2. Münchner Frauenkonferenz am 6./7. Oktober 2016

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2. Münchner Frauenkonferenz am 6./7. Oktober 2016 Geschlechtergerecht durch die Krise? oder Der Preis für „genderfreie“ Krisenpolitik Eine Analyse von Konjunkturpaketen DANKE! Gestern: Wie GB Transparenz, bedarfsgerechtigkeit und zielorientierten Einsatz von Geld ermöglicht. Möglich macht, dass man sieht und nachfragen kann, wer was bekommt. JETZT: GB Wirtschaftspolitik BESSER . Bsp. Konjunkturpakete: Krisenpolitik in den Jahren 2008/2009 um die Folgen der Finanz und Wirtschaftskrise aufzufangen. Hierfür Frage: was kostet es Geschlechterverhältnisse nicht systematisch zu berücksichtigen ? Preis für Vernachlässigen des demokratisch-freiheitlichen ANSPRUCHS der Geschlechtergerechtigkeit ? welche Kosten verursacht es, öffentliches Geld ohne Berücksichtigung von „Gender“ verteilt wird? UND – wer zahlt den Preis? Vielleicht denken Sie, die Antwort kennen wir schon! „Die Frauen“. Aber nein, das ist nicht die Antwort. Die Antwort ist viel weitgehender! 2. Münchner Frauenkonferenz am 6./7. Oktober 2016

Geschlechtergerecht durch die Krise? 1. Geschlechtergerechtigkeit in Krisenpolitik 2. Gender als Qualitätskriterium 3. Die Konjunkturpakete a) Beispiel Abwrackprämie b) Beispiel Kurzarbeitergeld c) Beispiel Deutschlandfonds 4. Fazit Klären, worüber wir sprechen – Zielvorgabe klären, was ist Geschlechtergerechtigkeit und was ist es in der Krisenpolitik? [ZIELE!] Dann die Frage – wie kommt man zum Ziel, was sind die Kriterien um zu sehen, ob man auf dem richtigen Weg zu Ziel ist? Kriterien! Wenn von der individuellen Ebene auf die Ebene von Kollektiven und Strukturen = GENDER => 2. Punkt: Gender als Qualitätskriterium erläutert 3. Mit Grundlagen = Fallbeispiel Konjunktupakete: 3 Maßnahmen (bzw. Maßnahmenbündel) …. 4. Fazit, beantworten der Frage, ob wir geschlechtergerecht durch die Krise gehen und was der Preis ist, wenn Wirtschafts- und Krisenpolitik „genderfrei“ gemacht wird.

1. Geschlechtergerechtigkeit Das Budget … ist in Gesetz gegossene politische Prioritäten verteilt Chancen, Privilegien und Macht -> strukturiert Gesellschaft -> inklusive Ungleichheiten … ist zentrales Gestaltungsinstrument der (Regierungs-)Politik Auch wenn wir uns hier alle diese Frage nicht stellen – so stellt sie vielleicht doch der ein oder andere im Stadtrat: Darum kurz Warum interessiert Haushaltspolitik? Machen doch was für Kämmerer - Geld stinkt nicht - ist neutral, weder gut noch böse, weder männlich noch weiblich. in jeder Legistlaturperiode die Stellschrauben neu verhandelt und nachjustiert. Geschlechtergerechtigkeit = das gesellschaftliche Zielorientierung

1. Geschlechtergerechtigkeit Art. 3 Abs. 2 GG: Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin. Freiheit von Diskriminierung gleiche Teilhabe echte Wahlfreiheit gleicher Schutz vor Krisenauswirkungen Chancen auf Gestaltung der Krise keine einseitige Förderung oder Verfestigung bestimmter Lebensformen konkretisiert ZIELE = >Übersetzung für die Ebene Krisenpolitik Wahlfreiheit: verschiedene Formen zu leben, zu wirtschaften und zu arbeiten, Lebensentscheidungen nicht bestrafen oder belohnen 1. gleichstellungspolitische Zielvorgabe = > Anpassen auf den konkreten Politikbereich : ZIEL 2. Einmal von Individuen zu Kollektiven und Strukturen => VERGESCHLECHTLICHTE STRUKTUREN DER WIRTSCHAFT [VORTRAG Yolu tokk]/ Gender 3. Und dann: Kriterien oder Indikatoren, um sehen ob Ziel erreicht ist- Gender Qualitätsmerkmal GENDER: Marktförmig organisierte Wirtschaft männlicher dominierten Industrie- und Produktionssektor - weiblich dominierten Dienstleistungssektor geschlechtliche Segregation von Berufen // Normalarbeitsverhältnissen“- „Atypische Beschäftigung“ Nicht-marktförmig / privater Wirtschaftsbereich: Familien und Lebensgemeinschaften Geschlechtliche Arbeitsteilung unbezahlte Familienarbeit und Hauptverdienstverantwortung – Debatte Beyond GDP: Bruttoinlandsprodukt =/ Produktivität, sondern auch unentgeltliche Arbeit

1. Geschlechtergerechtigkeit Art. 3 Abs. 2 GG: Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin. Freiheit von Diskriminierung gleiche Teilhabe echte Wahlfreiheit gleicher Schutz vor Krisenauswirkungen Chancen auf Gestaltung der Krise keine einseitige Förderung oder Verfestigung bestimmter Lebensformen Vergeschlechtlichte Strukturen: GRUNDLAGE der Wirtschaftssystems Geschlechterverhältnisse im Politikfeld muss man kennen, wenn man Gender Budgeting machen will! (Erste Komponente der Genderkompetenz: Kennen der Geschlechterverhältnisse – bewerten können und gestalten können). JETZt: „Gleicher Schutz, gleiche Chancen, keine Verfestigung oder einseitige Förderung“ => konkret auf die Krisenpolitik! Von Zielsetzung zu Kriterien, die erfüllt sein müssen, damit ist geschlechtergerecht ist – Indikatoren, an denen ablesbar.

2. Gender als Qualitätskriterium gleicher Schutz vor Krisenauswirkungen Chancen auf Gestaltung der Krise keine einseitige Förderung oder Verfestigung bestimmter Lebensformen „GENDER“ liefert das Qualitätskriterium, systematische Berücksichtigung der vergeschlechtlichten Strukturen von Wirtschaft.

2. Gender als Qualitätskriterium unabhängig wie und wo erwerbstätig gleiche Beteiligung der unterschiedlichen Wirtschafts-sektoren und –branchen Gleichbehandlung unterschiedlicher private Wirtschaftsgemeinschaften gleicher Schutz vor Krisenauswirkungen Chancen auf Gestaltung der Krise keine einseitige Förderung oder Verfestigung bestimmter Lebensformen Gleicher Schutz: unabhängig wo und wie jemand arbeitet: WIE: Normalarbeitsverhältnis /Teilzeit, unbefristet /befristet, Minijob, Leiharbeit also egal ob in typisch männlichen Normalarbeitsverhältnissen oder in für Frauen typischer Atypischer Beschäftigung WO: Industrie und Produktion/ Dienstleistungsektor, in nicht-marktförmig organisierten Sektor der familiären, ehrenamtlichen (Sorge und Versorgungs) Care-Ökonomie oder auf dem „Arbeitsmarkt“ Dieser Teil der Wirtschaft muss integrierter Bestandteil von Folgenabschätzungen von Wirtschaftspolitik sein! Hier ist die Währung Zeit. MUSS mit rein: Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung komplett. Mit doppelter Buchführung zeigt sich dann: Spart der Staat Geld, Kostet das die privaten Wirtschaftsgemeinschaften Zeit (weniger Kinderbetreuung => mehr Betreuungszeit privat. Mit finanziellen Folgen. Und umgekehrt.) Chancen: unterschiedliche Wirtschaftssektoren, die männlich und weiblich dominierten und die ausgewogen dominierten müssen Zugang zu den Zentren der Macht haben, in denen Wirtschaftspolitik gestaltet wird. keine einseitige Förderung: alle Lebensformen im Sinne der privaten Wirtschaftsgemeinschaften wie Ehe und nicht-eheliche Bedarfsgemeinschaften also traditionelle Einverdienerehe, Zuverdienerinnen-Ehe, gleichberechtigte Modelle und Partnerschaften sollen von der Wirtschaftspolitik gleich behandelt werden.

