Qualitative Forschung: Interview Präsentation von Ganna Lirer Sarah-K. Simons Xiawa Zhang
Inhalt Wozu dienen Interview? Interviewtypen in Überblick Arten von narrativen Interview Phasen von narrativen Interview Arten von Leitfadeninterview: Das fokussierte Interview Das problemzentrierte Interview
Interview als Methode der qualitativen Forschung Erkenntnisprinzip Verstehen Ausgangspunkt Fallanalyse
Interview Was ist Interview?
Interview Offenheit Inhaltsorientierung Inhaltsanalyse Informationsgewinn
Der Interviewer Aufgabe: angemessene Fragen zu stellen 2 Variable sind besonderes wichtig. Grad der Zielerreichung = Effektivität Wirkungen
Ist Interview eine spontane Äußerung - auf spontan gestellte Fragen? - auf durch gedachten, vorformulierten Fragen?
Qualitative Forschungsmethode (z.B. Interview)
Leitfadeninterview: gezielte Formulierung von Fragen Aufgabe: „die möglichst weitgehende Fokussierung auf einen bestimmten Gegenstand“ Ziel: „Generierung von Hypothesen für spätere quantitative Untersuchungen
Rolle der Leitfaden „Der Leitfaden dient.. der Vorstrukturierung der Information, und er wird folgendermaßen erarbeitet: Nach der theoretischen und literarischen Auseinandersetzung mit dem zu untersuchenden Thema werden… alle Gedanken… aufgelistet. Anschließend werden sie anhand der verschiedener inhaltlichen Aspekte gegliedert und in eine Reihenfolge gebracht…“. (Bock, 1992, s. 94 in Y. Bernart/ S. Krapp, 1998:30)
Qualitative Forschungsmethode (z.B. Interview) Arten von Interview Standardisierte Interview Halbstandardisierte Nichtstandardisierte Interview nach Vorgaben (geschlossene Fragen: einfache, eindeutige, kurze, neutral formulierte) Mischung aus offenen und geschlossenen Fragen Freies Gespräch (offene Fragen) Fragen werden präzise formuliert und sind fest/für allen gleich, in gleicher Form Fragen können variiert und teilweise frei formuliert werden Nur thematische (inhaltliche) Orientierung Mit Antwort-Alternativen Keine Antwortsvorgaben z.B., Leitfaden-Interview z.B., narrative Interview (biographische Interview) Ökonomisch auswertbar Nicht ökonomisch auswertbar
Halbstandardisierte Interview (vgl. C. Hopf, 1991:177-178) Struktur - oder Dilemma-Interviews Klinische Interviews Ziel: Verständnis von Begründungen irgendwelcher Entscheidungen Ziel: Diagnose und Interpretation von Erkrankungen Merkmal: festgelegte Frageabfolge Biographische narrative Interviews Ziel: Zugang zur Erschließung von Lebensgeschichten Merkmal: freie Erzählungsstruktur Problemzentrierte Interviews Fokussierte Interviews (Gruppeninterview) Ziel: Schaffung von lockerer Bindung an einen knappen Thema (Kompromiss zwischen leitfadenorientierten und narrativen Gesprächsformen)
Das problemzentrierte Interview
Das problemzentrierte Interview Ziel: „die knappe Zeit des Gesprächs für wesentlichere Themen nutzen“ (U. Flick, 2007:137)
Das problemzentrierte Interview 3 Kriterien (U. Flick, 2007:135): Problemzentrierung Gegenstandsorientierung (Leitfaden) Prozessorientierung
Das problemzentrierte Interview 4 Bestandteile des Interviews (U. Flick, 2007:135): Kurzfragebogen Leitfaden Tonbandaufzeichnung Interviewprotokoll
Das problemzentrierte Interview „4 zentrale Kommunikationsstrategien: Gesprächseinstieg Allgemeine Sondierungen Spezifische Sondierungen Abschließende Fragen“ (U. Flick, 2007:135)
Das problemzentrierte Interview Anwendungsbereich: „gesellschaftlich oder biographisch relevante Probleme“ (U. Flick, 2007:191)
Das problemzentrierte Interview Defizite: „unsystematische Verbindung unterschiedlicher Teilelemente“ (U. Flick, 2007:191)
Das fokussierte Interview
Das fokussierte Interview Ziel: „eine Grundlage für die Interpretation von statistisch signifikanten Ergebnissen… zu schaffen“ (U. Flick, 2007:118)
Das fokussierte Interview Anwendungsbereich: „Analyse subjektiver Bedeutungen“ (U. Flick, 2007:191) wurde für die Medienforschung entwickelt: „die Wirkung von Medien in der Massenkommunikation“ (U. Flick, 2007:118)
Das fokussierte Interview „4 Kriterien der Interviewdurchführung: Nichtbeeinflussung der Interviewpartner; Spezifität der Sichtweise und Situationsdefinition aus der Sicht der Interviewpartner; Erfassung eines breiten Spektrums der Bedeutungen/Tiefanalyse des Inhalts; personale Bezugsrahmen aufseiten des Interviewten“ (U. Flick, 2007:118)
Das fokussierte Interview „Nichtbeeinflussung der Interviewpartner“: durch unstrukturierte Fragen (offene Fragen); durch halbstrukturierte Fragen (konkrete Fragen in Bezug auf das dargebotene Thema) (U. Flick, 2007: 118-119)
Das fokussierte Interview Spezifität besteht in die „Vergegenwärtigung einer bestimmten Situation“ - d.h., in die „retrospektive Introspektion“ tiefe Herausarbeitung der konkreten Bestandteile, „damit das Interview nicht auf die Ebene allgemein gehaltener Aussagen beschränkt bleibt“ (U. Flick,2007:120)
Das fokussierte Interview Erfassung eines breites Spektrums: d.h., „im Lauf des Interviews müssen alle relevanten Aspekte angesprochen werden“ Gefahr: „Oberflächlichkeit wegen Breite des Spektrums“ (U. Flick, 2007:120)
Das fokussierte Interview Tiefgründigkeit und personaler Bezugsrahmen: „Fokussierung von Gefühlen; Wiederholung impliziter oder geäußerter Gefühle“ (U. Flick, 2007:121)
Das fokussierte Interview Durchführungsproblem: „Dilemma der Vereinbarkeit der Kriterien“ (U. Flick, 2007:191)
Qualitative Forschungsmethode (z.B. halbstandardisierte Interview)
Experten-Interview
Ethnographische Interview
Erzählungen als Zugang Interviewer als Zuhörer Problem: Gültigkeit der gewonnener Inf. Erinnerungen als mentales Modell?!
Arten von Erzählungsinterview Das narrative Interview (z.B., Biographie) Das episodische Interview z.B., Erfahrungsbericht
Das narrative Interview Tiefeninterview Intensivinterview „Das autobiographische narrative Interview erzeugt Datentexte, welche die Ereignisverstrickungen und die lebensgeschichtlichen Erfahrungsaufschichtung des Biographieträges [möglichst] lückenlos reproduzieren“ (Schütze, 1983, s.285F in: Y. Bernart/ S. Krapp, 1998:31)
Phasen eines Narrativen Interviews http://de. wikipedia Erklärungsphase: Dem Befragten wird erklärt, dass es sich nicht um ein Frage-Antwort-Interview handelt, sondern er erzählt und der Interviewer wird ihm aufmerksam zuhören. (Ggf. fragt der Interviewer, ob er das Gespräch aufzeichnen darf und erklärt, dass es später zwecks Datenschutz anonymisiert wird.) 2. Einleitung: Der Interviewer erklärt, welcher Aspekt ihn besonders interessiert, da es dem Interviewten nicht möglich sein wird, sein ganzes Leben bis ins kleinste Detail zu schildern. Er stellt die Einstiegsfrage. → Erzählaufforderung
Phasen eines Narrativen Interviews http://de. wikipedia 3. Erzählphase: Der Befragte erzählt so lange, bis er die Erzählung selbst beendet. Pausen müssen vom Interviewer ausgehalten werden. 4. Nachfragephase: Ist etwas unklar geblieben, so kann der Interviewer jetzt nachfragen. Zusätzlich kann er Themen ansprechen, die er sich auf seinem Interviewleitfaden notiert hatte, die aber noch nicht zur Sprache kamen. 5. Bilanzierung: Interviewer und Interviewter können sich über den Verlauf des Interviews unterhalten. Oft war es für den Befragten das erste Mal, dass er an einem Narrativen Interview teilgenommen hat und er möchte sich über seine Erfahrungen austauschen.
„Die Phasen des narrativen Interviews: 1. Erzählaufforderung 2. Autonom gestellte Haupterzählung oder biographische Selbstpräsentation 3. Erzählgenerierende Nachfragen: a) anhand der in Phase zwei notierende Stichpunkte; b) externe Nachfragen“ (Y. Bernart/ S. Krapp, 1998:32)
Das Gültigkeitskriterium des narrativen Interview „Zu einem zentralen Kriterium der Gültigkeit der Informationen wird dann, ob es sich bei den Ausführungen des Interview-Partners vor allem um eine Erzählung handelt“ (U. Flick, 2007:149)
Feste Erzählschemata als Problem der narrativen Interviewführung „Ein Problem bei der Durchführung narrativer Interviews ist die systematische Verletzung der Rollenerwartungen an beide Beteiligte: einerseits der Erwartungen an die Situation „Interview“, da (zumindest im Hauptteil) keine Fragen im klassischen Sinn gestellt werden; andererseits werden auch die Erwartungen an die Situation „Alltagserzählung“ nicht erfüllt, da der große Spielraum zur Erzählung, der dem Interviewten hier einseitig eingeräumt wird, im Alltag kaum einmal gegeben ist. Diese Verletzungen der Situationserwartungen schaffen häufig Irritationen bei beiden Beteiligten, sich in der Interviewsituation zurechtzufinden“. (U. Flick, 2007:154)
Ergebnis des narrativen Interviews „Das Ergebnis ist ein Erzähltext, der den sozialen Prozess der Entwicklung und Wandlung einer biographischen Identität kontinuierlich… darstellt und expliziert“ (Schütze, 1983 in: Y. Bernart, S. Krapp: 1998:31)
Das episodische Interview: die Erzählung von bestimmten Situation Ziel von episodischen Interview ist: „die soziale Konstruktion von Wirklichkeit in der Darstellung von Erfahrungsweisen“, um „die Erfahrungen in ihrem Ablauf und Kontext erzählend darzustellen“. (U. Flick, 2007:165)
Das episodische Interview „Ein Ausgangspunkt für das episodische Interview (Flick 1996; 2000a) ist die Annahme, dass Erfahrungen der Subjekte hinsichtlich eines bestimmten Gegenstandsbereichs in Form narrativ-episodischen Wissens und in Form semantischen Wissens abgespeichert und erinnert werden“. (U. Flick, 2007:158)
Von episodischen Gedächtnis im semantischen Gedächtnis Episodisches Gedächtnis situatives Wissen (KZG) Semantisches Gedächtnis deklaratives Wissen (LZG) Situationsbezug: „Wissen im Kontext“ „rein“ Wissen „Wissen ohne Kontext“ funktioniert nach Analogie-Prinzip emotional rational z.B.: Erlebnisse z.B.: Fakten Erfahrungen Daten Erinnerungen Begriffe Situationen Regeln
Episodische Interview
Vorteil von episodischen Interview im Vergleich zu narrativen Interview „…Der Interviewer [hat] mehr Möglichkeiten, in das Interview steuernd einzugreifen. Dadurch wird die extrem einseitige und künstliche Situation des narrativen Interviews von einem offeneren Dialog abgelöst…“ (U. Flick, 2007:165)
Fazit: Was ist ein gutes Interview?
Quelle: Flick, Uwe (2007): Qualitative Sozialforschung (Eine Einführung). Rowohlt Taschenbuch Verlag. Reinbek bei Hamburg. S. 177-196 Hopf, Christel (1991): Qualitative Interviews in der Sozialforschung. Ein Blick. In: Flick, Uwe/ Kardorff, Ernst von/ Keupp, Heiner/ Rosenstiel, Lutz von/ Wolff, Stephan (Hrsg.): Handbuch Qualitative Sozialforschung (Grundlagen, Konzepte, Methoden und Anwendungen). Psychologie Verlag Union. München. S. 177-182 Hopf, Christel (2012): Qualitative Interviews - ein Blick. In: Flick, Uwe/ Kardorff, Ernst von/ Steinke, Ines (Hrsg.): Qualitative Forschung (Ein Handbuch). (9. Auflage). Rowohlt Taschenbuch Verlag. Reinbek bei Hamburg. S. 349-360 Liebold, Renate/ Trinczek, Rainer (2002): Experteninterview. In: Kühl, Stefan/ Strodtholz, Petra (Hrsg.): Methoden der Organisationsforschung. (Ein Handbuch). Rowohlt Taschenbuch Verlag. Reinbek bei Hamburg. S. 33-71
Quelle: Holtgrewe, Ursula (2002): Narratives Interview. In: Kühl, Stefan/ Strodtholz, Petra (Hrsg.): Methoden der Organisationsforschung. (Ein Handbuch). Rowohlt Taschenbuch Verlag. Reinbek bei Hamburg. S. 71-102 Kuhlmann, Martin (2002): Beobachtungsinterview. In: Kühl, Stefan/ Strodtholz, Petra (Hrsg.): Methoden der Organisationsforschung. (Ein Handbuch). Rowohlt Taschenbuch Verlag. Reinbek bei Hamburg. S. 103-138 Liebig, Brigitte/ Nentwig-Gesemann, Iris (2002): Gruppendiskussion. In: Kühl, Stefan/ Strodtholz, Petra (Hrsg.): Methoden der Organisationsforschung. (Ein Handbuch). Rowohlt Taschenbuch Verlag. Reinbek bei Hamburg. S. 141-174 Aufenanger, Stefan (2006): Interview. In: Ayaß, Ruth/ Bergmann, Jörg (Hrsg.): Qualitative Methoden der Medienforschung. Rowohlt Taschenbuch Verlag. Reinbek bei Hamburg. S. 97-114 Bernart, Yvonne/ Krapp, Stefanie (1998): Das narrative Interview. (Ein Leitfaden zur rekonstruktiven Auswertung). Empirische Pädagogik Verlag.
Bildquelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Narratives_Interview#Phasen_eines_Narrativen_Interviews http://office.microsoft.com/ru-ru/images/??Origin=EC790014051049&CTT=6