Subjektivierung und Entgrenzung von Arbeit

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Einführung in die Industrie- und Organisationssoziologie GS4, SOZ-BA-S3, G LA1-5, L-POWI-W Proseminar Di 10:00 - 12:00 Raum AfE 502 Prof. Dr. Birgit Blättel-Mink Universität Frankfurt Fachbereich Gesellschaftswissenschaften Institut für Gesellschafts- und Politikanalyse   Tel: 069-798-225423 e-mail: b.blaettel-mink@soz.uni-frankfurt.de web:  http://www.gesellschaftswissenschaften.uni-frankfurt.de/ora

Subjektivierung und Entgrenzung von Arbeit Kleemann, Frank/ Matuschek, Ingo/ Voß, Günter G. (2002): Subjektivierung von Arbeit. Ein Überblick zum Stand der soziologischen Diskussion. In: Moldaschl, Manfred/ Voß, Günter G. (Hrsg.): Subjektivierung von Arbeit. München/Mering: Hampp, S. 53-100. Pongratz, Hans J./ Voß, Günter G. (2000): Vom Arbeitnehmer zum Arbeitskraftunternehmer – Zur Entgrenzung der Ware Arbeitskraft. In: Minssen, Heiner (Hrsg.): Begrenzte Entgrenzungen, Wandlungen von Organisation und Arbeit. Berlin: edition sigma, S. 225-247.

Subjektivierung und Entgrenzung von Arbeit Arbeitssoziologisches Forschungsinteresse: Wie prägt die historisch konkrete Struktur der Gesellschaft die Arbeit? Wie ist Arbeit gesellschaftlich verfasst? Was wird gesellschaftlich als Arbeit anerkannt? Welche Konsequenzen resultieren aus dem gesellschaftlichen Wandel für die Gestaltung von Arbeit und Organisation und welche Folgen hat das für Individuen? Wie wird Arbeit von Individuen subjektiv empfunden? Welchen Einfluss haben diese auf die Gestaltung ihrer Arbeitsvollzüge? Quelle: Karin Lohr 2008: Subjektivierung von Arbeit aus Sicht der Arbeitssoziologie. www.uni-bamberg.de/fileadmin/andragogik/Andragogik1/Andragogentag_2008/Vortrag_Bamberg_Subjektivierung_von_Arbeit.pdf

Subjektivierung und Entgrenzung von Arbeit Ausgangspunkt: Arbeit in der Industriegesellschaft ein spezifischer Typus von Arbeit: Industriearbeit (männlich) eine spezifische Organisation von Arbeit: tayloristisch-fordistisch, bürokratisch als Voraussetzung für Massenproduktion Enger Zusammenhang von Leistungserbringung und Entlohnung als Voraussetzung für Massenkonsum eine spezifisches Institutionensystem, welches dem Arbeits- und Produktionsmodell entspricht und dieses absichert (Bildungssystem, Arbeitsmarktregulierung, industrielle Beziehungen, Geschlechterarrangement, staatliche Sozialleistungen) Normalarbeitsverhältnis: Tariflich abgesichert, Geregelte Arbeitszeiten (8-Stunden-Tag, Urlaubsanspruch, usw.), sozialversicherungspflichtig, unbefristete Normalbiographie: Ausbildung – lebenslange Beschäftigung in einem Betrieb - Rente Quelle: Karin Lohr 2008: Subjektivierung von Arbeit aus Sicht der Arbeitssoziologie. www.uni-bamberg.de/fileadmin/andragogik/Andragogik1/Andragogentag_2008/Vortrag_Bamberg_Subjektivierung_von_Arbeit.pdf

