„weiblich_männlich_geflüchtet“ Dekonstruktion von

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 Präsentation transkript:

„weiblich_männlich_geflüchtet“ Dekonstruktion von Fachtag „weiblich_männlich_geflüchtet“ Dekonstruktion von Geschlechterbildern in der Arbeit mit jungen Geflüchteten Verschränkung von Homophobie, Sexismus und (antimuslimischer) Rassismus. Eine Andere Geschichte der Migration der anderen. Zülfukar Ҫetin

Gliederung Einleitung Eine Andere Geschichte der Migration der Anderen. Definitionen 3.1. Homophobie 3.2. Sexismus 3.3. Rassismus 4. Homophobie und Muslim_innen 5. Sexismus und Muslim_innen 6. Wir und die Anderen 7. Von der Schwierigkeit, nicht rassistisch zu sein 8. Empfehlungen I 9. Empfehlungen II www.ash-berlin.eu Mittwoch, 27. September 2017

1) Einleitung Deutschland war und ist immer ein Land für Migration, Migration und ihre unterschiedliche Formen, Motivationen und Gründe werden immer einseitig untersucht und/oder besprochen, Migration / Flucht werden oft als Massenbewegungen von Ost nach West, von Süd nach Nord verstanden, Geschichten der Migration in die Andere Richtung werden nicht thematisiert. www.ash-berlin.eu Mittwoch, 27. September 2017

2. Eine Andere Geschichte der Migration der Anderen Der Pionier der Forschung zur Homosexualität in Deutschland, Magnus Hirschfeld, beschreibt im Jahr 1914 Istanbul als Heimat einer Europäischen Urningskolonie. Dort existierten bereits damals historische Stätte(n) homosexueller Vergnügungen, in denen es auch ein berühmtes Männerbordell gab, welches ironisch „Ottomanische Bank“ genannt wurde. Zur Ottomanischen Bank gingen auch europäische Schwule, die sich mit den osmanischen männlichen Prostituierten trafen, ohne Angst vor Anzeigen, Verfolgung oder Gefängnisstrafen haben zu müssen. Da Anfang der 1900er Jahre homosexuelle Beziehungen in Deutschland und England Strafbar waren, lebten geflüchtete Schwule aus diesen und anderen Ländern in Istanbul. Im Gegensatz zu den oben genannten Ländern war Istanbul eine Stadt „sexueller“ Freiheiten und ein Anziehungspunkt auch für viele ... www.ash-berlin.eu Mittwoch, 27. September 2017

3) Definitionen I: Homophobie Im Gegensatz zu dieser Duden-Definition kann Homophobie als diskriminierende, herabwürdigende Und stigmatisierende Einstellung gegenüber Homosexuellen aufgrund eines (vermeintlichen) sexuellen Verhaltens und eines damit verbundenen Auftretens in der Öffentlichkeit, das als ‚normabweichend‛ konstruiert wird, bezeichnet werden“ www.ash-berlin.eu Mittwoch, 27. September 2017

3) Definitionen II: Sexismus Sexismus meint nicht nur Diskriminierung, Ausschluss, Abwertung, Demütigung oder Benachteiligung von Personen aufgrund ihres Geschlechts in öffentlichen, familiären, behördlichen, akademischen oder sonstigen Bereichen. Vielmehr bezieht sich der Begriff auch auf die tätliche Belästigung, Ausnutzung und Beleidigung wie zum Beispiel sexualisierte Gewalt. Sexismus ist und war zu aller Zeit vor allem in patriarchal geprägten Gesellschaften präsent. Diese Gesellschaften gibt es überall. www.ash-berlin.eu Mittwoch, 27. September 2017

3) Definitionen III: Rassismus Nach Stuart Hall geht es beim Rassismus um die Markierung von Unterschieden, die man dazu braucht, um sich gegenüber anderen abzugrenzen, vorausgesetzt, diese Markierungen dienen dazu, soziale, politische und wirtschaftliche Handlungen zu begründen, die bestimmte Gruppen vom Zugang zu materiellen und symbolischen Ressourcen ausschließen und dadurch der ausschließenden Gruppe einen privilegierten Zugang sichern. Entscheidend ist dabei, dass die Gruppen aufgrund willkürlich gewählter Kriterien gebildet werden, wie etwa Herkunft und Hautfarbe. www.ash-berlin.eu Mittwoch, 27. September 2017

