strich gemacht haben? Je nach Gruppengröße bzw. Vorliebe die Antworten auf Karten schreiben und auf Metaplanwand sortieren oder in das Flipchart diktieren lassen. Angesprochen werden nur die Bereiche, die ausgewählt wurden. Wurden alle gepunktet, dann die drei meistgepunkteten Bereiche ansprechen. Welches sind Ihre drei wichtigsten Wünsche zur Verbesserung der Arbeitssituation? 1._______ 2._______ 3._______

Die Arbeitssituationsanalyse Ergänzungsfragen Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit? ....... Was hält Sie gesund? Quelle: Nieder, P. 2005, Die Arbeitssituationsanalyse. Organisationsentwicklung 4/05 Quelle: Nieder 2005

Der Gesundheitszirkel Beteiligungsorientierte Methode zur Analyse von Belastungs- und Ressourcenkonstellationen und zur Entwicklung von Maßnahmenvorschlägen Unterschiedliche Dauer: durchschnittlich drei bis fünf Treffen von ca. drei Stunden Zwei unterschiedliche Herangehensweisen: Berliner Modell: Mitarbeitende einer Hierarchieebene ohne Führungskräfte Düsseldorfer Modell: Mitarbeitende, Führungskräfte, Arbeitsschutzexpertinnen bzw. -experten sowie Beschäftigtenvertretung in einem Neutrale Moderation in beiden Modellen Schröer, A. & Sochert, R. (1997): Gesundheitszirkel im Betrieb - Modelle und praktische Durchführung. Wiesbaden. Universum. Düsseldorfer Modell Vorteil: Lösungsansätze können schneller umgesetzt werden, weil Vorschläge nicht erst an die Vorgesetzten zurückgemeldet werden müssen, da diese anwesend sind. Nachteil: Anwesenheit der Vorgesetzten kann dazu führen, dass sich die Mitarbeitenden gehemmt fühlen und nicht offen sprechen. Berliner Modell: Vorteil: Die Teilnehmenden können offener reden, was zu einer besseren Bearbeitungstiefe führt. Nachteil: Lösungsvorschläge müssen zunächst an die Steuerungsgruppe weitergegeben werden, was zur zeitlichen Verzögerung führt. Quelle: Schröer/Sochert 1997

Der Gesundheitszirkel 1 Vorbereitung 2 Einstieg Bestandsaufnahme Belastung und Ressourcen 3 Evaluation 8 4 Priorisierung Aktionsplan 7 5 Analyse der Zusammen- hänge – wie kommt es zu diesem Problem? Entwicklung von Lösungsvorschlägen 6 Die drei wesentlichen Phasen im Gesundheitszirkel sind grau umrandet, sie werden auf den nächsten Folien näher beschrieben. Quelle: Pieck, N., 2012: Betriebliches Gesundheitsmanagement fällt nicht vom Himmel Quelle: Pieck 2012

Der Gesundheitszirkel Beispiele für Fragen im Rahmen der Bestandsaufnahme von Belastungen und Ressourcen: Was fällt Ihnen an Ihrer Arbeit besonders schwer? Was belastet, macht kaputt oder krank? Weshalb kommen Sie gerne zur Arbeit? Was macht Ihnen besonders Spaß? Welche Aspekte Ihrer Arbeit sind Ihnen besonders wichtig? Worauf möchten Sie nicht verzichten? Die auf Karten notierten Ergebnisse werden gruppiert und von den Beschäftigten priorisiert. Quelle: Pieck, N., 2012: Betriebliches Gesundheitsmanagement fällt nicht vom Himmel Quelle: Pieck 2012

Der Gesundheitszirkel Beschreiben: Wie lässt sich das Problem genau beschreiben? Wann und wo tritt es auf? Für wen ist es ein Problem? Wen betrifft es, wen nicht? Wie sehen die verschiedenen Beteiligten das Problem? Wie wirkt sich das Problem im Alltag aus? Unter welchen Umständen verschärft sich das Problem? Worin besteht der Nutzen des Problems? Für wen wäre es gut, das Problem noch eine Weile zu behalten? Quelle: Pieck, N., 2012: Betriebliches Gesundheitsmanagement fällt nicht vom Himmel Quelle: Pieck 2012

Der Gesundheitszirkel Lösungsvorschläge entwickeln: Die Entwicklung von Verbesserungsansätzen erfolgt durch die Beteiligten des Gesundheitszirkels im Anschluss an die Analyse der Belastungen und Ressourcen. Die entwickelten Absprachen und Regelungsvorschläge werden in einem Aktionsplan dokumentiert. Alle Beteiligten des Gesundheitszirkels müssen die Absprachen mittragen. Die entwickelten Lösungsvorschläge werden an den Steuerkreis zurückgemeldet. Pieck, N., 2012: Betriebliches Gesundheitsmanagement fällt nicht vom Himmel Quelle: Pieck 2012

Der Gesundheitszirkel Aktionsplan eines Gesundheitszirkels Nr. Belastung/ problematische Verhaltensweise Lösung/Maßnahmen-vorschlag Wer macht es? Bis wann? Anmerkungen Evaluationstermin Hier sollte eine Nummer eingetragen werden, damit man später die Maß-nahmen leichter zuordnen kann. In dieser Spalte sollte das Problem auch als Belastung beschrieben werden. Beispielsweise hoher Zeitdruck durch viele enge Zeitvorgaben etc. In dieser Spalte sollte möglichst konkret beschrieben werden, was genau umgesetzt werden soll. Die Formulierung von Zielen ist hilfreich, reicht jedoch nicht aus. Es wäre zu beschreiben, wie das zu erreichen ist. In dieser Spalte können Anmerkungen z.B. über Ergänzungen des Vorschlags seitens der Führungskraft oder des Steuerungsgre-miums gemacht werden. Wann sollte/kann die Maßnahme evaluiert werden? Es ist wahrscheinlich, dass mehrere Maßnahmen zu einem Problem definiert werden und dass die Maßnahmen gleichzeitig auf mehrere Probleme wirken. Eine Priorisierung ist sinnvoll. Pieck, N., 2012: Betriebliches Gesundheitsmanagement fällt nicht vom Himmel Quelle: Pieck 2012

Typische Fehler bei der Entwicklung und Planung von Maßnahmen Mangelnde Beteiligung relevanter Akteure: Personen, die für die Umsetzung zuständig oder bedeutsam sind, wurden nicht angemessen beteiligt. Überforderung durch zu viele Maßnahmenvorschläge Mangelnde Analysetiefe: Gefährdungen sind nur grob umrissen, nicht hinreichend genau lokalisiert, die Bedingungs- und Verursachungszusammenhänge nicht geklärt. In welchen konkreten Situationen tritt das Problem auf? Wer hat das Problem? Worin liegen die Ursachen? Maßnahmen sind noch nicht ausreichend konkretisiert. BAuA (2014): Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen. Erfahrungen und Empfehlungen. Berlin: Erich Schmidt Verlag  Quelle: BAuA 2014

Durchführung Schritt für Schritt Schritt 4: Entwicklung und Umsetzung von Maßnahmen Maßnahmen müssen aus den Ergebnissen der Beurteilung abgeleitet und nachvollziehbar begründet sein. Maßnahmen zielen darauf ab, die Möglichkeit eines Schadens durch psychische Belastung zu vermeiden/zu minimieren. Bekämpfung von Gefährdungen an ihrer Quelle; individuelle Schutzmaßnahmen sind nachrangig zu anderen Maßnahmen. Betroffene Mitarbeitende und Führungskräfte beteiligen Genauso kann das Ergebnis der Analyse lauten, dass eine Kombination verschiedener Belastungen zu einer Gefährdung der Beschäftigten führt. Sind Handlungsfelder identifiziert, sollten die Entwicklung und Umsetzung passender Maßnahmen nicht zu lange hinausgeschoben werden. Damit die Maßnahmen genau dort ansetzen, wo Hilfe am meisten gebraucht wird, können die einzelnen Handlungsfelder mit Prioritäten versehen werden. Anschließend bietet sich ein Vorgehen Schritt für Schritt an.

