Situation von Adoptivfamilien in Deutschland – ein Überblick

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
"Der Mensch ist das einzige Geschöpf, das erzogen werden muss" – Über (schulische) Erziehung Referenten: Björn Anton: Andy Caspar Michael.
Advertisements

Von Ina Wulfkuhle, Katja Liebmann und Björn Kaiser
Institutionelle Infrastruktur und allgemeine Charakteristika von Sozialstatistiken II Die Zuverlässigkeit retrospektiv erhobener Lebensverlaufsdaten Analysen.
Alexander Füller und Burkard Glaab1 The Hamburg Short Psychotherapy Comparison Experiment (Meyer et al. 1981) Ein Wirksamkeitsvergleich von zeitlich begrenzter.
Entstehung von Süchten und Drogenmissbrauch durch Modell-Lernen
Definition: Anlage - Umwelt
2. Methoden 3.1 Behavioral 1. Hintergrund 3. Ergebnisse Die Ergebnisse der behavioralen und psychophysiologischen Daten weisen in unterschiedliche Richtungen.
Evaluation der Präsentation der Ergebnisse. Fokus der Evaluation Sprach- und Spielnachmittage > an der Rodatal- Schule und an der GS „An der Saale“ Kinder.
Kommunikation Die Stimmungslage der Nation im Mai 2008 Juni 2008 Prof. Dr. Frank Brettschneider Die Deutschen vor der Fußball-EM 2008 Ein Gemeinschaftsprojekt.
Soziale Identität und Stress
Die Stimmungslage in Niedersachsen im Sommer 2013 Allianz Zuversichtsstudie 2. Quartal 2013 Eine gemeinsame Studie der Allianz Deutschland und der Universität.
DICKE DEUTSCHE.
Analyse des Phänomens Weiterbildungs- abstinenz in Wien anhand der Auswertung des Adult Education Survey 2007 Präsentation der Ergebnisse der Studie „Weiterbildungs-
COMENIUS. Fragenkatalog 1 Frage 01: Wann und warum sind Deutsche ausgewandert? Frage 02: Hatten Sie Vorurteile gegenüber Deutschland bevor Sie immigriert.
1 Medizin und ihre ethischen Grenzen/ Begrenzung 1.1 genereller Zugang 1.2 Problemstellung 1.3 Fragestellung - Orientierung woran? 1.4 Welche Ethik? Moral.
Glück Ein Projekt der M406 Lorena Hüsgen, Greta Rühl, Christian Spohr, Sandro Otto, Robin Terstegen & Markus Weckop.
„Einem Depressiven zu sagen, dass er seine Probleme einfach vergessen soll, ist wie einem Blinden zu sagen, dass er genauer hinsehen soll.“ Affektive Störungen:
Eine Initiative des Integrations-Landesrates Oberösterreichs Helfer/innen: Wer sie sind, was sie brauchen, was sie fordern...
Rheuma & Forschung Ergebnisse einer Mitgliederbefragung im Jahr 2015 Klinik und Poliklinik für Orthopädie 1 "Versorgung von Menschen mit rheumatischen.
Einführung in die Sonderpädagogik
Werkstattbericht Projekt MEKiS
Mittelwert Tage (Monate)
Frühe Förderung in Arbon – Elternarbeit Bildungslandschaft Arbon
EU-Konferenz „Männer und Vereinbarkeit“
Identifying the effects of gendered language on economic behavior
Shared Care? Men and family care work in France, Schweden, and Germany
Bilingualer Unterricht am Otto-Hahn-Gymnasium
Veränderte Bedingungen in den Herkunftsstaaten & veränderte Kinderprofile Aktuelle Erkenntnisse zur internationalen Adoption.
Situation von Adoptivfamilien in Deutschland – Informationsaustausch, Kontakt und Kommunikation über die Adoption Ina Bovenschen & Fabienne Dietzsch.
Hauptrisiken für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) im Jahr 2016 Umfragebericht für Schweiz Oktober 2016.
Rekrutierung von Eltern bei Routinedatenerhebungen
Studie: Mental Illness and Unhappyness
Das Wichtigste auf einen Blick
Entwicklung einer offenen Austauschplattform "GenderMedWiki"
Das Erfolgsmodell der Begleitung in der ersten Lebensphase
„Evaluation und Methoden“
Digital Divide Digitalisierung der Gesellschaft
als Maß für die Machbarkeit einer neuen Methode
Dr. Sarah Demmrich (verh. Kaboğan), Dipl.-Psych., EU- Dipl.rel.psych.
Die Bindungsmodelle John Bowlby ( ).
Kappl, E. (1, 2), Heintz, S. (3), Köllner, V. (1, 2)
Gesundheit ist nicht das wichtigste?
Fachberatung für Kinder mit besonderem Förderbedarf
P 548 Der Pupillographische Schläfrigkeitstest bei neurologischen Erkrankungen Landwehr R, Endres B, Wittig C, Wössner R, Fink R, Treib J Neurologische.
Prof. Dr. Uta Pohl-Patalong
Checkpoint Erasmus+ JUGEND IN AKTION
Symptomwandel der ADHS im Jugendalter Konsequenzen für Forschung und klinische Praxis nun Lars Tischler, Sören Schmidt, Franz Petermann und Ute Koglin.
Einfluss des Geschlechts auf das klinische und psychosoziale Ergebnis nach Nierenlebendspende Sarah Estelmann AG Lebendspende, Projektleitung: Frau Prof.
Einführung Methode Ergebnisse Zusammenfassung
Empirische Sozialforschung
Zur Situation von Adoptivfamilien in Deutschland: erste Befunde des EFZA Herzlich Willkommen zum 5. Workshop des EFZA.
Jugendarbeitslosigkeit: Generation ohne Perspektive?
Forschungsagenda der BAuA für das programmatische Themenfeld
Pflege einer Patientin mit einer Demenzerkrankung
Welche Bedeutung haben Stereotype und Vorurteile heute noch?
Medienbildung zur Stärkung von Familien mit Migrationsgeschichte
WhatsApp, Instagram und Co. – so süchtig macht Social Media
Beschäftigtenbefragung zur Sozialpartnerschaft in Brandenburg
<Titel des Vortrags>
Freiwilliges Engagement im Landkreis Offenbach
Allgemeine Psychologie – Entwicklung
Stereotypes as Energy-Saving Devices
Kreisvorsitzendenkonferenz der FU am in Fulda
Die 2 Seiten der Medaille vernetzender Arbeit
Gesundheit und Prävention bei Kindern und Jugendlichen in der Schule
Prof. Dr. med. Hans G. Schlack, Bonn
15. Januar 2018 | Fachhochschule Kiel, KoFW
Der DIA Deutschland-Trend-Vorsorge Einstellungen zur Altersvorsorge
 Präsentation transkript:

Situation von Adoptivfamilien in Deutschland – ein Überblick Ina Bovenschen & Fabienne Dietzsch

Studien des EFZA – Modul 3 - Hintergrund - Kaum wissenschaftliche Untersuchung des Adoptionswesens in Deutschland Dagegen: sehr differenzierte Untersuchungen in den USA und auch in europäischen Ländern wie Spanien, Italien, Norwegen, Schweden, Niederlanden und England Wenig Beachtung in der deutschen Adoptionspraxis

Studien des EFZA – Modul 3 - Schwerpunkte - Erfahrungen und Bedarfe in der Vorbereitung Bewerberinnen & Bewerber Beschreibung der Situation der Adoptivfamilien Erfahrungen und Bedarfe in den Phasen des Vermittlungsprozesses Adoptivfamilien

Studien des EFZA – Modul 3 - Hintergrund: internationale Forschungsbefunde -   Trend 1 Besonderheiten in der Entwicklung von Adoptivkindern: Welche Entwicklungsmuster zeigen Adoptivkinder im Vergleich zu Kindern aus unbelasteten Familien? Trend 2 Inwieweit holen Adoptivkinder Entwicklungsrückstände nach starken Deprivationserfahrungen (z.B. Heimunterbringung) auf? Trend 3 Welche Faktoren und Prozesse sagen positive Entwicklungsverläufe der Kinder vorher? Palacios & Brodzinsky (2010)

Studien des EFZA – Modul 3 - Hintergrund: internationale Forschungsbefunde -     Jedes Adoptivkind hat individuelle soziale, biologische und genetische Voraussetzungen und bringt seine eigene Geschichte mit Ein Großteil der Adoptivkinder entwickelt sich altersgemäß, ABER: Vorerfahrungen können u.a. zu Bindungsproblemen, Entwicklungsverzögerungen und Verhaltensproblemen führen (für einen Überblick z.B. Dozier & Rutter, 2016; Fisher, 2015; Palacios & Brodzinsky, 2010). National und international adoptierte Kinder haben häufiger behandlungsbedürftige Verhaltensprobleme und sind häufiger in psychotherapeutischer Behandlung als nicht adoptierte Kinder

Studien des EFZA – Modul 3 - Hintergrund: internationale Forschungsbefunde -   Trend 1 Besonderheiten in der Entwicklung von Adoptivkindern: Welche Entwicklungsmuster zeigen Adoptivkinder im Vergleich zu Kindern aus unbelasteten Familien? Trend 2 Inwieweit holen Adoptivkinder Entwicklungsrückstände nach starken Deprivationserfahrungen (z.B. Heimunterbringung) auf? Trend 3 Welche Faktoren und Prozesse sagen positive Entwicklungsverläufe der Kinder vorher? Adoption als Intervention, die zu positiver Entwicklung eines Kindes nach Erfahrungen von Deprivation beitragen kann Quellen u.a. Palacios & Brodzinsky, 2010; van Ijzendoorn & Juffer, 2006; Hoksbergen, 1999; Kumsta et al., 2015; Selwyn & Quinton, 2004; Triseliotis, 2002; van Ijzendoorn & Juffer, 2006

Studien des EFZA – Modul 3 - Hintergrund - Weniger Adoptionen aus dem Ausland Weniger Adoptionen aus Vollzeit-pflege Unterschiede im Adoptions-recht Befunde aus internationalen Studien können Hinweise für Politik und Praxis geben ABER: Sind die Ergebnisse internationaler Adoptionsforschung ohne Weiteres auf Deutschland übertragbar?

Studien des EFZA – Modul 3 - Forschungsfragen: Adoptivfamilien - Teil 1 Wer wird adoptiert? Merkmale der Adoptivkinder Wer adoptiert? Merkmale der Adoptiveltern Wie geht es den Adoptivfamilien? Wohlbefinden und Belastungen von Adoptivkindern und Adoptiveltern Was brauchen Adoptivfamilien? Erfahrungen guter Praxis und Bedürfnisse von Adoptiveltern im Hinblick auf Vorbereitung, Vermittlung und nachgehende Begleitung Teil 2 Welche Rolle spielen die Herkunftsfamilien der Kinder? Informationsaustausch, Kontakt und Kommunikation über die Adoption

Studien des EFZA – Modul 3 - Methodische Erwägungen - Adoptionen gehen mit adoptionsspezifischen Entwicklungsaufgaben einher: Probleme verstärkt in der Grundschulzeit und in der Pubertät (vgl. z.B. Brodzinsky, 2006; Juffer & Tieman, 2009) Fokus auf die aktuelle Adoptionsvermittlung Einbezug auch älterer Adoptivkinder Veränderungen in der Vermittlungspraxis, z.B. Trend zur Öffnung von Adoptionen Einführung des neuen Gesetzes zur vertraulichen Geburt Erhöhte Bedarfe in der Übergangsphase (vgl. z.B. Palacios et al., 2013)

Studien des EFZA – Modul 3 - Methodisches Design - Korrelatives Design ein Messzeitpunkt eine Informationsquelle (Eltern) Akquise/Befragungsform Ziel: Gewinnung einer möglichst repräsentativen Stichprobe von Familien Akquise über alle Adoptionsvermittlungsstellen in Deutschland Bitte um Weiterleitung der Informationen an die Familien Befragungsform: (Online-)Befragung und Telefoninterviews

Studien des EFZA – Modul 3 - Ausgangspunkt bei der Methodenauswahl - „Gelingende Adoptionen“ - Kindeswohl als oberste Maxime Stabile Adoptionen, die eine positive körperliche, seelische und geistige Entwicklung von Adoptivkindern fördern Zentrale Entwicklungsbereiche Bindungsbeziehungen psychosoziale Anpassung körperliche, motorische und kognitive Entwicklung Identitätsentwicklung Einflussfaktoren Charakteristika des Kindes Charakteristika der Adoptivfamilie Außerfamiliäre Faktoren

Studien des EFZA – Modul 3 - Methoden: wie geht es den Adoptivkindern Wohlbefinden/ Belastung der Adoptivkinder Bindungs-entwicklung Psychosoziale Anpassung Entwicklungs-stand Bindungstagebuch Fragebogen und Interview zu Bindungsstörungssymptomen Standardisierte Verfahren zur Erfassung von Verhaltensproblemen Traumasymptomen Entwicklungs-screening

