Themen aus der Internen Medizin für Pferde-Wissenschaftler VI

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 Präsentation transkript:

Themen aus der Internen Medizin für Pferde-Wissenschaftler VI Univ. Prof. Dr. René van den Hoven, DVM, PhD, Dipl. ECEIM, Dipl. ECVPT Klinik für Interne Medizin und Seuchenlehre für Kleintiere und Pferde VUW

Kolik = Bauchschmerz

Prädisposition zu Darmproblemen Anatomische Besonderheiten: langes Dünndarmgekröse präformierte Lücken Große Teile des großen Kolons sind frei beweglich. Weiters ist ein Pferd unfähig zu erbrechen.

Anatomische Fakten

Input - Output Input: Output 1-2% des KG Heu: 5-10 kg für 500 kg Pferd Hafer oder Pellets: 1-6 kg für 500 kg Pferd Output Kot: 10-12 x 0,7 kg = 7-9 kg (Harn) 7 Liter

Die häufigsten / wichtigsten Störungen des abdominalen GI-Trakts Magenprobleme Enteritis Verstopfungen, Meteorismus, Verlagerungen, Invaginationen und Torsionen resultierend in Kolik Rupturen Leberprobleme

Ätiologie und Pathogenese Ursache des Schmerzes: krampfhafte Peristaltik tonischer Darmkrampf Ausdehnung und Zug des visceralen Peritoneums Zug am Darmgekröse Entzündungsreiz des Peritoneums Hypoxie

Ursachen einer Abdominalkrise primäre Tympanie einfache Verstopfung (Obstruktion) strangulierende Obstruktion Verlagerung Invagination, Volvulus, Torsion, strangulierende Hernie Infarkte Enteritis Peritonitis fibröse Adhäsionen

Mechanismen der Darmschädigung intestinales Ödem bei venösem Druckanstieg (Venenstau) Ausdehnung des Darmlumens mit Schädigung der Serosa Ischämie der Darmwand Reperfusion injury

Tympanie(1) Ausdehnung  Zug an Serosa  Schmerz Magen Überfluß fermentierbarer Kohlehydrate z.B. nach dem Fressen von viel jungem Gras Überproduktion VFA und Laktat VFA hemmen Magenentleerung Ausdehnung des Magens  Ruptur

Tympanie (2) Zäkum und Kolon plötzlicher Futterwechsel Überproduktion von VFA und Laktat übermäßige Gasproduktion  Flatulation übermäßige VFA hemmt aber das Zäkum und die Kolonmotilität  Ausdehnung der Därme  Druck auf Diaphragma und V.cava Kreislaufproblem Bauchumfang stark vergrößert Schlecht zu kontrollierender Schmerz

Zäkum und Kolontympany Verminderter venöser Return  Hypovolämie Eingeschränktes Atemvolumen pH-Senkung im Zäkum  Hufrehe metabolische Azidose Magenreflux

Einfache Verstopfung Okklusion des intestinalen Lumens An der Okklusionsstelle Defizit des M.circularis (Aperistaltik) Hyperperistaltik oral der Verstopfung  spasmodische Kolikerscheinungen Anschoppen von Speichel, Magensekret, Ingesta, Leber- und Pankreassekret und Gasproduktion von Darmbakterien verursachen eine Erhöhung des intraluminalen hydrostatischen Druckes (IHD) IHD >15 cm H2O  keine Absorption mehr möglich  es entsteht ein reverser Flux (der Darm füllt sich mit Flüssigkeit) Blutshunting um den obstipierten Teil  Ischämie Toxin-Resorption  Leberdegeneration

Volvolus (Knoten)

Strangulation Okklusion des Lumens  Stasis  Reverser Flux Okklusion der venösen Zirkulation  Stau und Ödem Okklusion der Arterien  Ischämie Verlust und Speicherung des Plasmavolumens im Lumen des abgeschnürten Darmteils

Entscheidung: Konservative Therapie oder chirurgischer Eingriff Entscheiden ist ein Problem Trotz der Tatsache, dass 97% der Kolikursachen keiner chirurgischen Therapie bedürfen, ist es die Kunst, frühzeitig zu entscheiden, ob ein chirurgischer Eingriff oder eine medizinische Behandlung indiziert sind.

Der Tierarzt hat 5 Kriterien zu betrachten 1. Schmerz 2. Kardiovaskulärer Status 3. Die Palpationsbefunde bei der Rektaluntersuchung 4. Das Vorhandensein eines Magenreflux 5. Die Resultate der Bauchpunktion

Die ersten Maßnahmen und Überlegungen des TAs Schmerzen bekämpfen Kolikuntersuchungsgang durchführen Nasenschlundsonde bei Verdacht auf Magenüberfüllung

Cardiovaskulärer Status (1) Mattheit zwischen den Kolikanfällen Kalte Extremitäten Verfärbte Schleimhäute: rot oder blass Verlängerte CRT Schwacher Puls mit erhöhter Frequenz Erhöhte Atmungsfrequenz Muskelzittern Erniedrigte Innere Körpertemperatur

Apathie

Hypovolämischer Schock Ursache: Verlust von zirkulierendem Volumen: Zurückbleiben im Darmlumen Hypersekretion (Enteritis) Zurückbleiben in abgeschnürten Darmteilen Exzessives Schwitzen

Cardiovaskulärer Status (2) Bei ausgeprägter Endotoxinämie ändern sich einige Symptome: Die innere Körpertemperatur kann erhöht sein Die Schleimhäute sind blau-rot bis grau-rot verfärbt, oft ist dabei die sogenannte „Toxische Rinde“ Später entwickelt sich Hufrehe.

Absterbender Dünndarm

Endotoxischer Schock Syn. endoxämischer oder septischer Schock Ursache LPS von Enterobacteriacea Spp. äußerst komplexes Ereignis

Magenreflux Hinweis auf Dünndarmileus gelegentlich bei Dickdarmverlagerungen, wobei das Duodenum komprimiert wurde.

Magenüberfüllung

Magenruptur

Rektalbefunde noch immer der brauchbarste diagnostische Test Zwischen 25 und 30% (maximal 40%) der totalen Bauchhöhle können untersucht werden. Probleme beim Fohlen und Mini  Ultraschall

Faktoren bei Kolik Krank Rohfaserngehallt Mikrobielle Qualität des Futters Rasse/Typ Fressverhalten Koppen Krank Stallhaltung Sandkoppeln Wetter Gärung, Blähung, Verstopfung, Beeinflussung der Peristaltik

Risikofaktoren bei Kolik Diätveränderung: 0-14 Tage vor Kolik Hafer mehr als 3 kg/Tag Bewegungsmangel Stallhaltung Veränderung der Heuqualität Plötzliche Umstellung auf Stroh Entwurmen Wurminfektion