4. Homophobie und Muslim_innen […]Im 19. Jahrhundert übernahmen Muslime westliche Werte mit ihrer damals drastischen Verdammung homosexuellen Fühlens und Handelns und fingen an zu glauben, dass die scheinbar „lockere“ Moral ihrer Vorfahren dafür verantwortlich sei, dass die islamische Welt nicht mit der westlichen Moderne schritthalten konnte. Heute fordert die westliche Welt – durchaus zurecht – in der islamischen Welt Schwulenrechte ein und hält – durchaus zu Unrecht – die dortige Homophobie für typisch islamisch. Übrigens sind homosexuelle Handlungen noch immer in der Mehrzahl der arabischen Staaten straffrei. Dort, wo es Strafbestimmungen gibt, sind diese meist nicht aus der Shari’a abgeleitet, sondern aus dem britischen Recht. www.ash-berlin.eu Mittwoch, 27. September 2017

5. Sexismus und Muslim_innen In seiner Geschichte hat Deutschland noch nie so intensiv über Sexismus diskutiert wie nach der Silvesternacht 2015/16. Die Überzeichnung der Akteure/Opfer dieses Sexismus – arabischer bzw. nordafrikanischer Mann versus blonde deutsche Frau – begünstigte die Dethematisierung des Rassismus, dem unter anderem Geflüchtete in Deutschland strukturell wie institutionell permanent ausgesetzt sind. Bemerkenswert ist, dass innerhalb dieser Debatte Rassismus und Sexismus häufig als zwei sich gegenseitig ausschließende Machtverhältnisse behandelt werden. www.ash-berlin.eu Mittwoch, 27. September 2017

6. Wir und die Anderen „… dass Migranten den Grundwertekatalog akzeptieren und sich unter anderem verpflichten, die Gleichberechtigung von Mann und Frau sowie den Vorrang der deutschen Gesetze vor der Scharia anzuerkennen. Eine Diskriminierung von Frauen, Homosexuellen und Andersgläubigen dürfe nicht als Ausdruck religiöser Vielfalt akzeptiert werden. Außerdem sollten die Einwanderer zusichern, das Existenzrecht Israels anzuerkennen. Bei Verstößen solle es die Möglichkeit geben, Sozialleistungen zu kürzen oder den Aufenthaltsstatus zu ändern.“ www.ash-berlin.eu Mittwoch, 27. September 2017

7. Von der Schwierigkeit, nicht rassistisch zu sein Heute ist die deutsche Mehrheitsgesellschaft davon überzeugt, nicht mehr antisemitisch und sexistisch und/oder frauenfeindlich zu sein. Sie behauptet, homofreundlich zu sein, oder spricht von der Inklusion von Menschen mit Behinderung. Dennoch sind auch heute noch Frauen Opfer von Sexismus in der Partnerschaft oder auf dem Arbeitsplatz, Menschen mit Behinderung sind immer noch am Arbeitsmarkt unterrepräsentiert und leiden unter mangelnder Barrierefreiheit. Auch heute noch brauchen Synagogen Polizeischutz. Die Homophobie der Tausenden „besorgten Eltern“ zeigt, dass auch dieses Kapitel nicht der Vergangenheit angehört. www.ash-berlin.eu Mittwoch, 27. September 2017

Vermeidung von Homogenisierung Vermeidung von Polarisierung 8. Empfehlungen I Vermeidung von Homogenisierung Vermeidung von Polarisierung Vermeidung von Hierarchisierung Vermeidung von Naturalisierung Vermeidung von Essentialisierung und Markierung Vermeidung von Aberkennung von Handlungsfähigkeit www.ash-berlin.eu Mittwoch, 27. September 2017

Entsprechend vorsichtig mit Begriffen umzugehen 9. Empfehlungen II Zu reflektieren, wie soziale Kategorien die Gesellschaft strukturieren und wie Diskriminierung von Menschen umfassend das soziale und kulturelle Leben beeinflusst. Die grundlegende gesellschaftliche Bedeutung sowie Gestaltungs- und Wirkungsmacht von Sprache zu reflektieren. Entsprechend vorsichtig mit Begriffen umzugehen und ein Verständnis für die Kontextabhängigkeit von Begriffen zu entwickeln sowie im Besonderen Problematiken zu reflektieren, die mit dominanten Begriffen verbunden sind. www.ash-berlin.eu Mittwoch, 27. September 2017

Stigmatisierten Menschen zu zuhören. 9. Empfehlungen II Stigmatisierten Menschen zu zuhören. Ihre Selbstbeschreibungen und -definitionen in den Mittelpunkt zu setzen anstatt sie fremd zu definieren. Entweder/Oder-Logiken abzubauen. Ein Bewusstsein für die Komplexität von Lebensrealitäten von Menschen zu entwickeln und dafür, dass ein Mensch nicht auf eine Identität reduziert werden kann, sondern in vielfacher Weise gesellschaftlich positioniert ist. Vermeintliche Un-Selbstverständlichkeiten im eigenen Alltag bewusst zu akzeptieren. www.ash-berlin.eu Mittwoch, 27. September 2017

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit 14.02.2017 Potsdam