Grammatik und ihre Vermittlung im Fremdsprachenunterricht

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 Präsentation transkript:

Grammatik und ihre Vermittlung im Fremdsprachenunterricht Linguistische und didaktische Grammatik GRAMMATIK Grammatik A: Grammatik B: Grammatik C: Grammatik im Linguistische Abbildung Die im Kopf der Lernenden Objekt Sprache der Grammatik Α herausgebildete Grammatik Linguistische Grammatik Didaktische Grammatik  

Linguistische Grammatik Didaktische Grammatik Die Grammatik ist ein indirektes Lehrmaterial und dient nur als Grundlage für den Fremdsprachenunterricht. Die Grammatik stellt ein direktes Lehrmaterial dar; d.h. sie wird direkt im Unterricht eingesetzt. Sie folgt systeminternen linguistischen Prinzipien (z.B. sie ist auf eine Sprach- bzw. Grammatiktheorie angewiesen; sie wird mit Hilfe linguistischer Terminologie beschrieben). Sie folgt bestimmten didaktisch­methodischen Prinzipien (z.B. sie ist lektionsmäßig gegliedert; sie folgt dem Prinzip einer schrittweisen Progression vom Einfachen zum Schwierigen; sie wird durch technische und andere Hilfsmittel (z.B. Visualisierung) gestützt; Sie wird mit Übungen angereichert.

Linguistische Grammatik Didaktische Grammatik Sie dient der Vermittlung und Festigung von grammatischen Kenntnissen. Sie zielt vor allem auf die Entwicklung von sprachlichen Fertigkeiten. Sie ist vollständig; sie erfasst die Totalität der grammatischen Phänomene, wobei die Ausnahmen sehr wichtig sind. Sie stellt eine Auswahl von grammatischen Phänomenen dar. Für sie ist die Abstraktheit der Beschreibung und Darstellung charakteristisch. Für sie ist Konkretheit und Anschaulichkeit der Beschreibung und Darstellung charakteristisch. Für sie ist die Kürze der Darstellung charakteristisch. Für sie ist die Ausführlichkeit der Darstellung der als wichtig erkannten Elemente charakteristisch. Sie nimmt keine lernpsychologischen Vorgaben und Rücksichten in Kauf. Sie berücksichtigt lernpsychologische Kategorien wie Verstehbarkeit, Behaltbarkeit und Anwendbarkeit.

Faktoren zur Umformung einer linguistischen Grammatik in eine didaktische Grammatik a) das jeweilige Unterrichtsziel, die Zielkonzeption des Unterrichts und die davon abhängigen, im konkreten Fremdsprachenunterricht angestrebten Zielfähigkeiten (z.B. Lesen, Sprechen, Hören, Übersetzen, verstehendes Hören); b) weitere linguistische Faktoren (vor allem konfrontativer, aber auch quantitativer-statistischer Art, z.B. die Häufigkeit bestimmter sprachlicher Erscheinungen; c) bestimmte physiologische Faktoren, wie das Lebensalter (z.B. Kinder oder Erwachsene); d) die Lerntheorie und andere psychologische Faktoren; e) die Unterrichtsstufe (Anfangs-, Mittelstufe, Fortgeschrittene); f) die Unterrichtsform (Gruppen-, Einzelunterricht, Selbststudium); g)der technische Entwicklungsstand (der Stand der audiovisuellen Mittel, der Laboratorien, anderer technischer Anlage usw.).

Sprach-wissen-schaft s. Helbig, 1981, S. 59 Grammatik A Schüler Lehrbuchautor Lehrer Grammatik B1 Grammatik B2 Grammatik C Sprach-wissen-schaft Lehr-material Unterrichts-stunde Faktoren (a) bis (g)

Sprachebenen phonetisch-phonologische Ebene morphologische Ebene syntaktische Ebene semantische Ebene pragmatische Ebene

Die Grammatik beschreibt im Rahmen einer Grammatiktheorie: auf der phonetisch-phonologischen Ebene das Lautinventar der Sprache, die Aussprache der Laute, die Art, wie die Laute zu Wörtern kombiniert werden, die Aussprache der Lautkombination usw. auf der morphologischen Ebene die Morpheme (lexikalische und grammatische Morpheme), die Art, wie die Morpheme zu Wörtern kombiniert werden, Flexion (Deklination und Konjugation), Derivation, Komposition auf der syntaktischen Ebene die Art, wie die Wörter zur Bildung von Wortgruppen und Sätzen kombiniert werden, d.h. nach welchen syntaktischen Regeln Sätze strukturiert werden, die syntaktische Funktion von Wörtern bzw. Wortgruppen auf der semantischen Ebene Wortbedeutung, sowie die Art, wie sich die Bedeutung eines Satzes aus den Bedeutungen seiner Wörter und den speziellen Beziehungen zwischen diesen ergibt

Die pragmatische Ebene ist kein Gegenstand grammatischer Beschreibung ! Die pragmatische Ebene ist kein Gegenstand grammatischer Beschreibung. Die Pragmatik als linguistische Disziplin beschreibt die sprachlichen Äußerungen in der Kommunikation, d.h. ihre kommunikative Funktion.

Grammatiktheorien bzw. Modelle grammatischer Beschreibung Die traditionelle Grammatik Definition der Begriffe Entwicklung von Kriterien zur Bestimmung, Klassifizierung oder Unterscheidung grammatischer Formen Regeln zur Bildung korrekter Formen Beispiele zur Erläuterung der Regeln Auflistung von Ausnahmen (falls es sie gibt) Hinweise zum Gebrauch grammatischer Formen

Strukturalismus Grundbegriffe / Grundoperationen: langue - parole Segmentierung Minimalpaar-bildung Klassifizierung syntagmatische und paradigmatische Beziehungen Tests zur Ermittlung von Konstituenten IC-Analyse (hierarchische Struktur)

Phrasenstrukturgrammatik Klassifizierung der Struktur Phrasenstrukturregeln Analyse des Satzes und der Phrasen

Generative Grammatik Theoretische Grundlagen: Universalgrammatik universelle Prinzipien und Parameter

Dependenzgrammatik Grundbegriffe: Dependenz - Valenz, Hierarchisches syntaktisches Modell: Wichtigkeit des Verbs, Ergänzungen

Pragmatik Sprache als Kommunikationsmittel Sprechhandlungstheorie - Sprechakte

Die Grammatik in den Methoden des Fremdsprachenunterrichts Grammatik-Übersetzungs-Methode Direkte Methode Audiolinguale / audiovisuelle Methode Kommunikativ-pragmatisch orientierte Methode

Die Grammatik in der kommunikativ-pragmatisch orientierten Methode Die Entwicklung einer didaktischen/pädagogischen Grammatik wird angestrebt. Die Darstellung der Grammatik folgt im allgemeinen nicht der Darstellungsweise der traditionellen Grammatik (z.B. Grammatikprogression). Die Grammatikdarstellung erfolgt manchmal durch die Anwendung von linguistischen Modellen (z.B. Dependenzgrammatik). Die Grammatik wird sowohl explizit als auch implizit vermittelt.

Grammatische Regeln werden reduziert. Terminologische Begriffe werden reduziert. Die Grammatik wird visualisiert (durch graphisch gestaltete Übersichten, drucktechnische / graphische Mittel, abstrakte und konkrete Symbole, Diagramme, Schemata, Skizzen). Die Grammatikvermittlung kann sowohl auf der deduktiven als auch auf der induktiven Methode basieren (Förderung der Induktion!) Ziel ist das Sprachkönnen, d.h. die Verwendung der Sprache in kommunikativen Situationen.