Die Präsentation wird geladen. Bitte warten

Die Präsentation wird geladen. Bitte warten

Grundlagen der Psychotraumatologie im Pflegedienst

Ähnliche Präsentationen


Präsentation zum Thema: "Grundlagen der Psychotraumatologie im Pflegedienst"—  Präsentation transkript:

1 Grundlagen der Psychotraumatologie im Pflegedienst
Franz Holzhauser

2 Curriculum vitae Franz Holzhauser Arzt f. Allgemeinmedizin
Zusatzfacharzt für Geriatrie und Palliativmedizin Arzt für Psychosomatische und therapeutische Medizin Leiter des ASBÖ-Betreuungsteams Österreich Leiter des Universitäts= lehrganges Psychotraumatologie und Stressmanagement an der DUK in Krems Mitarbeit beim Aufbau des Akutteams NÖ Mitglied der Plattform Österreich für AkutBetreuung und Krisenintervention

3 Was ist Krise? Krise ist der Verlust des seelischen Gleichgewichts nach Konfrontation mit überfordernden und nicht bewältigbaren Ereignissen oder Lebensumständen, bei den Erfahrungen und Fähigkeiten sowie erprobte Hilfsmittel nicht greifen. Caplan 1964/Cullberg 1978

4 Auswirkungen traumatischer Ereignisse
(direkte Traumatisierung) Direkt Betroffene (Bystander) Augenzeugen (indirekte Traumatisierung) Indirekt Betroffene

5 Allgemeine Dimensionen der Traumatischen Belastung
Bedrohung des Lebens und der körperlichen Integrität Schwere körperliche Schädigung bzw.Verletzung Absichtlichkeit der Verletzung/Schädigung Konfrontation mit unvorstellbarem Ereignis Direktes Beobachten oder Erfahren oder Wissen von Gewaltausübung an geliebten Personen Erfahren von einer bestehenden Gefährdung durch schädigende Stoffe Eigene Schuld am Tod bzw. an der schweren Schädigung eines Menschen Vgl. Green 1990

6 Wirkung der Stressoren
Die Welt gerät aus den Fugen. Das Urvertrauen wird nachhaltig erschüttert. Die Schockreaktion ist fürs Erste schützend, aber dann..?

7 Mögliche Folgen des Psychotraumas
Kurzfristig: peritraumatisch –zB.: Angstneurose Langfristig: postraumatisch - PTBS, verminderte Lebensqualität, Somatisierung, Depression, Dissoziationsstörungen

8 Falldarstellung 13 jähriges Kind wird auf dem Nachhauseweg von der Schule auf dem Zebrastreifen von einem LKW überfahren und erleidet tödliche Verletzungen. Die Schwester und zahlreiche Schulkinder sehen den Unfall mit an. Der Notarzt stellt den Tod des Kindes fest, nachdem die örtliche Rettung bereits wenige Minuten vorher am Unfallort eingetroffen war. Frage: Wer ist zu betreuen und wie muss diese Betreuung aufgebaut sein?

9 Psychosoziale Bedürfnisse der Betroffenen
+ Überleben wollen + Sehnsucht nach Normalität + Stillen praktischer Bedürfnisse + Informationen bekommen + Verantwortung abgeben können + Nicht allein bleiben wollen/ Ruhe finden + Reden/Schweigen + Abschied nehmen können + Wunsch nach Verschwiegenheit

10 Bedürfnishierarchien, Notwendigkeiten
Lebensrettung, -erhaltung, medizinische Notfallversorgung , Schutz, Trinken, Essen, Schlaf, Körperhygiene, Kontakt, Informationsaustausch Elementare Unterstützung, Rücksicht auf Würde, Privatheit und Freiheit, Möglichkeit eines „normalen Lebens“ Physische, mentale und sozioökomische Erleichterung, Übergang zum alltäglichen Leben, finanzielle, technische, rechtliche Angelegenheiten. Soziale und psychologische Unterstützung

11 Phasen der Bedürftigkeit medizinische/praktische/psychologische Bedürfnisse
Dauer hängt von der Art des Ereignisses ab: Phasen sind nicht eindeutig bestimmbar und überlappend + Akutphase + Übergangsphase + Langzeitphase Jedes Ereignis ist anders!!

12 Antworten auf die Bedürfnisse
+ Einen geschützten Rahmen schaffen (Medien, Kleidung, Nahrung, Unterkunft) + Abholen, wo er/sie ist + Hilfe bei der Strukturfindung + Sich Zeit nehmen + Die Würde der Betreuten bewahren + Soziale Netzwerke aktivieren (Nachbarn, Freunde, Familie, Gemeinde, Schule, Arbeitsplatz) + Zum Entscheidungshelfer werden + Ressourcenaktivierung + Informationen gesichert nach außen/innen weitergeben + Immer die Verschwiegenheit beachten

13 Organisation und Prinzipien
+ Verankerung in den Institutionen und Organisationen + Klare Organisationsstrukturen + Koordination im Netzwerk + Qualitätssicherung in Aus-und Weiterbildung, + Finanzierung von Ausbildung und laufendem Betrieb + Kostenlose Supervision und Begleitung + Umgang mit der Öffentlichkeit + koordinierte Pressearbeit + Sicherung der Nachbetreuung + emotionale, psychologische, religiöse und soziale Hilfe

14 Falldarstellung Ein Jugendlicher aus Exjugoslawien erkrankt am Wochenende nach dem Besuch einer Veranstaltung an einer hochakuten schweren Meningitis Der Jugendliche wird nach einigen Stunden im Schwerpunktkrankenhaus in sehr schlechtem Zustand in ein Wiener Zentrum transferiert. Der Erkrankte wird durch die Beatmungsgeräte noch mehrere Stunden am Leben erhalten, obwohl das Gehirn irreversibel geschädigt ist. Fragen: Welche Personen im Umfeld brauchen das Angebot der Betreuung? Wo sind die Schnittstellen mit den Krankenhäusern? Wie viele Kriseninterventionshelfer werden gebraucht ?

15 Information Priorität haben die Bedürfnisse der Betroffenen und das öffentliche Interesse Informationsweitergabe soll gekennzeichnet sein von Respekt vor der Privatsphäre, der Einhaltung demokratischer Rechte und Freiheit, kein Missbrauch, Weitergabe von Informationen nur mit Zustimmung der Betroffenen, die Auskunft darüber erhalten, was mit ihren Daten passiert.

16 Zusammenfassung Akutphasen-Betreuung
Debatte CISM für Helfer-neuer Forschungsansatz notwendig? Benzodiazepine pro und contra Fokussierung auf PTSD Normalisierung des Alltags, Rituale, Trauerverarbeitung, Erholung, Freizeit, Orte der Ruhe, Stille, Sicherheit, Orientierung auf gesunde Anteile (Salutogenese) state of the art - Psychotraumatologie Not to early and not to late

17 BIOLOGISCHE REAKTIONEN nach Traumaexposition
+ Steigerung von Muskeltonus, Herzrate, Blutdruck, elektrische Leitfähigkeit + Übererregung der rechten Hirnhälfte (EEG) + Intrusionen: Amygdala aktiviert BROCA Areal unteraktiviert + Opiat Ausschüttung gesteigert (dissoziative Zustände?) + Cortisol im Blut zuerst gesteigert dann herabgesetzt + ACTH gesteigert + Schlafstörungen + Hippocampusvolumen sinkt (?)bei Langzeittraumatisierten- Reversibel? + traumabedingte Blockierung der Informationsverarbeitungsprozesse

18 Wichtige Elemente der Traumareaktion
Frontalhirn: • Denken • Grundannahmen Grundtemperament Verletzlichkeit Ängstlichkeit biol. Rhythmen Limbisches System: • Amygdala • Hippocampus Amygdala: Emotionen, spez. Angst Hippocampus: Gedächtnisprägung Bilder, Gerüche, Geräusche etc. Stammhirn: • Biologische Rhythmen • Schlaf

19 Neurobiologie der Traumareaktion
Aktivierung des vegetativen Systems: „Daueralarm“ Traumatische Veränderung von Bewusstsein und Gedächtnis (Wiedererleben, Dissoziation) Vermeidensverhalten sozialer Rückzug

20 Wozu Akutbetreuung? Medizinische Versorgung ist mehr als Vital- funktionsmechanik! Verhindern von psychischen und physischen Folgeschäden Von der Intervention profitieren nicht nur Be- troffene (Traumatisierte, Hinterbliebene)

21 KIT und SvE KIT und SvE (gemeinsam Betreuungsteam im ASB) stellen eine Einheit dar. SvE ist eine Unterform der Krisenintervention (eigenständige Maßnahmen für Einsatzkräfte wie Sanitäter, Ärzte, Feuerwehr, etc ). KIT-Arbeit ist psychosoziale Akutbetreuung an Betroffenen und Angehörigen

22 Wiederermächtigungsmodell
Ziel ist die Wiedergewinnung der Bewältigungs-kompetenz Krisenintervention ist nicht Psychotherapie. Empathie alleine genügt nicht. KIT-Teams müssen in Theorie und Praxis der Krisenintervention gut ausgebildet sein. Krisenintervention ist multidisziplinär. Krisenintervention ist Teamwork (oft nicht möglich wegen Personalmangels).

23 Krisenintervention ( für Betroffene und Angehörige)
KIT Krisenintervention ( für Betroffene und Angehörige)

24 Auf welche Arten von psychischen Krisen treffen sie im medizinischen Bereich?
Traumatische Krise Soziale Krise/Konflikt Suizidalität

25 Traumatische Krise wird ausgelöst durch:
Tod, drohender Tod oder schwere Verletzung/Erkrankung naher Bezugspersonen Miterleben von Tod, drohendem Tod oder schwerer Verletzung/Erkrankung anderer Personen Eigene schwere Verletzung/Erkrankung oder Lebensgefährdung

26 Soziale Krise Eskalierende Konflikte meist im nahen sozialen Umfeld
auch diese Form der Krise kann sich aus traumatischen Krisen heraus entwickeln

27 „Klassische“ Krise Suizidalität
Diese Form der Krise kann aus traumatischen, aber auch sozialen Krisen relativ rasch entstehen, aber auch andere Ursachen haben.

28 Interventionsschwerpunkte von Kriseninterventionsteams bei den unterschiedlichen Krisentypen
Traumatische Krise Trauer und Abschied ermöglichen Suizidalität Stabilisieren Konflikt De-eskalieren

29 Was geschieht durch Kriseninterventionsteams?
NotärztInnen und Exekutivebeamte haben die Befugnis, ein KIT-Team zu alarmieren!

30 Falldarstellung Ein junger Mann feiert mit einigen Bekannten mit Alkohol. Nachdem bis auf eine Person alle die Wohnung verlassen haben, beginnt er, mit einer Pistole zu hantieren und spielt russisches Roulette. Der Freund kann ihn nicht davon abhalten, mit der Waffe zu spielen und so schießt er sich eine Kugel in den Kopf. Er kann vom Notarzt reanimiert werden und wird ins KH eingeliefert. Frage: Wer ist zu betreuen? Wie muss die Betreuung strukuriert sein? Wo kann die Betreuung stattfinden?...

31 Schritte der Krisenintervention
Bindung herstellen Explorieren Intervenieren

32 Elemente des Basis-Modells
Bindung herstellen Abschied nehmen lassen Strukturieren Informieren Sicherstellen von Auffangnetzen

33 Grundregeln der Intervention bei sozialen Krisen
Unterbrechen: Sich vorstellen und Grunddaten erheben Fakten abfragen: Was ist passiert? Personen getrennt sprechen lassen (daher KIT-Team sinnvoll) Falls möglich nach einer kurzfristigen Lösung suchen

34 Grundregeln der Intervention
Klare Struktur vorgeben: erklären, dass man nur für die kurzfristige Problemlösung da ist. Auf Sicherheit achten: bei allen Beteiligten /inklusive der eigenen Person. Keine Ursachenerforschung betreiben: Exploration beschränken auf die unmittelbare Situation. Sachliche Ebene betonen: keine gegenseitigen Beschuldigungen akzeptieren; keine Involvierung Dritter zulassen, Neutralität wahren.

35 Psychotraumatologie-
Grundlagen

36 Traumafolgen Soma Psyche Trauma Somatische Folgen Psychische Folgen
Primär Trauma Somatische Folgen Psychische Folgen Sekundär

37 Traumahilfe im Rettungsdienst
Beistand - Information Entlastung Zuführung zur Weiterbegleitung Verwandte Freunde Beratungsstellen Fachdienste Trauma Erstversorgung Brückenfunktion Zuführung zur Weiterbehandlung Notfallmedizinische Hilfe

38 Falldarstellung Die Mutter zweier Kinder ist nach kurzer schwerer Krankheit auf der Intensivstation verstorben. Der Gatte, der in Scheidung von seiner Frau gelebt hat, ist im KH dabei, wie seine Frau stirbt. Er schafft es nicht, seinen beiden Kindern die Todesnachricht zu überbringen. Die Kinder, 10 und 8 Jahre alt, sind bei den Großeltern, den Eltern des Mannes. Die Mutter der Frau ist zum Zeitpunkt des Todes bei einer ihrer Töchter in einem anderen Ort. Frage: Wie kann die Betreuung aufgebaut sein? Wie schaut es mit den Schnittstellen mit dem KH aus?

39 Was ist ein traumatisches Ereignis?
Tatsächlicher oder drohender Tod oder ernsthafte Verletzung bzw. eine Gefahr der körperlichen Unversehrtheit der eigenen Person oder anderer Personen. Die Reaktion der Person umfasst intensive Furcht, Hilflosigkeit oder Entsetzen.

40 Auswirkungen traumatischer Ereignisse
Schweregrad kann !! krank kann !! Posttraumat. Belastungsstörung akute Belastungsstörung normal akuter Stress/ABR 0-48 h 4 Wochen ab 4 Wochen ….nach dem Ereignis

41 Bedenkliche Reaktionen
Emotionale Taubheit Entfremdung, Abwesenheit Nicht-Realisation, De-Realisation Depersonalisation Dissoziative Amnesie Dissoziative Fugue Desorganisation Dioassoziare=abspaltung, trennung Dissoziative Strg.=handelt es sich um eine vielgestaltige Störung, bei der es zu einer teilweisen oder völligen Abspaltung von psychischen Funktionen wie des Erinnerungsvermögens, eigener Gefühle (Schmerz, Angst, Hunger, Durst, …), der Wahrnehmung der eigenen Person und/oder der Umgebung kommt. Diss. Fugue=in plötzliches, unerwartetes Weggehen von zu Hause, vom Unfallort oder vom gewohnten Arbeitsplatz, verbunden mit der Unfähigkeit, sich an seine gesamte oder an Teile der Vergangenheit zu erinnern

42 Akute Belastungsreaktion - ICD 10
Emotionale Taubheit und Dissoziation: bestimmte Teile des Ereignisses erscheinen unreal, der eigene Körper wird nicht adäquat wahrgenommen, Emotionen scheinen nicht verfügbar. Bewusstseinseinengung und Desorganisiertheit: Personen zeigen eine gewisse Unstrukturiertheit im Denken, Details werden überbewertet, wichtige Dinge ausgeblendet. Überwältigung: Personen fühlen sich völlig hilflos und vom Ereignis überwältigt Übererregtheit: hohe physiologische Erregtheit, Angstzustand, Überaktivität, Fluchtreaktionen

43 Wie kann man Belastungsreaktionen erklären?
Die Personen bleiben in einem Zustand ständiger Belastung solange die traumatischen Eindrücke noch nicht verarbeitet sind. Die Erinnerungen an das Ereignis werden sowohl abgewehrt als auch zwanghaft wiederholt, bis zu dem Zeitpunkt, an dem die Verarbeitung weitestgehend abgeschlossen ist. Die Emotionen, die dabei auftreten werden als Antworten auf Konflikte zwischen „Grundannahmen“ angesehen. Extreme Überwältigung und extreme Abwehr sind schlechte Voraussetzungen für Verarbeitung: die Balance zwischen beiden ist positiv.

44 Akute Belastungsstörung
Vorübergehende „Störung“, die bei einem normalen/gesunden Menschen als eine Reaktion auf eine außergewöhnliche körperliche oder seelische Belastung entwickelt wird und die innerhalb von 4 Wochen wieder abklingt.

45 Akute Belastungsstörung ICD 10
Intrusionen: wiederkehrende Erinnerungen, zwanghafte Gedanken an das Ereignis, die extreme Emotionen, Verzweiflung, Trauer, Wut etc. hervorrufen Übererregtheit: Schlafstörungen, Appetitlosigkeit Vermeidung: Nicht Wahrhaben Können des (möglichen) Todes, Ablenken, Verleugnen Dissoziative Symptome: emotionale Taubheit, Unfähigkeit sich an einige Aspekte des Traumas zu erinnern, gestörte Körperwahrnehmung, gestörte Realitätswahrnehmung

46 Falldarstellung Der Lebensgefährte der Mutter eines 14-Monate alten Kindes erhängt sich in seiner Wiener Dienstwohnung. Die Frau versucht ihren Mann telefonisch am nächsten Morgen zu erreichen. Als ihr das wiederholt nicht gelingt, schickt sie Kollegen ihres Mannes zur Wohnung, um nachzuforschen, was passiert ist. Die Kollegen finden den Toten. Die Lebensgefährtin wird aufgesucht und vom Suizid informiert. Frage: Was kann man für diese Frau tun?

47 Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) Posttraumatic stress disorder PTSD
Anhaltendes unkontrollierbares Wiedererleben Auch in Form von Traumen (flash backs) Anhaltende Vermeidung von Personen, Dingen, Orten, Bildern, die mit dem Trauma assoziiert werden, oder abgestumpfter Gefühlszustand. Rückzug (Gefahr Suchtmittel!) Anhaltende Symptome erhöhter Erregtheit. „Auf Hochtouren laufen“, Konzentrationsprobleme, Gereiztheit

48 Ab wann kann PTSD diagnostiziert werden?
Auf keinen Fall vor einem Monat nach dem belastenden Ereignis. Alle drei Symptombereiche müssen auftreten. Die Person muss durch die Symptome in ihrem Leben nachhaltig beeinträchtigt sein.

49 Akute Belastungsreaktion
Verlauf der PTBS Ereignis peritraumatischer Zeitraum (ca. 2 Std.) Intensität ist abhängig von: 1. Wissen um die Normalität der Reaktion 2. Mentale Situation vor dem Ereignis 3. Lebensgeschichtlich bedingte Bedeutungs- zuschreibung 4. physische Stärke Akute Belastungsreaktion psychotraumatische Belastungsstörung Ziel vom Basis-KIT t bis max. 4 Wochen üblich sind 4-8 Tage Monate bis Jahre

50 Krisenintervention im Rettungsdienst
Verhinderung gesundheitlicher Folgeschäden

51 Was kann Krisenintervention tun?
Diagnostizieren Biografie erfragen Soziales Netzwerk unterstützen Ressourcen suchen Stabilisierungsarbeit leisten Aufbau eines Netzwerks qualifizierter Helfer

52 Gespräch Reden lassen (aktives Zuhören) (=Emotionale Entlastung)
2. Informieren 3. Kognitive Strukturierung 4. Handlungen planen

53 Vorgehen: 4-S-Regeln zur Psychischen Ersten Hilfe (PEH)

54 1. Sage, dass Du da bist und dass etwas geschieht
Der Pat.soll spüren, dass es in seiner Situation nicht allein ist. Gehen Sie zu den Betroffenen, und stehen Sie nicht herum. Schon der Satz: "Ich bleibe bei Ihnen bis der Arzt,… kommt" wirkt entlastend und beruhigend. Der Pat.soll auch über vorgenommene Maßnahmen informiert werden, z.B. "Der Arzt ist auf dem Weg".

55 2. Schirme den Pat.vor Zuschauern ab!
Neugierige Blicke sind für einen Pat. unangenehm. Weisen Sie Schaulustige freundlich aber bestimmt zurück, z.B. indem Sie sagen "Bitte treten sie zurück!" Wenn Zuschauer stören, weil sie unnötige Ratschläge geben oder von eigenen Erlebnissen berichten, geben Sie ihnen eine Aufgabe. z.B: am Unfallort: Sagen Sie z.B. "Schauen Sie, ob die Unfallstelle abgesichert ist." Zu Störern kann auch gesagt werden: "Halten Sie bitte die Zuschauer auf Distanz, und sorgen Sie für Ruhe!"

56 3. Suche vorsichtigen Körperkontakt!
Leichter körperlicher Kontakt wird von vielen Notfallopfern als angenehm und beruhigend empfunden. Halten sie die Hand oder die Schulter des Betroffenen. Berührungen am Kopf und anderen Körperteilen sind hingegen nicht zu empfehlen. Begeben Sie sich auf die gleiche Höhe wie das Opfer; knien Sie sich hin oder beugen sich herab. Wenn der Pat. durch Kleidung eingeengt wird, friert, unbequem liegt oder Kleidungsstück zerrissen sind, sollte man dies beheben, z.B. es mit einer Decke zudecken.

57 4. Sprich und höre zu! Sprechen kann für den Notfallpat. wohltuend sein. Wenn der Betroffene redet, hören Sie geduldig zu. Fragen Sie den Pat.: " Kann ich etwas für Sie tun?„ Sprechen Sie auch von sich aus, möglichst in ruhigem Tonfall. Sollten Sie Mitleid verspüren, scheuen Sie sich nicht, es zu zeigen.

58 Todsünden •Vorwürfe •Abgestumpftheit •Hektik •Nivellieren •Keine Zeit

59 KRISENINTERVENTION - Wann und Wie?
Sollte nur bei Vorliegen einer Krise durchgeführt werden Sollte klar strukturiert sein Sollte so schnell wie möglich beginnen Kann (muss nicht) präventiv wirken

60 Methoden zur Beruhigung
Körperkontakt Weinen lassen Sich auf Atmung konzentrieren Hinsetzen lassen Bildvorstellung, Farbe, Musik Muskelentspannung (Jacobsen) Gedankenstopp Ablenkung Psychopharmaka

61 Einsatzindikationen für KIT
Fahrpersonal der öffentlichen Verkehrsmittel nach Personenunfall Überbringen von Todesnachrichten (in Zusammenarbeit mit der Polizei) Hinterbliebene nach Suizid Menschen unter akutem seelischem Schock (schwere Unfälle, Feuer etc.) Opfer von Geiselnahmen Hinterbliebene nach plötzlichem Tod im häuslichen oder öffentlichen Bereich Opfer von Gewalttaten, Vergewaltigung und Familientragödien Eltern nach Kindestod

62 SVE Stress-Verarbeitung nach belastenden Einsätzen

63 Stressbewältigung Jeder Einsatz kann zu einer psychischen Belastung führen Dies hat nichts mit persönlicher Stärke oder Schwäche zu tun Prävention kann die Verarbeitung fördern

64 Faktoren für die Belastung
Folgende Faktoren können bei Helfern zur Ausbildung einer Akuten Belastungsreaktion (ABR) beitragen: Persönliche Betroffenheit (Identifizierung) Fehlen adäquater Handlungsmöglichkeiten Berufliche oder/und persönliche Überlastung

65 Belastende Ereignisse
Plötzlicher Tod/ schwere Krankheit von KollegInnen Suizid eines KollegInnen Massive Belastung durch Tod von PatientInnen bei Verdacht auf Pflegefehler Ereignis, bei dem Kinder beteiligt sind bzw. geschädigt werden Ereignisse, bei denen das Opfer dem Helfer bekannt ist übermäßiges Interesse der Medien Massive Überstundenbelastung, Personalmangel jeder andere besonders bedeutender Vorfall mehrere parallele Schadensereignisse / Großschadenslagen

66 Prävention Information Ausgleich funktionierendes soziales Netz
gutes Betriebsklima differenziertes Welt- und Selbstverständnis

67 Mit Belastungen umgehen
Im Team nach dem Einsatz über das Erlebte offen sprechen eigene Belastungen und Gefühle benennen Das Gespräch mit vertrauten Kollegen ist oft hilfreicher als das Gespräch mit Außenstehenden Aufmerksam sein für eigene Reaktionen und Veränderungen Unterstützung suchen und annehmen