Durchführung Schritt für Schritt Schritt 4: Entwicklung und Umsetzung von Maßnahmen Bereiche Arbeitsorganisation und soziale Beziehungen häufig mit größtem Handlungsbedarf Das Umfeld der Mitarbeitenden verändern (z.B. bei Organisation, Strukturen, Prozessen, Tätigkeiten) Die Umsetzung durch fachkundige Personen begleiten Mitarbeitende und ihre Verbesserungsvorschläge berücksichtigen Zeitnaher Beginn nach Durchführung der Gefährdungsbeurteilung

Durchführung Schritt für Schritt Schritt 4: Entwicklung und Umsetzung von Maßnahmen Beispiele für Maßnahmen: Maßnahmen der Arbeitsgestaltung Seminare zum Thema Stressmanagement Teamentwicklungsmaßnahmen Neuausrichtung der Kommunikation im Unternehmen

Inhalt Gefährdungsbeurteilung: Worum geht es? Vorbereitung einer Gefährdungsbeurteilung Die Durchführung Schritt für Schritt Workshopbasierte Verfahren Evaluation und Dokumentation

Inhalt Gefährdungsbeurteilung: Worum geht es? Vorbereitung einer Gefährdungsbeurteilung Die Durchführung Schritt für Schritt Workshopbasierte Verfahren Evaluation und Dokumentation

Evaluation Schritt 5: Wirksamkeitskontrolle Beurteilung, ob sich die psychische Belastungssituation nach Umsetzung der Maßnahmen in der gewünschten Weise verändert hat oder nicht Mögliche Vorgehensweisen Workshops mit den betroffenen Mitarbeitenden und Führungskräften Mündliche Nachfragen im Rahmen einer Begehung des betroffenen Bereiches Schriftliche Kurzbefragungen der Mitarbeitenden und Führungskräfte im betroffenen Arbeitsbereich Fällt die Wirksamkeitskontrolle negativ aus, sind weitergehende oder andere Maßnahmen zu entwickeln und umzusetzen.

Evaluation Nicht nur aus gesetzlicher Pflicht notwendig, sondern auch sinnvoll ..., um zu wissen, ob sich die mit einer Gefährdungsbeurteilung verbundenen Anstrengungen gelohnt haben um einen Vorher-Nachher-Unterschied zu verdeutlichen um eine Basis für eine nachhaltige Beurteilungspraxis und den kontinuierlichen Verbesserungsprozess zu bilden um umgesetzte Maßnahmen zu optimieren um eine Grundlage für organisationales Lernen zu schaffen

Evaluation Stufen der Wirksamkeitskontrolle Umsetzung der Maßnahmen (Output): Wurde die Maßnahme in der gewünschten Qualität realisiert? Veränderung nach Maßnahmen (Outcome): Konnten z.B. durch die Maßnahme die Unterbrechungen reduziert werden? (Das BGM zielt auf die Gestaltung der Arbeitsbedingungen.) Einfluss der Maßnahmen (Impact) auf die Gesundheit. Dies wird im Rahmen der Grundlagenforschung untersucht. Die Betriebe nutzen die arbeitswissenschaftlichen Erkenntnisse zur Gestaltung der Arbeit. BAUA (2014): Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen. Erfahrungen und Empfehlungen. Berlin: Erich Schmidt Verlag  Quelle: BAuA 2014

Trifft auf mich nicht zu Beispiel für Output Wurde die entwickelte Maßnahme umgesetzt? Nr. Belastung/ problematische Verhaltensweise viel schlechter gleich etwas besser Trifft auf mich nicht zu Moderierte Teamsitzung Vorherige Themensammlung Protokoll der Ergebnisse der Teambesprechung

Trifft auf mich nicht zu Beispiel für Outcome Wie hat sich die Belastung/problematische Verhaltensweise geändert? Nr. Belastung/ problematische Verhaltensweise viel schlechter gleich etwas besser Trifft auf mich nicht zu Mangelnde Abstimmung und Koordination der Aufgaben im Team

Wirksamkeit von Maßnahmen im Workshop ermitteln Ablauf der Veranstaltung Begrüßung durch Leitung und Gesundheitsmanagerin Vorstellung der Ergebnisse aus der Gefährdungsbeurteilung: Welche Belastungen bzw. zu verbessernden Ressourcen wurden ermittelt? Welche Maßnahmen wurden entwickelt?