Studien des EFZA – Modul 3 - Methodisches Design - Wohlbefinden/ Belastung des Kindes Erfahrungen von Vernachlässigung/ Misshandlung/Trauma, Kindliche Merkmale (z.B. Alter, Geschlecht) Merkmale der Eltern, z.B. Motive für Adoption, Erwartungen an das Kind/Sichtweise des Kindes, Zufriedenheit mit der Adoption, wahrgenommener Stress und subjektive Belastung, Elternverhalten, Partnerschaftsqualität Vorbereitung der Familien, Wahrnehmung von Unterstützungsangeboten, Kontaktarrangements

Studien des EFZA – Modul 3 - Methodisches Design - Wohlbefinden/ Belastung der Adoptiveltern Wohlbefinden/ Belastung der Adoptivkinder

Studien des EFZA – Modul 3 - Methodisches Design - (Online-) Befragung bestehend aus drei Teilen Fragebogen Teil 1 Hintergrund/ Vorerfahrungen der Eltern und Kinder Erfahrungen im Adoptionsvermittlungs-prozess Wohlbefinden und Belastung von Eltern und Kindern Fragebogen Teil 2 Bindungsverhalten (Tagebuch) Entwicklungsstand (Entwicklungsscreening) Vertieftes Interview Erfahrung im Adoptionsvermittlungs-prozess „Reflective Functioning“ Bindungsstörungs-symptome und Verhaltensprobleme

Studien des EFZA – Modul 3 - Stichprobe* - Kriterium: Adoption/Aufnahme des Kindes ab 2014 Adoptivkinder N=200 Adoptivkinder 173 Inlandsadoptionen, 28 internationale Adoptionen Mittleres Alter: 35 Monate (2-142 Monate) Adoptiveltern 186 Adoptivmütter, 85 Adoptivväter 93% keine leiblichen Kinder hoher sozioökonomischer Status * Laufende Erhebung, d.h. aktuell noch vorläufige Stichprobe

Zur Situation von Adoptivfamilien in Deutschland: erste Befunde des EFZA Wer wird adoptiert? Wer adoptiert? Merkmale von Adoptivkindern & -eltern

Studien des EFZA – Modul 3 - Wer wird adoptiert Studien des EFZA – Modul 3 - Wer wird adoptiert? Merkmale der Kinder: Alter & Geschlecht -   Alter der Kinder bei Aufnahme in die Familie Monate Geschlecht Inlandsadoption: 49,4% Jungen Auslandsadoption: 60,7% Jungen

Studien des EFZA – Modul 3 - Wer wird adoptiert Studien des EFZA – Modul 3 - Wer wird adoptiert? Merkmale der Adoptivkinder -   Unterbringung vor der Adoption (Angaben in %, Mehrfachnennung möglich) Bei über 45% handelt es sich um vertrauliche Geburten (15% anonyme Geburt/ Babyklappe) EFZA-Workshop 5 09.11.2016

Studien des EFZA – Modul 3 - Wer wird adoptiert Studien des EFZA – Modul 3 - Wer wird adoptiert? Merkmale der Adoptivkinder -   Herkunftsländer der aus dem Ausland adoptierten Kinder Land Anzahl Thailand 8 Haiti 5 Russland 4 Demokratische Republik Kongo 2 Kasachstan 1 Mongolei Polen Taiwan Tschechische Republik USA Burkina Faso Kenia Italien

Studien des EFZA – Modul 3 - Wer wird adoptiert Studien des EFZA – Modul 3 - Wer wird adoptiert? Merkmale der Adoptivkinder -   Erkrankungen und Auffälligkeiten zum Zeitpunkt der Adoption (Angaben in %) Prozent Prozent Prozent

Studien des EFZA – Modul 3 - Wer adoptiert Studien des EFZA – Modul 3 - Wer adoptiert? Merkmale der Adoptiveltern -   Alter Väter im Mittel 41,1 Jahre (SD=5.4, Range 29 bis 56 Jahre) Mütter im Mittel 38,6 Jahre (SD=5.0, Range 23 bis 51 Jahre) Alter signifikant höher bei internationalen Adoptionen Partnerschaftsdauer im Mittel 13,9 Jahre (SD=5.43, Range 3 bis 32 Jahre) Bei Auslandsadoption signifikant längere Partnerschaften n=3 bzw. 2 fehlende Angaben

Studien des EFZA – Modul 3 - Wer wird adoptiert? Merkmale der Kinder - Vorerfahrungen der Kinder: Schwangerschaft (nur Inlandsadoption) Prozent 22,1% der Eltern hatten nach eigenen Angaben keine Informationen zum Verlauf Aufgrund vieler fehlender Angaben keine Berechnungen für Auslandsadoption

Studien des EFZA – Modul 3 - Wer wird adoptiert? Merkmale der Kinder - Vorerfahrungen der Kinder (Barnett et al., 1995) Inlandsadoption Auslandsadoption Nur wenige Adoptivkinder haben nach Angaben ihrer Adoptiveltern negative Vorerfahrungen n = 43 (Inlandsadoption, 12 missings) bzw. n= 25/26 (Auslandsadoption, 2 /3 missings)

Studien des EFZA – Modul 3 - Wer adoptiert Studien des EFZA – Modul 3 - Wer adoptiert? Merkmale der Adoptiveltern: Bildung & Einkommen -   Väter Mütter Bevölkerung 2014 (Statistisches Bundesamt – Bildungsstand der Bevölkerung, 2015) Hauptschule 25.01 % (25J.-60J.); Mittlere Reife 26.98% (25J.-60J.); (Fach-)Abitur 35.46% (25J.-60J.) Hochschulstudium 19,3 % (25J.-60J.); Promotion 1,32 % (25J.-60J.) Vergleichsdaten Einkommen des Statistischen Bundesamts: 2013 (Datenreport 2016) 3.180,-2014 (Online auf der Grundlage LWR) 3.147,- n=3 bzw. 2 fehlende Angaben Nettoeinkommen: im Mittel 4.530 € monatlich (Range 1.000 € bis 10.500 €)

Studien des EFZA – Modul 3 - Wer adoptiert Studien des EFZA – Modul 3 - Wer adoptiert? Merkmale der Adoptiveltern: Berufstätigkeit -   Väter Mütter n=3 bzw. 2 fehlende Angaben

Studien des EFZA – Modul 3 - Wer adoptiert Studien des EFZA – Modul 3 - Wer adoptiert? Merkmale der Adoptiveltern -   Kinderbetreuung Bei einer eindeutiger Hauptbezugsperson sind dies größtenteils (90,5%) die Adoptivmütter

Studien des EFZA – Modul 3 - Wer adoptiert Studien des EFZA – Modul 3 - Wer adoptiert? Merkmale der Adoptiveltern - Körperliche Erkrankungen und (behandlungsbedürftige) psychische Belastungen Häufigste körperliche Erkrankungen Frauen: Endometriose (4,3%), Schilddrüsenerkrankung (2,7%) Männer: Asthma (2,4%) Häufigste Gründe für Behandlung ungewollte Kinderlosigkeit (6,4%), Depression/Burnout (5,4%) Daten unterschätzt (fehlende Angaben); 6 bis 10%

Studien des EFZA – Modul 3 - Wer adoptiert Studien des EFZA – Modul 3 - Wer adoptiert? Merkmale der Adoptiveltern -   Motive für Adoption (Angaben in %, Mehrfachnennung möglich) EFZA-Workshop 5 09.11.2016

Studien des EFZA – Modul 3 - Wer adoptiert Studien des EFZA – Modul 3 - Wer adoptiert? Merkmale der Adoptiveltern -   Gründe für eine Inlandsadoption hohe Kosten einer Auslandsadoption die Gefahr unseriöser Vermittlungen und das Gefühl, ein Kind zu „kaufen“ Auslandsadoptionen werden als aufwendiger und risikoreicher empfunden, auch was die Erfolgsaussichten angeht Es gibt genügend Kinder im Inland, die Eltern benötigen Identitätsentwicklung ist nicht so schwierig wie bei aus dem Ausland adoptierten Kindern die Verfahren sind kürzer und transparenter Pragmatische Gründe Gründe für eine Auslandsadoption zu hohes Alter für eine Inlandsadoption keine Chance auf eine Inlandsadoptionsvermittlung erhoffte kürzere Verfahrensdauer vorherige erfolglose Versuche einer Inlandsadoption Soziale Aspekte Bezug zum Herkunftsland bzw. zum Reisen generell

Zur Situation von Adoptivfamilien in Deutschland: erste Befunde des EFZA Wie geht es den Adoptivfamilien? Wohlbefinden & Belastung von Adoptivkindern & -eltern

Studien des EFZA – Modul 3 - Wie geht es den Adoptivkindern Studien des EFZA – Modul 3 - Wie geht es den Adoptivkindern? Erwartungen der Adoptiveltern - Mein Kind hat … verhaltensbezogene Diagnosen/Probleme/Auffälligkeiten, als ich erwartet habe Prozent

Studien des EFZA – Modul 3 - Wie geht es den Adoptivkindern Studien des EFZA – Modul 3 - Wie geht es den Adoptivkindern? Erwartungen der Adoptiveltern -  Wahrgenommene „Passung“ zwischen Adoptivkind und Adoptiveltern (Angaben in %)

Studien des EFZA – Modul 3 Wie geht es den Adoptivkindern? Potentiell durch Traumata ausgelöste Symptome (Häufigkeit, in %) Aus dem Ausland adoptierte Kinder zeigen mehr Symptome Insgesamt aber v.a. einzelne und unspezifische Symptome EFZA-Workshop 5 09.11.2016

Studien des EFZA – Modul 3 - Wie geht es den Adoptivkindern? - Erkrankungen und Auffälligkeiten seit der Adoption (Angaben in %) Prozent Auffälligkeiten bei letzter U-Untersuchung bei 19,9% (Inlandsadoption bzw. 46,4% (Auslandsadoption) der Kinder EFZA-Workshop 5 09.11..2016

Studien des EFZA – Modul 3 - Wie geht es den Adoptivkindern? - Stärken & Schwächen (SDQ) Unbelastete Gruppen von Kindern ca. 10% klinische Werte Weniger Probleme als bei Pflegekindern (z.B. Minnis et al., 2001; Lang et al., 2016) und adoptierten Kindern (z.B. Selwyn et al., 2014; Rosnati et al., 2008) n=131 (Kinder >23 Monate)

Studien des EFZA – Modul 3 - Wie geht es den Adoptivkindern? - Stärken & Schwächen (SDQ) Auslandsadoption Inlandsadoption Abweichender Befund zu Juffer & van IJzendoorn (2005) Gruppe der Inlandsadoption spezifisch n=105 bzw. n=26 (Kinder >23 Monate)

Studien des EFZA – Modul 3 - Wie geht es den Adoptivkindern? - Bindungsstörungssymptome (RPQ) Bei 11,9% aller Adoptierten besteht der Verdacht auf klinisch auffällige Bindungsprobleme  weiterführende Diagnostik Klinisch relevante Symptome signifikant häufiger bei aus dem Ausland adoptierten Kindern Insgesamt signifikant geringere Bindungsprobleme als bei klinisch behandlungsbedürftigen Adoptivkindern (Ratanayake et al., 2014) Prozent n=133 bzw. n=26 (Kinder > 11 Monate) Signifikante Zusammenhänge zwischen den beiden Belastungsmaßen: je mehr (gehemmte) Bindungsstörungssymptome, desto mehr andere Verhaltensprobleme (vgl. z.B. Ratnayake et al., 2014) EFZA-Workshop 5 09.11.2016

Studien des EFZA – Modul 3 - Wie geht es den Adoptivkindern Studien des EFZA – Modul 3 - Wie geht es den Adoptivkindern? Alter bei Aufnahme als Einflussgröße -   Stärken und Schwächen (SDQ): Kinder mit grenzwertigen oder auffälligen Werten in Aggression Hyperaktivität Peer-Problemen waren tendenziell oder signifikant älter bei der Aufnahme in die Familie als Kinder ohne Probleme (vs. Juffer & van Ijzendoorn, 2005) Bindungsstörungssymptome Je älter die Kinder, desto mehr (enthemmte) Bindungsstörungssymptome (vgl. z.B. Smyke et al., 2012; Zimmermann, 2015)

Studien des EFZA – Modul 3 - Wie geht es den Adoptiveltern? - Elterliche Belastung (EBI) Die elterliche Belastung der teilnehmenden Adoptiveltern liegt im mittleren Bereich (T=48.74, SD=9.54) Erhöhte Belastungswerte (T>60) bei 13,8% (15,9% der Mütter/10,8% der Väter) Signifikant geringere Werte als bei einer Vergleichsstudie in Spanien (Palacios & Sandoval, 2006) Adoptiveltern, die aus dem Ausland adoptiert haben, zeigen tendenziell höhere Belastungswerte als Eltern, die aus dem Inland adoptiert haben Signifikante Unterschiede in den Skalen „Bindung“ und „Kompetenzerleben“ Adoptivmütter und –väter unterscheiden sich allgemein nicht Ein signifikanter Unterschied lediglich in der Skala „Depression“ (Mütter > Väter) EFZA-Workshop 5 09.11.2016

Studien des EFZA – Modul 3 - Wie geht es den Adoptiveltern? - Elterliche Belastung – psychosomatische Symptome (BSI) Die elterliche Belastung der teilnehmenden Adoptiveltern ist (signifikant) geringer als in nicht-klinischen Vergleichsgruppen (Spitzer et al., 2011) Adoptivmütter und -väter unterscheiden sich nicht Adoptiveltern, die aus dem Ausland adoptiert haben, zeigen insgesamt etwas höhere Belastungswerte als Eltern, die aus dem Inland adoptiert haben Tendenziell signifikanter Unterschied in der Skala „Depressivität“ (Ausland > Inland) ** ** EFZA-Workshop 5 09.11.2016

Studien des EFZA – Modul 3 - Wie geht es den Adoptiveltern? - Zufriedenheit mit der Adoption (ASQ) Die Eltern gaben im Mittel hohe Zufriedenheitswerte an (M=3,69; bei einer Skala von 1 bis 4) Männer und Frauen unterscheiden sich im Ausmaß der Zufriedenheit mit der Adoption nicht signifikant Eltern, die aus dem Inland adoptiert haben, sind signifikant zufriedener als Eltern, die aus dem Ausland adoptiert haben (vgl. Abbildung) Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der EFZA-Studie sind signifikant zufriedener als die Adoptiveltern einer US- amerikanischen Studie von Pinderhughes (1998) **

Studien des EFZA – Modul 3 - Wie geht es den Adoptiveltern? - Schwierigkeiten nach Aufnahme des Kindes – Inlandsadoption (Angaben in %, Mehrfachnennungen möglich)

Studien des EFZA – Modul 3 - Wie geht es den Adoptiveltern? - Schwierigkeiten nach Aufnahme des Kindes – Auslandsadoption (Angaben in %, Mehrfachnennungen möglich) Die Kosten für eine Auslandsadoption betragen durchschnittlich 24.042 €; min=6.950 €; max=65.000 € Ergänzung: Auslandsadoptionseltern verdienen nicht signifikant mehr (400€ Unterschied, aber eben nicht signifikant)

Studien des EFZA – Modul 3 - Wie geht es den Adoptiveltern? - Abbruch der Adoption 2,3% (n=4) der Eltern, die aus dem Inland adoptiert haben, haben schon einmal über einen Abbruch der Adoption nachgedacht Genannte Gründe: Unsicherheit, ob die leiblichen Eltern der Adoption zustimmen würden; schwere Erkrankung des Partners; Verhaltensauffälligkeiten des Kindes 10,7% (n=3) der Eltern, die aus dem Ausland adoptiert haben, haben schon einmal über einen Abbruch der Adoption nachgedacht Genannte Gründe: lange Wartezeiten, langwierige Verfahren

Studien des EFZA – Modul 3 - Belastung der Kinder & Belastung der Eltern (EBI) -   Wohlbefinden/ Belastung der Adoptiveltern Wohlbefinden/ Belastung der Adoptivkinder Normwerte (T) ** Belastung der Kinder (SDQ)* geht mit mehr Belastung der Eltern (EBI) einher (vgl. Abbildung) Dies gilt sowohl für Mütter als auch für Väter Effekt zeigt sich für (fast) alle Bereiche der elterlichen Belastung Signifikante Zusammenhänge zeigen sich auch für das Ausmaß der Bindungsstörungssymptome der Kinder (Zusammenhänge für alle Belastungs- Skalen außer Gesundheit) ** SDQ T-Test (grenzwertig und auffällig zusammengefasst) gerechnet (hier mit Gesamtscore berechnet); Bindungsstörungssymptome Korrelationen (.14 bis .41, inhibited und disinhibited) Belastung des Kindes = SDQ grenzwertig oder auffällig (N=14 bzw. 24) EFZA-Workshop 5 09.11.2016

Studien des EFZA – Modul 3 - Belastung der Kinder & Belastung der Eltern (BSI) -   Wohlbefinden/ Belastung der Adoptiveltern Wohlbefinden/ Belastung der Adoptivkinder Summenwert GSI ** Belastung der Kinder (SDQ)* geht mit mehr psychosomatischen Symptomen (BSI) einher (vgl. Abbildung) Dies gilt sowohl für Mütter als auch für Väter Signifikante Zusammenhänge zeigen sich auch für das Ausmaß der Bindungsstörungssymptome der Kinder (Zusammenhänge für alle Belastungs- Skalen) Dies gilt sowohl für Mütter als auch Väter ** SDQ T-Test (grenzwertig und auffällig zusammengefasst) gerechnet (hier mit Gesamtscore berechnet); Bindungsstörungssymptome Korrelationen (.22 bis .35 inhibited und disinhibited, aber stärker für disinhibited) Belastung des Kindes = SDQ grenzwertig oder auffällig (N=14 bzw. 24) EFZA-Workshop 5 09.11.2016

