Die Cummins-Hypothese:

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 Präsentation transkript:

Die Cummins-Hypothese: nützt L1-Kompetenz dem L2-Erwerb? Referent: Tillman In dieser PP-Präsentation sind alle wichtigen und grundlegenden (Hypo-)Thesen der aktuellen Forschung zum Zweitsprachenerwerb und die möglichen Schulmodelle zusammengestellt.

Kernfrage: Nutzt oder schadet die Ausprägung von Kompetenzen in der Mutter- bzw. Minderheitensprache im Rahmen der schulischen (Sprach-)Ausbildung dem Erwerb der Zweitsprache?

Modelle und Hypothesen zur Erklärung der L2-Erwerbssystematik

Quelle: http://spzwww.uni-muenster.de/~griesha/sla/cummins/ Das Eisberg-Modell Das Eisberg-Modell soll symbolisieren, dass 'hinter' den konversationellen sprachlichen Fertigkeiten (BICS) noch ein großer Bereich sprachbezogener kognitiver Fertigkeiten (CALP) liegt. Dieser kognitive Bereich ist insbesondere für den Umgang mit Schriftsprache erforderlich. Er bildet sich im Laufe der schulischen Bildung heraus. Die Unterscheidung BICS - CALP wurde von Cummins 1979 eingeführt. Quelle: http://spzwww.uni-muenster.de/~griesha/sla/cummins/

Das Doppel-Eisberg-Modell Cummins wollte mit der Unterscheidung von BICS und CALP darauf aufmerksam machen, dass Migrantenkinder altersübliche konversationelle L2 Kenntnisse im Gespräch mit anwesenden Hörern schon nach relativ kurzer Lernzeit von ca. 2 Jahren erwerben, während sie altersangemessene Schulkenntnisniveaus erst nach 5 bis 7 Jahren Lernzeit erreichen. Dazu traf er die Unterscheidung von grundlegenden konversationellen Sprachfertigkeiten und akademischen / schriftsprachlichen ("literacy-related skills") Sprachfertigkeiten. Die kognitiven oder akademischen Fertigkeiten (CALP) variieren stark. Cummins wies auf hohe Korrelationen zwischen 'literary skills' und 'general intellectual skills' hin, d.h. auf Zusammenhänge zwischen gemessenen Schriftsprachfertigkeiten und non- verbalen Intelligenztests. Daraus folgerte er, daß es eine schnell zu erwerbende sprachabhängige Ebene gibt, die sich besonders in der zwischenmenschlichen Konversation entwickelt und eine nur über längere Zeit zu erwerbende Ebene der kognitiven Verarbeitung von sprachlichen Informationen in (schriftlichen) Texten, die nicht direkt sprachgebunden ist. Quelle: http://spzwww.uni-muenster.de/~griesha/sla/cummins/

Quelle: http://spzwww.uni-muenster.de/~griesha/sla/cummins/ SUP-Modell Wie die BICS im Doppel-Eisberg-Modell schon andeuten und wie die neuere Forschung ergeben hat, ist es tatsächlich so, dass größtenteils verschiedene Bereiche des Hirns bilingualer Personen in Abhängigkeit zu der von ihnen verwendeten Sprache (L1 oder L2) aktiv sind. Die Annahme, dass die Sprachen „sich gegenseitig Platz wegnehmen“ ist auf der Ebene der BICS möglich, wobei dies (noch) nicht sicher nachweisbar ist. Dass ein direkter Zusammenhang zwischen L2-Lernaufwand und L2-Kompetenzsteigerung besteht, verwundert nicht, wenn doch der „Sprachurlaub“, bei dem der Lernaufwand, besonders in Form des Aufenthalts unter nur L2-Muttersprachlern eine derart wichtige Funktion einnimmt. Quelle: http://spzwww.uni-muenster.de/~griesha/sla/cummins/

