Vorlesung: Einführung in die Soziologie – Wintersemester 2007/08 PD. Dr. Joachim Renn 5. Dez.: Individualisierung/soziale Gruppen.

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Vorlesung: Einführung in die Soziologie – Wintersemester 2007/08 PD. Dr. Joachim Renn 5. Dez.: Individualisierung/soziale Gruppen

Einführung in die Soziologie – Wintersemester 2007/08 5. Dez. Individualisierung / soziale Gruppen Natrag Exkurs: was ist eigentlich Identität? Intersubjektivität: individuelle Identität ist sozial bedingt (überschreitet aber diese Bedingungen) Quelle der Individualisierung I: das I die kreativ- spontane Antwort der Person auf die gesellschaftliche Erwartung Quelle der Individualisierung II: Differenzierung der Gruppen: die einzelne Person ist nicht mehr Angehörige nur einer Gruppe Modell konzentrischer Kreise: Axel Honneth: Liebe, Recht, Solidarität Modell sich schneidender Kreise: Georg Simmel: Mehrfachzugehörigkeit

Einführung in die Soziologie – Wintersemester 2007/08 5. Dez. Individualisierung / soziale Gruppen A. Honneth: (Liebe): Intersubjektive Voraussetzung der Identitätsbildung ist die wechselseitige Anerkennung von Selbständigkeit deshalb (…)bezeichnet Anerkennung hier den doppelten Vorgang einer gleichzeitigen Freigabe und emotionalen Bindung der anderen Person; nicht eine kognitiver Respektierung, sondern eine durch Zuwendung begleitete, ja unterstützte Bejahung von Selbständigkeit ist gemeint (Honneth, Kamp um Anerkennung, S. 173) Stufen der Anerkennung: Liebe, Recht, Leistung (Schichten der Identität und ihrer sozialen Resonanz und konzentrische Kreise der Vergesellschaftung - Sozialstruktur)

Einführung in die Soziologie – Wintersemester 2007/08 5. Dez. Individualisierung / soziale Gruppen Georg Simmel: Formen des Individualismus unterscheiden sich durch die Art der Beziehung zwischen Allgemeinem und Besonderen: Problem: ein individuelles Gesetz (praktisches Selbstverhältnis und radikale Selbstbestimmung und Tragödie der Kultur (unmögliche Selbstverallgemeinerung) Voraussetzung: Differenzierung der Gruppen und Schneidung der sozialen Kreise Der Individualismus ist die Metaphysik der Arbeitsteilung

Einführung in die Soziologie – Wintersemester 2007/08 5. Dez. Individualisierung / soziale Gruppen Die Kontingenz des modernen Modells des Individuums: Individuelle Existenz als selbst gewähltes und selbst verantwortetes Projekt Charles Taylor: Sources of the Self: Identität als Projekt Biographisierung – Biographiegenerator (Alois Hahn) – Beichte, Tagebuch, romantischer Brief, Therapie (Medien bzw. Interaktionsformen) Position der Person: Differenzierungsform (Konstellation zwischen Gruppen und Arten von Gruppen) bestimmt die Form des Verhältnisses zwischen Individuum und Gesellschaft: Gegensatz: traditionale/ moderne Gesellschaft: kollektivistische/ individualistische Identität der Person partikularistische und universalistische Orientierung: enges bzw. lockeres Verhältnis zur (zu einer) Gruppe

Einführung in die Soziologie – Wintersemester 2007/08 5. Dez. Individualisierung / soziale Gruppen Individualisierung durch Differenzierung der Gruppe (-n)! Bsp.: Besitz-Individualismus (C. B. Mc Pherson) (Selbstdeutung als Eigentum: soziale Struktur: entstehende bürgerliche Gesellschaft als Assoziation von freien Produzenten - Liberalismus: das freie Individuum und die sekundäre Kollektivität) Ulrich Beck: Jenseits von Stand und Klasse: Strukturelle Individualisierung: Wandel des Zugriff sozialer System auf Personen Die Einzelnen müssen ihre Position selbst einnehmen und sind zu (biographisch relevanten) Entscheidungen verurteilt: Individualisierung ist eine gesellschaftliche Dynamik, die nicht auf freier Entscheidung des Individuums beruht – (…) Individualisierung ist ein Zwang.

Einführung in die Soziologie – Wintersemester 2007/08 5. Dez. Individualisierung / soziale Gruppen Erste Zuspitzung: Systemtheorie: der Mensch als Umwelt der Gesellschaft: von den zugeschriebenen und qua Geburt festgelegten Eigenschaften, Rechten und Pflichten zur Exklusionsindividualität (N. Luhmann, A. Hahn) Zweite Zuspitzung: Postmoderne Postmoderne Fragmentierung: Auflösung der Einheit der Person (als kohärente und kontinuierliche Identität im Wechsel der Rollen und Kontexte) postmodern lifestrategies have in common that they tend to render human relations fragmentary and discontinuous; they are all up in arms against the construction of long lasting consequences, and militate against the construction of lasting networks of mutual duties and obligations. (Zygmunt Baumann)

Einführung in die Soziologie – Wintersemester 2007/08 5. Dez. Individualisierung / soziale Gruppen Fragen: 1. Wodurch unterscheidet sich die soziale von der individuellen Identität einer Person? 2. Welche Rolle spielt das Verhältnis zwischen sozialen Gruppen für die Identität der einzelnen Person? 3. Was bedeutet, wie entsteht und was folgt (unter Umständen) aus Individualisierung? 4. Was versteht Mead unter Perspektivenübernahme und was will er damit erklären? 5. Wieso erlaubt die Übernahme gesellschaftlicher Strukturen und Erwartungen (Akkomodation bei Piaget und Perspektivenübernahme bei Mead) überhaupt noch individuelle Abweichung (oder Kritik an diesen Erwartungen)?