"Leymannsche Ideale und die heutige Arbeitswelt in Deutschland aus persönlicher Sicht“ Dr. Alfred Fleissner Hamburg.

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Die große Pause als Chance für einen freundlichen Umgang
Advertisements

Gliederung Einleitung Das Vorurteil im Allgemeinen
bei nahestehenden Menschen
Provokationen – was tun?
Alkoholabhängigkeit und Alkoholmissbrauch nach ICD-10 und DSM-IV
Modul 3 Stressbewältigung.
Umgang mit schwierigen Schülern – Eine Einführung
Lebensqualität erhalten Wissenswertes zum Thema Alkohol
Wärmedämmung, Einführung
Schizophrenie Reichenbach.
Burnout Dr. Margot Peters FÄ f. Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin.
Management, Führung & Kommunikation
Psychosen By Kevin und Oliver.
Vorwort ! Liebe Freunde, beginnend mit der heutigen Präsentation möchte ich Euch in den nächsten 6 Tagen noch 6 weitere PPS senden. Frei nach dem Motto:
Elternwerkstatt 2. Abend
Kostenfaktor: Psychische Erkrankungen
Es gibt nichts Gutes außer man tut es!
„ Game on“ oder „Let‘s play“ Videogames. Videospiel? Wann genau ist es eins? Ein Spiel, das dem Spielenden ein bildliche Auseinandersetzung an einem Bildschirm.
Alkoholtherapie Nüchtern werden – Nüchtern bleiben.
Arzt-Patienten-Beziehung
Karneval Materialien von Jarka, Dana und Naďa. Was feiern die Leute? Was haben sie an? Für welche deutsche Stadt ist dieses Fest typisch?
Vorlesung SoSe 2011 Mo Uhr, Raum J101
Streit Versöhnung. In allen Beziehungen ist es normal, Diskussionen und Streite zu haben. Jeder Mensch ist anderes und es ist nicht einfach die Verschiedenheiten.
Definition/Merkmale psychischer Störungen
Biopsychosoziale Entwicklung Vorlesung „Psychische Störungen“ Prof. Dr. Ralph Viehhauser.
Deutsch Für die Prüfungsarbeit Zur Thema “Ess-Störungen” Gymnasium № 6 Klasse 9 “A” Von Mitkowa Irina und Larionowa Wiktoria.
Das Gerät KARDiVAR und HeartVuefür die Diagnostik des Nervensystems, Hormon-und Immunsystem Jan Michael Kubin Es ist medizinischen Geräten befassen - Bildung.
Rechtliche Grundlagen der Pseudonymisierung/Anonymisierung Berlin, 23. Mai 2016Dr. Bernd Schütze.
„Einem Depressiven zu sagen, dass er seine Probleme einfach vergessen soll, ist wie einem Blinden zu sagen, dass er genauer hinsehen soll.“ Affektive Störungen:
Jensen, M.; Hoffmann, G. u. a.: Diagnosenübergreifende Psychoedukation. © Psychiatrie Verlag 2014 Achtung: Die Präsentationsfolien dürfen ausschließlich.
Bitte fülle die folgenden Seiten aus und sende deine Vorstellung an: Wir freuen uns auf einen grandiosen Workshop mit.
Buchvorstellung Effizienz-und Arbeitstechnik Von: Messerschmidt/Purcell/Suppinger BA Frankfurt; XXX.Januar Emotionale Intelligenz Anja von Kanitz.
Belastungen 22. April Ruedi Stüssi 2 Burnout Das Burnout-Syndrom ist eine Belastungsreaktion auf chronischen Stress am Arbeitsplatz. Dabei gibt.
Beratungsstelle des Schwalm-Eder-Kreises
Verhaltensstörung Einführung.
Wer kann behandelt werden?
Wer – Was – Wann .. Tun? Aufbauend auf ..\..\no\wirtschaft.pptx
Die Qualität von Schuldfähigkeitsgutachten bei im Maßregelvollzug untergebrachten Patienten - Ergebnisse einer empirischen Studie Respekt-Kritik-Entwicklung.
Entwicklung einer offenen Austauschplattform "GenderMedWiki"
Persönlichkeitsentwicklung
Anträge zur Verbesserung der Haltungsbedingungen werden mit bis zu 60 % bezuschusst.
Coaching Mentale Gesundheitsanalyse Ursachenfindung
Wie werden Banken und Versicherungen in Zukunft genutzt?
BKK Gesundheitsreport 2017
Wie geht es dir heute?. Wie geht es dir heute?
Einführung Methode Ergebnisse Zusammenfassung
Fachtagung Klinischer Sozialarbeit in Deutschland „Soziale Teilhabe fördern – in Praxis, Theorie und Forschung“ Judith Rieger.
Kindersoldaten Von Lino Günther
Pflegenotstand – das Ende der Menschlichkeit
Gott und «Götter».
Forschungsagenda der BAuA für das programmatische Themenfeld
Elfmeterschiessen.
Cloud Computing.
Hinweise auf sexuelle Gewalt
Lebensqualität trotz Krankheit.
Stress Erstellt von: Prim.a MR.in Dr.in Margot Peters, PLL.M.
Elfmeterschiessen.
Bonus Track: Motivation nach Alan McLean
mobilitätseingeschränkten Frauen
An alle künftigen Autofahrer-innen Autor: Manfred Haas
Depression bei Kindern und Jugendlichen Was wissen wir?
„Ein neues Projekt startet!“ Wochenrückblick vom bis
TA Fortbildung Heimenschwand
Umweltkommunikation MitWirkung 4./
Bitte fülle die folgenden Seiten aus und sende deine Vorstellung an:
Prof. Dr. med. P. Feyer, Dr. med. K. Zappel
Beratungsstelle – Die Konsulenten
Prof. Dr. med. Hans G. Schlack, Bonn
Einsatzmöglichkeiten von web 2
Jour Fixe im „regionalen BGM“
 Präsentation transkript:

"Leymannsche Ideale und die heutige Arbeitswelt in Deutschland aus persönlicher Sicht“ Dr. Alfred Fleissner Hamburg

Stigmatisierung durch Persönlichkeitsdiagnosen: Betroffene als Kranke  (nicht vollendete Diskussion von Heinz Leymann) Menschen, die unter psychischem Stress oder sogar psychischen Erkrankungen leiden, werden „gern“ mit Persönlichkeitsdiagnosen bedacht, die sie in ein sehr negatives Licht rücken. Im Hinblick auf die Mobbingspirale wird deutlich, was das für die Betroffenen an juristischen Problemen aufwerfen kann und wie schwer es diesen Menschen fallen kann, Gerechtigkeit sogar in einem Rechtsstaat zu erheischen, wenn sie erst diese Art von Stigmatisierungen in ihren Papieren haben. Es ist sehr wahrscheinlich, dass entsprechende Diagnosen dazu beitragen, dass die Betroffenen ihre Glaubwürdigkeit verlieren und allmählich in eine Art Dissidententum geraten. Das juristische Problem mit den Persönlichkeitsdiagnosen ist somit genauer zu untersuchen. Es stellt sich die Frage, warum solche Diagnosen überhaupt gestellt werden und wem sie nutzen.   Die Erörterung der Persönlichkeitstheorien soll nicht dem folgen, was in Lehrbüchern der Psychologie nachzulesen ist. Statt dessen wird eine Funktionsanalyse durchgeführt. Warum gibt es diese Theorien? Welche allgemeinen Glaubwürdigkeiten haben sie? Wann sind sie von Nutzen? Und wann schaden sie dem Patienten? Die psychoanalytischen und sozialpsychologischen Persönlichkeitstheorien sind untereinander widersprüchlich und dürften keineswegs für Persönlichkeitsdiagnosen genutzt werden, die vor Gerichten Einfluss auf die Rechtslage des Betroffenen nehmen können.

Eine andauernde Persönlichkeitsänderung kann der Erfahrung von extremer Belastung folgen. Die Belastung muss so extrem sein, dass die Vulnerabilität der betreffenden Person als Erklärung für die tiefgreifende Auswirkung auf die Persönlichkeit als Erklärung nicht ausreicht. Beispiele hierfür sind Erlebnisse in einem Konzentrationslager, Folter, Katastrophen, andauernde lebensbedrohliche Situationen etwa als Opfer von Terrorismus (als Geisel, langandauernde Gefangenschaft mit drohender Todesgefahr). oder eine umfassende soziale Ausgrenzung mit schweren existenziellen Konsequenzen (Hinzufügung von Leymann!) Eine posttraumatische Belastungsstörung (...) kann dieser Form von Persönlichkeitsänderung vorangehen. Sie wird dann als eine chronische, irreversible Auswirkung einer derartigen Störung angesehen. Eine andauernde Persönlichkeitsänderung kann sich auch ohne vorangegangene posttraumatische Belastungsstörung entwickeln. (...) Diagnostische Leitlinien: Die Persönlichkeitsänderung muss andauernd sein und sich in unflexiblem und unangepasstem Verhalten äuern, das zu Beeinträchtigungen in den zwischenmenschlichen, sozialen und beruflichen Beziehungen führt. Die Persönlichkeitsänderung sollte fremdanamnestisch bestätigt werden. Zur Diagnosenstellung müssen folgende, zuvor nicht beobachtete Merkmale vorliegen: 1. Eine feindliche oder misstrauische Haltung der Welt gegenüber. 2. Sozialer Rückzug. 3. Gefühle der Leere oder Hoffnungslosigkeit. 4. Ein chronisches Gefühl von Nervosität wie bei ständigem Bedrohtsein. 5. Entfremdung.

Leymann in seinem Konzept von 1998 für das Buch „Die Mobbingspirale“, dass nicht mehr fertiggestellt worden ist: Es ist meine feste Meinung, dass für den Patienten negative Diagnosen auf sehr mangelhaften Untersuchungen bauen - soweit ich dies bei sehr vielen Patienten mit Mobbinghintergrund habe notieren müssen. Es ist darum auch meine feste Meinung, dass der Psychiater keinerlei für den Patienten schädliche Diagnosen stellen darf, wenn dies nicht haarscharf bewiesen ist. Kann nichts Einschlägiges bewiesen werden, dann soll die Regel gelten, die auch vor Gericht gilt: Wem nichts zu beweisen ist, der ist frei. Kann eine Persönlichkeitsdiagnose (oder eine anderweitig für den Patienten schädliche Diagnose) nicht einwandfrei gesichert werden, dann soll der „Patient“ ohne Diagnose davon kommen. Das sollte ein zukünftiger Ehrenkodex der Psychiatrie sein. Mit dem Buch „Das Mobbingsyndrom“ hat Argeo Bämayr unabhängig vom unvollendeten Vorhaben Leymanns aktuell ganz ähnliche Gedanken veröffentlicht. Mit der in Gründung befindlichen „Initiative für mobbingfreie Gesundheit“ sollte es europaweit gelingen können, für die grundlegenden Gedanken von Leymann eine würdige Fortsetzung zu finden.