Quelle: http://spzwww.uni-muenster.de/~griesha/sla/cummins/ CUP-Modell Die kognitiven bzw akademischen Fertigkeiten sind (höchstwahrscheinlich) naheuzu Sprachunabhängig - ergo ist ein erreichtes CALP-Niveau auf die L2 übertragbar. Bei Migrantenkindern sollte also darauf geachtet werden, im Unterricht beider Sprachen die kognitiven Fähigkeiten, die durch die Muttersprache bedingt einer jeweiligen Systematik unterliegt, die mit der Systematik der Zweitsprache nicht unbedingt übereinstimmt, im Rahmen der L1-Systematik auszubauen. Quelle: http://spzwww.uni-muenster.de/~griesha/sla/cummins/

Schwellenniveau- und Interdependenzhypothese Nach der Schwellenniveau-Hypothese muss „zunächst eine ausreichende Kompetenz in der S 1 erreicht sein […], bevor der Zweitspracherwerb einen positiven Einfluss auf die intellektuelle Entwicklung des Kindes haben kann. Diese Hypothese wurde im Rahmen der Erforschung der Ausbildung der kognitiven Fähigkeiten (CALP) bilingual aufgewachsener Schüler formuliert: wenn in der Muttersprache die kognitiven (und sprachlichen) Fähigkeiten einen bestimmten Schwellenwert noch nicht überschritten haben, ist der Wechsel zu einer Zweitsprache der Entwicklung (insbesondere der kognitiven Fähigkeiten) hinderlich. Bei der Interdependenz-Hypothese wird davon ausgegangen, dass die Kompetenz, die ein zweisprachiges Kind in der L2 erreicht, zum Teil vom Stand der Kompetenzentwicklung der L1 beim ersten Kontakt mit der L2 abhängig ist. Quelle: http://spzwww.uni-muenster.de/~griesha/sla/cummins/

Schulmodelle

Mögliche Schulmodelle: Segregation: nach L1 getrennte Klassen mit dem Ziel der Einsprachigkeit der Muttersprache (L1). Submersion: nach L1 gemischte Klassen mit dem Ziel der vorwiegenden Verwendung der Mehrheits-Sprache (L2 der Migranten). Segregation: nach L1 getrennte Klassen mit dem Ziel der Einsprachigkeit der Muttersprache. - in einem solchen System haben Migrantenkinder keinen Platz in der „normalen“ Schulbildung, sondern werden in Spezialschulen unterrichtet. 2. Submersion: nach L1 gemischte Klassen mit dem Ziel der vorwiegenden Verwendung der Mehrheits- L2-Sprache durch die Migranten - größtes Manko hier: der Individualität der Migrantenkinder, die mit der Muttersprache eng verknüpft ist, wird keine Aufmerksamkeit geschenkt - das Kind muss seine Herkunft im schlimmsten Falle „vor dem Schulgebäude ablegen“. - dieses Modell schneidet unter den bilingualen Modellen am schlechtesten ab.

Mögliche Schulmodelle: Immersion: nach L1 gemischte Klassen, in der der Fokus, je nach Modell auf der L1 oder L1 plus L2 liegt. Transitorische Modelle: Unterricht zunächst nur in L1; L2 als Fremdsprache; Im weiteren Verlauf der Schulkarriere zunehmende „Gleichgewichtung“ von L1 und L2. 3. Immersion: Amerikanisches Modell: nach L1 gemischte Klassen, in der der Fokus auf der L2 liegt - Problem hier: Lehrkräfte müssen ebenfalls bilingual sein oder mindestens L2 als Fremdsprache vermitteln können Kanadisches Modell: nach L1 gemischte Klassen, in der der Fokus auf dem Erwerb von L1 und L2 liegt - - Problem hier: ein solches Modell ist nur bei zweisprachigen Ländern wie Kanada (Englisch/Französisch) sinnvoll. Unterschieden wird zwischen late / delayed / early und zwischen partial / total immersion Grundlage für Transitorische Modelle sind die folgenden: partial / late / delayed immersion 4. Transitorische Modelle wie z. B. die schwedische Hemspraksreform Unterricht zunächst in der Muttersprache und L2 als Fremdsprachenunterricht. Je nach Modell wird nach zwei bzw. vier bis sechs Jahren der Unterricht zunehmend in der Zweitsprache durchgeführt.