Kurs Firmenbuchrecht Ass.-Prof. DDr. Thomas Ratka, LL.M. Institut für Unternehmens- und Wirtschaftsrecht, Universität Wien.

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 Präsentation transkript:

Kurs Firmenbuchrecht Ass.-Prof. DDr. Thomas Ratka, LL.M. Institut für Unternehmens- und Wirtschaftsrecht, Universität Wien

Administratives bitte besorgen Sie sich ein aktuelles FBG! 3 LV-Termine: , , jeweils Uhr Exkursion zum HG Wien , Marxergasse 1a, 1030 Wien, 9 Uhr pünktlich (bis ca. 11:30 Uhr). Anwesenheitspflicht an insgesamt mindestens 2 Terminen! 1. Prüfungstermin :00-16:30 Uhr 2. Prüfungstermin :00-17:30 Uhr

Funktionen des Firmenbuches „Firmenbuch = öffentliches Register von Rechtstatsachen, in das bestimmte Rechtsträger mit für den Geschäftsverkehr relevanten Informationen einzutragen sind“ Offenlegungsfunktion Kontrollfunktion?

Rechtsgrundlagen Nationale (Österreich): FBG, UGB, AktG, GmbHG, AußStrG, RpflG, JN, Sondergesetze (zB EU-VerschG) Europäische: Publizitätsrichtlinie, Zweigniederlassungsrichtlinie; auch VO zu „supranationalen Gesellschaftsformen“ (SE, EWIV, SCE) / nationale AusführungsG

Beispiel Ablauf einer grenzüberschreitenden Verschmelzung warum ist Firmenbuch (notwendigerweise) national geprägt? Alternativen?

Exkurs: Wer führt das Firmenbuch? Gerichte (zB F, Ö, D) Verwaltungsbehörden (zB SUI, ESP) Handelskammern (It, NL) Regierung (va Skandinavien) Tw sogar Trend zur Privatisierung Vorteile des Gerichtssystems: „One Stop Shop“ – außerstreitige und streitige Angelegenheiten EuGH zur „Gerichtsqualität“ des Firmenbuchgerichts

Historische Entwicklung 1 Mittelalter: Kaumannsgilden Bestimmungen va in Wechselgesetzen (zB WechselO 1717) Registrierungspflicht für Kaufleute in Wien am : Kaufleute müssen Eheverträge und „Betriebsfonds“ offenlegen

Historische Entwicklung : Wollen Kaufleute wechselfähig sein, müssen sie sich protokollieren lassen 1857: „Handelsregister“ 1987: „Arbeitsgruppe ADV-Handelsregister“ 1991: FBG 1997: Einführung der „Poststraße“

Historische Entwicklung : Datenerfassung abgeschlossen 1991: Firmenbuch im Internet abfragbar 2001: Jahresabschluss elektronisch übermittelbar 2006: „Publizitätsrichtlinie neu“(PuG)  Europaweite Vollelektronisierung Zukunft: Europäisches Unternehmensregister? Derzeit „Privatinitiative“ EBR 2009: „Grünbuch“ der Kommission zur Verknüpfung der nationalen Handelsregister

Prinzipien des Firmenbuches Publizitätsprinzip (formell; materiell?) Legalitätsprinzip Dispositionsgrundsatz

Vertrauensschutz nach § 15 UGB gilt EU-weit (Publizitätsrichtlinie) positive Publizität (Schutz des Eintragungspflichtigen) negative Publizität (Schutz des Dritten) Rechtsscheinhaftung

Öffentlichkeit des Firmenbuches § 9 Abs 1 UGB Abfrage bei Firmenbuchgerichten, Bezirksgerichten, Notaren private Abfragemöglichkeiten

Firmenbuchauszug Aktuell; Stichtagsauszug (mit historischen Daten, mit Gewerberegisterdaten) Teilauszug (Firma, Sitz, Geschäftsanschrift, Rechtsform) Teilauszug beschränkt auf Personen

Aufbau des Firmenbuches Hauptbuch Urkundensammlung

Entscheidungsorgane 1 Richter Rechtspfleger lies §§ 16, 22 Rechtspflegergesetz

Entscheidungsorgane 2 Bindung des Rechtspflegers Weisung: § 8 Rechtspflegergesetz Erledigung durch den Richter: § 9 Rechtspflegergesetz Vorlagepflicht: § 10 Rechtspflegergesetz

Zuständigkeit Sachliche Zuständigkeit: Landesgerichte, in Wien: HG Wien Örtliche Zuständigkeit: jenes Gericht, in dessen Sprengel der Rechtsträger seine Hauptniederlassung oder seinen Sitz hat Zuständigkeit bei nationalen und internationalen Umgründungen Instanzenzug (LG  OLG  OGH)

Eintragungen einzutragende Rechtsträger einzutragende Tatsachen (eintragungspflichtig, eintragungsfähig) zusätzliche Eintragungen?

Firmenbuchverfahren 1 Allgemeines – Außerstreitverfahren §§ 15 ff FBG, §§ 7 a, 44 und 120 JN. AußStrG Novelle 2005: Maßgeblich sind AußstrG, §§ 15 ff FBG, §§ 7 a, 44 und 120 JN. Zu Verfahrensgrundsätzen: § 13 AußStrG (erschöpfende Erörterung, gründliche Beurteilung des Verfahrensgegenstandes, möglichst kurze Verfahrensdauer). Zu Verfahrensgrundsätzen: § 13 AußStrG (erschöpfende Erörterung, gründliche Beurteilung des Verfahrensgegenstandes, möglichst kurze Verfahrensdauer).

Firmenbuchverfahren 2 Parteibegriff: § 2 AußStrG (formell, materiell) Amtsparteien § 1 Abs 1 Z 4 AußStrG Eintragungen erfolgen grundsätzlich nur auf Antrag (§ 8 Abs 1 AußStrG). Die Anmeldung hat die begehrte Eintragung bestimmt zu bezeichnen Antragsprinzip: Eintragungen erfolgen grundsätzlich nur auf Antrag (§ 8 Abs 1 AußStrG). Die Anmeldung hat die begehrte Eintragung bestimmt zu bezeichnen

Firmenbuchverfahren 3 1. Instanz keine, ansonsten relative Anwaltspflicht, bei Revisionsrekurs absolute Anwaltspflicht (§ 4 AußStrG) Antragsbindung „Einheit des Eintragungsbegehrens“ Antragsrückziehung? § 11 AußStrG Amtswegige Eintragungen Vereinfachte Anmeldung: § 11 FBG Amtslöschung: § 10 FBG

Firmenbuchverfahren 4 § 17 FBG (Verbesserungsverfahren) Materielle Prüfpflicht? Zwangsstrafenverfahren (§ 24 FBG); strittig: Verhängung gg „ständigen Vertreter?“ (§ 12, 280a UGB) Mitteilungspflichten Unterbrechung des Verfahrens (§ 19 FBG) Unterbrechung des Verfahrens (§ 19 FBG) Ruhen des Verfahrens; Vergleich: § 28 AußStrG Ruhen des Verfahrens; Vergleich: § 28 AußStrG

Firmenbuchverfahren 5 Entscheidung (Beschluss, Vollstreckung) Entscheidung (Beschluss, Vollstreckung) Wirkung der Eintragung; Richtigkeitsvermutung Wirkung der Eintragung; Richtigkeitsvermutung Zustellung Zustellung Rekurs; Fristenlauf Rekurs; Fristenlauf Revisionsrekurs Revisionsrekurs

Aktuelle Fragen Vertretungsmangel – Notgeschäftsführerbestellung Auswahl des Notgeschäftsführers Rücktrittsmöglichkeit des Notgeschäftsführers „Stammkapital-Rückzahlungsfälle“ Behandlung der „Limited“