Einführung in die Sonderpädagogik Heilpädagogische Förderung: Unterstützte Kommunikation, TEACCH, Tiergestützte Angebote
Unterstützte Kommunikation - Alternative Kommunikation – (Wilken 2006) Bezeichnet die Unterstützung oder den Ersatz der Lautsprache und des Schreibens durch den Einsatz körperfremder (Bliss-Symbole, Piktographien, Sigsymols, Objektsymbole und/oder elektrisch produzierte Sprache) oder auch körpereigener Symbole (Gebärden, Gesten und Fingeralphabet) .
Zielgruppe: Hoher Anteil von Menschen mit geistiger Behinderung, die Lautsprache nicht oder nur unzureichend nutzen können Fehlbildungen im HNO Bereich Störungen der zentralen Steuerung der Sprechorgane, z.B. Zerebralparesen Hörstörungen
Unterstützte Kommunikation Gebärdensprache (DGS) Gebärdenunterstützte Kommunikation (GuK) Lausprachbegleitende Gebärden (LBG) Gestützte Kommunikation Kommunikationshilfen
Gebärdensprache für Gehörlose Sprache ist eine Grundlage für das kognitive Verarbeiten und Speichern von Wahrnehmung, Bewerten, Vergleichen und Bildung von Kategorien Nicht an verbale Sprache gebunden Gebärden sind kulturabhängig und nicht international Gebärden stellen Zeichen dar, die einem komplexen besonderen Sprachsystem angehören, ist vollwertiger Ersatz
GUK Zielgruppe: Meist kleine Kinder, die hören aber nicht sprechen Gründe für positive Auswirkungen von GuK: Gebärden sind früher und leichter zu erlernen als Lautsprache. Basale kognitive Strukturen können damit früher erworben werden. Nur die wichtigen Wörter werden gebärdet. Die Auswahl erfolgt nach dem Entwicklungsstand des Kindes und nach der Bedeutung, die sie für das Kind haben. Die Aufmerksamkeit des Kindes wird unterstützt. Weckfunktion für lautsprachliche Orientierung, es wird auch mit dem Kind gesprochen
GUK Die visuelle Verdeutlichung der Schlüsselwörter erleichtert das Verstehen der wichtigen Informationen. Die simultane visuomotorische Darbietung ist besser zu erfassen als die auditiv sequentielle Kodierung Viele Gebärden enthalten deutliche Merkmale des Bezeichneten, z.B. bezogen auf die Form, die Tätigkeit oder auf eine wesentliche Eigenschaft. Gebärden sind deshalb oft bildhaft und die Nähe von Zeichen und bezeichnetem erleichtert das Verständnis. Gebärden sind nicht so schnell wie gesprochene Sprache. Zudem ermöglicht eine langsamere Ausführung der Gebärde ein längeres Betrachten. Das Wort dagegen kann nicht ohne Bedeutungsverlust verlangsamt gesprochen werden.
GUK Die Verbindung von Wort und Gebärde unterstützt die Fähigkeit, sich an die Wörter zu erinnern und bei ähnlich klingenden Wörtern wird ein Verwechseln vermieden. Bei Zweisprachigkeit können Gebärden eine „Brücke“ für das Verstehen und zum Verständigen sein. Die Gebärden- unterstützte Kommunikation fördert den Spracherwerb. Es gibt keine nachteiligen Auswirkungen auf die lautsprachliche Entwicklung
Arbeitsmaterialien Bild- und Gebärdenkarten (Problem: abhängig von Personen, die GUK können) Bildsymbole sind dauernd verfügbar: Fotografien, Zeichnungen, Piktogramme, Bliss, müssen aber mitgeschleppt werden Touch and Talk Systeme Elektronische Hilfen: Problem: Wartung der Geräte und nicht leicht zu transportieren
Gestützte Kommunikation (FC) Seit 90er Jahren bei Menschen mit Autismus und/oder geistiger Behinderung Es gibt immer ein Stützer- Schreiber Paar, das gemeinsam eine Kommunikationshilfe (Buchstabentafel, Schreibmaschine, Computer…) bedient. Der Stützer muss die Bewegung des Schreibers erahnen, ohne aktiv einzugreifen Ermöglicht neue Schul- und Berufschancen
Gestützte Kommunikation (FC) Problem: Frage der Authentizität, Abhängigkeit vom Stützer, die Frage der Beeinflussung wird kontrovers diskutiert Kritik siehe Nußbeck in Wilken 2006 Es gibt heute bundesweit Institute zur Ausbildung von Stützern, weltweite Verbreitung Anwendung in Familien, Schulen, WfbM, Wohnheimen
TEACCH (Häußler 2005) (Treatment and Education of autistic and related Communication handicapped Children) Fachkompetenz Individualisierung Kooperation mit Eltern/Familien Ganzheitlichkeit Methodenvielfalt Formelle und informelle Diagnostik Kompetenzorientierung Strukturierung, Kognitive Ansätze und Verhaltenstheorie
Strukturierung und Visualisierung zur Unterstützung des Sprach- und Situationsverständnisses Strukturierung dient dem Vermitteln von Bedeutung Sinn ist nicht Einengung, sondern den Menschen flexibler und offener für Neues werden zu lassen Komplexe Situationen werden durchschaubar Visuelle Hinweise und Orientierungshilfen
Strukturierung: Wo und Was Räumliche Gestaltung Organisation von Material Zeitpläne Aufgabenpläne (Anfang, Ende, Reihenfolge) Z.B. Beginn und Ende von Aktivitäten, Überbrückung von Wartezeiten, Raumwechsel, Fahrt zur Arbeitsstelle Wo findet was statt? Wo gehört was hin?
5 Dimensionen des kommunikativen Curriculums Kommunikative Funktion (z.B. eine Bitte äußern, Ablehnung etc.) Kommunikativer Kontext Inhalt Zeichen (Laute, Gesten, Wortkarten etc.) Form der Kommunikation (Brief etc.) Förderplanung Strategien der Förderung (z.B.realistische Lernsituation im Alltag)
Tiergestützte Angebote (Vernooij, Schneider 2007) Kommunikation mit dem Tier (visuell, auditiv, taktil, kinästhetisch, olfaktorisch) Vor allem Pferde, Hunde, Delphine Problem des Tierschutzes Voraussetzungen beim Tier (Eignung) Das Tier respektiert den Menschen auch mit Behinderung Der Mensch dominiert
Erklärungsansätze Biophilie-Hypothese: biologisch begründete emotionale Verbundenheit mit Lebewesen Du-Evidenz: Beziehung zum Tier entspricht der zum Mitmensch Bindungstheorie: Tiere als Bindungsobjekte, positive Bindungserfahrung mit Tieren können möglicherweise auf Menschen übertragen werden
Spiegelneuronen: fremde Absichten können nachvollzogen werden, Empathie und Mitgefühl aufgrund von Spiegelprozessen, Spiegelprozesse sind unbewusst, wechselseitige Spiegelung bei Mensch-Tier-Beziehung, nonverbale Kommunikation (Gestik, Mimik) ist bedeutsam bei Spiegelneuronen (Beispiel Tierbeobachtungsräume in Einrichtungen für alte Menschen)
Sonderpädagogischer Einsatz Das Tier als Verstärker (Delphintherapie) Der Mensch-Tier-Dialog Tiere als Assistenten (Blindenhund, Servicehunde) In der Therapie (Hippotherapie als KG) In: Schule, Heimen, Senioren- und Pflegeheimen
Wirkungen (durch Beobachtungsstudien emp Wirkungen (durch Beobachtungsstudien emp. belegt (Vernooij/Schneider 2007, 140-142) Motorik, Körpergefühl, Lernen, Wahrnehmung, Sozialverhalten, Emotionalität (Freude, Entspannung, Antidepressivum, Selbststeuerung, Frustrationstoleranz), Sprache und Kommunikation (auch nonverbale Kommunikation)
Tierbesuchsdienste in Senioren- und Pflegeheimen (Vernooij/Schneider 2007) Unterstützung und Erhaltung körperlicher und geistiger Mobilität Überwindung sozialer Isolation Strukturierung und Ritualisierung des Tagesablaufes (Pflege des Tieres) Stärkung des Selbstwertgefühls Nähe, Körperkontakt und Intimität Entspannung Gedächtnistraining
Hunde im Schulalltag (Beetz 2012) Soziale und emotionale Wirkung in der Klasse Steigerung der Lernfreude, Empathie, Konzentration, Reduktion von Verhaltensstörungen (Aggression, Depression, Angst etc.) Förderung von Vertrauen, Entspannung Bindungshormon (Oxytocin) wird gefördert Pflegeverhalten
Pferde (therapeutisches Reiten) Hippotherapie Heilpädagogisches Voltigieren und Reiten Behindertenreitsport Erlebnispädagogik auf dem Pferd Psychotherapeutisches Reiten
Delphintherapie Der Delphin als Verstärker in der VT Interaktionsorientierte Therapie Wirkfaktoren: Kindchenschema des Delphins, Lebenselement Wasser, Urlaubssituation der Familie, Spielerisches Verhalten und Sozialverhalten des Delphins, Neugier des Delphins, Sonarwellen des Delphins (Alpha-Zustand des Gehirns)