NAV und Entgrenzung von Arbeit Vom NAV zur Entgrenzung von Arbeit Das industrielle Paradigma der Arbeitsorganisation beruhte auf dem Normalarbeitsverhältnis Betrieb als fester Ort der Leistungserbringung Regelarbeitszeit: Vollzeitbeschäftigung mit unbefristeter Dauer Abhängigkeit und Weisungsgebundenheit des Arbeitnehmers gegenüber dem Arbeitgeber Tätigkeit war an formale Qualifikation gebunden Flankierung durch Institutionen wie Tarifautonomie, betriebliche Mitbestimmung, duale Berufsausbildung, Sozialversicherungspflicht eine Entgrenzung von Arbeit macht sich nun genau an diesen Punkten fest: an der Pluralisierung von Erwerbsformen und Beschäftigungsverhältnissen an der Differenzierung und Flexibilisierung von Arbeitszeiten an der Diffusion des Arbeitsortes an der abnehmenden Bindung der institutionellen Rahmenbedingungen (Arbeitsbeziehungen, Berufsausbildung, Sozialversicherung)

Konzept der Entgrenzung von Arbeit Quelle: Kratzer/Sauer 2003

Subjektivierung von Arbeit - Begriff Begriffsgeschichtlich zwei gegenläufige Verständnisse von „Subjekt“ zum einen das antike Verständnis des „Subjektum“ (lat. „das Zugrundeliegende“), das allgemein einen Träger von Eigenschaften bezeichnet, die diesem (z.B. von den Göttern, später auch von der Gesellschaft) gegeben sind und mit denen er umgehen muss zum anderen das sich mit Renaissance und Aufklärung durchsetzende und sokratische Ideale aufgreifende moderne Verständnis des Subjekts als das sich reflexiv und selbstbestimmt auf die Welt beziehende, je besondere menschliche Individuum. soziologische Subjektverständnis: Subjekt als gesellschaftlich beherrschtes, geprägtes (und dadurch vereinheitlichtes) menschliches Aggregat sozialer Merkmale versus Subjekt als mit komplexen Eigenschaften versehenes, autonomes Individuum, das sich aktiv mit Gesellschaft auseinandersetzt und diese dadurch prägt, wenn nicht gar konstituiert. Quelle: Kleemann/Voß 2010: Arbeit und Subjekt. S. 415. In: Böhle/Voß/Wachtler (Hrsg.): Handbuch Arbeitssoziologie. Wiesbaden: VS

Doppelte Subjektivierung Doppelte Subjektivierung als Spannungsverhältnis von Gestiegenen subjektiven Ansprüchen der Beschäftigten an ihre Arbeit (Bedürfnis nach Selbstbestätigung, Anerkennung, Autonomie…) („normative Subjektivierung“, Baethge 1991) und Unternehmerischen Ansätzen zur Nutzung von Arbeitskraft: Nutzung aller subjektiven Fähigkeiten, Kompetenzen einschließlich der Fähigkeiten und Bereitschaft, die eigene Arbeit aktiv zu steuern (Arbeitskraftunternehmer) mit dem Ziel der Rationalisierung, Kostenersparnis, Flexibilisierung zunehmende Bedeutung des Subjekts im Arbeits- und Verwertungsprozess, „doppelte Subjektivierung“ Quelle: Karin Lohr 2008: Subjektivierung von Arbeit aus Sicht der Arbeitssoziologie. www.uni-bamberg.de/fileadmin/andragogik/Andragogik1/Andragogentag_2008/Vortrag_Bamberg_Subjektivierung_von_Arbeit.pdf

Subjektivierung von Arbeit Perspektive vom ISF München - Kratzer Entscheidende Indizien für einen Veränderungsprozess in Richtung einer „Subjektivierung von Arbeit“ sind demnach: Neue Arbeits- und Organisationsformen, die mit neuen Anforderungen an die Selbstorganisation und Selbstregulation der Beschäftigten einhergehen und/oder den Einsatz von Subjektivität (Emotionen, Kooperationsfähigkeit, Kreativität etc.) erfordern; der Wandel von Qualifikationsanforderungen (Höherqualifizierung, soft skills etc.) und Tätigkeitsstrukturen (kunden- und/oder personenorientierte Dienstleistungen) sowie veränderte Lebensstile und Erwerbsorientierungen (normative Subjektivierung). Ebenfalls „subjektivierende“ Wirkung dürften Formen der Flexibilisierung von Arbeit, insbesondere in zeitlicher und räumlicher Hinsicht, haben, da sie mit wachsenden Gestaltungserfordernissen für die (Arbeits-)Subjekte einhergehen. (Kratzer et al. 2003: 39)