2. Gender als Qualitätskriterium unabhängig wie und wo erwerbstätig und arbeitend gleiche Beteiligung der unterschiedlichen Wirtschafts-sektoren und -branchen Gleichbehandlung unterschiedlicher privater Wirtschaftsgemeinschaften gleicher Schutz vor Krisenauswirkungen Chancen auf Gestaltung der Krise keine einseitige Förderung oder Verfestigung bestimmter Lebensformen Chancen: unterschiedliche Wirtschaftssektoren, die männlich / weiblich dominierten / geschlechtlich ausgewogen alle Zugang zu den Zentren der Macht haben, in denen Wirtschaftspolitik gestaltet wird. keine einseitige Förderung: alle Lebensformen im Sinne der privaten Wirtschaftsgemeinschaften Ehe / nicht-eheliche Bedarfsgemeinschaften also traditionelle Einverdienerehe, Zuverdienerinnen-Ehe, gleichberechtigte Modelle und Partnerschaften, Single Haushalte, Mehrpersonenhaushalte Bevor wir uns die Mühe machen, uns Beispiele ansehen: War die Krisenpolitik geschlechtergerecht? Erstnochmal die Frage, ob das denn so relevant ist? Auch die Frage muss ich ihnen nicht stellen. Sie finden es relevant. Aber warum? Stellen sie sich vor ich wäre wenig offen für Frauenbelange. Stellen Sie sich vor, ich wäre ein 0 8 15 Ökonom. Warum soll ich das relevant finden?

2. Gender als Qualitätskriterium Der Preis für genderfreie Krisenpolitik? Subvention in innovationsträge Branchen und Verlierer des Strukturwandels fehlende Investition in Marktsektoren mit boomenden Arbeitsmärkten und hoher, gesellschaftlicher Nachfrage Schließung von Machtzentren für innovative Perspektiven Lösungen aus dem 20. Jahrhundert für das 21. Jahrhundert! Fair zu sein, damit Frauen – sofern sie denn ein Problem haben, auch ein bisschen Geld bekommen? Wichtiger: Politik machen! Krise bekämpfen! Harte Poliitk statt Gedöns! Detail wie Geschlechtergerechtigkeit = später, wenn die Hütte nicht mehr brennt! Wäre ich ein 08/15 Ökonom, aber ein guter: ich fände es trotz der Relevanz für Frauen relevant. Das ist ein echter Fehler – denn der Preis dafür ist hoch! Preis für Wirtschaftspolitik OHNE Blick auf die zugrundeliegenden Strukturen von Wirtschaft / ohne den Blick auf die Geschlechterverhältnisse und auf Gender geht weit über die Benachteiligung von Frauen hinaus und kostet Wirtschaft und Gesellschaft viel! Verschwendet sehr viel Geld durch …. Erhalt sinkender Tanker statt auf neue zukunftsfähige Bereiche zu setzen … der Preis sind fehlende Invesitionen … wir leisten es uns, Arbeitsmärkte wie den Pflege- und Bildungsbereich vor sich hin dümpeln zu lassen, statt hier dafür zu sorgen, dass Arbeit mehr, attraktiver und besser wird …durch genderfreie Politik bleibt es bei der Schließung von …, so dass neue Perspektiven, die die aktuellen statt die alten Probleme beleuchten und neues Licht auf alte Probleme werfen, nicht zu Zuge kommen. Heraus kommen: Lösungen… Jetzt zeige ich ihnen, wie der Preis zustande kommt.

3. Die Konjunkturpakete Finanz- und Wirtschaftskrise 2007 Konjunkturpaket I (2008) und II (2009) Maßnahmenbündel gegen Krisenfolgen Subventionen, Sozialtransfers, Zuschüsse, Steuererleichterungen, Bürgschaften, … Arbeitsmarkt-, Steuer-, Sozial-, Technologie-, Verkehrs-, Finanz-,…politik 2 Konjunkturpakete Beschlossen in 2 Maßnahmepakete 2008 und 2009, arbeitsplatzerhaltende, auftragssichernde und bestandserhaltende Hilfe – in einer Studie analysiert – liegt aus. Ebenso die politikrelevanten Empfehlungen. Fragen: - wer wird durch die Krisenpolitik geschützt - wer wird der Krise überlassen entlastet? und wer wird belastet? wen hält die Politik für systemrelevant? wen hält die Politik für entbehrlich für unser System? wem greift der Staat unter die Arme und wem in die Tasche?

3. Die Konjunkturpakete Direkte Ausgaben: Investitionen, Zuschüsse, Zuwendungen Steuererleichterungen: entgangene Einnahmen Finanzhilfen: Bürgschaften und Kredite für die Wirtschaft GESAMTVOLUMEN: 187,-€, Regierungserklärung: über 3% des Bruttoinlandsprodukts Vergleich: Die für 2016 geplanten Ausgaben des Bundes betragen 316 Milliarden Euro.

3. Die Konjunkturpakete Abwrackprämie Kurzarbeitergeld Deutschlandfonds

5.000.000.000 € a) Abwrackprämie Die Maßnahmen Absatzsicherung der Autoindustrie durch Preissubvention privater PKW Offizielles Ziel: Modernisierung der Fahrzeugflotte durch Austausch PKW 5.000.000.000 € Inhalt: Beispiel = Direkten Ausgaben= Direkte Einzelsubvention Sie erinnern sich: mindestens 9 Jahre altes Auto verschrottete Neues kaufte: 2.500, -€ vom Staat. Ziel laut Richtlinie „Zur Förderung des Absatzes von Personenkraftwagen“ – Offizielles Ziel… Darum „Umweltprämie“ Absatz deutscher Automobilhersteller in der Krise zu sichern Konsumanreize weil: Krise => Konsumenten Ausgaben vermeiden => Absatzeinbrüche Wirtschaft Stärkung der oft so gering geschätzten Binnennachfrage.

a) Abwrackprämie Das Problem beschränkt auf private PKW Absatzsicherung nur für Automobilindustrie => Zielgruppen (Prämienempfänger, Auto-fahrer, Beschäftigte): männlich stark dominiert => verpasste Chance Modernisierung ÖPNV Für bewerten unterscheiden: Subvention erhalten: neues Kaufen // Die von Maßnahme einen Nutzen haben: Autonutzer+ Autobauer … damit willkürlich kleine Gruppe Subventionsberechtigt // nämlich: einzige innerhalb der Gesamtgruppe „Verkehrsteilnehmer“, die männlich dominiert Privatpersonen und Tauscher von Personenkraftwagen, also an Autobesitzer: doppelt so viele Männer wie Frauen besitzen ein Auto: rund 2/3 aller Autobesitzer aus. ?! Männer besitzen, aber Frauen die Autos eventuell mehr nutzen? - in Haushalten mit einem Auto : Mann fährt Auto häufiger als die Frau. in Haushalten mit Autos fahren Frauen häufiger mit ÖPNV als Männer, insbesondere öfter zur Arbeit ALSO: Männer fahren mehr Auto. Frauen auch nicht indirekt mehr von der Abwrackprämie. ÖPNV Fahrzeugflotten und Flotten sozialer Einrichtungen: geschlechtlich ausgewogener genutzt => Beschränkung auf private PKW = örtliche Verkehrsbetriebe nicht modernisiert, Sozialen Einrichtungen wie Behinderten- und Altentransporte = nicht subventioniert. Auch keine anderen Mobilitätsrelevanten Industrien gestützt: Fahrradindustrie mit Rädern und E-Bikes. Weiteren Aspekt - gleichstellungspolitische Schieflage: größte Einzelsubvention in der deutschen Geschichte: 5 Milliarden Euro wurden dafür ausgegeben. 5 Milliarden Euro – das ist der Etat des Familienministeriums vor Einführung des Elterngeldes. Soviel Geld wurde in die Hand genommen, um die Automobilindustrie vor einem Absatzeinbruch zu bewahren. einzige Wirtschaftszweig dem eine solche außergewöhnlich große Hilfe zuteil wurde. Automobilindustrie: Beschäftigte über 80% Männer. Nur 20% der Beschäftigten sind Frauen.

