Medical Peace Work Online Course 1

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 Präsentation transkript:

Medical Peace Work Online Course 1 Gesundheitspersonal, Konflikte und Frieden

Einführung in Medical Peace Work Kapitel 1: Friedens- und Konflikttheorie Kapitel 2: Medical Peace Work – eine Antwort auf gewaltsamen Konflikt Kapitel 3: Friedenskompetenzen für Gesundheitspersonal

Was ist Frieden?

Verständnis von Frieden Zustand der Beschaulichkeit oder Ruhe innerhalb einer Gemeinschaft Freiheit von zivilen Unruhen Zustand der Sicherheit oder Ordnung, gewährleistet durch Gesetz oder Brauch Freiheit von beunruhigenden oder bedrückenden Gedanken oder Gefühlen Harmonie in persönlichen Beziehungen Zustand oder Periode einvernehmlicher Eintracht zwischen Regierungen Vertrag oder Abkommen zur Beendigung der Feind-seligkeit / Kampfhandlungen zwischen denen, die sich im Krieg oder einem Zustand der Feindschaft befanden (Merriam-Webster Online Dictionary)

Ein holistisches Konzept von Frieden Frieden als Gegenteil von Gewalt Gesundheit ↔ Krankheit = Frieden ↔ Gewalt Frieden ist relativ Frieden ist subjektiv Frieden wächst, indem Gewalt abnimmt fred Frieden Gewalt

Was ist Gewalt? Definition der Weltgesundheitsorganisation: Gewalt ist der vorsätzliche, angedrohte oder tatsächliche Gebrauch physischer Kraft oder Macht gegen sich selbst, eine andere Person oder eine Gruppe oder Gesellschaft, der entweder in Verletzung, Tod, psychologischen Leid, Fehl-entwicklung oder Entbehrung resultiert oder mit hoher Wahrscheinlichkeit darin resultieren wird. (WHO, 2002:5)

Ein holistisches Konzept von Gewalt Gewalt ist die unnötige Verletzung von Grundbedürfnissen. (Galtung 1996) Überlebensbedürfnisse Wohlbefindensbedürfnisse Identitätsbedürfnisse Freiheitsbedürfnisse

Ein holistisches Konzept von Gewalt Verschiedene Formen von Gewalt Direkt: Gebrauch physischer / mentaler Macht Strukturell: sozioökonomisches / politisches System Kulturell: rechtfertigende Bestandteile in Religion, Ideologie, Kunst, Wissenschaft und Sprache Verschiedene Ebenen Kollektiv, zwischenmenschlich und selbstverursacht (WHO) Mega, Makro, Meso und Mikro (Galtung) Direkte Gewalt Strukturelle Gewalt Kulturelle Mikroebene Makroebene

Ein holistisches Konzept von Frieden Negativer Frieden Positiver Frieden Abwesenheit von Krieg Abwesenheit von Terror Abwesenheit von Menschenrechtsverletzungen Abwesenheit von Selbstmord und zwischenmenschlicher Gewalt Individuelle and soziale Harmonie Erfüllung von Grundbedürfnissen Entwicklung und Gerechtigkeit Menschliche Sicherheit

Ein holistisches Konzept von Frieden 2. FRIEDEN als ein Zustand völliger Harmonie GESUNDHEIT ist nicht bloß die Abwesenheit von Krankheit oder Gebrechen, sondern ein Zustand völligen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens. (WHO) FRIEDEN ist nicht bloß die Abwesenheit von Gewalt, sondern …

Ein holistisches Konzept von Frieden Typologie positiven Friedens Direkter Frieden Liebevolle, harmonische Handlungen, um das Gute in jedem hervorzurufen Struktureller Frieden Gleichberechtigte, horizontale Verhältnisse Kultureller Frieden Religion, Ideologie, Wissenschaft, Kunst und Sprache, die direkten und strukturellen Frieden fördern (angepasst nach Galtung, 1996:33)

Ein holistisches Konzept von Frieden 3. Frieden als Kompetenz der Konfliktbewältigung Gute Gesundheit: starkes Immunsystem und schnelle Genesung Frieden: Fähigkeit, Konflikte mit Mitgefühl, Kreativität und durch gewaltlose Mittel zu bewältigen (Galtung 2002:8)

Ein holistisches Konzept von Frieden 3. Frieden als Kompetenz der Konfliktbewältigung Was ist ein Konflikt? Zusammenprall inkompatibler Ziele neutral, Potential für positiven Wandel immer und überall Von der Mikro- zur Makroebene ABC-Konfliktdreieck (Galtung 1996) Content (Inhalt) Attitude (Einstellung) Behaviour (Verhalten)

Ein holistisches Konzept von Frieden 3. Frieden als Kompetenz der Konfliktbewältigung Vier Ebenen von Konflikt (Mitchell, in Large 1997:5-6) Konflikt kann sich in Richtung Eskalation / Deeskalation bewegen durch friedliche oder gewaltsame Mittel bewältigt werden

Ein holistisches Konzept von Frieden Gewalt macht den Konflikt zu “großen Problemen” führt nicht zu gerechtem und nachhaltigem Frieden Frieden – die Kompetenz der Konfliktbewältigung gewinnen oder verlieren Kreativität Mitgefühl Gewalt- losigkeit Inhalt Einstellung Verhalten Aggressivität Aggression

Was ist Friedensarbeit? Friedliche Interventionen, die direkte, strukturelle oder kulturelle Gewalt reduzieren / beseitigen harmonische, wechselseitig vorteilhafte Verhältnisse und Strukturen aufbauen Friedenskompetenz von Einzelpersonen / Gesellschaften stärken Direkter Frieden Struktureller Frieden Kultureller Mikroebene Makroebene Direkte Gewalt Strukturelle Gewalt Kulturelle

Friedliche Mittel für sozialen Wandel Gewaltloser Protest und Überzeugung Ein Streikposten oder eine friedliche Demonstration Soziale Zusammenarbeitsverweigerung Studenten im Streik Ökonomische Zusammenarbeitsverweigerung Deinvestition, Sanktionen und Boykotte Streikende Arbeitnehmer Politische Zusammenarbeitsverweigerung Gandhis Aufruf an zivile Bedienstete in der Britischen Administration von Indien, die Arbeit niederzulegen Gewaltlose Intervention Die Freedom Flotilla, die versuchte, medizinische Ausrüstung, Essen, Baumaterial und andere lebensnotwendige Güter nach Gaza zu bringen

Einführung in Medical Peace Work Kapitel 1: Friedens- und Konflikttheorie Kapitel 2: Medical Peace Work – eine Antwort auf gewaltsamen Konflikt Kapitel 3: Friedenskompetenzen für Gesundheitspersonal

Grundstruktur und Definitionen Was ist Medical Peace Work?

Was Medical Peace Work NICHT ist:

Holistische Konzepte von Frieden und Gesundheit überschneiden sich Grund- bedürfnisse Wohlbefinden Menschliche Sicherheit Menschenrechte Abwesenheit von Leid, Trauma, Verletzung

Implizit & explizit Medical Peace Work Gesundheits-personal Gesund-heitsarbeit FRIEDEN Gesundheits-personal Friedens-arbeit GESUND-HEIT

Warum befasst sich Gesundheitspersonal mit Friedensfragen? Gewalt als ernstes Gesundheitsproblem Gesundheitspersonal läuft Gefahr, Gewalt auszuüben Gesundheitsarbeit kann einen Konflikt verschlimmern Geschätzte Tote durch direkte Gewalt im Jahr 2000 Mord 520 000 Selbstmord 815 000 Kriegstote 310 000 Gesamt 1 659 000 (WHO 2002:10)

Gewalt – ein Problem öffentlicher Gesundheit “Gewalt ist oft vorhersehbar und vermeidbar. Genau wie andere Gesundheitsprobleme ist sie nicht gleichmäßig über Bevölkerungsgruppen oder Verhältnisse verteilt. Viele der Faktoren, die das Gewaltrisiko erhöhen, sind bei den verschiedenen Arten von Gewalt gleich und sind veränderbar.” Gro Harlem Brundtland (WHO 2002)

Ein gesundheitspolitischer Ansatz für Gewalt Interventionen implementieren,Effektivität messen: Maßnahme der Gemeinschaft, Ausbildung, öffentliches Bewusstsein von Problemidentifizierung zu einer effektiven Antwort Interventionen entwickeln und testen: Evaluationsforschung Gründe identifizieren: Identifikation von Risikofaktoren Problem definieren: Datensammlung, Beobachtung (angepasst von: Mercy et al. 1993)

Identifikation von Risikofaktoren Gewalt als das Resultat einer komplexen Interaktion von Risiko- und Schutzfaktoren auf mehreren Ebenen Ein ökologisches Modell (WHO 2002)

Timing von Friedensarbeit Primäre Prävention Risikofaktoren  Schutzfaktoren  Sekundäre Prävention Frühwarnung Deeskalation Konfliktbearbeitung Tertiäre Prävention Wiederaufbau Konfliktlösung Versöhnung

Mechanismen von ”Peace-through-Health” Neudefinition einer Situation Übergeordnete Ziele Mediation und Konflikttransformation Dissens und Nichtkooperation Aufdeckung und Verbreitung von Wissen Wiederaufbau der Gesellschaftsstruktur Solidarität und Unterstützung Soziale Heilung Wachrufen und Ausweitung von Altruismus Begrenzung des Zerstörungskraft von Krieg (Santa Barbara and MacQueen 2004)

Risiken und Grenzen von Medical Peace Work (Fehl)Wahrnehmungen beim Engagement in der Friedensarbeit Gefahr als ideologisch abgestempelt zu werden Potentielle Spaltkraft zwischen Gesundheits-personal und Patient, Arbeitgeber oder Geldgeber Arbeit für Frieden, Menschenrechte, Gerechtigkeit, Konfliktmediation, etc.: Sensitiv und gefährlich Defizite bei Fähigkeiten, Wissen und Einstellungen Es gibt keine schnellen und einfachen Lösungen in der Friedensarbeit

MPW-Schulungsmaterial Webbasiertes Lehrmaterial-Zentrum Sieben MPW online-Kurse Lehrbuchlektionen Testfragen Problembezogene E-Learning-Fälle  www.medicalpeacework.org

Ziele des MPW Schulungsmaterials Verhindern von Krieg, Terror, Menschenrechtsver-letzungen, und anderen Arten von Machtmissbrauch Fördern von Mitgefühl, fürsorglichen Beziehungen, gerechten Strukturen, und einer Friedenskultur Verbessern des Gesundheitszustandes von Patienten und Gemeinden in gewaltsamen Verhältnissen Stärken der Kompetenzen des Gesundheitspersonals in der Friedens- und Konfliktarbeit

Charakteristika der MPW-Grundstruktur Holistisches Friedenskonzept Friedensarbeit NICHT nur auf höchster Ebene Friedensarbeit NICHT nur in Kriegsgebieten Friedensarbeit NICHT nur für FriedensaktivistInnen Public Health-Ansatz zu Gewalt und Frieden Explizite Friedensarbeit – der GESUNDHEIT wegen

Einführung in Medical Peace Work Kapitel 1: Friedens- und Konflikttheorie Kapitel 2: Medical Peace Work – eine Antwort auf gewaltsamen Konflikt Kapitel 3: Friedenskompetenzen für Gesundheitspersonal

Konfliktanalyse – ein Lernprozess Erstellen eines detaillierten Bildes von der Situation Identifizieren der Faktoren, die zu Frieden beitragen können Viele Ansätze und Hilfsmittel: Konfliktzeitleiste Konfliktkarte ABC-Dreieck etc.

Gewaltloser sozialer Wandel Die meisten sozialen Bewegungen verwenden gewaltlose Mittel. Demontage der Säulen der Macht durch: Blockaden Boykotte Proteste, Streiks Demonstrationen zivilen Ungehorsam Straßentheater, etc.

Gewaltlose Kommunikation - ein philosophisches und pädagogisches Instrument für menschlische Beziehung Stellt Mitgefühl ins Zentrum des Denkens und Kommunizierens Vier Elemente ehrlichen Äußerns und empatischem Zuhörens: (Modell angepasst vom Centre for Nonviolent Communication)

Quellenangabe Centre for Nonviolent Communication www.cnvc.org Galtung J (1996). Peace by peaceful means: peace and conflict, development and civilisation. London, Prio/Sage. Galtung J (2002). What is peace studies? In Johansen J, Vambheim V (eds). Three papers by Johan Galtung. Tromsø, Centre for Peace Studies, University of Tromsø, Norway Large J (1997). Considering conflict. First consultative meeting on Health as a Bridge for Peace. Les Pensières, Annecy, WHO. Mercy J et al. (1993). Public health policy for preventing violence. Health Affairs. Winter:7-29. Merriam-Webster Online Dictionary www.m-w.com Rosenberg M (2003). Nonviolent communication: a language of life. Encinitas, CA, Puddle Dancer Press. WHO (2002). World report on violence and health. Geneva, WHO. © medicalpeacework.org 2012 Autor: Klaus Melf, Redakteur: Mike Rowson, grafisches Profil: Philipp Bornschlegl