Psychoanalytische Konzepte der Borderlinestörung

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 Präsentation transkript:

Psychoanalytische Konzepte der Borderlinestörung Ulrike Röthig Birte Keck (Wutke WS 2005-2006)

Gliederung Merkmale Hauptabwehrmechanismus Theorie der inneren Objekte Konzept der projektiven Identifizierung Kernbergs Theorie Mentalisierung von Fonagy Greens „Grenzfälle“ Rückzugsort nach Steiner Therapie

Merkmale der Borderlinestörung Keine beobachtende Außenposition Keine Als-ob-Qualität Hauptabwehrmechanismen Spaltung Projektive Identifizierung Intensive Übertragung Behandlungsresistent

Hauptabwehrmechanismus Spaltung Realität Phantasie Zufluchtsort Veränderung = Leid

Theorie der inneren Objekte von Melanie Klein Mutter-Kind-Beziehung Innere Objekte werden durch Phantasie und Ängste des Kindes beeinflusst färben die Wahrnehmung der Außenwelt Werden durch Reaktionen der Außenwelt beeinflusst In der frühen Entwicklung durchläuft das Kind zwei verschiedene Stadien der Abwehr von Aggression und Frustration Diese Theorie wurde entwickelt auf der Basis der psychoanalytischen Objektbeziehungstheorie. Bei der Theorie der inneren Orte steht die Mutter-Kind Beziehung im Mittelpunkt. Aus der Beziehung mit Bezugspersonen entstehen beim Kind diese inneren Objekte. Diese werden allerdings von den Phantasien und Ängsten des Kindes beeinflusst. Die inneren Objekte werden als real erlebt und haben daher einen Einfluss auf die Wahrnehmung der Außenwelt. Die Reaktionen der Außenwelt beeinflussen wiederum die inneren Objekte. Durch diese Rückkopplung der Außenwelt kann sich das Kind weiterentwickeln und lernen die Außenwelt anders wahrzunehmen indem sich die inneren Objekte verändern. Verändern sich diese verändert sich ja auch die Wahrnehmung. Nach dieser Theorie entwickelt sich beim Neugeborenen zunächst als Reaktion auf Frustration und Aggression kein einheitliches inneres Objekt. Das Objekt spaltet sich auf. Die Mutter bzw. die Mutterbrust als Objekt bzw. Teilobjekt teilt sich dann auf in eine gute und in eine böse Brust. Ist die Brust anwesend, wenn das Kind Hunger hat kommt es zur Bildung des guten Objekts. Ist die Mutter allerdings nicht anwesend, wird das Kind frustriert und das negative Objekt bildet sich. Diese zunächst Form der Abwehr von Aggression und Frustration bezeichnet Melanie Klein als die paranoid-schizoide Position und ist zunächst ein ganz normales Stadium der Kindesentwicklung. Es ist typischerweise auch die Ebene auf der sich Borderliner befinden.

paranoid-schizoide Position Depressive Position Keine Identitätsfindung Gespaltenes Selbst 2 Objekte: gut vs. böse normal in den ersten 6 Lebensmonaten Ebene der Borderlinestörung Depressive Position Mutter als ganzes Objekt Schuldgefühle gegenüber Mutter normal ab dem 6 Monat Dadurch, dass die zwei gegensätzlichen Objektbilder streng voneinander getrennt gehalten werden müssen entsteht ein gespaltenes Selbst. Das Ich ist nicht integrationsfähig genug. Es gibt aber noch eine zweite Art der Bildung von inneren Objekten. Dieses Muster nennt Melanie Klein die depressive Position und ist in der normalen Kindesentwicklung nach ca.6 Monaten erreicht. Es ist so gesehen aus der paranoid-schizoiden Position herausgewachsen in der es zu keiner richtigen Identitätsbildung kommen kann. Die depressive Position ist also eine normale Weiterentwicklung des Kindes. Die Mutter kann jetzt als ganzes Objekt wahrgenommen werden, mit guten und mit weniger guten Eigenschaften. Wird das Kind durch die Mutter frustriert oder empfindet Aggression bekommt das Kind Schuldgefühle und entwickelt Verlustängste. Umso größer der Hass auf die Mutter wird, desto stärker wird auch die Angst sie zu verlieren. Das Kind entwickelt das Bedürfnis nach Wiedergutmachung, aber je stärker die Verlustangst wird, desto niedriger wird das eigene Vertrauen in die Fähigkeit zur Wiedergutmachung. Wird die Ambivalenz von Liebe und gleichzeitigem Hass zu stark entwickelt sich das Kind zurück auf das Niveau der paranoid-schizoiden Position. Um die enormen Gefühle aushalten zu können spaltet es Objekte aktiv in zwei gegensätzliche Pole, um das gute Objekt nicht zu verlieren Dies kann auch nach traumatischen Ereignissen passieren,

Projektive Identifizierung

Kernbergs Theorie Unfähigkeit frühe Selbst- und Objektbilder zu integrieren Spaltung schützt das gute vor dem bösen Objekt Inszenierung der Spaltung auf der Verhaltensebene Nun möchte ich noch einmal kurz auf Kernbergstheorie eingehen. Ein Hauptmerkmal der Borderlinestörung ist nach Kernberg die Unfähigkeit frühe Selbst- und Objektbilder in reifere Objektbilder zu integrieren. Die in gut und böse gespaltenen Objektbilder bleiben bis ins Erwachsenenalter erhalten. Nach Kernberg bleibt die Spaltung vor allem deshalb erhalten, da der Borderline-Patient Angst hat, dass das böse Objekt das gut vernichten könnte. Er erlebt die bösen Objekte als übermächtig, da sie die von ihm selbst hineinprojizierte Aggression enthalten. Man könnte sagen er empfindet seine eigene Aggression als übermächtig.[m1] In der Therapie kann der Borderliner zwischen 2 Rollen hin- und herwechseln:[m2] zwischen der Rolle des Selbst und der Rolle des Objekts. Dieser Wechsel erfolgt allerdings nur auf der Verhaltensebene und ist dem Patienten unbewusst. Langfristiges Ziel der Therapie ist es dann den Patienten mit den Widersprüchen zu konfrontieren, um die bisher gespaltenen Objektbilder wieder zu integrieren. Im Mittelpunkt steht hier die Interpretation der Übertragung.[m3]  [m1]??????  [m2]Wieso kann er das?  [m3]Später oder jetzt?

Mentalisierung Normal Mutter = Spiegel der Gefühle des Säuglings Lernt eigene Gefühle kennen Mit Hilfe der Mutter können Phantasie und Realität unterschieden werden  Realitätsprüfung Phantasie ≠ Realität Borderlinestruktur Kind = Spiegel für Mutter Lernt nicht die eigenen Gefühle kennen Keine Überprüfung durch die Mutter „Wie fühle ich mich gerade?“ Keine Trennung zw. Phantasie und Realität  Projektion

Greens Konzept der „Grenzfälle“ Trennungsangst und Angst vor Eindringen doppelte Angst Abwehr der Angst durch radikale Entziehung der Besetzung des Objekts  „Desobjektalisierung“: „Was nicht gedacht wird, existiert auch nicht.“  „blande Psychose“: Zustand der Leere, des Nichtsseins und des Nichts Verbesserung = „phobische Position“ Konzept eines anderen Abwehrmechanismuses. Green bezeichnet Borderliner als Grenzfälle versteht darunter Grenzfälle der Analysierbarkeit. Er geht davon aus, dass Borderliner unter zwei Arten von Angst leiden: Der Trennungsangst oder Angst vor Eindringen und zuviel Nähe. Diese starke Angst wird abgewehrt indem er den Objekten (Freunden, Therapeuten) die Besetzung radikal entzieht. Nach dem Motto: Was ich nicht denke, existiert auch nicht. Um diese Form der Abwehr zu beschreiben führt Green 3 Begriffe ein: Desobjektalisierung, blande Psychose und phobische Position. Unter Desobjektalisierung versteht er diese radikale Entziehung des Objekts. Welche dann zu einer innerlichen Leere führt. Green beschreibt dies als ein weißes Rauschen das übrig bleibt. Das ist dann der Zustand der blanden Psychose In diesem Zustand sind auch keine paranoiden Ängste oder psychotischen Vorstellungen möglich. Sind diese wieder möglich spricht Green von einer phobischen Position und bezeichnet diese als einen Fortschritt. Er geht von einer tieferliegenden, phobischen Angst aus. Die in diesem Zustand zum Vorschein kommen können. Es geht hier vor allem um eine Bedrohung des Ichs. Diese Form der Abwehr liegt nach Green auf der gleichen Ebene wie die Spaltung. Es geht hier nicht um die Spaltung in ein gutes und böses Objekt, sondern um die Teilung in ein idealisiertes abwesendes Objekt und eindringendes gehasstes Objekt

Rückzugsort nach Steiner Borderline-Position (Rückzugsort) Paranoid-schizoide Position Depressive Position  Zufluchtsort ist eine Phantasiewelt Nach Steiner gibt es eine spezifische Borderline-Position. Er geht dabei von einer sehr stabilen Organisation aus, die daher auch sehr resistent gegen Therapien ist. Diese Position hat Eigenschaften, dies sie von den andern beiden Position unterscheidet. Auf dieser Position zieht sich der Borderliner zurück, wenn die Ängste der anderen beiden Positionen zu groß werden. Auf dieser Position ist er gegen die Ängste immun. Diese Position ist also eine sehr stabile Abwehrstruktur des Borderliners. Er stellt sich auch dieses Ort auch durchaus räumlich vor. Z.B. eine Höhle oder eine Insel auf der er sicher ist und auf der nichts an ihn herankommen kann. Dieser Ort entspricht der Phantasie-Welt des Borderliners in der alles erlaubt ist. Wieder die 2 Formen von Wirklichkeit: in der einen wird die Realität verleugnet und in der anderen anerkannt. Befindet sich der Borderliner in dieser Phantasie-Welt ist eine Therapie kaum möglich. Der Therapeut kommt nicht an ihn heran. Der Patient muss zunächst aus seinem Zufluchtsort heraus kommen. Es wird dann versucht die Ängste verstehen zu können vor denen er geflüchtet ist. Ziel ist eine Verlagerung auf die depressive Position.

Therapie Übertragung und Handlungsebene sind Ansatzpunkte Implizites Gedächtnis als Ort des Lernens  während der Handlung Erkennen von eigenen Gefühlen  während der Übertragung

Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit