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BAWO – Anna Svec & Boris Ginner

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Präsentation zum Thema: "BAWO – Anna Svec & Boris Ginner"—  Präsentation transkript:

1 BAWO – 23.05.2017 Anna Svec & Boris Ginner
Wie dem Ansturm der Totschlagargumente begegnen? BAWO – Anna Svec & Boris Ginner

2 Ablauf Vorstellung & Begrüßung Gesellschaftliche Rahmensituation
Strategische Überlegungen Reaktionsmöglichkeiten Rhetorische Mittel Totschlagargumente / Gruppenarbeit Faktencheck

3 Gesellschaftliche Rahmensituation
Spaltungsmechanismen weder natürlich noch zufällig Analyse des dahinterstehenden Systems zentral Funktionsweise: „DIVIDE ET IMPERA“ Spaltungsmechanismen verstehen um sie bekämpfen zu können

4 Gesellschaftliche Rahmensituation
„Stellen Sie sich vor, die Menschen in der Sowjetunion hätten noch nie etwas vom Kommunismus gehört. Die Ideologie, die unser Leben dominiert, hat für die meisten von uns keinen Namen.“ George Monbiot (englischer Journalist)

5 Gesellschaftliche Rahmensituation
Neoliberalismus 1940er Jahre (Hayek, Mont Pélerin Society) Dominanz neoliberaler Grundsätze ab Krise des Fordismus in den 1970er Jahren Monetaristische Konterrevolution: Deregulieren Privatisieren Liberalisieren

6 Gesellschaftliche Rahmensituation
Kernprinzipien: Freier Markt, schwacher Staat Menschenbild: Homo oeconomicus Gesellschaft ist Summe von zweckrationalen Eigennutz optimierenden Individuen Tendenz zu Sozialdarwinismus

7 Gesellschaftliche Rahmensituation
Effekte: Umverteilung von unten nach oben Arbeitslosigkeit steigt, Lohnquote sinkt, prekäre Beschäftigung Vermögenskonzentration  überbordende Finanzmarktspekulationen  Krise Krise mit „noch mehr Neoliberalismus“ beantwortet Konsens wird brüchig – Zwang wird verschärft Aufstieg rechter Parteien (Vakuum an Alternativen) „Postdemokratie“ / autoritäre Wende (Griechenland)

8 Gesellschaftliche Rahmensituation
„In emotionaler Hinsicht können Zusammenhänge von negativer Befindlichkeit und gesellschaftlichen Verhältnissen nicht hergestellt werden. Verunsicherung, Zukunftsangst, Gleichgültigkeit und Resignation sind die Folge und führen zur Rücknahme von Emotionen oder verstärkter Aggressivität, die sich im Sozialen als Ausgrenzung, Konkurrenz und Entsolidarisierung manifestieren.“ Gabriele Michalitsch, Ökonomin

9 Gesellschaftliche Rahmensituation
30 Jahre Umverteilung (Neoliberalismus) Zukunftsperspektiven – soziale Unsicherheit – Abstiegsängste – Mauer der Perspektivlosigkeit Nationale statt soziale (Klassen-)Identität Spaltung: Rassismus, Sexismus, Klassismus Nach oben buckeln, nach unten treten

10 Gesellschaftliche Rahmensituation
„…bin ich mir doch sicher, dass man die Zustimmung zum Front National zumindest teilweise als eine Art politische Notwehr der unteren Schichten verstehen muss.“ „…wenn man Klassen aus den Kategorien (…) des Denkens entfernt, verhindert man aber noch lange nicht, dass sich jene kollektiv im Stich gelassen fühlen, die mit den Verhältnissen hinter diesen Wörtern objektiv zu tun haben.“ Didier Eribon

11 Gesellschaftliche Rahmensituation
Rassismus bietet ArbeiterInnen Zugehörigkeit zur „herrschenden Nation“ als eingebildete Entschädigung für die Ausbeutung, die sie erleiden Überlebenshilfe für Klassengesellschaften, spaltet ArbeiterInnenklasse - „Teile und herrsche“ (Tiberius) Geheimnis der Machterhaltung der herrschenden Klasse (Marx)

12 Gesellschaftliche Rahmensituation
Rassismus „von oben“ konstruierte Ideologie – ist historischem Wandel unterworfen: Früher: biologisch argumentierte Rassentheorien Heute: Theorien kultureller Differenz (z.B. zwischen „dem Westen“ und der „islamischen Welt“ - siehe Sarrazin, Strache usw.) Funktion gleich: Nutzt Herrschenden, spaltet Unterdrückte Demobilisiert Kämpfe Daher: unermüdliche rassistische Ideologieproduktion

13 Gesellschaftliche Rahmensituation
Rassismus als Mittel, Ausgrenzungspraktiken zu initiieren (Robert Miles) "In der Repräsentation des Anderen spiegelt sich zugleich das Bild des Selbst. (Robert Miles) (Frage: welches gesellschaftliche Selbstbild steckt dahinter?) Klassismus: Herabsetzung von Menschen bzw. Gruppen (z.B. "Kulturlosigkeit der ArbeiterInnen"), basiert auf Hierarchisierungen (z.B. "Ober"schicht, "Unter"schicht), gestützt auf Stereotypen (z.B. SozialhilfeempfängerInnen oder Obdachlose seien "faul", "ungebildet", "zu bequem").

14 Gesellschaftliche Rahmensituation
Begegnung mit Diskriminierungs- und Ausgrenzungsmustern Einordnen, verstehen Konkret gegen sie angehen Gesellschaftliche Rahmenbedingungen ändern

15 Strategische Überlegungen
Wie ist die Situation? Art der Äußerung (Witz? Unbedachte Bemerkung? Gezielte Provokation?) Konkrete Konfliktsituation? Kontext! Wer tätigt die Äußerung? Unbekannte/r? Passant/in? Bekannte/r? Öffentliche/r Funktionsträger/in?

16 Strategische Überlegungen
Was ist eigene Position? Welche Rolle spielt man selbst? Zufällig anwesend? Diskussionsleiter/in? Nahestehende/r? Bekannt/Unbekannt? Beliebt/Unbeliebt? Hierarchie?

17 Strategische Überlegungen
Was will ich erreichen? Wer ist der/die Adressat/in? Soll Gegenüber in Schranken gewiesen oder überzeugt werden? Gibt es ein Opfer, das zu schützen ist? Soll/Kann die Diskussion später fortgesetzt werden?

18 Strategische Überlegungen
Was sind meine Möglichkeiten? Eigene Stärken/Schwächen Wie viel Zeit habe ich? Wie ausführlich kann ich reagieren? Wie bin ich authentischer? Wie viel Information habe ich? Habe ich Verbündete? „Dritte“ Person mit einbeziehen? Eigene Stimme & Stimmung

19 Reaktionsmöglichkeiten
Fragen Einfaches Nachfragen hat oft erstaunliche Wirkung (bringt Gegenüber zum Nachdenken, kann fruchtloses „Hin-und-Her“ von Argumenten aufbrechen) Gezeigtes Interesse minimiert Distanz, schafft Nähe Opposition aufbrechen Voraussetzung: Bereitschaft für längeres Gespräch Adressat: vor allem Gegenüber

20 Reaktionsmöglichkeiten
Suche nach versteckten Botschaften „Echtes“ Motiv für Äußerung suchen Welche Gefühle und reale Probleme sind die Ursache der Äußerung? Wo liegt der Hund begraben? Anknüpfungspunkte für Gespräch herstellen Gespräch auf wirkliche Hintergründe/Gründe lenken

21 Reaktionsmöglichkeiten
Eingehen auf reale Erfahrungen Verallgemeinerung realer Erfahrungen Individuelle Erfahrungen nicht abstreiten/herunterspielen Hintergründe der Handlungen/erfahrenen Ereignisse erkunden Neue Blickwinkel auf Erfahrungen eröffnen Erfahrungen in Kontext rücken

22 Reaktionsmöglichkeiten
Emotionen zeigen Eigene Betroffenheit/Entrüstung hilft oft, Sprachlosigkeit zu überwinden (bzw. Magengeschwüre vorzubeugen) Verdeutlichung eigener Gefühle besser als Anschuldigungen oder Belehrungen Manchmal eindeutige Abwehr/Intervention notwendig Emotion steht nicht im Widerspruch zu rationalen Argumenten Authentisch!

23 Reaktionsmöglichkeiten
Argumentieren Korrektur von Falschinformation Aufzeigen von Widersprüchen Einlassen/teils anpassen an Sprache des Gegenüber (Hole die Person dort ab, wo sie ist, um sie dorthin zu bringen, wo du sie haben willst) Äußerungen beruhen oft nicht auf Informationsmangel, sondern auf Emotionen/eigener Lebenssituation Vorsicht vor Belehrung!

24 Reaktionsmöglichkeiten
Humor Ironische Umkehrungen des Gesagten (A: „Wirklich – wo man hinschaut, überall nur Ausländer! B: Jaja, ich hab gehört, im Ausland soll´s noch schlimmer sein!“) Soll Unstimmigkeit des Gesagten aufzeigen Gefahr: Gratwanderung zur Überheblichkeit Humorvolle Bemerkungen können (Gesprächs)Klima entspannen

25 Reaktionsmöglichkeiten
Distanzieren Öffentliche Situation od. wenn nicht geeigneter Rahmen Adressat: primär Publikum, weniger Gegenüber Aber: Möglichkeit, später auf Äußerung zurückzukommen

26 Reaktionsmöglichkeiten
Skandalisieren/Rechtliche Schritte Klare Solidarität mit Opfer Öffentliche Intervention (Umgebung einbinden, Schweigen durchbrechen, Signal setzen) Anzeige wegen Verhetzung/Wiederbetätigung Gefährliche Personen melden (z.B.: DÖW) Adressat: primär Publikum

27 Reaktionsmöglichkeiten
Aktionen/Projekte starten Umfangreiche, aber nicht unmittelbare Reaktion Öffentlichkeitswirksam Nachhaltiger Medienarbeit/Bewerbung Bewusstseinsbildung/Organizing

28 Reaktionsmöglichkeiten
MERKE: Belehrung erzeugt meist Abwehr Moralisierungen/Pathos fördern Widerstand Evt. andere Personen direkt ins Gespräch einbinden („Was meinst du dazu?“)

29 Rhetorische Mittel Übertreibungsmethode Begriffsumdeutung/Framing
Argument des Gegenübers übertreiben, dadurch ursprüngliche Argumentation ad absurdum führen (Gegenüber muss sich erklären) Verallgemeinerungsmethode Relative Behauptung bis ins Lächerliche verallgemeinern – Schlussfolgerung falsch Zustimmungsmethode Stückchenweise Zustimmung für Detailargumentationen sammeln  Hauptargument = bewiesene Tatsache Begriffsumdeutung/Framing Wörter branden – positive oder negative Färbung geben (Sonnenmilch vs. Hautfett) Methode d. Themenwechselns Abweichen vom Thema, um Botschaften anzubringen oder um auf besseres Feld zu gelangen Unterbrechungsmethode Gegenüber unterbrechen und hoffen, dass es den Faden verliert

30 Rhetorische Mittel Methode d. Vorwurfansammlung
Lange zuhören, scheinbare Widersprüche sammeln, zusammenhangslos teilweise zitieren – Gegenüber in Widersprüche verwickeln Phrasenmethode Sachverhalt durch allgemein anerkannte Phrasen/Sprichwörter/Zitate untermauern Laienmethode Alles hinterfragen, sich als Laie darstellen und auf Sympathie beim/Solidarität vom Publikum setzen, Gegenüber verliert roten Faden Ausnützen von Informationsmanko Erkennt man beim Gegenüber Informationslücken, diese ausnützen, Thema ausreizen Self-fulfilling Prophecy Information wird durch ständige und wiederkehrende Wiederholung zur Realität Schlussfolgerungsmethode Verwendung des Arguments des Gegenübers als Gegenargument

31 Totschlagargumente „Wer arbeitet, darf nicht der Dumme sein. Leistung muss sich wieder lohnen.“ „Die Flüchtlinge werden ja schon besser behandelt wie wir Österreicher.“ „Die islamische Kultur und der Westen, das verträgt sich nicht.“ „Bevor man etwas herausnimmt, muss einmal einbezahlt werden.“

32 Fakten/Argumente Einbezahlen vs. herausnehmen
Müssen Kinder auch erst einmal einzahlen, bevor sie etwas herausnehmen? Jede/r braucht im Verlauf des Lebens einmal Unterstützung (Umlagesystem) Nicht-StaatsbürgerInnen zahlten ,5% der Sozialbeiträge, erhielten aber nur 6,1% der Leistungen Asylberechtigte: Positive Transferbilanz Quellen siehe:

33 Fakten/Argumente „Wer arbeitet, darf nicht der Dumme sein“
Mindestsicherung – ca. 3% der Bevölkerung Durchschnittliche Höhe: 300 Euro – weit entfernt von maximaler Höhe (2017: 844€) 70-75% sind AufstockerInnen Durchschnittliche Bezugsdauer: 8 Monate 50-60% der Anspruchsberechtigten nehmen BMS nicht in Anspruch Starke Kontrollen/Druck Quellen siehe:

34 Fakten/Argumente „Wer arbeitet, darf nicht der Dumme sein“
Diskussion in andere Richtung lenken: stimmt: daher endlich Mindestlohn („Leistung muss sich lohnen“) Oberste 5%: leistungsfreies Einkommen Steuerhinterziehung vs. Sozialbetrug Deutschland: Sozialleistungsbetrug macht 6% davon aus, was dem Staat dank Steuerhinterziehung durch Reiche durch die Lappen geht

35 Fakten/Argumente „Kultur“ (Islam vs. Westen)
Was ist Kultur? Wer steht für „die österreichische Kultur“? Kultur ist nichts Statisch-homogenes. Gemeinsamkeiten im Lebensalltag/Lebensweise Wer hat was mit wem gemeinsam? Welche Parallelgesellschaften gibt es? Wie sichtbar sind sie? Rolle Religion vs. gesellschaftliche Umstände

36 Fakten/Argumente Gewalt:
Mehr Anzeigen wegen Vergehen gegen sexuelle Integrität und Selbstbestimmung 2015: 986 Verurteilungen (963 Männer) – davon 79,3% österreichische Staatsbürger, 20,7% Nicht-Staatsbürger (Tätigkeitsbericht der Strafjustiz 2015) Insgesamt - Personen mit ausländischer Staatsbürgerschaft: 14,6% Anzeigen vs. Schuldsprüche Sozialer Background FPÖ – Anti-Frauenhäuser, gegen Pograpsch-Paragraf usw.

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39 Armin Wolf (Twitter): „Ich bin für ordentliche Gesundheitsversorgung, betreibe aber kein Lazarett im Wohnzimmer. Ich bin für ordentliche Schulen, unterrichte aber zuhause keine 30 Kinder. Ich bin für Sicherheit, bin aber nicht Polizist. Ich bezahle ganz anständig Steuern dafür, dass die öffentliche Hand ihre Aufgaben wahrnimmt. Und tue das, ohne zu klagen. Warum soll ich also nicht dafür sein, dass Flüchtlinge ordentlich versorgt werden, ohne selbst ein Asylheim zu eröffnen?“

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41 Literaturtipps BEIGEWUM: Mythen des Reichtums (siehe: Elisabeth Wehling: Politisches Framing (Köln 2016, siehe auch: Didier Eribon: Rückkehr nach Reims (Berlin 2016/Paris 2009) Robert Miles: Rassismus (2014)

42 Danke 


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