Problembereiche und häufige Fehler in deutschen IFRS-Abschlüssen Dr. Dieter Christian
Ein Blick nach Deutschland Quote an aufgedeckten Fehlern In manchen Jahren bis zu 25 % Fehler auch in Abschlüssen von DAX-Unternehmen Wenn auch nur in geringerem Ausmaß Vorbereitung auf die österreichische Bilanzpolizei Lernen aus den Erfahrungen anderer
Unterlassene Angaben im Anhang …sind eine der häufigsten Fehlerquellen Trotz Einsatz moderner Checklisten IFRS verlangen unzählige Angaben Umgang mit der Wesentlichkeit? Besondere Problembereiche Risikoberichterstattung Weitere Angaben zu Finanzinstrumenten Nahe stehende Parteien Wertminderungstest Leasinggeschäfte
Risikoberichterstattung (IFRS 7) U.a. Risiken i.Z.m. Kreditklauseln bei aufgenommenen Krediten Haftungen gegenüber nicht konsolidierten Zweckgesellschaften
Nahe stehende Parteien (IAS 24) Inwieweit wurde die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage durch nahe stehende Parteien beeinflusst? Identifikation, Angabe und Erläuterung aller nahe stehenden Parteien Berücksichtigung natürlicher Personen Vollständigkeit und Strukturierung der offengelegten Geschäfte Bezüge des Managements in Schüsselpositionen
Angaben müssen unternehmensspezifisch sein! Manchmal sind Angaben zwar formell vorhanden …allerdings zu allgemein bzw. nicht unternehmensspezifisch Beispiele für zu allgemeine Angaben „Die Festlegung von Nutzungsdauern erfordert naturgemäß die Ausübung von sachgerechtem Ermessen.“ „Die Bilanzierung von Fertigungsaufträgen erfordert eine Schätzung der Auftragskosten und –erlöse.“
Falsche Vorgehensweise In der letzten Woche der Abschlussprüfung beginnt das Unternehmen, sich über den Anhang Gedanken zu machen Ein Revisionsassistent soll sich den Anhang innerhalb von drei Stunden kurz anschauen und freigeben Umdenken erforderlich Die Zeiten schlanker UGB-Anhänge sind für börsennotierte Unternehmen vorbei! Anhänge als komplexes, umfangreiches und heikles Prüfgebiet
Empfehlung Rechtzeitige Erhebung benötigter Information bei den Tochtergesellschaften …unter Berücksichtigung von Angabepflichten in neuen / geänderten Standards Wirtschaftsprüfer Durchsicht des vorläufigen Anhangs im Zuge der Vorprüfung Erstellung einer Mängelliste Umsetzung der Mängelliste bis zur Hauptprüfung
Ähnliche Überlegungen wie für den Anhang Lagebericht Ähnliche Überlegungen wie für den Anhang Ausreichende Risiko- und Prognoseberichterstattung In der Praxis teils Zurückhaltung, real vorhandene, konkrete Risiken zu benennen bzw. Prognosen abzugeben V.a. in Krisenzeiten Manchmal fehlt der Prognosebericht zur Gänze
Unternehmenszusammenschlüsse Wiederholt zahlreiche Beanstandungen durch die DPR Immaterielle Werttreiber Z.B. Marken, Kundenbeziehungen, Technologien… Identifizierung Korrekte Beurteilung des Ansatzes Kein automatisches „Untergehen“ im Firmenwert Bewertung Plausibilität Korrekte Anwendung eines Bewertungsverfahrens Sinnvolle Separierung der Ergebnisbeiträge
Unternehmenszusammenschlüsse Aufdeckung und Aktivierung stiller Reserven Korrekte Abgrenzung des Konsolidierungskreises Vorbereitung auf IFRS 10 Abschluss zum 31.12.2014 Umfangreiche Neuregeln Komplexität, Interpretationsfragen Auch gehäuft Fehler bei Unternehmensverkäufen