b) Kurzarbeitergeld Die Maßnahmen Lohnersatz zur Arbeitsplatzsicherung Zuschüsse für Sozialversicherung Zuschüsse für Qualifizierung 5.730.000.000 € Inhalt: Direkten Ausgaben Maßnahmenbündel: Kurzarbeitergeld: Lohnersatzleistung, wenn ein Betrieb die Arbeitszeit verkürzen muss. - Die Bundesagentur für Arbeit übernimmt dann einen Teil der Lohnzahlung. Außerdem übernimmt sie bis zu 100% der Sozialversicherungsbeiträge, die die Arbeitgeber zahlen müssen. finanzielle Förderung von Qualifizierung während Kurzarbeit = Sicherung der Beschäftigung von Kurzarbeitern. Der Hintergrund des Kurzarbeitergeldes ist, dass in Krisenzeiten die Auftragslage schlechter wird. Der Staat will die Lohnkosten und Lohnnebenkosten verringern, damit die Arbeitgeber die Arbeitsplätze erhalten.

b) Kurzarbeitergeld Das Problem Maßnahme für „Normalarbeitsverhältnis“ traditionelles Ernährermodell ist Maßstab => 80% des Budgets für Männer in verarbeitender Industrie => Frauen erhalten kaum Krisenschutz => prekäre Arbeitsverhältnisse nicht geschützt => Abhängigkeit von Zuverdienerinnen verstärkt Problem: eine Maßnahme, die vor allem für bestimmte Formen von Arbeit greift. …. Kurzarbeitergeld = zugeschnitten auf sogenannte „Normalarbeitsverhältnis“ unbefristetes Vollzeit Arbeitsverhältnis. für Männer typisches Arbeitsverhältnis. Zugrundeliegende Vorstellungen WESSEN Arbeit systemrelevant und darum schützenswert in Krisenzeiten ist = die des Familienernähers Folgen: Das Kurzarbeitergeld wurde zu fast 80% für Männerarbeitsplätzen ausgegeben, insbesondere Verarbeitende Industrie profitierte davon. Bei Arbeitsverhältnissen, in denen vor allem Frauen arbeiten, da greifen die Maßnahmen des Kurzarbeitergeldes nicht. typisch weiblichen Arbeitsverhältnisse = „atypischen Beschäftigungsverhältnisse“: Teilzeit, Minijobs, befristete Verträge. Für diese Formen der Beschäftigung wurden keine Programme zugeschnitten: um Arbeitsplätze und Arbeitsbedingungen zu schützen, Qualifikation der Beschäftigten zu fördern. _ … Argument: Frauen und Frauenbranchen die Gewinner der Krise seien, weil sie ja kein Kurzarbeitergeld in Anspruch nehmen, ist also zynisch. Überspitzt könnte man sagen: nur wer teure, sichere Arbeitsplatz hat oder anbietet, der erhält Krisenschutz. Und wer den Krisenschutz nicht in Anspruch nimmt – weil er nur billige, unsichere Arbeitsplatz anbietet oder hat – der hat den Krisenschutz nicht in Anspruch genommen, weil er ihn nicht braucht. THESE Beschäftigung von Frauen in Krise gestiegen = falsch. „weibliche Jobwunder“ = weitere „Miniaturisierung“ von Arbeitsplätzen: Umwandlung von Stellen in Teilzeitstellen und Minijobs STATT KURZARBEIT und auch genutzt um Umverteilung des bestehenden Arbeitsvolumens auf mehr Köpfe zu schlechteren Bedingungen. Problematisch an Idee „Familienernährers“: Sozial Realität = Frauen ernähren zunehmend – auch mit ihren atypischen Jobs – ihre Familien. Insbesondere in Ostdeutschland.