Zur Situation von Adoptivfamilien in Deutschland: erste Befunde des EFZA Was brauchen Adoptivfamilien? Erfahrungen und Bedürfnisse im Adoptionsvermittlungsprozess

Studien des EFZA – Modul 3 - Erfahrungen und Bedürfnisse im Adoptionsvermittlungsprozess - Zufriedenheit der Adoptiveltern mit dem Vorbereitungsprozess Insgesamt hohe Zufriedenheit mit der Vorbereitung Adoptiveltern, die aus dem Ausland adoptiert haben, sind signifikant weniger zufrieden als Eltern, die aus dem Inland adoptiert haben

Studien des EFZA – Modul 3 - Erfahrungen und Bedürfnisse im Adoptionsvermittlungsprozess - Erfahrungen während der Adoptionspflegezeit/Eingewöhnungszeit (Angaben in %) EFZA-Workshop 5 09.11.2016

Studien des EFZA – Modul 3 - Erfahrungen und Bedürfnisse im Adoptionsvermittlungsprozess - Bewertung des Adoptionsprozesses – Inlandsadoption (Angaben in %)

Studien des EFZA – Modul 3 -Erfahrungen und Bedürfnisse im Adoptionsvermittlungsprozess- Bewertung des Adoptionsprozesses – Auslandsadoption (Angaben in %)

Studien des EFZA – Modul 3 - Erfahrungen und Bedürfnisse im Adoptionsvermittlungsprozess - Inanspruchnahme von Unterstützungsangeboten – Inlandsadoption (Angaben in %) Prozent Angebote der Adoptionsvermittlungsstelle Andere Angebote

Studien des EFZA – Modul 3 - Erfahrungen und Bedürfnisse im Adoptionsvermittlungsprozess - Inanspruchnahme von Unterstützungsangeboten – Auslandsadoption (Angaben in %) Angebote der Adoptionsvermittlungsstelle Andere Angebote

Studien des EFZA – Modul 3 - Erfahrungen und Bedürfnisse im Adoptionsvermittlungsprozess - Unterstützung: Netzwerk Adoptivfamilien (vorhandene Kontakte; Angaben in %) 86% der Adoptiveltern (Inlandsadoption) bzw. 92,9% der Adoptiveltern (Auslandsadoption) haben Kontakt zu anderen Adoptiveltern

Studien des EFZA – Modul 3 - Erfahrungen und Bedürfnisse im Adoptionsvermittlungsprozess - Schwierigkeiten im Adoptionsprozess Inlandsadoption Lange Dauer des Verfahrens Einwilligung der Eltern Schwierigkeiten in der Kooperation der verschiedenen beteiligten Stellen Kritik an der fachlichen Arbeit der Vermittlungsstellen, vor allem in der Kommunikation mit den Vermittlungsstellen Fehlende Adoptionskenntnisse bei den verschiedenen Behörden und Institutionen Probleme bzgl. Kontakt zur Herkunftsfamilie Auslandsadoption Problematische Kommunikation und Kooperation mit den Vermittlungsstellen

Studien des EFZA – Modul 3 - Erfahrungen und Bedürfnisse im Adoptionsvermittlungsprozess - Wünsche in Bezug auf die Adoptionsvermittlung Inlandsadoption bessere Vorbereitung, vor allem hinsichtlich besserer Informationen über das Verfahren und spezifische Themen mehr Nachbetreuungsangebote transparentere und einheitlichere Verfahren zuständige Fachkraft bei Bedarf wechseln können verbesserte Kommunikation mit den Fachkräften der Adoptionsvermittlungsstellen, geprägt von mehr Wertschätzung, Sensibilität und Respekt Auslandsadoption verbesserte Kommunikation mit den Fachkräften der AVS, vor allem hinsichtlich einer besseren Erreichbarkeit und mehr Transparenz über den Stand des Verfahrens bessere Vorbereitung hinsichtlich der thematischen Inhalte und einer weniger problemorientierten Sichtweise Erleichterung der Adoption durch kürzere Verfahren und weniger Bürokratie