Wirksamkeit von Maßnahmen im Workshop ermitteln Punktabfrage auf einer Wandzeitung Auflisten der geplanten Maßnahmen: Wurden die Maßnahmen umgesetzt? Vollständig oder nur teilweise? Wie hat sich dadurch die zu verringernde Belastung bzw. die zu fördernde Ressource verändert?

Wirksamkeit von Maßnahmen im Workshop ermitteln Diskussion der Ergebnisse mit den Teilnehmenden Sind Sie zufrieden mit der Veränderung? An welchen Aspekten soll weiter gearbeitet werden? Vereinbarung weiterer Schritte

Evaluation Schritt 6: Aktualisierung/Fortschreibung Gefährdungsbeurteilung muss auf die aktuellen Gegebenheiten bezogen sein. Die Aktualität sollte in regelmäßigen Abständen überprüft werden. Anlässe für eine Aktualisierung können u.a. sein: Veränderungen der Arbeitsbedingungen, bspw. nach Anschaffung neuer Produktionsausrüstungen Auffällige Häufungen von Beschwerden, Gesundheits- beeinträchtigungen u.a., die auf Gefährdungen durch psychische Belastung bei der Arbeit hindeuten

Dokumentation Schritt 7: Dokumentation (§6 ArbSchG) Die Dokumentation sollte mindestens folgende Teile beinhalten: Beurteilung der Gefährdungen Festlegen konkreter Arbeitsschutzmaßnahmen mit Terminen und Verantwortlichkeiten Durchführung der Maßnahmen Überprüfung der Wirksamkeit Datum der Erstellung Nach dem Ende der Gefährdungsbeurteilung ist der Arbeitgeber nach § 6 ArbSchG dazu verpflichtet, eine Dokumentation zu erstellen. Sie sollte alle wesentlichen Ergebnisse der Gefährdungsbeurteilung, die daraus abgeleiteten und durchgeführten Maßnahmen, sowie die Ergebnisse der anschließenden Erfolgskontrolle enthalten. Ausschlaggebend ist, dass die Dokumentation so zusammengestellt wird, dass sie für Fachkräfte im Unternehmen nützlich ist und für die Entwicklung weiterer Maßnahmen beziehungsweise Durchführung weiterer Gefährdungsbeurteilungen genutzt werden kann.

Weitere Informationen Literatur Fachbuch der BAuA Darstellung von praktisch bewährten Vorgehensweisen Berücksichtigung aller Schritte und Aufgaben Umfangreicher Infoteil mit Porträts ausgewählter Instrumente und Verfahren, Beschreibungen der Belastungsfaktoren u.v.m. Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (2014): Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung - Erfahrungen und Empfehlungen, 1. Auflage. Berlin, Erich Schmidt Verlag.

Weitere Informationen Literatur Empfehlungen der GDA-Träger: Entwickelt im GDA-Arbeitsprogramm Psyche unter Beteiligung von Bund, Ländern, Unfallversicherungs- trägern und Sozialpartnern Korridor empfohlener Vorgehensweisen Weitere Informationen unter: www.gda-psyche.de Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (2014): Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung - Erfahrungen und Empfehlungen, 1. Auflage. Berlin, Erich Schmidt Verlag.

Kontakt Sie erreichen uns unter folgenden Kontaktdaten: Projektleitung psyGA BKK Dachverband e. V. Mauerstraße 85 10117 Berlin E-Mail: psyga@bkk-dv.de Web: www.psyga.info Sie erreichen uns unter folgenden Kontaktdaten: