Wertorientierte Steuerung, Gewinnermittlung und IFRS

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Algorithmen und Datenstrukturen
Advertisements

Dynamische Investitionsrechnung
Risiko-Management im Projekt
© Ewert/Wagenhofer Alle Rechte vorbehalten!
Einleitung und Überblick
FINANZANALYSE MIT EXCEL
Modelle und Methoden der Linearen und Nichtlinearen Optimierung (Ausgewählte Methoden und Fallstudien) U N I V E R S I T Ä T H A M B U R G November 2011.
Ziele des derzeitigen Rechungswesens (Kameralistik)
Dynamische Methoden der Investitionsrechnung
Kapitalverwendung - Investitionsrechnungen
Investitionsrechnungen - Amortisationsrechnung
Investitionsrechnungen - dynamische Verfahren
Ausschüttungsbemessung
© 2005 KPMG Deutsche Treuhand-Gesellschaft AG, the German member firm of KPMG International, a Swiss cooperative. All rights reserved. KPMG and the KPMG.
© 2005 KPMG Deutsche Treuhand-Gesellschaft AG, the German member firm of KPMG International, a Swiss cooperative. All rights reserved. KPMG and the KPMG.
Konzept der Residualgewinne
McGraw-Hill/Irwin Corporate Finance, 7/e © 2005 The McGraw-Hill Companies, Inc. All Rights Reserved. 0 Regeln zur Beurteilung von Investitionen.
F FnFn z Prof. Dr. Johann Graf Lambsdorff Universität Passau SS a. Anhang zur Bestimmung der optimalen Taylor-Regel.
Datenstrukturen, Algorithmen und Programmierung 2 (DAP2)
Lohnentwicklung im Lebenszyklus
Prof. Dr. Bernhard Wasmayr VWL 2. Semester
Zunächst: NKA Matthias: Erweiterung Coupon-Anleihen
Auswertung des Jahresabschluss (2)
Center - Konzepte Dajana Schulz, Maria Scholze
1 Kontrollfragen zu Kapitel 5 Hutzschenreuter, T.: Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, 5. Aufl., 2013, S Was ist die Ursache von Investition und.
Patricia Rogalski 29. Januar 2008
Investitionsentscheidungen unter Sicherheit
Controller Leitbild 2002  2013.
IAS 39 – Anpassungen aufgrund der Finanzkrise
Warum Berufsunfähigkeitsversicherungen mit verzinslicher Ansammlung oder Beitragsrückgewähr keinen Sinn machen.
Einsatz von Excel Teil 1 : lineare Optimierung
Manfred Wahl Gewinnen mit Risiko Mgmt Heidelberger Investoren Runde 11. April 2007 Idee: van Tharp Institute, Technischer Analyse Kongress 2006, Frankfurt.
Finanzbuchhaltung Thema: Rechtsgrundlagen/Buchhaltungsgrundlagen
Kapitel 17 Erwartungen, Wirtschaftsaktivität und Politik
6. Rahmenprogramm Beteiligungsregeln/Musterverträge/ finanzielle Modalitäten Präsentation beim Europa Forum Forschung am 17. März 2003.
Das Speyerer Verfahren vor dem Hintergrund neuerer internationaler Entwicklungen im öffentlichen Rechnungswesen Merkmale des Speyerer Verfahrens Internationale.
25. Februar 2003Dr. Klaus-Rainer Brintzinger Universität Tübingen Folie 1 Die Bewertung von Bibliotheksbeständen – eine Unmöglichkeit?
präsentiert von: Nicola Schäfer Maria Eickmann Andreas Margraf
Herbert Hax Unternehmen und Unternehmer in der Marktwirtschaft
Unternehmensmodell Modelle sind Abbildungen einer bestimmten Wirklichkeit und stellen komplexe Dinge vereinfacht dar.
Ertragsteuern, 5. Auflage Christiana Djanani, Gernot Brähler, Christian Lösel, Andreas Krenzin © UVK Verlagsgesellschaft mbH, Konstanz und München 2012.
Wie Ihre Geschäftsidee Realität wird von Martin Schulte
Proseminar Unternehmensrechnung
"Financial Intermediation and delegated monitoring" Douglas Diamond 1984 RES.
Ziele der Unternehmung
Euro Bundeswertpapiere
2 Grundsätze der Aufbau- & Ablauforga
Wirkungsgröße 6: Berechnungen
BWL III – Rechnungswesen / Investition und Finanzierung
3.2. Dynamische Verfahren Dynamische Verfahren sind der Versuch, genannte Mängel der statistischen Verfahren zum Teil mit finanzmathematischen Methoden.
Slide no.: 1 Prof. Dr. Rainer Stachuletz – Berlin School of Economics Finanzierung und Investition Thema 2 Paradigmen des strategischen Finanzmanagements:
© 2005 KPMG Deutsche Treuhand-Gesellschaft AG, the German member firm of KPMG International, a Swiss cooperative. All rights reserved. KPMG and the KPMG.
© 2005 KPMG Deutsche Treuhand-Gesellschaft AG, the German member firm of KPMG International, a Swiss cooperative. All rights reserved. KPMG and the KPMG.
© 2005 KPMG Deutsche Treuhand-Gesellschaft AG, the German member firm of KPMG International, a Swiss cooperative. All rights reserved. KPMG and the KPMG.
Aufgaben (1) Aufgaben (1)
Aktuelle Bilanzierungs- und Prüfungsfragen aus der Facharbeit des IDW Entwurf einer Fortsetzung 5 zu IDW RS HFA 2: Bilanzierung von plan assets im Zusammenhang.
Aktuelle Bilanzierungs- und Prüfungsfragen aus der Facharbeit des IDW
Supply Chain Management Kennzahlen
Wirtschaftlichkeitsrechnung-Investitionsrechnungsverfahren
Cashflow = Kennzahl für die Zahlungskraft
Beschaffungsmengen und Einflussfaktoren
Investitionscontrolling - ausgewählte Kapitel
CST – ... das soll fachlich-inhaltlich bleiben ...
Einführung in die Buchführung und Bilanzierung - Dozentenmaterialien – Abbildungen Quelle: Professor Dr. Wolfgang Hufnagel Professor Dr. Beate Burgfeld-Schächer.
US GAAP Update German CPA Society e.V. Dipl.-Kfm. Jörg Müller WP/StB/CPA -Vice President - 1. jährliche Fachtagung Heidelberg, 15. April 2005.
DCF-Werte: Basiszins © Prof. Dr. Leonhard Knoll. Basiszins (1) Bei nicht konstanter Zinsstruktur grundsätzlich genauso viele unterschiedliche Zinssätze.
C3: Strategische Interaktion und Anreize für nachhaltiges ökonomisches Handeln Page 1  Ziel: Untersuchung von Anreizproblemen, die nachhaltige Wertschöpfungsnetze.
Methoden zur Strategieumsetzung Prof. Dr. Klaus-Peter Franz Übung Werttreiberbaum Prof. Dr. Klaus-Peter Franz Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf.
Investitionstheorie und Investitionsrechnung
Investitionstheorie und Investitionsrechnung
 Präsentation transkript:

Wertorientierte Steuerung, Gewinnermittlung und IFRS Prof. Dr. Dirk Hachmeister 27. Jan. 2006

Problemstellung Einsatz von Wertbeitragskennzahlen in Steuerungsrechnungen zur Lösung von Principal-Agency-Problemen: Unterschiedliche (Zeit-)Präferenzen von Manager und Anteilseigner Asymmetrische Informationsverteilung zwischen Manager und Anteilseigner Konkrete Probleme im Rahmen des Themas: Welche Kennzahlen finden Verwendung? Wie sollten die Kapitalkosten festgelegt werden? Gewinnermittlung vs. Zahlungsorientierung? Wie erfolgt die Gewinnermittlung?

2. Wichtige Wertbeitragskennzahlen 2.1 Economic Value Added EVA ist ein Residualgewinn, bei dem vom operativen Gewinn die kalkulatorischen Kapitalkosten abgezogen werden: EVAt = Gt – c · Bt-1 mit EVAt = Economic Value Added der Periode t Gt = Gewinn Bt-1 = Buchwert zu Beginn der Periode t c = Kapitalkosten des Unternehmens Wert für die Aktionäre entsteht erst, wenn das eingesetzte Kapital mehr erwirtschaftet als seine kalkulatorischen Kapitalkosten! Lücke-Theorem: Bewertung über Residualgewinne und Zahlungsüberschüsse entspricht sich, wenn der Barwert der verrechneten Abschreibungen und kalkulatorischen Zinsen der Anschaffungsausgabe entspricht.

2. Wichtige Wertbeitragskennzahlen 2.2 Cash Value Added CVAt = Zt – ÖA – c · Z0 Periodisierung der Anschaffungsausgabe: Ökonomische Abschreibung Ökonomische Abschreibung ist jener konstante Betrag, der jährlich zurückgelegt werden muss, damit die Reinvestition in eine neue Anlage nach der erwarteten Nutzungsdauer möglich ist. CVA entspricht der Forderung nach Annuitätenabschreibung und erfüllt das Lücke- Theorem. Bei konstanten Zahlungsüberschüssen entspricht der CVA der Annuität des Kapitalwertes der Investition.

3. Anreizverträgliche Gewinnermittlung und belastungsorientierte 3. Anreizverträgliche Gewinnermittlung und belastungsorientierte Abschreibungsverrechnung Bei Agency-Problemen (etwa zwischen Anteilseignern und Management oder Zentrale und Divisionsmanager) können Wertbeitragskennzahlen gegenüber Zahlungsüberschüssen als Steuerungsinstrument überlegen sein. Annahmen: Eine Instanz delegiert die Investitionsentscheidung an Entscheidungsträger Asym. Informationsverteilung über Vorteilhaftigkeit verschiedener Projekte Instanz und Entscheidungsträger haben unterschiedliche Zeitpräferenzen Zeitpräferenz des Entscheiders ist der Instanz unbekannt oder weicht von der Zeitpräferenz der Instanz ab Risikoneutralität von Instanz und Entscheidungsträger Keine Beschränkung finanzieller Ressourcen

3. Anreizverträgliche Gewinnermittlung und belastungsorientierte 3. Anreizverträgliche Gewinnermittlung und belastungsorientierte Abschreibungsverrechnung Kapitalnutzungskosten (kalkulatorische Verzinsung und Abschreibungen) werden nach der Tragfähigkeit auf die einzelnen Perioden verteilt. Belastungsparameter at für jede Periode t: mit al,k = Belastungsparameter in den Zeitpunkten l bzw. k Zl,k = Zahlungsüberschuss in den Zeitpunkten l bzw. k xl,k = Zahlungsprofil in den Zeitpunkten l bzw. k = Zahlungsnormalniveau

3. Anreizverträgliche Gewinnermittlung und belastungsorientierte 3. Anreizverträgliche Gewinnermittlung und belastungsorientierte Abschreibungsverrechnung Aufgrund der Proportionalität von at und xt in allen Perioden t gilt Barwert der Belastungsparameter muss 1 ergeben, damit das Lücke-Theorem gilt.

4. Bestimmung der Kapitalkosten 4. 1 4. Bestimmung der Kapitalkosten 4.1 Investitionsentscheidungen und operative Aufgaben Annahme: Entscheidungsträger trifft Investitionsentscheidung und zusätzlich operative Entscheidungen. Die Anstrengung des Entscheiders ist nicht beobachtbar. Konsequenz: Wertbeitragskennzahlen sind auch unter Berücksichtigung operativer Entscheidungen geeignet, allerdings muss die Erfolgsmessung modifiziert werden. Die Belastungsparameter at werden nicht mit den Kapitalkosten der Instanz c berechnet, sondern mit einem kritischen Kapitalkostensatz r* mit r* > c: Dieses Ergebnis gilt auch, wenn mehrere Entscheidungsträger um Kapital konkurrieren.

4. Bestimmung der Kapitalkosten 4. 1 4. Bestimmung der Kapitalkosten 4.1 Investitionsentscheidungen und operative Aufgaben Grenzen: Additive Verknüpfung von „Güte“ des Projekts und Anstrengung des Entscheiders. Differenzierung zwischen kalkulatorischer Verzinsung für die Bemessung der Wertbeitragskennzahlen und einer Hurdle Rate für Investitionsprojekte. Erhöht sich durch die Investition das Risiko, so muss der kritische Zinssatz noch stärker erhöht werden, weil die Rückflüsse der Investition nun drei Kostenfaktoren abdecken müssen: Investitionsauszahlung Agency-Kosten Risikoprämie Risikoaversion des Entscheidungsträgers vermindert hingegen die kalkulatorische Verzinsung, u.U. sogar unter die Kapitalkosten der Instanz.

4. Bestimmung der Kapitalkosten 4. 2 4. Bestimmung der Kapitalkosten 4.2 Einfluss der Risikoeinstellung auf die Investitionsentscheidung Anpassung der geforderten Kapitalkosten bei Risikoaversion des Entscheidungsträgers? Kapitalmarkttheorie: Risikozuschlag im Zinsfuß bei Risikoaversion. Steuerungsrechnung: Anpassung ist nicht zwingend. Entscheidungsträger rechnet die ihm zugerechneten und unsicheren Wertbeiträge in ihr Sicherheitsäquivalent um; dabei berücksichtigt er firmenspezifische Risiken, was wegen des Diversifizierungspotenzials der Instanz aber unnötig ist. Folge: Unterinvestitionsproblem Senkung der geforderten Kapitalkosten reduziert Unterinvestition. Voraussetzung für diese Argumentationskette: Entscheidungsträger hat keinen Informationsvorsprung!

5. Produktionsentscheidungen / Bewertung von Vorratsvermögen 5. 1 5. Produktionsentscheidungen / Bewertung von Vorratsvermögen 5.1 Ertragsrealisation und Forderungsbewertung Zahlungsverhalten der Kunden hat Einfluss auf die Zahlungsüberschüsse: Einzahlungen werden um Zielverkäufe der Periode vermindert Einzahlungen werden um Zahlungen aus Verkäufen früherer Perioden erhöht Annahme: Der Entscheidungsträger kann das Zahlungsverhalten nicht beeinflussen, daher hat er dieses Risiko auch nicht zu verantworten. Somit ist es sinnvoll, die Zahlungseingänge zu periodisieren, d.h. dem Verkaufszeitpunkt zuzurechnen.  Ermittlung des Barwerts der Forderungen aus früheren Perioden und der aktuellen Periode Berechnung des Jahresüberschuss: Einzahlungsüberschuss der Periode t + Forderungsbestand am Ende der Periode t – Forderungsbestand am Anfang der Periode t = Jahresüberschuss der Periode t

5. Produktionsentscheidungen / Bewertung von Vorratsvermögen 5. 1 5. Produktionsentscheidungen / Bewertung von Vorratsvermögen 5.1 Ertragsrealisation und Forderungsbewertung Die Bewertung der Forderungen mit ihrem Barwert und die Verrechnung von Kapitalkosten auf den Forderungsbestand ermöglicht es, die Wertbeitrags- kennzahl von Einflüssen durch Zielverkäufe frei zu halten. Die Aktivierung der Forderungen führt zu einer kapitalwertneutralen Periodisierung des Zahlungsstroms, solange das Kongruenzprinzip beachtet wird der Barwert mithilfe des Kapitalkostensatzes bestimmt wird. Die Aktivierung von Forderungen wird bei abweichenden Zeitpräferenzraten / Zeithorizonten von Instanz und Entscheidungsträger relevant.

Produktionsentscheidungen / Bewertung von Vorratsvermögen 5. 2 Produktionsentscheidungen / Bewertung von Vorratsvermögen 5.2 Marktwerte vs. Anschaffungskosten Wertbeitragskennzahlen müssen für die Gewinnermittlung auch die Frage nach der Bewertung von Vorratsvermögen lösen. Mehrperiodiges Modell von Dutta/Zhang (2002): Risiko- und anstrengungsscheuer Agent erhält private Informationen über Umweltentwicklung. Produktion dauert 2 Perioden, Verkauf findet erst in der zweiten Periode statt. Eine höhere Anstrengung reduziert die auszahlungswirksamen Aufwendungen für die Produkte. Risikoneutraler Prinzipal maximiert den Barwert der zukünftigen Einzahlungsüberschüsse abzüglich der Gehaltszahlungen an den Agenten. Alternativen der Bewertung: Gewinnrealisation bei Zahlungseingang („Barrealisation“) mit der Bewertung der unfertigen Erzeugnisse am Ende der Periode 1 zu Anschaffungskosten. Bewertung der unfertigen Erzeugnisse zum Fair Value, so dass bereits in der Periode 1 ein Gewinn entsteht.

5. Produktionsentscheidungen / Bewertung von Vorratsvermögen 5. 2 5. Produktionsentscheidungen / Bewertung von Vorratsvermögen 5.2 Marktwerte vs. Anschaffungskosten Umsatzbezogene Gewinnermittlung: Gewinn der Periode t = Einzahlungen in t - Auszahlungen in (t-1). Matching-Gedanke: Den zahlungswirksamen Erträgen werden die sie alimentierenden Aufwendungen – gleich Auszahlungen der Vorperiode – gegenübergestellt. Wegen Erfolgsneutralität trifft der Manager richtige Produktions-entscheidungen in jeder Periode unabhängig von der Wahl des Bonuskoeffizienten in der Entlohnungsfunktion. Bewertung des Vorratsvermögens zum Fair Value (FV): FV ist nicht als Bewertungsmaßstab für Wertbeitragskennzahlen geeignet. Verzerrungen, weil der Manager private Informationen über die Umwelt-entwicklung erhält, während die intertemporalen Kosten und Nutzen der Entscheidung mithilfe öffentlich verfügbarer Informationen bewertet werden. Beim FV werden die „wahren“ Kapitalkosten des Unternehmens verwendet, während zur Lösung des Agency Problems eine spezifische Hurdle Rate benötigt wird.

5. Produktionsentscheidungen / Bewertung von Vorratsvermögen 5. 3 5. Produktionsentscheidungen / Bewertung von Vorratsvermögen 5.3 Vollkosten vs. Teilkosten Modell von Baldenius/Reichelstein (2000): Entscheider trifft Investitions- und Produktions-/Verkaufsentscheidungen. Bei letzteren hat er einen Informationsvorsprung gegenüber der Instanz. Vollkommene Umsetzung des Matching-Prinzips sowie Trennung von Investitions- und Produktions-/Absatzentscheidung erfordert: Bewertung der Fertigerzeugnisse zu variablen Kosten Verteilung der Investitionsauszahlung nach dem Tragfähigkeitsprinzip Die Modellierung unterstreicht die Bedeutung des Matching-Prinzips: CVA setzt das Matching-Prinzip jedoch nur sehr unvollständig um, da lediglich die Investitionsauszahlung periodisiert wird. EVA periodisiert darüber hinaus zumindest noch Teile der Umsatzkosten. EVA dürfte daher dem CVA diesbezüglich überlegen sein.

5. Produktionsentscheidungen / Bewertung von Vorratsvermögen 5. 4 5. Produktionsentscheidungen / Bewertung von Vorratsvermögen 5.4 Einbezug der Kapitalkosten in die Anschaffungskosten Matching-Gedanke: Alle Aufwendungen sind der Verkaufsperiode zuzuordnen! Mögliche Fehlsteuerung durch Bewertung des Lagerbestands zu historischen Anschaffungs- oder Herstellungskosten (AHK): Bewertung zu AHK ordnet nur einen Teil der Kosten der Absatzperiode zu. Kalkulatorische Kapitalkosten werden bei der Ermittlung des Wertbeitrags abgezogen, somit werden die Kosten der Kapitalbindung bereits während der Lagerhaltung verrechnet, nicht zum Zeitpunkt des Verkaufs. Um Fehlsteuerungen zu vermeiden müssen gemäß dem Matching-Gedanken alle Aufwendungen der Verkaufsperiode zugerechnet werden. Dies kann durch periodische Zuschreibungen des Lagerbestandes in Höhe der Kapitalkosten erreicht werden. Nur die Absatzanstrengung beeinflusst den Periodengewinn; Beschaffung und Produktion bleiben erfolgsneutral.

