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Probleme etymologischer Forschung

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Präsentation zum Thema: "Probleme etymologischer Forschung"—  Präsentation transkript:

1 Probleme etymologischer Forschung
Quellen: JÄNICKE, Otto: Französische Etymologie. Einführung und Überblick. In: Romanische Arbeitshefte 35,Tübingen: Niemeyer 1991. Pfister, Max: Einführung in die romanische Etymologie Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt, 1980. Probleme etymologischer Forschung Referentinnen: Sandra Breuer Kathrin Schmanns

2 Gliederung: Einführung in die Etymologie und ihre Forschung
Definitionen Forschung Methodik Voraussetzungen Probleme etymologischer Forschung grundlegende Schwierigkeit Vorwurf mangelnder Wissenschaftlichkeit fehlende schriftliche Zeugnisse Kein “verbindliches Rezept“ Romanische Etymologie

3 Gliederung: Problembereiche französischer Etymologie
Vulgärlateinische Elemente Keltische Elemente Germanische Elemente Romanische Wortschöpfung

4 1.1 Definition der Etymologie
Teilbereich der historischen Sprachwissenschaft Wissenschaft von der Herkunft, der Grundbedeutung und der Entwicklung der Wörter Führt einzelne Wörter bzw. Morpheme auf ihre Ursprungsform und Grundbedeutung zurück « Science qui a pour objet la recherche de l‘origine des mots d‘une langue donnée, la reconstruction de l‘ascendance de ces mots » (Grand Larousse de la langue française (1973)) « la recherche des rapports qu’un mot entretient avec une autre unité plus ancienne qu’ en est l’origine » (Dictionnaire de linguistique (Larousse 1973)

5 1.2 Etymologische Forschung
Teilgebiet der historischen Lexikologie Ziele: Ursprung einzelner Einheiten des Lexikons bestimmen und rekonstruieren Geschichte und genetische Zusammenhänge der einzelnen Wörter erforschen Bedeutungswandel und Wortgeschichte innerhalb der Entwicklung einer Einzelsprache aufzeigen

6 1.3 Methodik etymologischer Forschung
Der Wortschatz einer Sprache setzt sich aus 3 Teilen zusammen: 1. Erbwörter Wörter, die sich aus einem schon in vorigen Sprachstufen einer Sprache enthaltenen Wörtern entwickelt haben Bsp.: lat. causa - frz. Chose 2. innersprachliche Derivate Wortbildung mit Hilfe von Affixen 3. Lehnwörter Ergebnis der Übernahme eines Wortes aus einer Sprache in eine andere Bsp.: lat. vinum – frz. Vin Lehnwort (Französisch: [1] mot d'emprunt) Ergebnis einer sprachlichen Entlehnung, bei der ein Wort aus einer Sprache (Gebersprache, Quellsprache) in eine andere Sprache (Nehmersprache, Zielsprache) übernommen wird. Gebersprache ist bei Entlehnungen nicht notwendig diejenige Sprache, in der das Wort ursprünglich entstand (Ursprungssprache), sondern sie kann auch eine vermittelnde Sprache (Vermittlersprache) sein. Wort kann mehrmals, zu verschiedenen Zeiten und auch aus verschiedenen vermittelnden Gebersprachen in eine Sprache übernommen werden und in ihr dann auch in verschiedenen Bedeutungen, Lautungen und Schreibungen auftreten. Bestimmung der Herkunft von Wörtern: Etymologie, (mit den Motiven, Gründen und Auslösern von Entlehnungen – und Bezeichnungswandel allgemein – beschäftigen sich die Onomasiologie und die Sprachwandelforschung) Der Gegenbegriff zu Lehnwort ist Erbwort. Wort aus einer älteren oder der ältesten rekonstruierbaren Entwicklungsstufe der untersuchten Sprache stammt. Wort, das sich aus einem schon in vorigen Sprachstufen einer Sprache enthaltenen Wort entwickelt hat. Anwendung des Begriffs hängt allerdings vom Untersuchungszeitraum ab und setzt eine zureichende Kenntnis der Wortgeschichte voraus. Es kann dabei zu Veränderungen in der Lautgestalt und bei der Bedeutung des Wortes gekommen sein. Die Etymologie versucht, die zeitliche Entwicklung und Herkunft des Wortschatzes einer Sprache zu klären. (So kann zum Beispiel ein Wort wie Pfalz (Wohngebäude eines mittelalterlichen Fürsten), das sich aus dem Neuhochdeutschen über das Mittelhochdeutsche bis ins Althochdeutsche (phalanza) zurückverfolgen lässt, gegenüber mittelhochdeutschen und neuhochdeutschen Entlehnungen aus anderen Sprachen als Erbwort erscheinen, obwohl es in althochdeutscher Zeit aus vulgärlateinisch palancia (< palatium) übernommen wurde und insofern im Deutschen nicht weniger ein Lehnwort ist als die vom gleichen lateinischen Wortstamm abstammenden, jüngeren Lehnwörter Palast (aus mhd. pallas, altfranzösisch palais) oder Palais (Fremdwort aus neufrz. palais).)

7 1.3 Methodik etymologischer Forschung
Aufgabe der etymologischen Forschung ist es, diese drei Elemente zu bestimmen Erbwörter einer bestimmten Sprache mit den Wörtern der verwandten Sprachen zu vergleichen formale und inhaltliche Entwicklung bis in die Ausgangssprache zurückzuverfolgen

8 Weitere Definitionen Substrat Superstrat Adstrat
Sprachliche Varietät, die die Struktur einer dominanteren Sprachvarietät in einer Sprachgemeinschaft beeinflusst hat Bsp.: Nachdem Gallien von Julius Cäsar erobert worden war, war dort Gallisch Substrat Superstrat Varietät der politisch dominanten Klasse, die die Struktur dominanten Sprache innerhalb einer Sprachgemeinschaft beeinflusst hat Bsp.: das Fränkische nach der Eroberung Galliens durch die Germanen Adstrat bezeichnet Sprachen, die in engem Kontakt miteinander stehen, so dass sie sich durch Interferenzen beeinflussen, wobei keine der beiden Sprachen untergeht

9 1.4 Voraussetzungen wissenschaftl. Etymologie
Kenntnis der genealogischen Klassifizierung der untersuchten Einzelsprache Kenntnis der erbwörtlichen Lautentwicklung eines Wortes Trennung in volkstümlich entwickelte Wörter gelehrte Entwicklungen und Entlehnungen Ohne die Erarbeitung der historischen Lautlehre, der Formen- und Wortbildungslehre fehlt einer Etymologie der theoretische Rückhalt unabdingbare Vorarbeiten etymologischer Arbeit: chronologische Aufreihung der Belege Feststellung der geographischen Verbreitung für die Problematik Lehnwort/Erbwort kann die geographische Verbreitung eines Wortes ausschlaggebend sein

10 1.4 weitere Voraussetzungen
Möglichst erschöpfende Wortgeschichte besondere Aufmerksamkeit der Bedeutungsentwicklung speziell: der ursprünglichen Verwendung sowie den älteren Formvarianten schenkt möglichst genaue Bestimmung des Alters der Bezeichnung Alter enthält bereits Hinweis hinsichtlich der Richtung, in der man den Ursprung zu suchen hat Berücksichtigung der Verhältnisse in den anderen romanischen Sprachen

11 Probleme etymologischer Forschung
grundlegende Schwierigkeit Vorwurf mangelnder Wissenschaftlichkeit fehlende schriftliche Zeugnisse für Anfänge der jeweiligen Sprache Kein “verbindliches Rezept“

12 2.1 grundlegende Schwierigkeit
mit Hilfe von Bekanntem Unbekanntes entdecken zur Erhellung eines Ursprungsproblems Rekonstruktionen Hypothesen Erschließungen und Annahmen, die sich im Nachhinein als nicht gerechtfertigt erweisen

13 2.2 Vorwurf mangelnder Wissenschaftlichkeit
laienhafte ad-hoc-Interpretationen in Antike und Mittelalter: ahistorische bzw. synchrone Orientierung der Etymologie ahistorisch: griechische bzw. lateinische Wörter werden mit anderen ähnlich lautenden Wörtern derselben Sprache in Verbindung gebracht z.B.: Augustinus: lat. lucus „Hain“ mit lucere „hell sein“ und bellum „Krieg“ mit bellus „schön“

14 2.2 Vorwurf mangelnder Wissenschaftlichkeit
gleiche Orientierung in Volksetymologie ein sich in der Sprache selbst vollziehender Vorgang „bei einem Sprachphänomen bringen die Sprecher Wörter, die auf Grund ihrer Vereinzelung innerhalb der Sprache sich in einer instabilen Lage befinden mit geläufigeren Wörter bzw. Wortfamilien und unterziehen sie damit zugleich einer Neuinterpretation bzw. Umdeutung“ in Einzelfällen die Willkürlichkeit der sprachlichen Zeichen überwinden und ihnen eine sekundäre Motivation geben

15 2.3 Fehlende schriftliche Zeugnisse
Problem: Sprachstufen, die über die angenommenen Anfänge der jeweiligen Sprache hinausführen und die sich meistens durch Nichtschriftlichkeit auszeichnen fehlende schriftliche Zeugnisse (Textüberlieferungen) angewiesen auf Hypothesen, sprachliche Rekonstruktionen

16 2.4 kein “verbindliches Rezept“
unterschiedliche Wege, sich einem etymologischen Problem zu nähern Einzelfall-Entscheidung notwendig, je nach Art des Problems selten Parallelfälle diese meist erst erkannt, wenn Herkunft geklärt

17 3. Romanische Etymologie
erst möglich, als man die genetischen Zusammenhänge der romanischen Sprachen erkannt hatte Nur innerhalb einer bestimmten Sprache oder Gruppe verwandter Sprachen, die auf eine gemeinsame Grundsprache zurückgehen, sind derartige Zusammenhänge zwischen Wörtern feststellbar dieser Rahmen ist durch das Spontanlatein gegeben Erst die Lautgesetze ermöglichten eine Scheidung in Erb- und Lehnwörter Diese Untergliederung ist grundlegend für die Wortgeschichte und etymologische Forschung

18 3. Romanische Etymologie
(scheinbarer) Vorteil der romanischer Etymologie romanische Sprachen aus dem Lateinischen hervorgegangen Ursprungsbasis (das Lateinische) bekannt trotzdem bleibt etymologische Forschung schwierig

19 Problembereiche französischer Etymologie:
zahlreiche Fälle vorhanden, deren Herkunft unbekannt oder umstritten sind P. Guiraud: « il ressort que 25% du vocabulaire français (1500/6000) ont une origine inexpliquée ou mal expliquée » (Dictionnaire 7) Zwar existiert inzwischen: ein umfangreicher, etymologisch transparentes Wortgut mit erbwörtlichem oder gelehrtem Ursprung“ aber immer noch (trotz 1 ½ Jahrhunderten wissenschaftlicher Forschung) in zahlreichen Fällen: Herkunft unbekannt oder umstritten ist

20 Problembereiche französischer Etymologie:
vulgärlateinische Elemente keltische Elemente (das gallische Substrat) germanische Elemente (das altniederfränkische Superstrat) romanische Wortschöpfungen

21 Problembereiche französischer Etymologie:
Hauptgrund für Existenz der Problembereiche 1-3: aus unterschiedlichen Gründen nur sehr spärliche Zeugnisse Notwendigkeit der Hypothesenbildung = Ansetzung von nichtbelegten, aus dem Konsens der romanischen Sprachen erschlossenen spätlateinischen Formen Rekonstruktionen durch Asterisk (*) gekennzeichnet Beispiele zur Rekonstruktion vulgärlateinischer Elemente: abreuver < *abbiberare (zu bibere) béer < *batare hausser <*alitare (zu altus)

22 Problembereiche französischer Etymologie:
Gefahr „in diesen ungenügend bekannten Sprachformen das anzusiedeln, was man auf andere Weise nicht erklären kann“ (Jännike, S.43 f.)

23 4.1 vulgärlateinische Elemente
Wurzeln des Französischen: Vulgärlatein (=spätantikes Sprechlatein) sermo vulgaris (Sprechweise des gemeinen Volkes) / sermo quotidianus (Alltagsspr.) Unterschiede je nach regionaler Herkunft und gesellschaftlicher Stellung sprachliches Fundament der lateinischen Schriftsprache

24 4.1 vulgärlateinische Elemente
Problembereiche: nur Teil der lateinischen Vorlagen im Schriftlatein nachweisbar Umgangssprache in Antike keine Beachtung geschenkt (nicht schriftl. fixiert) Unterschiede zwischen Schrift- bzw. Literatursprache und Vulgärlatein: in lat. Texten vom Sprechlatein abgehobene Sprache verwendet Entwicklung „romanischer Idiome“ im Vulgärlatein stärkere Weiterentwicklung der lexikalischen Basis als in Schriftsprache nur sporadische Zeugnisse für Vulgärlatein: bei den Grammatikern, in Inschriften, Glossare, in literarischen Texten (stilistische Funktion), in Fachliteratur und im christlichen Schrifttum Unterschiede zwischen klassischem Latein (Schrift- bzw. Literatursprache) und Vulgärlatein: Literatursprache = Kunstsprache klassische Latinität (Mitte 1. Jh. v. Chr. – 14 n. Chr.) romanische Ideome: in Übergangsphase zwischen Spätantike und frühem Mittelalter allmählich kontinuierliche Herausbildung von Ideomen, die Kontakt zum geschriebenen Latein ihrer Zeit verloren haben bzw. im Kontakt mit geschriebenen Latein nicht mehr schriftliche Fixierung der entwickelten Ideome erkannt Weiterentwicklung der lexikalischen Basis: semantische Entwicklungen morphologische Entwicklungen eigene Wortschöpfungen bei der Charakterisierung des vulgärlateinischen Wortschatzes daher zu berücksichtigen: lexikalische Elemente, die dem Vulgärlatein und dem Schriftlatein gemeinsam sind die der Schriftsprache eigen sind und dem Vulgärlatein fehlen die dem Vulgärlatein eigenen Elemente (aus der Perspektive der französischen Etymologie interessant)

25 4.1 vulgärlateinische Elemente
semantische Entwicklungen aus der Schrift- bzw. Literatursprache bekannte Wörter werden im Vulgärlatein in einer abweichenden, weiterentwickelten Bedeutung verwendet Vulgärlatein bevorzugt plastische Bezeichnungen diese verlieren in der weiteren Entwicklung ihre ursprüngliche Ausdruckskraft aus Expressivwörtern werden Normalwörter, die in romanischen Sprachen fortleben Beispiel: Lat. manducare (= zunächst = „kauen“) vom 1. Jhd. n. Chr. : Bedeutung „essen gleichbedeutendes edere aus der spätlateinischen Umgangssprache durch manducare (zusammen mit comedere) verdrängt auch bei spätere Wiedergabe des Begriffs „essen“ in romanischen Sprachen: beide lexikalische Typen Lat. plorare (= („klagend) schreie, wehklagen, weinen“ wird zu Normalwort für „weinen“ und verdrängt in dieser Funktion flere etwas anders: portare („befördern, schleppen“) in Texten tritt in Volkssprache an Stelle von ferre „tragen“

26 4.1 vulgärlateinische Elemente
Beispiele für semantische Entwicklungen Quelle: Wortschatz wird vielfach vulgarisiert, d.h. an die Stelle der im Klass. Lat. üblichen Ausdrücke treten solche, die im klassischen stilistischen Zusammenhang umgangssprachlich

27 4.1 vulgärlateinische Elemente
morphologische Entwicklungen größere Anzahl an Ableitungen im Vulgärlatein als im Schriftlatein Weiterentwicklung vorhandener (bekannter) Wortbildungsmöglichkeiten und neue Ableitungselemente Entwicklung von Diminutivsuffixen im Vulgärlatein Entwicklung von Nominalsuffixen Neuerungen im Bereich der Verbalbildung morphologische Entwicklungen Zweck zahlreicher Ableitungen, die die Umgangssprache ggüber der Schriftsprache charakterisieren: Wörter bei einer zunehmend nachlässiger werdenden Aussprache mehr Substanz geben erweiterte Formen haben einen stärker individualisierenden Charakter als ein- oder zweisilbige Grundwörter haben damit in der Sprechsprache größere Überlebenschancen tragen zur Vermeidung lästiger Homonymien bei kommen der umgangssprachlichen Tendenz nach mehr Transparenz und Vereinfachung in der Nominal- und Verbalflexion entgegen allgemeine Tendenzen in den romanischen Sprachen Entwicklung von Diminutivsuffixe im Vulgärlatein findet in romanischen Sprachen Fortsetzung z.B.: -ittus (-attus, -ottus) = geographische Verbreitung und effektive Produktivität nur indirekt aus den romanischen Sprachen erschließbar Element erst recht spät in Inschriften der Kaiserzeit aufgetaucht Ursprung unbekannt zunächst in weiblichen Eigenamen verwendet (Julitta, Bonitta) dann auch im appelativen Bereich = typisches Suffix der spätlateinischen Umgangsprache Entwicklung von Nominalsuffixen findet in romanischen Sprachen Fortsetzung Zugehörigkeit ausdrückendes Adjektivsuffix: -aticus: via „Weg“ – viaticus im Altfrz. zunächst noch produktiv: ombrage, ramage usw. neben dem ererbten sauvage) schon im Lateinischen: vereinzelt Substantivierungen (viaticum „Reisegeld, Wegzehrung“) im Vulgärlatein: Entwicklung eines selbstständigen Substantivsuffix rom. Sprachen: Begriff der Zugehörigkeit auf verschiedene Weise spezialisiert Galloromania: spez. Verwendung zur Bildung von Kollektivabstrakta (feuillage) vulgärlateinische Neuerungen im Bereich der Verbalbildung Vereinfachung Neubildungen gehören nur der –are- und –ire- Konjugation an Verdeutlichung klare Trennung von Verbalstamm und Flexion

28 4.1 vulgärlateinische Elemente
Beispiele für morphologische Entw. Quelle: Zahlreiche Substantive werden durch ihre Deminutiva ersetzt. nicht in allen Fällen ohne weiteres semantisch zu motivieren Basis gehört einer unproduktiven Deklinationsklasse an

29 4.1 vulgärlateinische Elemente
neue Wortschöpfungen in spätlateinischer Umgangssprache onomatopoetische Wortschöpfungen *tocare „berühren“ (> ital. tocare, fr. toucher) expressive Wortschöpfungen z.B. *pittittus > fr. petit Entlehnungen aus dem Griechischen und anderen Sprachen z.B. aus dem Griechischen: ballare „tanzen“ aus dem Gallischen: *traucum (traugum 8. Jhd.) > frz. trou Beispiel für onomatopoetische Wortschöpfungen: s.o. Beispiel für expressive Wortschöpfungen: Adjektiv bassus zunächst Beiname röm. Geschlechter in spätlat. Glossen: Bedeutung „fett, dick, untersetzt“; 8. Jhd: rom. Bedeutung „niedrig“ spätlat. Umgangssprache: zu bassus auch Verb *bassiare (wie Grundwort in fast allen rom. Sprachen) Beispiel für Entlehnung aus dem Griechischen und anderen Sprachen: aus anderen Sprachen: aus dem Gallischen bzw. durch gallische Vermittlung: *traucum (traugum 8. Jhd.) > frz. trou

30 4.1 vulgärlateinische Elemente
Vorgehensweise zunächst die sich aus dem Vulgärlatein selbst ergebenden Erklärungsmöglichkeiten ausschöpfen, bevor nach stratsprachlichen Erklärungen gesucht teilweise Versuch, stratsprachliche Erklärungen (insbes. solche, aus altgermanischen Sprachen) in Frage zu stellen und durch vulgärlateinische Ansätze zu ersetzen Grundsatz: Einzelfallbetrachtung unter Berücksichtigung der wortgeschichtlichen Daten des Spätlateins Frage der Wahrscheinlichkeit Problem, wenn wortgeschichtliche Daten des Spätlateins nicht berücksichtigt Sorgfalt vernachlässigt ungenügend bekannte Lauterscheinungen (Verlust der Anlautsilben- bzw. Präfixvokals mit nachfolgender Anlautsonorisierung) bei der Erschließung vulgärlateinischer Ansätze über Gebühr in Anspruch genommen werden

31 4.2 Einfluss der Stratsprachen
auf das nach Gallien importierte Latein Hypothesenbildung aufgrund fehlender schriftl. Belege gallisches Substrat: Einfluss des Keltischen auf gesprochenes Latein altniederfränkisches Superstrat germanische Elemente, die in die (sich in Nordfrankreich entwickelnde) romanische Sprache übergegangen sind germanische Elemente: Zusammenleben von Romanen und Germanen zur Zeit der Merowinger und Karolinger westgermanischer Stamm der Franken eroberten im 5. Jh. das Gebiet Galliens und prägten den frz. Wortschatz entscheidend mit ca. 700 Wortstämme von den Franken übernommen (la halle = die Halle, la salle = der Saal) sprachliche Anpassung der Franken an das Vulgärlatein der besiegten gallo-romanischen Bevölkerung

32 Gallien zur Zeit Caesars (58 v.Chr.)
Bezeichnung der Römer für Raum, der überwiegend von den Kelten besiedelt war Gallien unterteilt in: Gallia Belgica Gallia Celtica Aquitania Gallia Narbonensis Gallia cisalpina (bereits hier erster Kontakt mit Keltischen, bevor Gallia transalpina (spätere Galloromania) erobert) Gallia cisalpina oder Gallia citerior (deutsch „Gallien diesseits der Alpen“ oder „diesseitiges Gallien“) von 203 bis 41 v. Chr. Provinz des römischen Reiches nach modernen geographischen Begriffen umfasste die Gallia cisalpina in etwa das heutige Norditalien und kroatische Istrien (Histria). Gebiet seit dem 5. Jahrhundert v. Chr. von Kelten besiedelt, gehörte es nach antiker Auffassung zunächst zu Gallien, nicht zu Italien, wurde von Rom im Verlauf des Zweiten Punischen Krieges gegen Hannibal erobert

33 4.2 keltische Elemente Keltisches der Gallier
= eines der vorrömisches Substraten, die vor allem den Wortschatz des Lateins in den verschiedenen Regionen des röm. Reiches beeinflusst haben kein direkter Kontakt zwischen dem Gallischen und den entstehenden romanischen Sprachen gallische Elemente als integrierende Elemente des Vulgärlateins übernommen erste Quelle für Wörter keltischen Ursprungs durch Kontakt zw. Römern mit Galliern der Gallia cisalpina (bevor transalpines Galien, spätere Galloromania, von Römern erobert wurde)

34 4.2 keltische Elemente Überlieferung im Lateinischen:
bei röm. Autoren ca. 150 Wörter ausdrücklich als gallisch bezeichnet (+ 60 die wahrscheinlich gall. Ursprung) (DOTTIN, Georges) (teilweise) Fortleben in rom. Sprachen: in Gebieten, die den festländischen Siedlungsräumen der Kelten in Westeuropa entsprachen von mehr als 300 Etyma, die mit Gallischem in Verbindung gebracht werden (FEW), 2/3 erschlossen meist in begrifflicher Hinsicht Zusammenhang mit ländlichem Lebensraum keltisches Substrat: vor allem Begriffe keltischer Herkunft aus dem Bereich der Landwirtschaft im Vulgärlatein Pflanzen, Tiere, Gegebenheiten aus dem topographischen und hydrographischen Bereich mouton charrue (Pflug) auch Zählweise der Kelten im Zwanziger-System (Vigesimalsystem) noch teilweise im Französischen (soixante et onze, …, quatre-vingts usw.) festländische Siedlungsräume der Kelten in Westeuropa Frankreich Oberitalien nördliche Pyrenäen-Halbinsel

35 4.2. keltische Elemente Beispiele keltischer Lehnwörter
Quelle: zu carrus gehört zu den Wörtern, die in romanischen Sprachen fortleben Verbreitung in den romanischen Sprachen über die Grenzen der Siedlungsgebiete der Gallier hinaus

36 4.2 keltische Elemente Problem: Gallisches nur ungenügend bekannt
Mangelhafte Überlieferung aus älteren Epochen Möglichkeit, dass Wortfamilie mit einer noch älteren Sprachschicht in Verbindung gebracht werden muss Fehlen zusammenhängender längerer Texte für eine eindeutige Bedeutungsbestimmung insbes. bei verschiedenen aufgrund von vereinzelten Dialektbelegen konstruierten gallischen Etymologien Lösungsansatz auch hier: am sichersten bei gallischen Wörtern, die vom Latein überliefert sind möglichst erschöpfende Wortgeschichte Einzelbelege in einem größeren Zusammenhang betrachten

37 4.3 germanische Elemente germanisches Wortgut in Sprachen und Mundarten der Galloromania Grund: vielfältige Beziehungen der Galloromania zu germanischen Völkern seit Ende des römischen Imperiums Beginn: Niederlassung germ. Stämme im spätröm. Gallien (Völkerwanderung) Gipfel: fränkisches Merowingerreich im Norden (486) in Folge: Beziehungen Frankreichs zu germanischen Nachbarn im Osten (Niederlande, Deutschland, Schweiz) Einfluss mit unterschiedlicher Intensität in den einzelnen Epochen und in verschiedenen Bereichen Handel Schifffahrt Militärwesen beffroi „Bergfried“, weitere fränkische Elemente im Französischen Eigennamen wie Gérard < Gerhard, Louis < Hlodwig, Charles < Karl, Ortsnamen mit fränkischem Suffix (z. B. -anges < -ingas) oder abgeleitet aus fränkischen Personennamen (z. B. Avricourt < Eberhard und lat. curtus), Begriffe des Rechts und der Gesellschaftsordnung (ban, fief < feodum < fehu, rang, marc < marka), Bereich der Kleidung (gant < want, froc < hrokk „Rock“, écharpe < skirpja) Wohnkultur (halle, auberge < heriberga „Schutzraum für das Heer“, fauteuil < faldistol, jardin < gard-), Tiernamen und Begriffe des Waidwesens (épervier < sparwari „Sperber“, gibier < gabaiti „Gebeize, Falkenjagd“, mésange < mesinga „Meise“, hareng „Hering“), Pflanzennamen (hêtre < haistr „junger Stamm“, saule < sahla)

38 4.3 germanische Elemente Einfluss der altgermanischen Sprachen auf Spätlatein (Superstrat) germ. Superstrat: Westfränkisches der merowingischen Franken zahlreiche Wörter aus dem Westfränkischen in Spätlatein Nordgalliens übergegangen bevor Westfränkisches durch Romanisierung seiner Sprecher untergegangen Wortgut der Niederfranken (Altniederfränkisch) über Sprachgrenzzone im Nordosten seit Übergang zum Mittelalter vermittelt

39 4.3 germanische Elemente Problem:
Altniederfränkisches nicht in größeren zusammenhängenden Texten übermittelt: fehlende Belege gerade im Zusammenhang mit der Erklärung der inneren Gliederung der Galloromania: ungenügend abgesicherte Hypothesen divergierende Interpretationen Problembereiche Altniederfränkisches nicht in größeren zusammenhängenden Texten übermittelt: fehlende Belege Notwendigkeit etymologischer Ansätze, die aus vergleichbaren Entwicklungsstufen anderer germanischer Sprachen rekonstruiert werden = Unsicherheitsfaktor (Unsicherheit, dass das betreffende Wort (erschlossenes altniederfränkisches Etymon) tatsächlich im Altfränkischen existiert hat) gerade im Zusammenhang mit der Erklärung der inneren Gliederung der Galloromania: ungenügend abgesicherte Hypothesen und divergierende Interpretationen Fehleinschätzungen des Germaneneinflusses möglich kritische Überprüfung und Berücksichtigung der Interpretationen in der Forschung nötig

40 4.3 germanische Elemente Kriterien für die Zuverlässigkeit eines fränkischen Ansatzes geographische Verbreitung innerhalb und gegebenenfalls außerhalb der Galloromania Berücksichtigung der Wortsemantik Existenz von französischen Parallelfällen, die die gleiche Entwicklung aufweisen wie das dem Altniederfränkischen zugeschriebenen Wort Existenz von Parallelfällen im Germanischen, die den Ansatz stützen Chronologie der romanischen Belege spätes Auftreten Entlehnung unwahrscheinlich zur „Chronologie“ der Belege relativ spätes Auftreten der romanischen Belege macht eine Entlehnung aus dem Altniederfränkischen unwahrscheinlich

41 4.3 germanische Elemente Gefahr, wenn z.B.:
für mundartliche Einzelbelege ohne Existenz älterer Zeugnisse beruhend auf unvollständiger Dokumentation ohne Zusammenhang mit einem verbreiteten Formtypus zu erkennen nur aufgrund formaler Ähnlichkeiten spezielle (altgermanische) Etyma angesetzt werden

42 4.3 germanische Elemente erst Übernahme aus dem fränkischen Superstrat als Möglichkeit betrachtet, wenn: tatsächlich Anhaltpunkte hierfür vorhanden sind und alle Erklärungsmöglichkeiten, die das Vulgärlatein bietet, ausgeschöpft wurden keine „ad-hoc-Erklärung“, sondern sorgfältiges Abwägen (was ist wahrscheinlicher?), da sonst zu wenig gesichert Beispiele bei Pfister S. 185

43 4.4 romanische Wortschöpfung
Rolle der romanischen Wortschöpfungen lange unterbewertet erst mit Aufkommen der Dialektforschung (Wende 19./20. Jh.) genauer betrachtet von Interesse onomatopoetsiche Wortbildungen bzw. Expressivwörter Beziehungen zwischen frz. Wortschatz und Gruppensprachen Mundarten onomatologische Wortbildungen: Onomatopoetica versuchen Natur- oder natürliche Laute annäherungsweise wiederzugeben miauler, ronronner, cri-cri, glouglou, couac, crincrin, tic-tac Verben mit onomatopoetischer Charakter Verben, die das mit einer bestimmten Handlung verbunden Geräusch erfassen chopper, craquer in begrenztem Maß Motivation des Wortkörpers vorhanden unproblematisch in etymologischer Hinsicht anders: Expressivwörter (Affektwörter) chiper, clamser, zigouiller, miguer/miquer Lautfolge hat mehr illustrative als imitative Funktion Verbindung zwischen Begriff und Lautfolge ist hier letztlich Resultat einer kollektiven Vorstellung sprachliches Zeichen hat arbiträren Charakter

44 4.4 romanische Wortschöpfung
Expressivwörter (Affektwörter) zahlreiche expressive Wörtern als Entlehnungen aus germanischen Sprachen interpretiert aber: Frage ob Ursprung nicht vielmehr im Romanischen selbst Beispiel: micmac „fam., intrigue, agissement suspects“ Problem: noch keine eindeutig formulierten Kriterien für die Identifizierung expressiver Wortbildungen als sicher darf gelten: expressive Wortbildungen in Sprech- und Umgangssprache zu Hause gehören noch näher zu definierenden Begriffsbereichen an man sollte vermehrt mit Möglichkeit von expressiven Wortschöpfungen rechnen können im Prinzip in allen Epochen der frz. Sprachgeschichte auftreten von mittelfranzösischen Periode an vermehrt Texte mit umgangssprachlichen Elemente belegt, die eher Aufschluss über die Entstehung und ursprüngliche Verwendung der expressiven Wortschöpfungen verschaffen Beispiel: micmac „fam., intrigue, agissement suspects“ (FEW 16,589) seit der ersten Hälfte des 17. Jhd belegt hat alles von einem umgangssprachlichen Expressivwort fr. mimac „intrigue“ mit mfr. meutemacre (meutemaque) in Verbindung gebracht meutmacre (meutemaque(meutemaque) m. „mutin, sédieux“ bzw. genauso aber f. „émeute“ fr. meutemacre (meutemaque) mit mndl. muytemaker in Verbindung gebracht Problem: mimac = rein frz. Wortschöpfung: Beweis: semantischer Aspekt meutmacre (meutemaque) „émeute“ <-> mimac „intrigue“

45 4.4 romanische Wortschöpfung
Beziehung des Wortschatzes zu Mundarten und Gruppensprachen Einfluss der Eigenarten begrenzt gültiger Sprachformen (Sprechart best. Berufsgruppen/ soz. Schichten, Dialekte) vor allem auf den lexikalischen Bereich Grund: Standardsprache benötigte Bezeichnungen für die über den engen Rahmen hinaus bekannt gewordenen regionalen und berufsspezifischen Gegebenheiten

46 4.4 romanische Wortschöpfung
Beziehung des Wortschatzes zu Gruppensprachen Probleme: Elemente des gesprochenen Substandards fehlende schriftliche Belege bis 18. Jh. gesprochene Sprache wenig beachtet lückenhafte Kenntnis bzgl.: volkssprachliche Bezeichnungen argot français populaire bzw. familier der galloromanischen Dialekte des Jh.


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