Die Zeitdimension der Arbeit als Treiber sozialer Ungleichheit

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 Präsentation transkript:

Die Zeitdimension der Arbeit als Treiber sozialer Ungleichheit DGB/TU-Berlin Ringvorlesung „Arbeitszeit und Lebenszeit“ TU-Berlin 3. November 2016

Meine erste Begegnung mit dem Thema: “Rund 50 Prozent der größeren Einkommenungleichheit in den USA im Vergleich zu Schweden kann durch die ungleichere Verteilung der Arbeitszeit erklärt werden” Björklund, Anders/Richard B. Freeman (1994): Generating equality and eliminating poverty, the Swedish way. NBER Working Paper no. 4945. Cambridge, Ma.

Gliederung Wachsende Ungleichheit in Deutschland Arbeitszeit und Ungleichheit in DE Arbeitszeitprofile und Ungleichheit im internationalen Vergleich Rolle der Arbeitszeitpolitik bei der Bekämpfung von Ungleichheit

1.1 Wachsende Lohnungleichheit in DE Bis Anfang der 1990er keine Zunahme der Einkom-mensungleichheit entgegen dem internationalen Trend (OECD 1996) - Wichtigste Gründe: rund 85% Tarifbindung – Geringe Arbeitszeitdifferenzierung Seit Mitte der 1990er starke Zunahme der Lohnungleichheit Beginn in Ostdeutschland – Ausbreitung in den Westen starkes Ausfransen der Löhne nach unten – da kein Mindestlohn Klassische Mittelstandstätigkeiten rutschen in den Niedriglohnsektor Mindestlohn untere Auffanglinie, kann aber Einkommensmitte allein nicht stärken

1.2 Mittlere Einkommen bröckeln in DE: Verteilung der realen Stundenlöhne in DE (Hauptbeschäftigung, inflationsbereinigt (Basis=1995), inkl. Schüler, Studierende, Rentner/innen) Quelle: Sozioökonomisches Panel, eigene Berechnungen

1.3 Niedriglöhne in DE besonders niedrig

Unterschicht und Oberschicht größer als bei Monatslöhnen Unterschicht und Oberschicht größer als bei Monatslöhnen. Erklärung: Einkünfte aus Vermögen, Immobilien. Homogamy in DE keine Erklärung.

2.1 Arbeitszeit und Ungleichheit in DE Rolle der AZ bei Zunahme der Ungleichheit Vollzeit nicht mehr Norm: Ausdifferenzierung der Arbeitszeit nach Qualifikation, Geschlecht, Branche Abwälzung der Beschäftigungsrisken auf Beschäftigte durch kurze vertragliche AZ’en und instabile Beschäftigung Diskriminierung bestimmter Beschäftigungsformen mit geringere AZ (vor allem Mini-jobs) Kumulation von Risiken auf Haushaltsebene – vor allem durch Partnerwahl

Quelle: SOEP v31, Berechnungen T. Kalina IAQi 2.2 Tatsächliche Wochenarbeitszeit in Einkommensdezilen der Haushaltseinkommen (vor staatlicher Umverteilung und nur Haushalte mit Beschäftigten) From the 1980ies to the 1990ies we can se a clear dominance of the ~40 hours per week standard. In the last decade the lowest deciles lost working time in hours per week. Quelle: SOEP v31, Berechnungen T. Kalina IAQi

2.3 Jährliche Brutto-Arbeitszeit von Haushalten nach Einkommensdezilen der Haushaltseinkommen (vor staatlicher Umverteilung und nur Haushalte mit Beschäftigten) In the annual working time of households we see a difference to the previous slides. Even in the 1980ies there was a strong differentiation of working time between the households. Households in the highest deciles of pre government household income working more than in the lowest deciles. Only the two lowest deciles lost more in their working time than the average. Quelle: SOEP v31, Berechnungen T. Kalina IAQ

2.4 Brutto-Jahresarbeitszeit* pro Haushalt nach Einkommensschicht Quelle: SOEP v29, eigene Berechnungen * Enthält auch bezahlten Urlaub, Feiertage und bezahlte Krankenzeiten

2.5 Haushaltsstrukturen nach Einkommensschichten 2012/14 In higher classes multiple earner models have a higher share in the population. Singles and marginally employed HH are especially widespread in the lower classes. Source: SOEP v31, own calculations

Anteil „Trifft zu“ in % (95%-Kl) 2.6 Gründe, warum es für Minijobber keine Lohnfortzahlung bei Krankheit bzw. keine Lohnfortzahlung an Feiertagen gibt, deskriptive Ergebnisse (Betriebe)   Anteil „Trifft zu“ in % (95%-Kl) Gründe, warum es für Minijobber keine Lohnfortzahlung gibt Bei Krankheit An Feiertagen Betrieb kann es sich finanziell nicht leisten 17,2 (9,5-29,1) 13,2 (6,8-24,1) Geringfügig Beschäftigte sind im Betrieb nur aushilfsweise beschäftigt 73,7 (60,5-83,7) 67,5 (55,1-77,9) Geringfügig Beschäftigte sind im Betrieb weniger als 4 Wochen beschäftigt 6,8 (9,0-29,3) 1) Sie arbeiten an Feiertagen nicht 64,2 (51,8-74,9) Sie arbeiten nur in geringem Stundenumfang 76,3 (63,3-85,7) 74,3 (63,2-83,0) Geringfügig Beschäftigte haben grundsätzlich keinen Anspruch auf Lohn-fortzahlung 41,3 (28,9-55,0) 30,4 (20,1-43,0) Aus einem anderen Grund 11,0 (5,8-19,8) 9,6 (4,8-18,2) Anm.: Hochgerechnete Angaben, Kl = Konfidenzintervall 1) Dieser Grund für die Nichtgewährung wurde den Befragten für das jeweilige Recht nicht als Antwortmöglichkeit angeboten. Quelle: Fischer u.a. (2015: 152, Tab. 4.44)

Lohnfortzahlung bei Krankheit Bezahlung von Feiertagen 2.7 RWI Befragungsergebnisse zur Umsetzung von Arbeitnehmerrechten bei Minijobbern/innen Befra-gung Bezahlter Urlaub Lohnfortzahlung bei Krankheit Bezahlung von Feiertagen Nicht möglich Weiß nicht/ k.A. Beschäf-tigte 41,5% 26,1% 38,7% 34,6% 43,3% 36,3% Betriebe 31,2% 11,1% 25,6% 10,7% 40,3% 13,3% Anmerkung: Die Antwortvorgabe „nicht möglich“ wurde wörtlich aus den RWI-Befragungen übernommen. Quelle: Eigene Darstellung nach RWI (2012): Studie zur Analyse der geringfügigen Beschäftigungsverhältnisse. Forschungsvorhaben im Auftrag des Ministeriums für Arbeit, Integration und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen, Essen.

3.1 Arbeitszeit und Ungleichheit im intern. Vergleich Gründe für Länderunterschiede: Gleichstellung von Frauen: Geringere Unterschiede in AZ zwischen M/F Lebensphasenorientiertes Normalarbeitsverhältnis: Lohnersatz bei TZ und Unterbrechungen/ und Verminderung der Risiken diskontinuierlicher Erwerbsverläufe Investitionen in Qualifikationen. Geringe Unterschiede in AZ und Beschäftigungsquoten nach Qualifikationsniveau

3.2 Beschäftigungsquote pro Kopf und in Vollzeitäqui-valenten von Frauen (20 bis 64 Jahre) in EU-Ländern 2014 Quelle: Europäische Kommission, Employment and social developments in Europe 2015, Brüssel 2015

3.3 Verteilung der AZ nach Geschlecht 2014: DE Quelle: Arbeitskräftestichprobe, IAQ- Berechnungen (Angelika Kümmerling)

3.3 Verteilung der AZ nach Geschlecht 2014: SE Quelle: Arbeitskräftestichprobe, IAQ- Berechnungen (Angelika Kümmerling)

3.4 Verteilung der AZ nach Geschlecht 2014: FR Quelle: Arbeitskräftestichprobe, IAQ- Berechnungen (Angelika Kümmerling) :

3.5 Verteilung der AZ nach Geschlecht 2014: UK Quelle: Arbeitskräftestichprobe, IAQ- Berechnungen (Angelika Kümmerling) :

3.6 Verteilung der AZ nach Geschlecht 2014: EE Quelle/ Source:

DE (links) und SE (rechts) 3.8 Arbeitszeiten in verschiedenen Lebensphasen: Deutschland und Schweden (M/F, 2011) Durchschnittliche gewöhnliche Wochenarbeitszeiten, abhängig Beschäftigte, DE (links) und SE (rechts) Quelle: Arbeitskräftestichprobe, IAQ- Berechnungen (Angelika Kümmerling)

3.7 Beschäftigungsquoten und WAZ nach Qualifikation 2002, 25 – 44 Jahre High skilled Working time 44 42 40 38 36 34 32 30 Employment rate 100 90 80 70 60 50 CH NOR GB S FIN P A NL L I IRL F E EL D DK B Low skilled 44 42 40 38 36 34 32 30 100 90 80 70 60 50 CH NOR GB S FIN P A NL L I IRL F E EL D DK B Source: European Labour Force Survey, IAQ Calculations

3.8 Erwerbstätigenquote der 20 bis 64-Jährigen nach Bildung 2015 Niedrig Mittel Hoch EU 28 52,6 70,7 82,7 DK 59,2 78,4 85,6 DE 58,5 87,8 ES 50,8 60,8 76,7 FR 51,4 69,4 81,5 SE 60,9 81,4 87,7 UK 59,7 77,3 84,8 Quelle: Eurostat 2016

3.9 Durchschnittliche gewöhnliche Wochenarbeitszeit Vollzeitbeschäftigter nach Qualifikation, ausgewählte EU-Länder, 2008 Hohe Qualifikation Mittlere Geringe Gesamt DE 41,64 40,04 39,71 40,4 DK 39,85 39,06 38,99 39,9 SE 40,28 39,57 39,66 IT 36,74 39,2 40,44 ES 40,76 41,24 40,6 Basis: 15-64jährige abhängig Beschäftigte; ISCED 1D: Third level education, Upper secondary education, Lower secondary education Quelle: Lehndorff/Wagner/Franz (2010): Arbeitszeitentwicklung in Europa S, 38

4.1 Arbeitszeitpolitik und Ungleichheit Differenzierung der AZ vielfach gewünscht: Kinderer-ziehung, Pflege, W-Bildung, Belastungsabbau, andere Prioritäten Aber: Kurze und lange AZ oft unfreiwillig – Wünsche nach ausgeglicheren A-Zeiten – aber AZ-Wünsche bewegliches Objekt Hohe Narbeneffekte von Teilzeit und Unterbrechungen Fehlanreize zu kurzen Arbeitszeiten (Ehegattensplitting, Minijobs) Mangel an Arbeitszeitoptionen

4.2 Arbeitszeitwünsche: Trend zur Konvergenz? Vollzeit Reguläre TZ Geringfügig Männer Frauen Tatsächliche AZ (1) 44,2 42,1 26,2 24,9 13,7 11,6 Vereinbarte AZ (2) 39,6 38,4 24,5 22,9 14,8 11,1 Gewünschte AZ (3) 39,2 36,3 29,4 25,6 21,3 17,5 Diff. (3-1) -5 -5,8 3,2 0,7 7,6 5,9 Beschäftigte im Alter von 15 und 74 ohne auszubildende und Praktikanten Quelle: IAB 2012 http://doku.iab.de/arbeitsmarktdaten/arbeitszeitwuensche.pdf