c) Deutschlandfonds Die Maßnahmen Vergabe von 115 Mrd. € Bürgschaften und Kredite für Wirtschaft Einrichtung Lenkungsausschuss und Lenkungsrat zur Vergabe Inhalt: Finanzierungshilfen Im Deutschlandfonds werden die 115 Milliarden Euro zusammengefasst, die für Kredite und Bürgschaften für die Wirtschaft vorgesehen sind. _X_ Der Fond wird verwaltet von einem ministeriellen Lenkungsausschuss, in dem Ministeriumsvertreter sitzen. Lenkungsausschuss von einem Lenkungsrat beraten. Diese beiden Gremien sind die zentralen Entscheidungszirkel für die Vergabe der staatlichen Milliarden für die Wirtschaft und damit wichtige Gestalter der Krise.

c) Deutschlandfonds Das Problem Vergabegremien homogen besetzt: männlich, Industrie, westdeutsch => Außen vor: Sachverstand von Fachfrauen Sachverstand aus nicht-männlich dominierten Wirtschaftsbranchen ostdeutscher Sachverstand Das Problem an dieser Stelle ist, dass bei dieser Krisenaufgabe wichtige wirtschaftspolitische Gruppen nicht beteiligt sind. Lenkungsausschuss: sitzen fast nur Männer. Bei seiner Errichtung saß in dem Gremium keine Frau. Lenkungsrat: - besteht ausschließlich aus Männern / verarbeitenden Industrie (einschließlich der Gewerkschaftlichen Vertreter) und sie sind außerdem noch alle Westdeutsch. Außen vor bleibt also Gremium so zusammengesetzt= sehr homogen westdeutsche, männliche Industrieinteressen repräsentiert. Öffentliche Kritik wg. unausgewogene Vertretung der Wirtschaftszweige kritisiert, nachdem sich die Repräsentation in Entscheidungen übersetzte: industrielastigen Entscheidungen. Alternative : Das Gremienbesetzungsgesetz gibt hier klare Vorgaben: Gremien Bund besetzt, Männer und Frauen gleichermaßen vertreten sein müssen. Spitzengremien der Dienstleistungsindustrie nicht paritätisch besetzt sind, finden sich doch hier mehr Frauen. Es lässt sich also an dieser Stelle ein klares Beteiligungsdefizit feststellen.

4. Fazit Krisenpolitik = nicht geschlechtergerecht => Kein gleicher Schutz Benachteiligung von Frauen und frauentypischen Arbeitsverhältnissen und Wirtschaftsbranchen => keine Chancen auf Gestaltung der Krise Beteiligungsdefizit „Old Boys Network“ => Einseitige Förderung der traditionellen Lebensformen „Einverdiener-/Haupternährer-Ehe“ Benachteiligung atypisch Beschäftigter Stärkung des „Haupternährers“ Nach unseren Gleichstellungspolitischen Qualitätskriterien zeigt sich: NICHT Geschlechtergerecht durch die Krise Soweit die Gleichstellungspolitische Perspektive. Jetzt schauen auf den Preis