5. Produktionsentscheidungen / Bewertung von Vorratsvermögen 5. 5 5. Produktionsentscheidungen / Bewertung von Vorratsvermögen 5.5 Bedeutung niedrigerer beizulegender Werte Hat der Manager Einfluss auf Verkaufsaktivitäten und die Umsatzrealisation, ist das Realisationsprinzip durch ein Niederstwertprinzip im Vorratsvermögen zu ergänzen: Durch das Niederstwertprinzip ist es dem Management egal, ob Verluste durch Verkauf realisiert oder qua Bilanzierung antizipiert werden. Beachtung des Niederstwertprinzips muss aber sichergestellt sein! Für Steuerungsrechnungen muss das Vorsichtsprinzip (Ertragsrealisation bei Verkauf und Niederstwertprinzip) nicht nachteilig sein. Allerdings gilt auch, die Idee des Full Cost Accounting: Dubiose Forderungen werden nicht abgeschrieben, sondern erhöhen das Kapital als notwendige Investitionen in den Projekterfolg, wenn der Agent den Forderungsausfall nicht zu vertreten hat.

6. Einschätzung und Zusammenfassung Wertbeitragskennzahlen ermöglichen grundsätzlich eine anreizverträgliche Performancemessung. Anwendung einzelner Bilanzierungsvorschriften (Realisations-, Anschaffungskosten- und Niederstwertprinzip) konnte für eine anreizverträgliche Steuerungsrechnung gestützt werden. Die Modelle trennen in Investitionsentscheidungen und operative Entscheidungen. Sie diskutieren dabei immer nur einzelne Anreizprobleme. Die Modellrechnungen zeigen, dass Residualgewinngrößen Vorteile gegenüber Zahlungsgrößen bei der Unternehmenssteuerung haben. Gewinnermittlungsregeln bieten Vorteile, wenn der Entscheidungsträger einen kurzen Zeithorizont hat. Je kürzer der Zeithorizont des Entscheiders, desto wichtiger wird die Berücksichtigung zukünftiger Informationen. Die Verarbeitung zukünftiger Informationen erfolgt durch Periodisierung der Zahlungen.

6. Einschätzung und Zusammenfassung Der EVA hat Vorteile gegenüber dem CVA, der auf Periodisierungen weitgehend verzichtet. Die Verarbeitung zukünftiger Informationen geht zulasten der Verlässlichkeit der Daten. Die Wertbeitragskennzahlen verbinden kapitaltheoretische Konzepte mit der Welt des Rechnungswesens; damit haben sie ein solides Fundament. Hilfreich für die Gestaltung einer wertorientierten Unternehmensrechnung ist das Tragfähigkeitsprinzip; die Umsetzbarkeit dürfte aber nicht gegeben sein. Der Zinsfuß zur Ermittlung der kalkulatorischen Verzinsung muss nicht den Kapitalkosten des Unternehmens entsprechen. Allein durch Verzicht auf das Vorsichtsprinzip im internen Rechnungswesen kann keine wertorientierte Unternehmensrechnung aufgebaut werden.

