Common Ground Universität des Saarlandes FR 5.3 Psychologie

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Wahrnehmung Perzeption
Advertisements

Sozialpsychologie = Beschreibt die Art, wie Menschen soziale Realität konstruieren, wie sich Einstellungen und Vorurteile bilden und verändert werden.
Hinweise und Anregungen zum Anfertigen von
Erwerb von sozialer Kompetenz
4 Grundregeln für erfolgreiches Verhandeln
Fragetechnik statt Sagetechnik
Heuristiken und Kontexteinflüsse
Information & Kommunikation
Das Kontinuum-Modell von Fiske und Neuberg
Kommunikation und Interaktion
Die Normalisierung und Wahrnehmung eines fremden Akzents Datum: Referentin: Carolin Funk Dozent: Prof. Dr. Jonathan Harrington Hauptseminar:
Was ist die artikulatorische Grundlage von Locus-Gleichungen? Hauptseminar: Modelle der Sprachproduktion & - perzeption Dozent: Prof. Dr. Jonathan Harrington.
Die Grundstruktur des Kopierens
An Ideomotor Approach to Imitation
Inhalte zielgerichtet darstellen Adressatengerechte Informationen
Übersetzung durch Mensch und Maschine Einleitung Einleitung Entwicklungsgechichte der MÜ Entwicklungsgechichte der MÜ Entwicklungsphasen der MÜ Entwicklungsphasen.
Soziale Interaktion und Alltagsleben
Persuasion als sequenzieller Prozess: Versuch der Integration von Unimodel und HSM Gerd Bohner
Grundannahmen und die Stufen der sozialen Informationsverarbeitung
Modellierungsmethoden in der Verhaltenstherapie
Parasoziale Interaktionen und Beziehungen
Nachrichtentechnisches Kommunikationsmodell
Effects of 3-D complexity on the perception of 2-D depictions of objects (Flip Phillips, Colin H Thomson, Martin G Voshell, 2004) Seminar: Bildwahrnehmung.
Einführung in die Semantik
Institut für Kartographie und Geoinformation Prof. Dr. Lutz Plümer Diskrete Mathematik II Vorlesung 1 SS 2001 Algorithmus von Dijkstra.
Die Balance finden mit Triple P
Mitarbeiterjahresgespräche an der Fachhochschule Dortmund
SE DOKO, Ines Neunhoeffer
Gespräch und Untersuchung
Anke Mümken, Clemens Freytag, Wolfgang Keil & Ursula Piontkowski
6. Text und Konversationsmaximen
Center for Environmental Systems Research, University of Kassel, Germany CliMA-Kolleg-Seminar am : Modell des sozialen Einflusses und des sozialen.
Richtlinien für studentische Arbeiten
Cultural Impact on Communication in University Teaching
Verarbeitung von Implikaturen iv Ist die Interpretation von skalaren Implikaturen gegenüber der wörtlichen Interpretation verzögert? Grodner et al
AEVO Kurs, IHK Oldenburg
Texttyp - Textsorte - Vertextungsmuster
Sprechfertigkeit Sprechen
CC-by-Lizenz, Autor: Bernd Schmid für isb-w.euisb-w.eu Systemische Professionalität Kommunikation + Beziehung ISB-Konzepte kompakt Leitung:
Religiöse Vielfalt – Bedrohung oder Chance?
Michel Candelier (Université du Maine, Le Mans, France)
Context-awareness Andreas Bossard, Matthias Hert.
Im Unterricht kann man Einsteigen Ideen sammeln Selbständig lernen
Faire und vertrauensvolle Zusammenarbeit an der
Multivariate Statistische Verfahren
Vienna Conference on Consciousness Teil I "Was ist die neuronale Grundlage des Bewußtseins? Wo ist es im Gehirn?" Beitrag von Michael L. Berger (Center.
EUROPEAN SECURITY CONFERENCE INNSBRUCK, Vorausschauend agieren – richtig reagieren Zivile Sicherheit und Krisenkommunikation Dr. Siegfried Walch.
Auswahl der Studien.
einweg zweiweg mehrweg kommunikation
Tagesprogramm  Quiet work! Turn off your phones and put them in your backpacks.  Wenn Sie den Test nehmen, dann setzen Sie sich bitte an die.
Name of speaker Kultursensible Kommunikation im Sozial- und Gesundheitsbereich Verstehen wir uns?
1 Strukturierung von Situationen (Strukturierung als Lernkomponente) Thomas Höpfel Seminar für Rechtstheorie und Rechtsinformatik WS 2004/05.
Lernmodelle und Experimentelle Untersuchungen
7. Sitzung Methoden I: Beobachtung
ESL: Kommunikation.
The link between leadership and followership: How affirming social identity translates vision into action. Projektarbeit Sozialpsychologie: Soziale Identität.
Proseminar aus Sozialpsychologie
Semantik und Wissensrepräsentation Einleitung   Sprachliches Wissen vs. Weltwissen   Voraussetzungen für Sprachverstehen.
Feedback(regeln) Elektronisches Präsentieren und Publizieren
Mind - Maps (1) Mind Maps Spielablauf mittels eines Mind Map erklären
“A Need-Based Model of Reconciliation: Satisfying the Differential Emotional Needs of Victim and Perpetrator as a Key to Promoting Reconciliation” Shnabel,
Theoretischen und Empirischen Vertiefung im Fach Sozialpsychologie!
Hausaufgabe 1 Was ist Sozialpsychologie und wie unterscheidet sie sich von anderen, verwandten Disziplinen? Einführung
Der Empfänger Der Empfänger und der Prozess des Empfangens und Verstehens einer Nachricht.
Kognitive Methoden  Als eine Auseinandersetzung mit der behavioristischen Lerntheorie Skinners  entsteht in den späten 60-er Jahren eine Verbindung.
Willkommen Deutsch 13b Helfen Sie bitte bei diesem Umbau.
Kooperatives Lernen.
Europäische Patientenakademie zu Therapeutischen Innovationen Verblindung in klinischen Studien.
Was ist Kommunikation? Alltagsverständnis: In Beziehung treten
Zur Stärkung der Mündlichkeit: Förderung der kommunikativen Kompetenz
 Präsentation transkript:

Common Ground Universität des Saarlandes FR 5.3 Psychologie HS: Verarbeitung sozialer Informationen SS 2006 Dozent: Dr. Rainer Roth Referentin: Eva Schumacher Datum: 5.7.06

Gliederung 1. Theoretischer Rahmen 2. The Communication Game 2.1 Allgemeine Regeln 2.2 soziale Interaktion 3. Common Ground Untersuchung 4. Diskussion

Kommunikationsmodell nach Shannon & Weaver (1949) Empfangenes Signal Gesendetes Signal Nachricht Nachricht Kanal Informa- tions- quelle Trans- mitter Emp- fänger Ziel Rauschen Stör- quelle Theoretischer Rahmen

Wirkungen von Kommunikation Auswirkungen auf Zuhörer Auswirkungen auf Sprecher Auswirkungen beide betreffend Theoretischer Rahmen

Ziele von Kommunikation Sprecher muss notwendige Information über Ziel vermitteln Sprecher muss Nachricht an Merkmale des Zuhörers anpassen Zuhörer muss Merkmale des Sprechers berücksichtigen & evtl. Feedback geben Theoretischer Rahmen

Lasswell (1948) Wer (Quelle) sagt Was (Nachricht) durch Welches Medium (Kanal) zu Wem (Empfänger) mit Welcher Wirkung (Ziel)? Theoretischer Rahmen

The Communication Game Kommunikation = zweckdienliche soziale Interaktion, die in einem sozial definiertem Kontext stattfindet, voneinander abhängige soziale Rollen und Konventionen mit einbezieht, als auch Strategien und Taktiken der Entscheidungsfindung und unterschiedliche Ziele verfolgt. The Communication Game

The Communication Game 4 Annahmen geteilte Erwartungen, Regeln & Konventionen bezügl. sozialer Rollen und Angemessenheit der Sprache; Beobachtung & Orientierung am Gegenüber  Allgemeine Regeln des „Communication Game“ The Communication Game

The Communication Game 4 Annahmen Schaffung & Definieren einer sozialen Beziehung simultaner Prozess der sozialen Interaktion (Zweck d. sozialen Realität)  Kommunikation als zweckdienliche soziale Interaktion The Communication Game

The Communication Game - Teil 1 Allgemeine Regeln Für Sprecher: Sprecher sollte Merkmale des Publikums beachten. Sprecher sollte seine „persönliche Wahrheit“ vermitteln. Sprecher sollte sich darum bemühen verstanden zu werden. Sprecher sollte weder zu viel, noch zu wenig Information geben. The Communication Game - Teil 1

The Communication Game - Teil 1 Allgemeine Regeln Für Sprecher: Sprecher sollte sachdienlich sein. Sprecher sollte seine Äußerung an Angemessenheit von Sprache und Kontext orientieren. Sprecher sollte seine Äußerung ihrer/m kommunikativen Absicht oder Zweck angemessen anpassen. The Communication Game - Teil 1

The Communication Game - Teil 1 Allgemeine Regeln Für Empfänger: Empfänger sollte Merkmale des Sprechers beachten. Empfänger sollte die kommunikative Absicht oder Zweck erkennen. Empfänger sollte den Kontext und Umstände beachten. The Communication Game - Teil 1

The Communication Game - Teil 1 Allgemeine Regeln Für Empfänger: Empfänger sollte aufmerksam und bereit für die Nachricht sein. Empfänger sollte versuchen die Nachricht zu verstehen. Empfänger sollte, wenn möglich, Feedback über seine Interpretation der Nachricht geben. The Communication Game - Teil 1

A) Sprecher sollte Merkmale des Empfängers beachten Anpassen der Nachricht an Empfänger  Perspektivenübernahme „Donald“- Studie (Higgins & Rholes, 1978) Aufsatz über Student sollte zusammen- gefasst wiedergegeben werden The Communication Game - Teil 1

A) Sprecher sollte Merkmale des Empfängers beachten Weiter „Donald“- Studie Eindeutige vs. mehrdeutige Info, die entweder positiv oder negativ beurteilt wurde. Anpassung an Einstellung der Zuhörer Angleichen der eigenen Meinung an Einstellung des Zuhörers The Communication Game - Teil 1

A) Sprecher sollte Merkmale des Empfängers beachten Ob Empfänger schon Informationen erhalten hat , beeinflusst Modifikation der Nachricht durch den Sprecher.  Wenn Empfänger andere Info erhalten hat, wird sich Sprecher bemühen sich an den Fakten zu orientieren The Communication Game - Teil 1

The Communication Game - Teil 1 B) Empfänger sollte die Merkmale, Motive und Absichten des Sprechers beachten. Empfänger ist sich weitestgehend bewusst über Modifikation der Nachricht. Um empfangene Nachricht interpretieren zu können, muss Empfänger Reevaluation durchlaufen. The Communication Game - Teil 1

The Communication Game - Teil 1 B) Empfänger sollte die Merkmale, Motive und Absichten des Sprechers beachten. Absicht: herausfordernd versus kooperierend  Hat nicht nur Auswirkung auf Reaktion des Zuhörers, sondern gibt der Interpretation einen Bezugsrahmen. The Communication Game - Teil 1

C) Sprecher sollte seine „persönliche Wahrheit“ vermitteln. Eagly et al. (1978) Wissensbias: unvollständiges, inakkurates oder unglaubhaftes Wissen Wiedergabebias: Empfänger glaubt, dass Sprecher bewusst einen nicht akkuraten Bericht erstattet (=REGELBRUCH!) The Communication Game - Teil 1

C) Sprecher sollte seine „persönliche Wahrheit“ vermitteln. Zusammenspiel mit Regel 4: Sprecher sollte weder zu viel, noch zu wenig Information geben. Wenn gewisser Anteil der Wahrheit den Zweck der Nachricht erfüllt, kann irrelevante Information weggelassen werden. The Communication Game - Teil 1

The Communication Game - Teil 1 D) Sprecher sollte klar und deutlich sein. Empfänger sollte vorbereitet sein. Cognitive Tuning Sprecher müssen Info bearbeiten, um Nachricht für Empfänger vorzubereiten. Empfänger müssen Nachricht in weiteren Rahmen einbetten, um zu interpretieren. Donald-Studie Teil 3 The Communication Game - Teil 1

The Communication Game - Teil 1 E) Sprecher und Empfänger sollten Kontext und Umstände in Betracht ziehen. In sozialem Kontext: Anwesenheit eines passiven Publikums? Schwierige Nachrichten sind überzeugender, wenn in schriftlicher Form dargeboten Angemessenheit des Stils The Communication Game - Teil 1

The Communication Game - Teil 1 F) Sprecher sollte ihre Äußerung ihrer/m kommunikativen Absicht oder Zweck angemessen anpassen. Formulieren einer Nachricht beinhaltet zwei Komponenten: 1. Äußerung 2. Gebrauch & Stärke einer Äußerung The Communication Game - Teil 1

The Communication Game - Teil 2 Teil 2 des Spiels: Kommunikation als zweckdienliche soziale Interaktion 2 Funktionen 1) Initiieren & Definieren von sozialen Beziehungen, sowie einer geteilten sozialen Realität 2) Schaffung und Beibehaltung kultureller Regeln, Erwartungen & Verhaltenskonventionen The Communication Game - Teil 2

1) Herstellen & Definieren von sozialen Beziehungen Geteilte Realität vor allem, wenn Situationen mehrdeutig sind Ziele: Internalisieren Identifikation Compliance The Communication Game - Teil 2

2) Schaffung & Beibehaltung kultureller Konventionen Erwartungen können normativ oder probabilistisch sein. Sie entstehen durch ein generelles Wissen über die Kultur und persönliche Erfahrung. - Bestimmte soziale Rollen -> z.B. Experte wird voraussichtlich zu einem bestimmten Thema unterstützende Argumente bringen; wenn unattraktiver Nicht-Experte nicht erwartet. Studie Higgins, Monaghan & Rholes (1976) Studenten im 3. und 4. Studienjahr – Beurteilung von Aufsätzen über Krankenversicherung (USA) Entweder v. Professor oder Student im 1. Studienjahr, gleiche Argumente Einmal sehr formal, ein anderes Mal eher im Stil einer Populärzeitschrift 80 Vpn Ergebnisse: Professor als manipulativer eingeschätzt wenn komplex geschrieben Bestätigung einer gewissen Erwartungshaltung hat Einfluss auf die Beurteilung der Charakteristika des Sprechers The Communication Game - Teil 2

