Pharmakologische Grundlagen

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 Präsentation transkript:

Pharmakologische Grundlagen Folien: bereitgestellt durch die Austauschplattform „GenderMed-Wiki“

Pharmakologische Grundlagen Gliederung Geschlechtsspezifische Aspekte Arzneimittelversorgung 1.1 Allgemein 1.2 Psychopharmaka 1.3 Selbstmedikation Pharmakokinetik Pharmakodynamik Aktuelle Situation Literatur

Geschlechtsspezifische Aspekte Geschlechtsspezifische Unterschiede in der Arzneimitteltherapie können in vier Kategorien eingeteilt werden: 1. Es kann das Ansprechen auf eine Therapie zwischen Männern und Frauen unterschiedlich ausgeprägt sein, weil der Arzneistoff unterschiedlich metabolisiert wird und dadurch Wirkung oder Wirkdauer verändert wird. 2. Die Empfindlichkeit der Zielstrukturen wie Rezeptoren oder Kanäle ist geschlechtsspezifisch unterschiedlich. 3. Die Pathophysiologie der Erkrankung als solche ist unterschiedlich. 4. Auf einer soziomedizinischen Ebene sind Unterschiede in der Wahrnehmung und Beschreibung von Symptomen und im Umgang mit Krankheiten zu berücksichtigen.

Arzneimittelversorgung Allgemein Grafik 1. Prävalenz der Arzneimittelanwendung nach Geschlecht und Alter. [Quelle: GenderMed-Wiki (2016), nach Knopf & Grams (2013)]

Arzneimittelversorgung Psychopharmaka Grafik 2. Tagesdosis (DDD*)-Klassen für selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (z. B. Citalopram, Fluoxetin, Sertralin, etc.) unterteilt nach Geschlecht [Quelle: GenderMed-Wiki (2016), nach Glaeske & Schicktanz (2012)] * DDD = defined daily dose

Arzneimittelversorgung Psychopharmaka Grafik 3. Tagesdosis (DDD*)-Klassen für trizyklische Antidepressiva (z. B. Amitriptylin, Doxepin, Trimipramin, etc.) unterteilt nach Geschlecht [Quelle: GenderMed-Wiki (2016), nach Glaeske & Schicktanz (2012)] * DDD = defined daily dose

Arzneimittelversorgung Selbstmedikation Grafik 4. Prävalenz der Selbstmedikation nach Geschlecht und Alter. [Quelle: GenderMed-Wiki (2016), nach Knopf & Grams (2013)]

Pharmakokinetik Abbildung 1. Pharmakokinetik beschreibt die Bewegung eines Arzneistoffes durch den Körper. [Quelle: Nieber, 2016]

Pharmakokinetik Unterschiede in der Verteilung Abbildung 2. Pharmakokinetische Parameter und ihre geschlechtsspezifische Beeinflussung. [Quelle: GenderMed-Wiki (2016), modifiziert nach Nieber (2015)]

Pharmakokinetik Tabelle 1. Geschlechtsspezifische Unterschiede in verschiedenen pharmakokinetischen Parametern. [Quelle: Nieber (2015), modifiziert nach Wiener (2008)] Parameter Männer > Frauen Männer = Frauen Frauen > Männer Bioverfügbarkeit oral X transdermal pulmonal Verteilungsvolumen* hydrophile Pharmaka lipophile Pharmaka Proteinbindung Albumin saures α1-Glykoprotein Metabolisierung Phase-I-Reaktionen CYP1A, -2D6, -2E1 CYP2C9, -2C19 CYP3A4, -2B6 Phase-II-Reaktionen Glucuronidierung Methylierung Acetylierung Exkretion glomeruläre Filtration tubuläre Reabsorption tubuläre Sekretion * im Allgemeinen ist bei Männern aufgrund des durchschnittlich höheren Körpergewichts das Verteilungsvolumen größer als bei Frauen.

Pharmakodynamik Abbildung 3. Pharmakodynamik beschreibt die Effekte des Arzneimittels am Zielort. [Quelle: Nieber, 2016]

Keine Unterschiede postmenopausal Pharmakodynamik Beispiel: Antidepressiva Hinweise für besseres Ansprechen auf SSRI bei (prämenopausalen) Frauen Keine Unterschiede postmenopausal Östrogensubstitution verbessert Ansprechrate postmenopausal Schlussfolgerung: Östrogene modulieren serotonerge Effekte! ABER: Kein Einfluss von Geschlecht und Menopause auf Rückfallraten unter Venlafaxin bzw. Fluoxetin

Die Unterschiede treten auch an primär „unveränderten“ Organen auf. Pharmakodynamik Bedeutung Die Ansprechrate ist bei manchen Medikamenten geschlechtsspezifisch unterschiedlich. Die Unterschiede treten auch an primär „unveränderten“ Organen auf. Die klinische Relevanz ist häufig unklar, da viele Erkenntnisse auf retrospektiven Studien beruhen. Gerade ältere Frauen sind gefährdet: - geringeres Körpergewicht - wahrscheinlich höhere Sensitivität von Ionenkanälen oder Abnahme der Rezeptordichte

Aktuelle Situation Es existieren Geschlechterunterschiede bei den Wirkungen und Risiken von Arzneimitteln, Medizinprodukten und anderen Interventionen im Gesundheitswesen. Frauen werden mittlerweile annährend repräsentativ in klinischen Studien mit Arzneimitteln eingeschlossen. Geschlechtsspezifische Auswertungen bzw. deren Ergebnisse lassen Spielraum zur Interpretation. Selten konkrete Angaben zur Wirksamkeit, eher zur Sicherheit Nicht selten Angaben zu Unterschieden im Stoffwechsel Die bisherigen Bemühungen zur Sensibilisierung zu dem Thema waren erfolgreich…und sollten fortgeführt werden. Risiken im Medikationsmanagement lassen sich durch einen stärkeren geschlechtsspezifischen Fokus minimieren!

Literatur Glaeske G, Schicktanz Ch. (Hgs.) BARMER GEK Arzneimittelreport 2012. Schriftenreihe zur Gesundheitsanalyse, Band 14, Asgard Verlangsservice GmbH Siegburg, 2012. Knopf, H., & Grams, D. (2013). Arzneimittelanwendung von Erwachsenen in Deutschland. Bundesgesundheitsblatt-Gesundheitsforschung-Gesundheitsschutz, 56(5-6), 868-877. Nieber, K. Mann ist nicht gleich Frau. Geschlechtsspezifische Unterschiede in der Pharmakotherapie. Deutsche ApothekerZeitung (DAZ), 2015. Vermeiden, M.; van den Broek, W W; Mulder, P G H; Birkenhäger, T. K. (2010): Influence of gender and menopausal status on antidepressant treatment response in depressed inpatients. In: Journal of psychopharmacology (Oxford, England) 24 (4), S. 497–502.  Wiener, H. (2008). Pharmakokinetische und pharmakodynamische Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Journal für Hypertonie-Austrian Journal of Hypertension, 12(2), 22-25.

Dank Dieses Vorhaben wird aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung unter dem Förderkennzeichen 01 FP 1506 gefördert. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt bei den Autor/-innen.