7. Literaturverzeichnis Baldenius, Tim/Fuhrmann, Gregor/Reichelstein, Stefan (1999), Zurück zu EVA, in: Betriebswirtschaftliche Forschung und Praxis, 51. Jg., S. 53‑65. Baldenius, Tim/Reichelstein, Stefan (2000), Incentives for Efficient Inventory Management: The Role of Historical Cost, Working Paper. Brief, Richard P./Owen, Joel (1968), Depreciation and Capital Gains: A ”New” Approach, in: Accounting Review, Vol. 43, S. 367-372. Bromwich, Michael/Walker, Martin (1998), Residual Income Past and Future, in: Management Accounting Research, Vol. 9, S. 391‑419. Christensen, Peter O./Feltham, Gerald A./Wu, Martin G.H. (2002), Cost of Capital in Residual Income for Performance Evaluation, in: The Accounting Review, Vol. 77, S. 1-23. Diedrich, Ralf/Dierkes, Stefan (2003), Residualgewinnbasierte Steuerung von Profit Centern unter Berücksichtigung von Verbrauchsfolgefiktionen und außerplanmäßigen Wertkorrekturen, in: Zeitschrift für Betriebswirtschaft, Ergänzungsheft 5, 73. Jg., S. 47-68. Dierkes, Stefan/Hanrath, Stephanie (2002), Steuerung dezentraler Investitionsentscheidungen auf Basis eines modifizierten Residualgewinns, in: Zeitschrift für betriebswirtschaftliche Forschung, 54. Jg., S. 246-267. Dutta, Sunil/Reichelstein, Stefan (2002), Controlling Investment Decisions: Depreciation and Capital Charges, Working Paper. Dutta, Sunil/Reichelstein, Stefan (2000), Controlling Investment Decisions: Hurdles Rates and Intertemporal Cost Allocation, CESifo Working Paper Series No. 354. Dutta, Sunil/Reichelstein, Stefan (1999), Asset Valuation and Performance Measurement in a Dynamik Agency Setting, in: Review of Accounting Studies, Vol. 4, S. 235-258. Dutta, Sunil/Zhang, Xiao-Jun (2002), Revenue Recognition in a Multiperiod Agency Setting, in: Journal of Accounting Research, Vol. 40, S. 67-83. Gaber, Christian (2005), Die Bewertung von Fertigerzeugnissen zu Voll- und Teilkosten? Ansatz von Forderungen zum Nennwert oder Barwert?, in: Zeitschrift für betriebswirtschaftliche Forschung, 57. Jg., S. 325-351. Hachmeister, Dirk (2003), Gestaltung von Wertbeitragskennzahlen in der Theorie der Unternehmensrechnung, in: Franck, Egon/Arnoldussen, Ludger/Jungwirth, Carola (Hrsg.), Marktwertorientierte Unternehmensführung – Anreiz- und Kommunikationsaspekte, ZfbF-Ergänzungsheft 50, Frankfurt, Düsseldorf 2003, S. 97-119. Hachmeister, Dirk (2001), Möglichkeiten und Grenzen wertorientierter Steuerungskennzahlen als Bemessungsgrundlage für die Entlohnung von Führungskräften, in: von Eckardstein, Dudo (Hrsg.), Handbuch Variable Vergütung für Führungskräften, München, S. 47-67. Hachmeister, Dirk (1997), Der Cash Flow Return on Investment als Erfolgsgröße einer wertorientierten Unternehmensführung, in: Zeitschrift für betriebswirtschaftliche Forschung, 49. Jg., S. 556‑579. Hax, Herbert (1989), Investitionsrechnung und Periodenerfolgsmessung, in: Delfmann, Werner (Hrsg.): Der Integrationsgedanke in der Betriebswirtschaftslehre, Festschrift für Helmut Koch, Wiesbaden, S. 153‑170. Hebertinger, Martin (2002), Wertsteigerungsmaße – Eine kritische Analyse, Frankfurt am Main et al. Lambert, Richard A. (1999), Discussion of „Asset Valuation and Performance Measurement in a Dynamic Agency Setting”, in: Review of Accounting Studies, Vol. 4, S. 259-264. O’Hanlon, John/Peasnell, Ken V. (1998), Wall Street’s Contribution to Management Accounting: The Stern Stewart EVA Financial Management System, in: Management Accounting Research, Vol. 9, S. 421‑444. Pfaff, Dieter (1998), Wertorientierte Unternehmenssteuerung, Investitionsentscheidungen und Anreizprobleme, in: Betriebswirtschaftliche Forschung und Praxis, 50. Jg., S. 491-516. Pfaff, Dieter/Bärtl, Oliver (1999), Wertorientierte Unternehmenssteuerung - ein kritischer Vergleich ausgewählter Konzepte, in: Gebhardt, Günther/Pellens, Bernhard (Hrsg.): Rechnungswesen und Kapitalmarkt, ZfbF-Sonderheft Nr. 41, Symposium zum 70. Geburtstag von Walther Busse von Colbe, Düsseldorf, Frankfurt, S. 85‑115. Reichelstein, Stefan (2000), Providing Managerial Incentives: Cash Flows versus Accrual Accounting, in: Journal of Accounting Research, Vol. 38 (2000), S. 243-269. Reichelstein, Stefan (1997), Investment Decisions and Managerial Performance Evaluation, in: Review of Accounting Studies, Vol. 2 (1997), S. 157-180. Rogerson, William P. (1997), Intertemporal Cost Allocation and Managerial Investment Incentives: A Theory Explaining the Use of Economic Value Added as a Performance Measure, in: Journal of Political Economy, Vol. 105 (1997), S. 770-795. Stewart, G. Bennett (1991), The Quest for Value, New York.