Seelische Krankheiten

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 Präsentation transkript:

Seelische Krankheiten

Psychiatrische Einrichtungen Vollstationäre Einrichtungen Psychiatrische Abteilungen mit Vollversorgungsauftrag Spezialabteilungen (z.B. Essstörungen) Teilstationäre Einrichtungen Tageskliniken (z.B. Geriatrie) Nachtkliniken und Wohnheime Geschütze Werkstätten Ambulante Einrichtungen Sozialpsychiatrische Einrichtungen Spitals- und Institutsambulanzen FachärztInnen für Psychiatrie (haben Kassenvertrag) PsychotherapeutInnen/PschiaterInnen in freier Praxis (ohne Kassenvertrag)

Zwangsmaßnahmen und Unterbringung Seit 1991 gibt es ein neues Unterbringungsgesetz Behandlung gegen den Willen des Patienten nur bei Selbst- oder Fremdgefährdung zulässig Zwangseinweisung nur durch Amtsarzt (amtsärztliche Bescheinigung) Unterbringung im Spital durch Begutachtung zweier Fachärzte für Psychiatrie Innerhalb von 4 Tagen: Richterliche Überprüfung der Rechtmäßigkeit, Information an Patientenanwalt Innerhalb von 2 Wochen: Gerichtliches Gutachten eines Sachverständigen

Psychische Störungen nach ICD – 10 (International Classifikation of Diseases) F0 organische psychische Störung (z.B. Demenz) F1 Substanzabhängigkeit F2 Schizophrene und wahnhafte Störungen F3 Affektive Störungen F4 Neurotische-, Belastungs- und somatofore Störungen F5 Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen Störungen F6 Persönlichkeitsstörungen F7 Intelligenzminderung F8 Entwicklungsstörungen F9 Verhaltens- und emotionelle Störungen mit Beginn in der Kindheit Je niedriger die Zahl, desto eher für Medizin, je höher die Zahl, desto eher für Psychotherapie

Schizophrenie (F 20) Charakteristische Symptome Wahn Halluzination Formale Denkstörung Ich-Störungen Affekt-Störungen Psychomotorische Störungen

Schizophrenie Zahlen und Fakten 1% der Bevölkerung (weltweit überall gleich betroffen) Keine Geschlechtsspezifität Unabhängig von Herkunft Beginn meist zwischen Pubertät und 30. Lebensjahr Hohe Suizidrate 10% Unabhängig von sozialer Schicht

Ursachen der Schizophrenie Genetische Faktoren deutliche Erhöhung des Erkrankungsrisikos bei genetischer Vorbelastung (eineiige Zwillinge 50%) Neurobiologische Faktoren Störung der Neurotransmission im Gehirn als biologischer Faktor Veränderungen der Hirnstruktur Biologische Umweltfaktoren Perinatale Schädigung Drogenkonsum Psychosoziale Faktoren

Symptome der Schizophrenie Prodromalstadium (hier ist Diagnose noch nicht zu stellen) Sozialer Rückzug Beginnende psychotische Symptome Veränderungen der Außenwelt aus der Sicht des Betroffenen Dauer Monate bis Jahre Akutphase Halluzinationen Akustische Halluzinationen Geruchs- und Geschmackshalluzinationen Körperhalluzinationen Wahn Verfolgungswahn Beeinträchtigungswahn Vergiftungswahn Eifersuchtswahn Hypochondrischer Wahn

Formale Denkstörungen Ich-Störungen Verschwimmen der Grenze zwischen Selbst und Umwelt Gedanken, Gefühle oder Teile des Körpers werden als fremd erlebt Fremdbeeinflussung Gedankeneingebung Gedankenausbreitung Depersonalisation und Derealisation Formale Denkstörungen Zerfahrenheit in der Sprache Sperrungen, Gedankenabreißen Neologismen (… die Lame ist die Mutter der Amme …) Paralogik (ein Satz ist in sich unlogisch) Vorbeireden Affekt-Störungen Psychomotorische Störungen

Therapie der Schizophrenie Pharmakotherapie Antipsychotika Antidepressiva, Benzodiazepine Psychosoziale Therapie Psychotherapie Arbeitstherapie, Ergotherapie Soziotherapie

Affektive Störungen F30-F39 Pathologische Veränderungen der Stimmung und des Gemüts Depression Manie Bipolare Störung (früher manisch-depressive Krankheit)

Depression 15 Millionen EuropäerInnen leiden derzeit an einer Depression Nur 54% davon konsultieren einen Arzt Frauen haben 2x höheres Risiko (bei Männern häufiger hinter anderen Störungen verborgen, z.B. Alkoholabhängigkeit) 10% - 15% der Depressiven versterben an Suizid Lebenszeitprävalenz (Krankheitshäufigkeit) leigt bei 15%

Depression - Ursachen Genetische Faktoren Neurobiologische Faktoren (Neurotransmitter, Hormone, somatische Erkrankungen) Psychosoziale Faktoren

Historische Einteilung Reaktive Depression (depressives Syndrom ist im zeitlichen Zusammenhang mit einer belastenden Situation, rückbildungsfähig) Neurotische Depression (Ursache ist unbewusster/nicht gelöster Konflikt, Tendenz zur Chronifizierung) Endogene Depression (schwere Verstimmung ohne erkennbaren Auslöser)

Einteilung nach ICD - 10 Die Einteilung nach ICD – 10 erfolgt nach Verlauf und Schwierigkeitsgrad

Therapie der Depression Biologische Therapieverfahren 1. Antidepressiva 2. Elektrokampftherapie, Lichttherapie, Schlafentzug Psychosoziale Maßnahmen 1. Umgang mit depressiven PatientInnen 2. Spezielle Therapie Kombination mit Psychopharmaka Alle Psychotherapieverfahren möglich

Bipolare affektive Störung ICD – 10 (F 31) Wechsel von Episoden mit gehobener Stimmung, vermehrtem Antrieb und Aktivität (Manie), mit Episoden von Stimmungssenkung, vermindertem Antrieb und Aktivität (Depression) Die Besserung zwischen den Episoden ist meist vollständig (Remission) Die Symptome der einzelnen Episoden entsprechen denen der depressiven Episode, der Hypomanie (abgeschwächte Form der Manie) und der Manie bzw. zeigen eine gemischte Symptomatik

Bipolar affektive Störung 1% der Bevölkerung sind betroffen 3% - 5% wenn man leichtere Formen dazuzählt Keine Geschlechtsspezifität 15% versterben an Suizid Reine Manie sehr selten

Diagnosekriterien der Manie Mindestdauer 1 Woche Stimmung vorwiegend gehoben oder gereizt Gesteigerte Aktivität oder motorische Ruhelosigkeit Gesteigerte Gesprächigkeit Ideenflucht oder Gefühl des Gedankenrasens Verlust normaler sozialer Hemmungen Vermindertes Schlafbedürfnis Überhöhte Selbsteinschätzung oder Größenwahn Ablenkbarkeit, ständiger Wechsel von Aktivitäten und Plänen Tollkühnes oder rücksichtsloses Verhalten Gesteigerte Libido oder sexuelle Taktlosigkeit

Therapie der bipolaren Störung Pharmakotherapie Behandlungsstrategie in 3 Phasen - Akutbehandlung (stationär-ambulant) - Erhaltungstherapie (bis 12 Monate) - Phasenprophylaxe (bis lebenslang) Psychosoziale Maßnahmen - Umgang mit manischen PatientInnen - Ziel der Therapie ist die Häufigkeit und den Schweregrad und die psychosozialen folgen zu reduzieren Psychotherapie - Psychoedukation, Selbsthilfegruppen, Verhaltnestherapie

Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen ICD – 10 (F 4) F 40 Phobische Störungen F 41 Sonstige Angststörungen F 42 Zwangsstörungen F 43 Reaktionen auf schwere Belastungen und Anpassungsstörungen F 44 Dissoziative Störungen F 45 Somatoforme Störungen F 48 Sonstige neurotische Störungen

Was ist eine neurotische Störung („Neurose“) Als NEUROSE wird ein intrapsychischer Konflikt gesehen, der nicht bewusstseinsfähig ist, aber als Symptom oder Beschwerde zu Tage tritt und für den Patient ein Leidenszustand ist Neurose setzt eine psychodynamische Hypothese voraus, d.h. dass psychische Ursachen verantwortlich sind Im neuen ICD – 10 wird auf den Begriff „Neurose“ verzichtet

Angst und Panikstörungen Die drei Formen der Angst Frei flottierende Angst (ungerichtete Angst) Phobische Angst (Angst vor etwas) Panik (Angstanfälle)

(nicht benötigte Angst) Die normale Angst hat Alarmfunktion und soll Aktivitäten zur Beseitigung einer Gefahr auslösen. Die pathologische Angst lähmt dagegen die körperlichen und geistigen Funktionen und verliert dadurch ihren ursprünglichen Sinn. (nicht benötigte Angst)

Körperliche Symptome der Angst Erstickungsgefühle Schwindel Atemnot Brustschmerzen Abdominelle Beschwerden Harndrang Zittern Herzklopfen Durchfall Weiche Knie

Phobische Störungen / Angststörungen Agoraphobie (F 40.0) Soziale Phobie (F 40.1) Spezifische (isolierte) Phobie (F 40.2) Sonstige Angststörung Panikstörung (F 41. 0) Generalisierte Angststörung (F 41.1)

Agoraphobie Der Betroffene hat eine deutliche Furcht oder vermeidet mindestens zwei der folgenden Situationen Menschenmengen Öffentliche Plätze Alleine Reisen Reisen mit weiteren Entfernungen von zu Hause In den gefürchteten Situationen müssen typische Angstsymptome vorhanden sein Die Symptome beschränken sich vornehmlich auf die gefürchteten Situationen Die Betroffenen meiden die Situationen und sind dadurch emotional belastet

Soziale Phobie Der Betroffene hat deutliche Furcht im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen oder sich peinlich oder erniedrigend zu verhalten Solche Situationen werden gemieden und als übertrieben und unvernünftig erlebt Die Typischen Angstsymptome treten in sozialen Situationen auf (erröten, zittern, Angst zu erbrechen) Die Symptome beschränken sich nur auf die gefürchteten Situationen oder auf Gedanken an diese

Spezifische (isolierte) Phobie Der Betroffene hat deutliche Furcht vor einem bestimmten Objekt oder vor einer bestimmten Situation Es kommt zu deutlicher Vermeidung solcher Objekte und Situationen Häufige phobische Objekte sind Tier, Donner, Flüge, kleine geschlossen Räume, Dunkelheit, Brücken, Anblick von Blut oder Verletzungen, Injektionen, Zahnarzt- und Krankenhausbesuchen

Panikstörung Der Betroffene hat wiederholte Panikattacken, die sich nicht auf eine spezifische Situation oder ein spezifisches Objekt beziehen. Die Attacken sind nicht vorhersehbar Die Störung ist nicht mit besonderer Anstrengung, gefährlicher oder lebensbedrohlicher Situationen verbunden und ist nicht Folge einer anderen psychischen Störung oder körperlichen Erkrankung Die einzelne Episode der Panikattacke ist begleitet von intensiver Angst, beginnt abrupt, erreicht innerhalb weniger Minuten seinen Höhepunkt und dauert zumindest wenige Minuten

Panikstörung Mindestens vier der nachfolgenden Symptome müssen vorliegen, darüber hinaus eines von den Symptomen 1-4: Herzklopfen Schweißausbrüche Zittern Mundtrockenheit Atembeschwerden Beklemmungsgefühl Brustschmerzen Übelkeit oder abdominelle Missempfindungen Gefühl von Schwindel, Unsicherhiet, Schwäche, Benommenheit Gefühl, die Objekt sind unwirklich und Gefühl, man selbst ist weit entfernt oder „nicht wirklich hier“ Angst vor Kontrollverlust, verrückt zu werden oder „auszuflippen“ Angst zu sterben

Generalisierte Angststörung Der Betroffene leidet unter einer generalisierten und anhaltenden Angst, die sich nicht auf eine bestimmte Situation in der Umgebung richtet Die Störung besteht mindestens sechs Monate mit vorherrschender Anspannung, Besorgnis und Befürchtungen in Bezug auf alltägliche Ereignisse und Probleme Die Angstsymptome sind unterschiedlich: Nervosität, Zittern, Muskelspannung, Schwitzen, Herzklopfen …

Therapie von Angststörungen Psychotherapeutisch Entspannungsverfahren, autogenes Training Kognitive Verhaltenstherapie Tiefenpsychologische Verfahren Pharmakologisch Benzodiazepine (geringere Erregbarkeit) – nur kurzfristig Antidepressiva (eigentliche Therapie)

Zwangsstörung ICD – 10 (F 42) Zwänge sind Vorstellungen, Handlungsimpulse und Handlungen, die sich einem Menschen aufdrängen und gegen die sich der Betroffene nicht wehren kann. Werden unsinnig und bedrohlich erlebt. Häufigkeit: 3% Ursachen: neurobiologische und psychogene Faktoren

Symptome der Zwangsstörung Zwangsgedanken Sich wiederholend aufdrängende, jedoch als unsinnig erkannte Denkinhalte Zwangshandlungen Gegen den Willen ausgeführte Handlungen, bei deren Unterdrückung treten massive innere Anspannungen oder Angst auf

Persönlichkeitsstörungen ICD 10 (F 6) Definition der Persönlichkeit: Mit Persönlichkeit ist die Summe aller psychischen Eigenschaften und Verhaltensbereitschaften gemeint, die dem Einzelnen seine eigentümliche, unverwechselbare Individualität verleihen. Das Konstrukt Persönlichkeit bezieht im Einzelnen Merkmale des Wahrnehmens, Denken, Fühlens, sowie der interpersonellen Beziehungsgestaltung mit ein.

Persönlichkeitsstörungen Emotional-instabile (Borderline) Histrionische Paranoide Schizoide Dissoziale Ängstliche Zwängliche

Borderline-Persönlichkeitsstörung = Emotional instabile Persönlichkeitsstörung (ICD – 10, F 60.3)

Borderline Die Störung hat keine Nähe zu Schizophrenie Borderline ist eine Persönlichkeitsstörung mit Problemen im affektiven Bereich, der Impulskontrolle und im Wahrnehmen des Selbstbildes Psychotische Symptome sind nur flüchtig und weisen keine direkten Zusammenhang mit schizophrenen Symptomen auf

Syndromkomplexe (Borderline) Affektivität Impulsive Selbst- und Fremdschädigung Instabilität des Selbstbildes Dissoziative Symptome Psychotische Symptome

Affektivität Chronische diffuse Angst Kurzzeitige Stimmungsschwankungen, häufig nach äußeren Reizen Im Gegensatz zur Depression fehlende Schuldgefühle, hingegen erleben die Betroffenen eine innere Leere

Impulsive Selbst- und Fremdschädigung Durchgängiges Verhaltensmuster Selbstverletzungen dienen der Spannungsabfuhr und erfolgen oft nicht in suizidaler Absicht (Schneiden mit Rasierklinge, Intoxikationen mit medikamenten) Patienten entwickeln häufig ein suchtartiges Verlangen danach Wutausbrüche, impulshaftes Geldausgeben, Impulsivität in der Sexualität

Instabilität des Selbstbildes Identitätsdiffusion Wechseln im Selbstbild, Veränderungen von Wertvorstellungen, persönlichen Zielen oder Berufswünschen Wechsel von Idealisierung und Entwertung von Personen (ich liebe dich, ich hasse dich) Unterschiedliche sexuelle Praktiken

Dissoziative Symptome Dämmerzustände, Tagträumereien, Trancezustände, verzerrte Erinnerungen Meist wenn Betroffene Angst haben oder in spannungsgeladene Situationen geraten

Psychotische Symptome Kurz, reversibel und nicht systematisiert Akustische und optische Halluzinationen Oft vor dem Einschlafen (grausame, quälende Inhalte) Abgrenzung zur Schizophrenie: Wahn, Halluzinationen dauern bei Schizophrenie länger; bei Borderline nur kurz: Erinnerungen and den Tag, z.B. vor Einschlafen

Folgen und Ursachen Folgen Ursachen Häufig Jobverlust wegen mangelnder Impulskontrolle Beziehungsabbrüche wegen emotionaler Instabilität Krankenhausaufenthalte wegen Selbstverletzungen Straffälligkeit wegen Wutanfällen und Gewaltausbrüchen Drogenabhängigkeit, aufgrund des Gefühls der Leere und Langeweile Ursachen Multifaktoriell, jedoch gehäuft bei wechselnden Bezugspersonen in der Kindheit (erlernte Beziehungsunfähigkeit)

Therapie Aufgrund der langen Phase bis zu beginn einer Therapie, auch lange Phase bis zur Verbesserung der Symptomatik Schwierigste, aber zugleich wichtigste Komponente ist die Errichtung einer tragfähigen Beziehung Wichtig ist die Aufstellung von klaren Grundsätzen der Therapie, und Festlegung von Konsequenzen bei deren Missachtung Medikamente sind von untergeordneter Bedeutung Langfristige Psychotherapie (ambulant, stationär) Wichtig ist auch die Aufklärung und Miteinbeziehung der Angehörigen Ziel ist das Erlernen von sozialer Kompetenz, Beziehungsfähigkeit, Umgang mit Frustration, Spannungsabbau ohne Selbstschädigung

Verhaltens- und emotionelle Störungen mit Beginn in der Verhaltens- und emotionelle Störungen mit Beginn in der Kindheit ICD 10 (F 9) Einfache Aktivitäts- und Aufmerksamkeitsstörung (F 91.0) Hyperkinetische Störung des Sozialverhaltens (F 91.1) Sonstige hyperkinetische Störung (F 90.8) Aufmerksamkeitsstörung ohne Hyperaktivität (F 98.9)

ADHS Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung Bis Ende der 1990er Jahre wurde ADHS als eine mit zunehmenden Alter ausheilende Kinderkrankheit betrachtet Behandlung erfolgte durch Kinder- und JugendpsychiaterInnen und endete oft abrupt mit dem 18. Lebensjahr Keine entsprechende Dagnosekategorie in de ICD-10, außer im Kapitel 9 als „hyperkinetische Störung“ Seit ca.15 Jahren zunehmend wissenschaftliches Interesse mit der „adulten“ Form (Erwachsenen)

Historischer Hintergrund „Zappelphilipp“ und „Hans-guck-in-die-Luft“ wurden bereits im 19. Jahrhundert in einem Kinderbuch des Arztes Heinrich Hoffman „Stuwwelpeter“ beschrieben Dieser hatte jedoch nicht die Absicht Störungsbilder im Krankheitssinne darzustellen

Kernsymptome Unaufmerksamkeit Hyperaktivität Impulsivität Abgleiten in Gedanken Man kann sich nicht konzentrieren Hyperaktivität Kniebewegungen Aufstehen und Herumgehen (z.B. Theater) Impulsivität Kann nur schwer warten, bis man zum Reden dran ist „Dauerreden“

Fakten 60% der betroffenen Kinder haben Symptome auch im Erwachsenenalter Prävalenz bei Erwachsenen 1% - 5% Verhältnis Männer zu Frauen: 3 zu 1 Prävalenzen weisen die ADHS als eine der häufigsten psychischen Störungen des Erwachsenenalters

Aufmerksamkeitsdefizit (6 oder mehr der 9 Kriterien müssen erfüllt sein) Flüchtigkeits- und Sorgfaltsfehler Ausdauerprobleme Scheint nicht zuzuhören Schließt Aufgaben und Anweisungen nicht ab Organisationsprobleme Vermeidet Aufgaben mit langer Aufmerksamkeitsbelastung Verliert häufig Gegenstände Lässt sich leicht ablenken Ist bei Alltagstätigkeiten leicht vergesslich

Hyperaktivität und Impulsivität (6 oder mehr der 9 Kriterien müssen erfüllt sein) Zappeln mit Händen und Füßen Kann nicht lange sitzen bleiben Fühlt sich unruhig Schwierigkeiten nicht zu sprechen, wobei andere nicht zu Wort kommen Ist häufig „auf Achse“, fühlt sich getrieben und ist immer in Bewegung Kann nicht warten, bis andere ausgesprochen haben Ungeduld in vielen Bereichen Stört häufig andere in ihrer Beschäftigung Exzessives Reden

Therapie Kombinationstherapie aus Medikation und Psychotherapie wird empfohlen Derzeit liegen mehr Studien über die Wirksamkeit von Psychopharmaka vor, als von Psychotherapie Zu empfehlen sind langfristige Behandlungsstrategien Etwa 50% von Menschen, die die Kriterien von ADHS erfüllen, zeichnen sich durch keinen oder nur geringen Leidensdruck aus und verlangen nach keiner Behandlung (im Erwachsenenalter)