Neue Führungskulturen, neue Kooperationen, gegenseitige Impulse

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 Präsentation transkript:

Neue Führungskulturen, neue Kooperationen, gegenseitige Impulse Neue Führungskulturen, neue Kooperationen, gegenseitige Impulse? Anforderungen an ein Changemanagement Peter Schilling Professor für Informationsmanagement der öffentlichen Verwaltung i.R. Berner Straße 30, 71522 Backnang, DE

Gliederung Worum geht es? Wo liegen Unterschiede? Besonderheiten ÖV Was können Führungskräfte ÖV und Industrie von einander lernen? Gemeinsam neue Wege gehen Fazit

Worum geht es? Hier Fokussierung auf Aspekte des Informationsmanagements Gemeinsamkeiten & Unterschiede Schwerpunkt auf der Frage „Was können/ sollten die Führungskräfte der ÖV von denjenigen der Industrie lernen, um Anschluß zu finden?“ Braucht es neue Wege der Kooperation?

Vergleich der Hierarchien Unternehmen Legislative & Polit. Führung Aufsichtrat Verwaltung Unternehmens- leitung Behördenleitung Operative Einheiten (Ober-, Mittel-, Unter-) Behörde Operative Einheiten (Produktion, … Vertrieb, …) Zusätzlich föderal (= unab- hängig) untergliedert!

Vergleich der Zielsysteme Unternehmen: Im Prinzip ein homogenes Zielsystem Klare Stake-holder-Situation Wenig(er) Zielkonflikte Öffentl. Verw.: Div. komplexe Zielsysteme Komplexere Stakeholder-Situation Mehr Zielkonflikte

Kritischer Unterschied Wegen der fehlenden Preisbildung am Markt fallen Selbst- steuerungs- mechanis- men weg. Marktform Keine Polypol   Oligopol Monopol maximale Gewinnzerzielung Privat- wirtschaft Öffentliche Verwaltung Betriebe

Besonderheiten der ÖV (1) Status Quo Konzepte der Privatwirtschaft werden ohne Beachtung der Spezifika der ÖV übernommen Keine Kontinuität sondern Modernisierungswellen Viele Pilotprojekte, aber eine unzureichende Breitenwirkung & Nachhaltigkeit Hinzu kommt: „Trivialitäten“ werden negiert Kein Lerneffekt, da Projekte üblicherweise grundsätzlich „Erfolge“ sind

Besonderheiten der ÖV (2) Fehlende Antriebskräfte (kein Markt) Keine Belohnung für innovatives Handeln Potenzial des Produktansatzes wird nicht ausgeschöpft Keine adäquate Strukturierung der Produktkataloge Zu geringe Beachtung für das zentrale Produktionsverfahren Potenzial des Prozessansatzes wird nicht ausgeschöpft [2] Nutznießer ≠ Nutzer ≠ Betreiber ≠ Investor

Was macht Verwaltung? (1) Politische Steuerung Operative Steuerung Produktion Klassische Verwaltungsprodukte Mittelbare Produktionsverfahren: Informationsverarbeitung Produktionsverfahren: Produktspezifisch Legende

Was produziert Verwaltung?○ Alle Tätigkeiten, die Verwaltungen selbst ausführen - also das Produkt selbst erzeugen - lassen sich in die drei folgenden Kategorien einordnen: Information Einzelfallentscheidung Normen und Strategien Dies sind aus meiner Sicht die „klassischen Verwaltungsprodukte“ im o.a. Sinn. [1] Nur in wenige Branchen der Privatw. ähnlich

Mittelbare Verwaltungsprodukte ÖV steuert die Produktion z.B. in Bildungswesen Gesundheitswesen Hochbauverwaltung Sicherheit Straßenbau è Dies ist (eher) vergleichbar mit Aufgaben einer Verwaltung in der Industrie

Zentrales Produktionsverfahren Hypothese: Jede Verwaltung macht ausschließ-lich Informationsverarbeitung (IV) IV ist das {einzige | zentrale} Produktionsverfahren der ÖV

Schlussfolgerungen daraus IV ist unabhängig vom Umfang des IT-Einsatzes durchgängig das Kerngeschäft der ÖV Zur Steigerung der Produktivität müssen stärker moderne Methoden der IV eingesetzt werden (z.B. Modellierung, Projektmanagement, Wissensmanagement, Onthologien, …) Mehr (intellektuelles, emotionales) Engagement aller Führungskräfte für das Kerngeschäft IV

Lernen von der ÖV Compliance als Teil der Unternehmenskultur aber In ÖV „Fluch & Segen“ Aus guten Gründen ein integraler Bestandteil der Organisationskultur und „Produktmerkmal“ wesentlicher Teil des Auftrags (Rechtmäßigkeit, Nachvollziehbarkeit) è Nicht in diesem Umfang übertragbar!

Lernen von der Industrie Investitionen zur Produktivitätssteigerung Investitionsstrategien ROI Erfolgskontrolle Umgang mit Misserfolgen Umgang mit unvollständigen Informationen Konzentration auf das Kerngeschäft

Kooperation Kooperation in Projekten (PPP) schwierig z.B. wegen Vergaberichtlinien oder Fragen der Erfolgsbeteiligung aber Neue Art der Kooperation bei der Erstellung oder Anpassung von Vorschriften macht Sinn

Neue Art der Kooperation (1) bei der Erstellung oder Anpassung von Vorschriften win-win herstellen – d.h. gemeinsam berechtigte ordnungspolitische Ziele identifizieren („Schwarze Schafe“, Marktverzerrung, …) Aufwand zur Erreichung dieser Ziele mini- mieren durch frühzeitige Einbeziehung der betroffenen Unternehmen (Open Government) Vorschriftengebung mit Methoden der Projektarbeit

Neue Art der Kooperation (2) Kooperation auf strategischer Ebene bei der Erstellung oder Anpassung von Vorschriften Ziele/Regelungsbedarf Wirksamkeit Machbarkeit/Kosten/Prioritäten Sicht auf „das Ganze“ Entkopplung der operativen Ebenen Autonomie der Partner Minimierung der Standards Modernisierung der „zwei Geschwindigkeiten“ è P23R [3] als Mittel & Katalysator

Fazit Übernahme von Konzepten und Methoden nur mit Prüfung der Wirksamkeit und des Kosten-Nutzenverhältnisses in der veränderten Organisationskultur Neue Kooperationsformen können zur Verringerung des Bürokratieaufwandes bei den Unternehmen führen ohne die gesamt-gesellschaftlichen Ziele einer Vorschrift zu gefährden

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit prof.schilling@moderne-verwaltung.de Diskussion zum Vortrag möglich auf http://forum.moderne-verwaltung.info

nachstehend 3 Ergänzende folien für Diskussionsfragen [1] Schilling P. - Tiefgreifendes Umdenken in Politik und Führungs-ebene ist ein Erfolgsfaktor der Verwaltungsmodernisierung - in Schweighofer E., Kummer F., Hötzendorfer W. (Hrsg.) Abstraktion und Applikation - IRIS2013, Tagungsband des 16. Intern. Rechtsinformatik Symposiums [2] Brüggemeier M., Schilling P., Schulz S. - Potenziale des Prozessket-tenansatzes im B2G- Kontext – Anwendungserfahrungen und Perspek-tiven – in Schweighofer E., Kummer F. (Hrsg.) Europäische Projekt-kultur als Beitrag zur Rationalisierung des Rechts Tagungsband des 14. Internationalen Rechtsinformatik Symposions IRIS 2011 [3] p23r.de & (z.B.) Schilling P. et al. (2010): FRESKO – die effiziente Prozesskettenverbindung zwischen Unternehmen und Verwaltungen, in: M. Wimmer et al. (Hrsg.), Vernetzte IT für einen effektiven Staat, Bonn -- (FRESKO -> P23R) nachstehend 3 Ergänzende folien für Diskussionsfragen

Beispiele Produktkategorie Information Öffentliche Bekanntmachungen Auskunftsdienste (D115, Webseiten u.ä) Warnmeldung (Hochwasser, Smog u.ä) Einzelfallberatung Informationssammlungen (z.B. Einwohnerwesen, Statistik)

Beispiele Produktkategorie Einzelfallentscheidungen Genehmigungen und Gestaltungen Hilfen und Subventionen Auftragsvergabe und Vertragsabschlüsse Ausweise und Pässe Bescheinigungen

Beispiele Produktkategorie Normen und Strategien Entwürfe für die Legislative (Sitzungsvorlagen, Satzungen, Referenten­entwürfe u.ä.) Durchführungsbestimmungen Interner Regeln mit Außenwirkung (z.B. Geschäftsverteilungspläne) Strategische Planungen (z.B. Regierungsprogramme)