Wertminderungstest (IAS 36) Zahlungsmittel- bzw. geldgenerierende Einheiten (GGE) Zahlreiche Schätzerfordernisse Erzielbarer Betrag Höhe der künftigen Geldflüsse Abzinsungssatz Firmenwertallokation Abgrenzung der GGE
Wertminderungstest (IAS 36) Schätzungen müssen… …sachgerecht erfolgen. …Plausibilisierungen standhalten: Gesamtwirtschaftliche Prognosen Branchenspezifische Prognosen Übereinstimmung der Schätzungen mit internen Planungen
Der Wertminderungstest (IAS 36) in Krisenzeiten Prüfstelle wird misstrauisch, wenn… …flächendeckend Wertminderungen erwartet werden… …die Unternehmen allerdings kaum abwerten. Ursache: Annahme zu hoher künftiger Geldflüsse
Komplexität der Vorschriften begünstigt Fehler Finanzinstrumente Komplexität der Vorschriften begünstigt Fehler Abbildung von Sicherungsbeziehungen Verbuchung eines Forderungsverkaufs Trennung eingebetteter Derivate Kosten für die Beschaffung von EK Professionelle Beratung empfehlenswert
Annahmen bei Bewertungen Finanzinstrumente Annahmen bei Bewertungen Nicht widersprüchlich Plausibilität Nicht offensichtlich willkürlich bzw. unvernünftig Keine Überbewertung von Forderungen, Beteiligungen etc. Regeln zur Sicherungsbilanzierung Ausreichende Dokumentation!
Leasing beim Leasingnehmer Falsche Klassifizierung als operatives Leasing Obwohl mehrere Primärindikatoren (IAS 17.10) auf Finanzierungsleasing hindeuten Hintergrund: Weniger Fremdkapital
Ertragsrealisierung… …dem Grunde nach Erlöserfassung, obwohl Wahrscheinlichkeit des Nutzenzuflusses nicht gegeben ist Unzulässiger Ansatz von Eventualforderungen Unzulässige erfolgswirksame Erfassung von Transaktionen unter Anteilseignern Fälschlicherweise vorgenommene Teilgewinnrealisierung (IAS 11) …der Höhe nach Falsche Abgrenzung von Umsätzen
Segmentberichterstattung (IFRS 8) IFRS 8 verlangt einen Einblick in die Segmente aus der Perspektive des Managements (Management-Ansatz) DPR verlangte regelmäßig den Controlling-Bericht zur Kontrolle – so wie er dem Gesamtvorstand vorgelegt wurde. Insbesondere zu beachten: Abgrenzung der Segmente Vollständigkeit der Segmentangaben Konsistenz zwischen Segmentangaben und internem Berichtswesen Nachvollziehbarkeit von Überleitungsrechnungen Erläuterung von Kennzahlen, die nicht auf Basis der IFRS ermittelt wurden
Aktive latente Steuern Ansatz Werthaltigkeit Aufwändige Planungsrechnungen Insbesondere: Steuerliche Verlustvorträge Keine Aktivierung, wenn kein überzeugender Nachweis erbracht werden kann, dass trotz Verlusthistorie künftig ausreichende steuerliche Gewinne (zur Gegenrechnung der Verlustvorträge) erzielt werden
Weitere Problembereiche Geldflussrechnung V.a. Zuordnung von Geldflüssen zum korrekten Aktivitätsbereich Leistungsorientierte Pensionsverpflichtungen Plausibilität der aktuarischen Annahmen, insbesondere des Abzinsungssatzes Anlageimmobilien Plausibilität der Bewertungsprämissen Kein Missbrauch bei der Zeitwertermittlung DPR: Fälle, in denen kurz nach Anschaffung ein gegenüber dem Kaufpreis deutlich erhöhter Zeitwert angesetzt wurde, was in keiner Weise durch die Marktgegebenheiten als gerechtfertigt erschien.
Hauptursachen der Fehler (lt. DPR) Umfang und Komplexität der IFRS Wirtschaftliche Situation der Unternehmen Gelegentlich Unkenntnis der Standards Oftmals Überforderung der kleinen und mittelgroßen IFRS-Bilanzierer und deren Wirtschaftsprüfer Einige wenige „schwarze Schafe“