Definition: Was meinen wir?

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 Präsentation transkript:

Umgang mit Selbstschädigendem Verhalten von Kindern und Jugendlichen Dr. Emhofer-Licka Barbara

Definition: Was meinen wir? Erscheinungsformen: Was sehen wir Ursachen: wie verstehen wir? Akutintervention: Wie kann ich sofort helfen? Therapiekonzept: Was soll verändert werden? Rehabilitationskonzept: Was soll am Ende sein?

Was ist selbstschädigendes Verhalten? Autoaggression Suizidales und parasuizidalesVerhalten Automutilitation (nicht suizidal-autoaggressiv) Selbstverletzend im engeren Sinn Artifizielle Störungen (Automanipulation von Erkrankungen) Psychosozial selbstschädigendes Verhalten modif. nach Scharfetter/Hänsli

Selbstverletzendes Verhalten ist Gleichbedeutend mit einer funktionell motivierten, direkten und offenen Verletzung oder Beschädigung des eigenen Körpers, die nicht sozial akzeptiert ist und die nicht mit suizidaler Absicht einhergeht. (Petermann & Winkel, 2005)

Erscheinungsformen: Was sehen wir? (I) SVV kann alle Körperteile betreffen (Kopf, Rumpf, Gliedmaßen) Einsatz aller verfügbaren Gegenstände/Substanzen zur SV Anblick von Blut ist von zentraler Bedeutung

Erscheinungsformen (II) Häufigste Erscheinungsformen bei Jugendlichen (Nixon et al, 2002): Schneiden / Ritzen Kratzen Schlagen Ausreißen von Haaren Beißen Störungen der Wundheilung

Lokalisation der häufigsten Erscheinungsformen (III) .Unterarm / Handgelenk Oberarm / Ellbogen Unterschenkel / Knöchel Oberschenkel / Knie Hand / Finger Unterleib

Erscheinungsformen (IV) Möglichkeiten der Klassifikation Neurotisch (z.B. Zerkratzen der Haut) Psychotisch (zb Selbstamputation) Organisch (cerebrale Schädigung) Religiös (Initiationsriten) Konventionell (Nägelschneiden, Rasieren

Erscheinungsformen: was sehen wir ( V) Möglichkeiten der Klassifikation(Favazza, 1998) Schwerste SV (Verstümmelung, potentiell lebensbedrohlich) Stereotype SV (rhythnisch, gleichförmig) Oberflächliche + mittelschwere SV (episodisch oder wiederholt, nicht lebensbedrohlich)

Erscheinungsform was sehen wir (VI) Klassifikation in der KJP (DGKJP 2003) Heimliche Selbstbeschädigung / Vorgetäuschte Erkrankung Zb Simulation, Dissoziative Störung, somatoforme Störung Offene Selbstbeschädigung (SVV im engeren Sinne) zb Störungen der Persönlichkeitsentwicklung, Bulimie, Anorexie, Zwang, Psychosen

Wie verstehen wir SVV (I) ZUORDNUNG ZU KRANKHEITSBILDERN ( zb PSYCHOSE) ZUORDNUNG ZU PATHOMECHANISMEN (ZB IMPULSKONTROLLSTÖRUNG) ZUORDNUNG ZU ENTSTEHUNGSTHEORIEN ( ZB ZUSTAND NACH TRAUMATISIERUNG; SELBSTVERACHTUNG)

Wie verstehen wir SVV ( II) Enstehungstheorien Störungen der Impulskontrolle ? Abhängigkeitsstörung ? Nachahmungsverhalten ?

Wie verstehen wir SVV ( II) ANGEGEBENE SV-GRÜNDE SUBJEKTIVE ERKÄRUNGEN Dient der Verminderung dissoziativerSymptome Verminderung von Stress und Anspannung Kontrolle von aufsteigenden Erinnerungen und Flashbacks Demonstartion er Hilfsbedürftigkeit Sicherstellung von Sicherheit und Schutz Ausdruck und Entlastung von Elend und Verzweiflung Verminderung von Wut Selbstbestrafung Verletzung von sich selbst anstelle anderer

Wie verstehen wir SVV ( II) Wissenschaftliche Erklärungsansätze NEGATIVE KINDHEITSERFAHRUNGEN LERNEN AM MODELL und „ANSTECKUNG“ BIOLOGISCHE RISIKOFAKTOREN STÖRUNG DER EMOTIONSREGULATION (Wut,Scham)

Akutintervention bei SVV Wie kann ich sofort helfen? „Nüchterne“ Klärung der körperlichen Gefährdung Annemen des Verhaltensmusters Gesprächsangebot Vermeidung von Verurteilung

Therapieschritte bei SVV (1) Bewältigung der eigenen Betroffebheit und der des Begleitteams (Lehrer, Familie, Mitschüler/Innen etc) Stabiler Beziehungsaufbau Aufbau eines Therapeutenteams im intra / oder extramuralen Bereich

Therapieschritte SVV 3 Aktionssprache der Selbstverletzung in zwischenmenschliche Wortsprache übersetzen Gemeinsam mit dem Patienten/In neue Kommunikationsmuster erschließen (Resch 2001) Kurz- und mittelfristige Perspektiven für Betroffene erstellen

Therapieschritte SVV (4) ERST NACH HERSTELLUNG DER VORGENANNTEN VORAUSSETZUNGEN IST VORSICHTIGE BEARBEITUNG VON TRAUMATA DER VERGANGENHEIT

Was soll am Ende sein? INTAKTES VERHÄLTNIS ZUM EIGENEN KÖRPER VERBESSERTE EMOTIONSREGULATION KLÄRUNG UND AKZEPTANZ DER EIGENEN GESCHICHTE BEREITSCHAFT DIE NARBEN ZU MINIMIEREN UND ZU VERDECKEN