Subjektivierung von Arbeit Perspektive von Kleemann/Matuschek/Voß „Die Formulierung “Subjektivierung von Arbeit” bezeichnet in der arbeitssoziologischen Debatte ganz allgemein eine Intensivierung von ‚individuellen’, d.h. Subjektivität involvierenden Wechselverhältnissen zwischen Person und Betrieb bzw. betrieblich organisierten Arbeitsprozessen. Dies kann einmal heißen, daß Individuen von sich aus mehr Subjektivität in die Arbeit hineintragen, aber auch, daß die Arbeit immer mehr Subjektivität von den Individuen fordert. In beiden Fällen ist der zunehmende Stellenwert von Subjektivität mit einem relativen Rückgang von eindeutig vorstrukturierten, Subjektivität beschränkenden Situationen verbunden.“ (Kleemann/Matuschek/Voß 2002: 57-58)

Subjektivierung von Arbeit Kleemann/Matuschek/Voß vier Formen von Subjektivität: Kompensatorische Subjektivität: Dient dazu, explizit oder implizit regulierend einzugreifen, um Störungen des formalisierten Arbeitsprozesses flexibel zu bewältigen bzw. deren Entstehung zu verhindern. Strukturierende Subjektivität: Dient dazu, zur Sicherung eines effizienten Ablaufs der Arbeit (explizit oder implizit) in geeigneter Weise selbst Strukturen zu schaffen und seine Arbeitskraft dadurch in die betrieblichen Erfordernisse einzupassen Reklamierende Subjektivität: Die an die Gesellschaft und ihre Institutionen gerichtete Formulierung alternativer Orientierungen und Aspirationen sowie die Forderung nach deren Berücksichtigung. Ideologisierende Subjektivität: Bezieht sich auf eine Prägung der Person durch diskursiv bzw. kulturell vermittelte Sinn-Strukturen von Arbeit und Beschäftigung.

Dimensionen von Subjektivierung Zeitlich: Selbstregulation wie lange, wie schnell, mit welcher Zeitlogik gearbeitet wird Räumlich: Entscheidungen über Ort von Arbeit, Mobilität Sachlich-qualifikatorisch: Erweiterung von Qualifikation und Kompetenz, Selbstdefinition der erforderlichen Kompetenzen Technisch: aktive Organisation der eigenen Arbeitsmittel, Anpassung dieser an individuelle Erfordernisse Sinnhaft: Erfordernis, Tätigkeit sinnhaft zu strukturieren, sich selbst zu motivieren aber auch betrieblicher Ziele an zu erkennen Sozial im engeren Sinne: Abstimmung mit anderen, Kooperationen Emotional: eigene Emotionalität bewusst gestalten Quelle: Karin Lohr 2008: Subjektivierung von Arbeit aus Sicht der Arbeitssoziologie. www.uni-bamberg.de/fileadmin/andragogik/Andragogik1/Andragogentag_2008/Vortrag_Bamberg_Subjektivierung_von_Arbeit.pdf

Chancen und Risiken der Subjektivierung von Arbeit Selbstverwirklichungs- und Partizipationsmöglichkeiten Segmentierung der Beschäftigten: positive Wirkungen für höher Qualifizierte, negative für gering Qualifizierte Aufhebung von Fremdkontrolle und Zwang Wachsende Anforderungen, Leistungsdruck, Selbstausbeutung Realisierung individueller Interessen und Orientierungen Wachsende Unsicherheit und kumulierte Risiken: Prekarität Vereinbarkeit von Arbeit und Leben – Chance für Frauen? Entgrenzung von Arbeit und Leben: Zugriff auf Lebenswelt Quelle: Karin Lohr 2008: Subjektivierung von Arbeit aus Sicht der Arbeitssoziologie. www.uni-bamberg.de/fileadmin/andragogik/Andragogik1/Andragogentag_2008/Vortrag_Bamberg_Subjektivierung_von_Arbeit.pdf

