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Veröffentlicht von:Helene Kantor Geändert vor über 11 Jahren
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Individualisierung, Globalisierung, Prekarisierung
Vorlesung: Einführung in die Soziologie – WS 2009/10 Prof. Dr. Ingrid Artus Sitzung: Aktuelle Tendenzen: Individualisierung, Globalisierung, Prekarisierung
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Kurze Wiederholung Soziale Ungleichheit meint die ungleiche Verteilung von Lebenschancen und „wertvollen Gütern“, die zu einer hierachischen Schichtung der Gesellschaftsmitglieder führt. Es gibt eine Vielzahl von theoretischen Modellen zur Erfassung, Beschreibung und Erklärung von sozialer Ungleichheit. Stand: durch Geburt erworben, definiert die Lebensführung in umfassender Weise und ist meist ein Leben lang fixiert Klasse: ist i.d.R. ökonomisch definiert (vgl. Marx; Weber); impliziert häufig die Vorstellung von Klassenkonflikten sowie Klassenbewusstsein (vgl. Marx) Schicht: häufig mehrdimensional angelegte Konzepte, die soziale Ungleichheit eher differenziert beschreiben als erklären wollen; oft integrationstheoretische Perspektive, nur z.T. Annahme einer typischen „Schichtmentalität“ (z.B. Geiger, Dahrendorf) Neuere Konzepte sozialer Ungleichheit betonen ab den 80er Jahren (auch) horizontale Dimensionen, z.B. Geschlecht, Alter, Ethnie, Stadt/Land Lebensstil- und Milieuforschungen sind eher eine Ergänzung von Klassen- und Schichtkonzepten auf mikrosoziologischer Ebene und können diese nicht ersetzen.
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Gliederung Das Stichwort der 80er Jahre: Individualisierung
Das Stichwort der 90er Jahre: Globalisierung Stichworte nach der Jahrhundertwende: Prekarisierung und Exklusion
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1. Das Stichwort der 80er Jahre: Individualisierung
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Ulrich Beck Geb. 1944 in Stolp (Pommern)
Studium d. Soziologie, Philosophie, Psychologie und Politikwissenschaft 70er Jahre Promotion und Habilitation an der Universität München Lehrstuhl LMU München + an der London School of Economics Veröffentlichungen u.a.: Risikogesellschaft (1986), Gegengifte“ (1988), Die Erfindung des Politischen (1993), Reflexive Modernization (1994), Schöne neue Arbeitswelt (1999), Was ist Globalisierung? (2000) Gemeinsam mit seiner Frau Elisabeth Beck-Gernsheim u.a.: Individualisierung in modernen Gesellschaften (1994) Herausgeber der Edition „Zweite Moderne“
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Individualisierung als Kennzeichen der reflexiven Moderne
Reflexive Moderne = neues Stadium der Industriegesellschaft Der Begriff der Individualität verweist auf die Besonderheit bzw. Einzigartigkeit des Einzelnen, die ihn von allen anderen Individuen unterscheidet Individualisierung = Auflösung kollektiver Identitäten; Biographie kann und muss zunehmend durch eigene Entscheidungen gestaltet werden Schon in der Renaissance sind Tendenzen der Individualisierung erkennbar, aber: Was früher für wenige galt, wird heute immer mehr Menschen bzw. zunehmend allen Menschen abverlangt. Es kommt zu einer Demokratisierung der Individualisierung, da gesellschaftliche Grundinstitutionen diese begünstigen bzw. erzwingen => „institutionalisierte Individualisierung“
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Ursachen der Individualisierung
Wohlstand = Einkommenssteigerung und Arbeitszeitverkürzung => Erweiterung individueller Entscheidungsspielräume sowie Freizeit Soziale Sicherheit/Abbau von Risiken bzw. Demokratisierung von Risiken Tertiarisierung => Abnahme des Arbeiteranteils, neue Aufstiegschancen, Diversifizierung der Lebenslagen Bildungsexpansion Auflösung traditioneller Geschlechterrollen und Familienstrukturen (erhöhte Scheidungsraten, Patchwork-Familien…) Verstädterung/Auflösung traditioneller Wohnmilieus Arbeitsmarkt als „Motor“ der Individualisierung: Er fördert und fordert Bildung, Konkurrenz, Mobilität
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Ambivalente Folgen der Individualisierung
Die Individuen werden freier (Freisetzungsdimension) Auflösung traditioneller industriegesellschaftlicher Lebensformen und Versorgungsbezüge (Klasse, Schicht, Familie); „Fahrstuhleffekt“ Neue biographische Lebensläufe und Sozialisationsformen Pluralisierung der Lebensstile Die Individuen werden unsicherer (Entzauberungsdimension) Die neuen Freiheiten sind riskant Verlust traditionaler Sicherheiten im Hinblick auf Handlungswissen und Orientierungsmuster, u.a. durch Auflösung der Norm der Kleinfamilie Traditionelle Lebensmuster, Vorbilder und Routinen werden entwertet Zwang zur Gestaltung der eigenen „Bastelbiographie“ Die Individuen werden in neue soziale und institutionelle Zusammenhänge eingebunden (Kontroll- und Reintegrationsdimension) Auch individualisierte Individuen sind nicht völlig orientierungslos und entwurzelt Es entstehen neue soziale Einbindungen, Zugehörigkeiten und Zwänge
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Individuelle Reaktionen auf den Zwang zur Individualisierung
- Entscheidung für den Zufall oder für die Nicht-Entscheidung - Flucht in Magie, Mythos, Metaphysik, Esoterik, Ratgeberliteratur, Psychotechniken - Flucht in traditionale Orientierungsmuster; Nationalsozialismus als „extremes Beispiel der Gegenmoderisierung“ Die Zukunft gehört dem „homo optionis“: Leben, Tod, Geschlecht, Körperlichkeit, Identität, Ehe, Elternschaft, Bindungen werden entscheidbar. Die Akteure werden zu „Artisten in der Zirkuskuppel“ – und nicht wenige von ihnen stürzen ab.
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