Fernando Martins Braga Chorea Huntington Fernando Martins Braga
Chorea Huntington Einführung Autosomal-dominanter Erbgang Genort auf Chromosom 4 Mutation besteht aus einer Expansion von „triplet repeats“ Vollständige Penetranz Unterschiedliche Expressivität Bei Vererbung durch Vater: frühere Manifestation Lebenserwartung ca. 10 Jahren kürzer als bei Vererbung durch Mutter
Chorea Huntington Einführung Prävalenz: 4-5/100.000 Einwohner Alter: meist 30-50 Lebensjahre Degeneration kleiner GABAerger und cholinerger Neurone im Neostriatum mit Übergewicht von Dopamin
Chorea Huntington Klinik Positive Familienanamnese: erhöhte Suizidalität Erstsymptome: organische Wesensänderung In fortgeschrittenen Stadien: Impulskontrollstörungen oder seltener Affektive Enthemmung mit Gewaltdelikten Ausbildung von manisch depressiven oder schizophreniformen Psychosen Neuropsychologische Störung mit frühzeitiger Beeinträchtigung des Arbeitsgedächnisses und sekundäre Planungsstörung Endstadium: Demenz
Chorea Huntington Klinik Hypoton-hyperkinetischen Bewegungsstörungen: Dauernde Schnelle „grobe“ Muskelkontraktionen Initial distaler Betonung Eventuell: nur diskrete Ausprägung oder grob ausfahrende Bewegungen Unruhe beim Sitzen, manuelle Ungeschicklichkeit, orofaziale Hyperkinesien, Dysarthrie, Dysphagie. Zunahme der Extremitäten-Hyperkinesen beim Gehen
Chorea Huntington Klinik Hypokinetisch rigide Form (Westphal-Variante): 1-10% Oft bei Kindern Hypomimie Proximal nach distal fortschreittender Rigor Feinschlägiger Tremor, Blickparese, Pseudobulbärparalyse, Mutismus
Chorea Huntington Diagnostik Anamnese Berufliche Schwierigkeiten reduzierte Interessen und Aktivitäten zunehmende Vergesslichkeit Veränderungen im sozialen Verhalten Frühere Aufenthalte in psychiatrischen Einrichtungen Familienanamnese: verstorbene Familienangehörige mit "komischen" Bewegungen Medikamentenanamnese
Chorea Huntington Diagnostik Klinisch neurologische Untersuchung Oft sehr schlanke Patienten MER: Gordon-Kniesehnenreflex positiv
Chorea Huntington Diagnostik Molekulargenetik Bestimmung der CAG-Triplet-Wiederholungen im Huntingtin-Gen Normal 11-24 Wiederholungen (Chorea Huntington: > 40 Wiederholungen) Je mehr triplet repeats, desto früher der Erkrankungsbeginn und desto rascher die Progredienz Pränatale Diagnose: Chorionzottenbiopsie
Chorea Huntington Diagnostik bei negativer Mutationsdiagnostik im Huntingtin-Gen MRT: zum Ausschluss symptomatischer Ursachen Kupfermenge im 24-h-Urin und Coeruloplasminspiegel im Serum (Morbus Wilson) T3, T4, TSH (Hyperthyreose) Kollagenosediagnostik (Lupus, Sarkoidose, Antiphospholipid-Syndrom) Akanthozyten im Blutausstrich (Neuroakanthozytose)
Chorea Huntington Diagnostik Testpsychologie Konzentrations- und Gedächtnisstörungen Beeinträchtigung der visuell-motorischen Koordination Planungsstörung
Chorea Huntington Diagnostik Bildgebung Atrophie des Corpus striatum mit Erweiterung von Seiten- und 3.Ventrikel Verminderung des Bicaudatumindex (Maximalen Abstand der Vorderhörner im Seitenventrikel geteilt durch den Abstand beider Caudatumteilen) [path. < 1,8] Später generelle Hirnatrophie
Chorea Huntington Diagnostik Bildgebung
Chorea Huntington Therapie Keine kurative Therapie Demenz, Apraxie und Progredienz der Erkrankung sind medikamentös nicht zu beeinflussen
Chorea Huntington Therapie Adjuvante-Maßnahmen Sozio-, Psychotherapie Selbsthilfegruppe Betreuung der Angehörigen Genetische Beratung (Familienplanung, prädiktive Diagnose) Krankengymnastik (Westphal-Variante) und Ergotherapie Logopädie Kalorienzufuhr (Energieverbrauch der Patient erhöht, Schluckstörungen) Alkoholkarenz (Alkoholgenuss verstärkt die Symptomatik)
Chorea Huntington Therapie Hyperkinese Thiaprid und Tetrabenazin (Dopamin-2-Rezeptorenblocker in Nucleus caudatus, Putamen und Corpus striatum) Vor dem Wechsel: Maximaldosis oder dem Auftreten von nicht tolerablen Nebenwirkungen Sulprid (Antagonist Dopamin-Rezeptor im ZNS) und Alprazolam (Benzodiazepin): wirken gleichzeitig antidepressiv
Chorea Huntington Therapie Manisch depressive und schizophreniforme Psychose: Amitriptylin, Haloperidol, Clozapin Akinetisch rigide Bewegungsstörungen: Vorsichtig dosierte Antiparkinsonmittel (z.B. Bromocriptin)
Chorea Huntington Referenzen Klingelhöfer J, Rentrop M. Extrapiramidale Bewegungsstörungen: Choreatische Syndrome. In: Klinikleitfaden – Neurologie, Psychiatrie. München: Urban&Fischer; 2003. Vogl H. Differentialdiagnose der medizinisch-klinischen Symptome. München: Reinhardt; 1994. Deutsche Gesellschaft für Neurologie. Chorea. Leitlinien der DGN; 2008. Klaffke S, Trottenberg T. Chorea Huntington. http://www.charite.de/ch/neuro/klinik/patienten/ag_bewegungsstoerungen/index/info/Chorea_Huntington/Chorea_Huntington.htm
Danke für die Aufmerksamkeit