68 Streßbearbeitung nach belastenden Ereignissen (SBE)
SvE / CISM In den USA (Mitchell) entwickeltes System zur Prävention psychischer Traumatisierung von Einsatzkräften (Critical incident stress management): Streßbearbeitung nach belastenden Ereignissen (SBE) Ausbildung von Peers (Kollegen) Einzelgespräche mit Peers bei akuter Belastungsreaktion sinnvoll Durchführung von SBE-Kurzbesprechungen (defusing) Durchführung von SBE-Nachbesprechungen (debriefing) – zuletzt sehr umstritten

69 Kurzbesprechung (Defusing)
Zeitpunkt: In der Regel einige Stunden nach dem Einsatz geleitet durch einen ausgebildeten Peer der Dienststelle Teilnehmer: betroffenes Team der Dienststelle Ziele: - Verminderung der Intensität von Reaktionen - „Normalisierung“ der Erfahrung - Wiederherstellung des sozialen Netzwerks der Gruppe - Abschätzung, ob ein Debriefing stattfinden soll - Angleichung von Informationen über das Ereignis

70 Debriefing Debriefing wird zwar von allen Beteiligten geschätzt, nützt aber im KIT-Bereich nicht und schadet möglicherweise, im Sbe- Bereich ist auf strenge Struktur zu achten- Studien stehen seit Jahren aus Debriefing leistet insbesondere keinen Beitrag zur Prävention von PTBS Debriefing sollte daher nicht routinemäßig durchgeführt werden „Lasst mich nach Hause und Mensch werden“

71 Psychologischer Notfallkoffer
Grundorientierung: Salutogenetisch Vorgehen: Aktiv, direktiv 1. Überblick 2. Begrüßung 3. Notfallmanagement 4. Sicherheit vermitteln 5. Beruhigen (entdramatisieren) 6. Zuhören 7. Informieren (Psychoedukation) 8. Strukturieren 9. Selbstkontrolle stärken 10.Ressourcen aktivieren (innere, äußere)

72 Psychologischer Notfallkoffer
11.Handlungen planen 12.Rituale 13.Praktische Aufgaben 14.Screening 15.Weiterverweisen 16.Verabschiedung 17.Nachbetreuung

73 Psychologischer Notfallkoffer
Psychoedukation: 1. Informationen über mögliche Reaktionen • Informationsblatt • Reaktionen können auftreten, müssen aber nicht • Haben viele Menschen • Legen sich nach 3 – 4 Tagen 2.Informationen über einen angemessenen Umgang • Reden, Schreiben • Kontrolle behalten • Entspannungstechniken • Umgang mit sozialem Umfeld • Vorbereitung auf Medien • Weitere Hilfsangebote

74 Psychologischer Notfallkoffer
Ressourcen aktivieren 1. Innere Ressourcen -Ähnliche Situation, die gemeistert wurden -Was hat bisher geholfen -Selbstkontrolle durch das Durchführen von Handlungen 2. Äußere, soziale Ressourcen -Wen könnte ich anrufen? -Freunde, Bekannte -Hilfreiche Gruppen

75 KIT- Struktur in Niederösterreich
Großschadensereignisse waren Motoren für Entstehung von Akutbetreuungsteams Alle Organisationen, die Akutbetreuung anbieten sind, seit 2008 in der Plattform Niederösterreich zusammengeschlossen- Anlass war die EURO 08 Auf Österreichischer Ebene – Österreich-Plattform für Akutbetreuung und Krisenintervention Krisenintervention nur in vernetzter Form denkbar und sinnvoll – auch international

76 Akutteam Niederösterreich
+ Entstanden nach der Gasexplosion von Wilhelmsburg 2001 + 5 Regionalteams (Weinviertel, Waldviertel, Industrieviertel, Nö Mitte und Mostviertel) + Ob Jemand die Hilfe in Anspruch nehmen will, entscheidet er selbst! (Freiwilligkeit der Betroffenen) + Die AKUThilfe durch die Fachkräfte des Teams ist im Ausmaß von sechs Stunden kostenlos und wird vom Land NÖ finanziert. + Mitglied der Plattform NÖ

77 Akutteam Niederösterreich
+ In der Regel sondiert ein Sozialarbeiter, was zu tun ist und verständigt dann die psychotherapeutisch ausgebildeten Fachkräfte des AKUTteams. + Honorierte Interdisziplinäre Teams, bestehend aus Psychotherapeuten, Psychologen und Psy-Ärzten + Anfordern dürfen Notärzte und Exekutive, sowie Psy- Fachkräfte + Die Alarmierung erfolgt über das Landhaus St.Pölten (Portier) Die Vorlaufzeit ist relativ lang, daher Vernetzung mit KIT-Teams von ASB und RK

78 Betreuungsteams im Arbeitersamariterbund NÖ Leitung: Chefarzt für Betreuung besteht seit 2002, Anlassfall Gasexplosion Wilhelmsburg , Mitglied der Plattform NÖ Sbe-Team: etwa 15 Peers und psychosoziale Fachkräfte 4 KIT-Teams Team Zentralraum Team Nord Team Süd Team Wien + Umgebung Zusammen etwa 35 KIT-Helfer und psychosoziale Fachkräfte

79 Krisenintervention (KIT) beim Roten Kreuz (ÖRK)
Die Arbeit der Krisenintervention beginnt dort, wo die Arbeit des Notarztteams endet! Die Angehörigen MÜSSEN NICHT in ihrem Schmerz alleine zurück gelassen werden. Aufgabe des KIT ist es, frühmöglichst diese Menschen zu erreichen. Die Krisenintervention versucht in der ersten Zeit, gemeinsam mit den Betroffenen, die veränderte Situation zu verarbeiten und wieder ein Konzept in ihre Hände zu bringen. Ziel ist es, den Einsatzort wieder verlassen zu können, im Wissen einer weiteren Betreuung ev. durch nahestehende Personen oder gegebenenfalls durch Fachpersonal. (Originalzitat:Homepage der RK-KIT-Teams Horn)

80 Ökumenische Notfallseelsorge NÖ
Bestehend aus einer relativ großen Zahl katholischer und protestantischer SeelsorgerInnen Diese machen eine eigene spezifische Ausbildung durch Sind vor allem für Großschadenslagen und zur verzögerten Ersthilfe abrufbar Mitglied der Plattform NÖ

81 AkutBetreuungWien (ABW)
Besteht seit ca. 10 Jahren Alarmierung (in jedem Fall immer zwei Teammitglieder) über die Einsatzleitstelle der MA 70 Die Entscheidung über einen Einsatz trifft der zuständige Leitende Notarzt vor Ort. Auch MD-KS, MA 68, Wiener Rotes Kreuz, Bundespolizeidirektion Wien und Flughafenbetriebsgesellschaft sind zur direkten Anforderung berechtigt. Für Einsätze im Bereich Flughafen Schwechat wurde mit den verantwortlichen Mitarbeiter/innen ein eigener Alarmplan ) durchgeführt. Es besteht eine Kooperation mit dem ASB-Betreuungsteam .Die Teammitglieder erreichen den Einsatzort ausschließlich mit dem Taxi. Mit dem ABW - Ausweis sind sie autorisiert, bis zum Leitenden Notarzt zu gelangen. Einsatzleiter/in ABW ist die/der ersteintreffende Kolleg/in. Kennzeichnung der Teammitglieder im Einsatz erfolgt durch grüne Signaljacken mit der Aufschrift "AkutBetreuungWien" und grüne Kappen.

82 Schnittstellen von KIT mit dem Krankenhaus
Begleitung von Angehörigen durch KIT-Helfer ins KH in der Akutphase Anforderung von KIT durch Akutaufnahme oder Intensivstation in der Akutphase möglich (ca. 3 Stunden) Problematik der Anforderung in der subakuten und chronischen Phase -Diskussion notwendig

83 Rückfragen unter franz.holzhauser@kstp,at
Danke fürs Zuhören! Vielleicht haben auch sie Lust auf eine Kriseninterventionsausbildung oder ein Studium an der Donau-Universität bekommen? Anmeldungen bei den genannten Organisationen je nach Zulassungskriterien oder an der DUK Rückfragen unter


Herunterladen ppt "Grundlagen der Psychotraumatologie im Pflegedienst"

Ähnliche Präsentationen


Google-Anzeigen