The Communication Game - Fazit Der „Communication Game“ – Ansatz ergänzt bestehende Modelle des Kommunikationsprozesses. Er bezieht Einstellungen, Beurteilungen und Erinnerung von Sender und Empfänger mit ein. Wichtige Faktoren auf der Empfängerseite: Reaktion auf Nachricht wird beeinflusst von unterstellten Absicht des Sprechers und dessen Ziel Angemessenheit, persönliche Wahrheit und Voraussetzungen einer Nachricht sind wichtig für den Eindruck des Empfängers Schaffung einer sozialen Beziehung bedingt dass der Empfänger sich auf den Sender einlässt Wirkungen auf Sender Beim Vertreten einer gegensätzlichen Meinung kann es dazu kommen, dass sich die tatsächliche Meinung des Senders „verschiebt“; vor allem wenn Nachricht auf den Rezepienten abgepasst werden soll The Communication Game - Fazit

Was ist nun Common Ground? Frage: Was ist nun Common Ground? Common Ground

Definition Common Ground = Information, die von beiden teilnehmenden Parteien (in einem Gespräch) gemeinsam geteilt wird. Common Ground dient als Orientierung für den Sprecher und Zuhörer Common Ground

Funktion von Common Ground Erzeugen von Äußerungen durch A) Planung (Idee) B) Überwachung  Ziel: das endgültige Ergebnis von Überlegungen zu äußern; aber auch zur Fehlerkontrolle! C) kommunikative Äußerung  2 Modelle Common Ground

A) Initial Design Model gemäß des Prinzip optimalen Designs Nur geteilte Information wird benutzt. Unbekannte Information wird anhand von Kontrastbeispielen zur geteilten Info erklärt. (Bsp. Bäcker)  Steuern der Äußerung schon bei Planung Common Ground - Untersuchung

B) Monitoring and Adjustment Model Planen einer Äußerung ist unabhängig vom Wissen des Adressaten  Sprecher verwendet alle verfügbaren Informationen  Common Ground spielt erst beim Kontrollprozess eine Rolle Common Ground - Untersuchung

Common Ground - Untersuchung Durchführung 24 Studierende Immer in Rolle der „Sprecher“ 16 Objekte (sich bewegend) mit je 2 Kontextobjekten (größer, kleiner, dunkler, heller etc.) Common Ground - Untersuchung

Common Ground - Untersuchung Stimulusmaterial Zuhörer Sprecher Common Ground - Untersuchung

Common Ground - Untersuchung Faktoren Design: 2x 2x 2 Kontext: privilegiert vs. geteilt Initiationsgeschwindigkeit: schnell vs. langsam Präsentation: erste P. vs. zweite P. Common Ground - Untersuchung

Common Ground - Untersuchung Ergebnisse Unter Zeitdruck wurden nur kurze Beschreibungen gegeben (ohne Adjektive) 2x2x2 ANOVA  signifikant 3-fache Interaktion Common Ground - Untersuchung

Common Ground - Untersuchung Ergebnisse Wenn ohne Zeitdruck: erklärt nach Initial Design Model -> wenn gleicher Bezugspunkt (großer Kreis) wurde Kontext stärker in Beschreibung aufgenommen (in Form von Adjektiven) Monitoring & Adjustment M. -> erst in Kontrollphase wird Common Ground bereitet Mit Zeitdruck: Monitoring & Adjustment Model bestätigt -> relative Häufigkeit von Adjektiven war ähnlich, egal ob Common Ground bestand oder nicht Common Ground - Untersuchung

Common Ground - Untersuchung Fazit Beschreibungen bezogen sich bei Zeitdruck gleichermaßen auf geteilte und privilegierte Information Sprecher kontrollieren & korrigieren ihre Aussagen hin zu einem Common Ground  Monitoring & Adjustment M. bestätigt Kritik? Diskussion Common Ground - Untersuchung

Literatur Horton, W.S. & Keysar, B. (1996). When do speakers take into account common ground? Cognition, 59, 91-117. Higgins, E.T. (1981). The „communication game“: Implications for social cognition and persuasion. In: E.T. Higgins, C.P. Hermann & M.P. Zanna (Eds.) Social Cognition: The Ontario Symposium, Vol. 1, 343 – 392.

Das war‘s! Danke für eure Aufmerksamkeit!