4. Fazit Ein hoher Preis, den alle zahlen! Genderfreie Konjunkturpolitik => Subvention innovationsträger (Verlierer-)Branchen des globalen Strukturwandels => fehlende Investition in Marktsektoren mit boomenden Arbeitsmärkten und hoher, gesellschaftlicher Nachfrage => Schließung von Machtzentren für innovative Perspektiven bleibt erhalten Ein hoher Preis, den alle zahlen! Innovationsträge und darum deutsche Autoindustrie: Anschluss an Zukunftstechnologien wie E-Mobilität oder autonomes Fahren verpasst, fördert der Staat den Absatz. Diesmal mit 10 Jahren Steuerbefreiung und bis zu 4000,- Euro Kaufprämie für Elektroautos. Ist aber diesmal nicht ganz so teuer: es sind nur 1,2 Mrd Euro. Hier habe ich retrospektiv mit GB gezeigt, wo die Defizite einer genderfreien Krisenpolitik sind, was der Preis ist und wer ihn zahlt. Das Gleiche kann man mit den Sparpaketen machen, die nicht lange auf sich warten ließen, man kann das mit der Schuldenbremse machen – Der Preis ist hoch und ihn zahlen sehr viel mehr als man denkt wenn man „geschlechtergerechtigkeit“ hört! Was braucht es also?

=> Gender Budgeting 4. Fazit Statt genderfreie Krisenpolitik: Ansätze um plurale gesellschaftliche Lebens- und Arbeitsrealitäten systematisch zu berücksichtigen notwendige Weichen für die Zukunft zu stellen Entscheidungsstrukturen zu modernisieren, um neuen Perspektiven Platz zu machen => Gender Budgeting Um den Strukturwandel zu gestalten statt sich ihm entgegen zu stellen und um wirtschaftliche Entwicklungen für eine moderne, plurale Gesellschaft zu unterstützen, braucht es was anderes als Genderfreie Wirtschaftspolitik … Denn mit GB kann man nicht nur retospektiv bewerten sondern auch begleitend und prospektive Wirtschaftspolitik entwickeln, die heutigen Anforderungen und Ansprüchen genügen kann. Wie ich ihnen an meiner gender budgeting studie zeigen konnte, bietet GB hierfür das Instrumentarium – es zeigt mit dem analytischen Blick von Gender die Schwachstellen und Lösungsansätze für eine zukunftsgewandet Politik auf, die weit über das Qualitätskriterium Geschlechtergerechtigkeit gehen. Und dafür braucht es GB nicht nur im Kleinen –die auf der Ebene von Titeln und Produkten. Wie spannend und erhellend das allein schon ist, haben die verschiedenen Beispiele auf dieser Konferenz. Aber GB braucht es auch im Großen – beim Blick auf das Gesamte Budget und seinen Makrostrukturen. Auf die Subventionspolitik und die Geldströme zwischen Industrie- und Dienstleistungssektor, zwischen gesicherten und prekären Arbeitsverhältnissen, zwischen dem Markt und der privaten, häuslichen Wirtschaft. Mit Gender Budgeting kann man „beyond gdp“ rechnen, man kann die Währung Zeit hinzunehmen, um die Kosten von Umschichtungen im Staatlichen Budget zu beziffern und wer es bezahlen muss. GB ist der Hebel für eine sehr viel bessere Krisenpolitik, eine sehr viel bessere Wirtschaftspolitik und vor allem für eine sehr viel sinnvollere Ausgabe öffentlicher Gelder. An dieser Stelle möchte ich den Titel der Konferenz aufnehmen- der ja eigentlich schon alles sagt, was ich erläutert habe: Mit Gender Budgeting kann man den öffentlichen Haushalt nicht nur fair teilen, sondern GB ist auch eine Gleichstellungsorientierte Steuerung öffentlicher Finanzen, mit der man Kurs auf eine plurale, gerechte und wirtschaftlich innovative gesellschaftliche Zukunft halten kann. XX Vielen Dank!

VIELEN DANK! www.dr-mara-kuhl.de 2. Münchner Frauenkonferenz am 6./7. Oktober 2016

Überblick Bewertung 43, 5 Milliarden gesamt: 45% mindestens =

Überblick Bewertung 18 Milliarden => 8%