4.3 Wunsch nach Ausweitung der Arbeitszeit nach Einkommensschichten (Haushalte) 2012 Quelle: SOEP v29, eigene Berechnungen :

4.4 Leitbild einer lebensphasenorientierten Arbeitszeitgestaltung Neues flexibles Normalarbeitsverhältnis (Gösta Rehn, 1957 Society of free choice) Erhalt der Schutzfunktionen des alten NAV, zusätzlich sozial abgesicherte Arbeitszeitoptionen über den Erwerbsverlauf Verringerung der “Narben”- Effekte bei Variation der Arbeitszeit Überwindung der Teilzeitfalle - Optionen in beide Richtungen von VZ in TZ und umgekehrt - Voraussetzung: Flexible Unternehmen - sozialpartnerschaftliche Kompromisse zwischen AZ-bedarfen von Beschäftigten und Unternehmen

4.5 Rahmenbedingungen für neues NAV Verringerung der Einkommensungleichheit Lohnersatz bei gesellschaftlichen anerkannten Freistellungen (Kinder, Weiterbildung, Pflege) Bedarfsgerechter Ausbau der Kinderbetreuung und Ganzstagsschulen mit bedarfsgerechten Öffnungszeiten Optionen auf TZ und zurück auf Vollzeit – besser noch Wahlarbeitszeiten Neue Arbeitszeitnormen: Kurze VZ und lange TZ Equal pay für alle Stunden (bei Minijobs nicht gewährleistet) Gute Qualifikation und flexible Arbeitsorganisation

4.6 Wahlrechte mit Rückkehroptionen Schon erreicht: Anspruch auf Teilzeitarbeit in Betrieben 15+ Beschäftigte – allerdings ohne Rückkehrrecht Elterngeld-Plus: Bei TZ Verdoppelung der Dauer, 4 Monate Bonus, wenn beide Eltern 25-30 Stunden, Entnahme bis zum 8. Lebensjahr des Kindes 10 Tage Pflegeunterstützungsgeld, Anspruch auf 6 Monate Freistellung bei Pflege (Betriebe 15+) und zinsloses Darlehen Betriebliche Vereinbarungen zu Wahlarbeitszeiten z.B. Trumpf Von Koalition vereinbart: Rückkehrrecht auf alte AZ, wenn TZ wegen Kindererziehung und Pflege - Ziel: Generalisierung dieses Rechts Noch notwendig: Freistellungsansprüche und Lohnersatz für Weiterbildung, wie in FR, SE, DK oder BE

4.7 Gute Qualifikation und flexible Arbeitsorganisation „We don‘t have skill shortages, we call it overtime“ (britischer shop steward) Bereitschaft zur Umverteilung von Arbeit größer, wenn es keine Qualifikationsengpässe gibt bei komplexeren Tätigkeiten erleichtert durch breite Qualifikation (Beherrschung mehrerer Tätigkeiten), Teamarbeit (wechselseitige Information etc.), Mindestarbeitszeiten, die Wissenstransfer und Kommunikation gewährleisten

5. Schlussfolgerungen: Gemischte Bilanz Positiv: Beachtlicher Ausbau von gesetzlichen AZ-Optionen vor allem für junge Eltern Vorbilder in Branchen (ÖD) und Unternehmen (Trumpf) Viele weiche Regelungen in TV/BV: Müssen aber für echten Kulturwandel noch mit Leben erfüllt werden Negativ: Fehlanreize bei marginaler Teilzeit Einkommensungleichheit beeinträchtigt Wahlfreiheit AZ-Optionen für Weiterbildung fehlen Unterschätzung der Wünsche nach AZ-verlängerung im unteren Einkommensbereich Wenig Fortschritte bei neuen AZ-Normen, die existenzsichernd sind (substantielle TZ und kurze VZ)