Indikatoren zur empirischen Messung der Subjektivierung von Arbeit - www.soeb.de Indikatoren auf der betrieblichen Ebene: die Verbreitung neuer Steuerungsformen in den Unternehmen, die auf die Eigenverantwort-lichkeit und Selbstorganisation der Beschäftigten rekurrieren (Vertrauensarbeitszeit und Zielvereinbarungen), spezifische Veränderungen der Organisationsstrukturen wie etwa der Abbau von Hierarchie-ebenen und die Delegation von Entscheidungskompetenz „nach unten“, die Verbreitung neuer Arbeitsformen (vor allem Gruppen- und Projektarbeit), die nicht nur die Fähigkeit und Bereitschaft zur Selbstorganisation, sondern auch Kompetenzen der Kommunikation und Kooperation voraussetzen Formen flexibler Arbeitszeitorganisation, die den Beschäftigten Gestaltungsspielräume im Hinblick auf ihren (zeitlichen) Arbeitseinsatz und das Verhältnis von Arbeit und Leben einräumen (Gleitzeit, Arbeitszeitkonten u.a.). Indikatoren auf der individuellen Ebene: die Verbreitung von Tätigkeiten, die eigenverantwortliches Arbeiten und/oder die unmittelbare Interaktion mit „Kunden“ beinhalten, die Verbreitung von Beschäftigtengruppen mit Gestaltungsspielräumen in bezug auf die Arbeitsausführung oder den Arbeitseinsatz, Veränderungen in der Wahrnehmung und Bewertung von Arbeit sowie von Arbeits- und Erwerbsorientierungen, die sich mit wachsenden Ansprüchen an Selbstentfaltung und Selbstverwirklichung in der Arbeit verbinden. Quelle: Nick Kratzer, Dieter Sauer, Anne Hacket, Katrin Trinks (2005): Flexibilisierung und Subjektivierung von Arbeit. S. 41. www.soeb.de/img/content/kratzer_flex.pdf

Der Arbeitskraftunternehmer Zugrunde liegende These: Grundlegender Wandel der gesellschaftlichen Verfassung der „Ware Arbeitskraft“ (Karl Marx), der in der Tendenz auf einen neuen gesellschaftlichen Leittypus von Arbeitskraft hinauslaufe: den Idealtypus des aktiv und selbstverantwortlich handelnden „verbetrieblichten Arbeitskraftunternehmers“, der den bisherigen fordistischen Typus des „verberuflichten Arbeitnehmers“ allmählich ablöse. Theoretischer Ausgangspunkt - „Transformationsproblem“: Betriebe stehen vor der Aufgabe der Transformation der latenten Arbeits-Kraft von Beschäftigten in manifeste aufgabenfunktionale Arbeits-Leistung. Diese vollziehe sich zunehmend in einem veränderten Modus. Die bisher vorherrschende möglichst strikte Detailsteuerung von Arbeitskraft im Betrieb (nach den Prinzipien des Taylorismus) werde zum Rationalisierungshindernis; stattdessen werde nun tendenziell die Verantwortlichkeit von Arbeitskräften erhöht, um Flexibilität und Innovativität freizusetzen. Arbeit werde vermehrt indirekt und ergebnisbezogen gesteuert (z.B. durch Zielvereinbarungen) und die Arbeitsausführung im Detail den Arbeitenden selbst überantwortet. Dabei sei die Rücknahme direkter Steuerung von einer Ausweitung indirekter Kontrollen begleitet. Dadurch werde die Transformation von Arbeitskraft in neuer Qualität auf die Beschäftigten übertragen, also betrieblich ‚externalisiert‘. Quelle: Kleemann/Voß 2010: Arbeit und Subjekt. S. 415. In: Böhle/Voß/Wachtler (Hrsg.): Handbuch Arbeitssoziologie. Wiesbaden: VS

Der Arbeitskraftunternehmer Quelle: Pongratz/Voß 2003: 15

Proletarischer Lohnarbeiter, verberuflichter Arbeitnehmer, Arbeitskraftunternehmer Quelle: Voß/Pongratz 1998