Klassik/Neoklassik und Keynesianismus grafisch © Anselm Dohle-Beltinger 2007 © Anselm Dohle-Beltinger 2007
© Anselm Dohle-Beltinger 2007 Glossar Y= Realeinkommen (yield; Faktoreinkommen = Summe aus Arbeits-, Zins- und Gewinneinkommen in Gütereinheiten gemessen ≙ Wertschöpfung) oder Gütermenge (vgl. VGR; Der Einfachheit halber wird ein einziges Universalgut angenommen); Y*P=Nominaleinkommen Yd= Güternachfrage (demand) nach Konsum- (C) und Investitionsgütern (I) Ys= Güterangebot (supply) P = Preisniveau für Y S = reale Ersparnisbildung bzw. Realkapitalangebot I = Nachfrage der Unternehmen nach Krediten für Investitionsgüterkäufe i = Zins (interest) für geliehenes Kapital N= Beschäftigungsmenge (number of workers), gemessen z.B. in Stunden oder Vollzeitarbeitskräften Nd= Arbeitskräftenachfrage Ns= Arbeitskräfteangebot w = Lohnsatz (wage); w/P = Reallohn G=Staatsausgaben T=Steuern D=Staatsschuld Gütermarkt Blau: nur Haushalte Grün: nur Unternehmen Kapitalmarkt Arbeitsmarkt Doppelcharakter der Investition: Güter- und Kapitalnachfrage Staat © Anselm Dohle-Beltinger 2007 © Anselm Dohle-Beltinger 2006
1. Kapitel Angebotsorientierte Modelle, z.B. Klassik/Neoklassik © Anselm Dohle-Beltinger 2007
© Anselm Dohle-Beltinger 2007 Arbeitsmarkt im Gleichgewicht durch Preismechanismus bestimmt zusammen mit Investitionen die Höhe der erzeugten Gütermenge 1.1 Gesamtschau Klassik Angebotstheorien Unternehmen kaufen Produktionsfaktoren schaffen bei Produktion und Verkauf der Güter Mehrwert, der als Faktoreinkommen ausbezahlt wird Faktoreinkommen Y Investitionsgü-terkäufe I Haushalte verkaufen Produktionsfaktoren erhalten dafür das Faktoreinkommen Kapitalmarkt vermittelt langfristig benötigtes Kapital von den Haushalten (Anbieter) an die Unternehmen (Nachfrager) ist im Gleichgewicht (S=I) dank Preismechanismus Konsumgüter-käufe C Ersparnisbil-dung S © Anselm Dohle-Beltinger 2007
Der wichtigste Markt ist der Kapitalmarkt Nur dann, wenn der Kapitalmarkt geräumt ist, sind alle produzierten Güter verkauft entweder für Konsumzwecke oder für Investitionszwecke Sparen der Haushalte bedeutet, dass das mit der Gütererstellung verdiente Faktoreinkommen nicht für den Kauf der erstellten Güter Verwendung findet. Wenn diese Differenz nicht aufgehoben wird, bleiben Lagerbestände und die Produktion muss reduziert werden. Angebotstheorien © Anselm Dohle-Beltinger 2007
© Anselm Dohle-Beltinger 2007 Warum ist der Kapitalmarkt bei den Gleichgewichtstheorien immer geräumt? Die Haushalte sind Nutzenmaximierer Wenn sie Geld nicht für Güterkäufe ausgeben, ist dies zunächst nicht nutzenmaximierend. Falls sie aber – über einen längeren Zeitraum betrachtet – durch das Sparen in Kombination mit Zinsen mehr Konsumnutzen bekommen können als ohne Sparen, dann entsprechen sie wieder der Bedingung. Deshalb sparen sie lieber als jetzt zu konsumieren, d.h. sie legen die Ersparnis zuerst fest; nur das Resteinkommen wird konsumiert. Angebotstheorien © Anselm Dohle-Beltinger 2007
© Anselm Dohle-Beltinger 2007 Warum ist der Kapitalmarkt bei den Gleichgewichtstheorien immer geräumt? Planen die Haushalte mehr Ersparnis als die Unternehmen Investitionskredit wollen (S>I), so können sie nur auf den Teil, der I nicht übersteigt, Zinsen bekommen. Folge: die I übersteigende geplante Ersparnis wird auf I reduziert und der übersteigende Teil für (den vorher knapp gehaltenen) Konsum verwendet. Wollen die Unternehmen zu wenig Kredite, so kann natürlich auch die Zinsforderung der Haushalte reduziert werden, allerdings nicht unter einen Schwellenwert, der für Kaufkraftverlust und Wartezeit entschädigt. Angebotstheorien © Anselm Dohle-Beltinger 2007
© Anselm Dohle-Beltinger 2007 Arbeitsmarkt im Gleichgewicht durch Preismechanismus bestimmt zusammen mit Investitionen die Höhe der erzeugten Gütermenge 1.1 Gesamtschau Klassik 1.1.1 Haushalte planen mehr Ersparnis; Unternehmen haben identische Nachfrage nach I Angebotstheorien Unternehmen kaufen Produktionsfaktoren schaffen bei Produktion und Verkauf der Güter Mehrwert, der als Faktoreinkommen ausbezahlt wird Faktoreinkommen Y Investitionsgü-terkäufe I Nicht abgenommene Ersparnis wird lieber verkonsumiert als nutzlos liegen gelassen Haushalte verkaufen Produktionsfaktoren erhalten dafür das Faktoreinkommen Kapitalmarkt vermittelt langfristig benötigtes Kapital von den Haushalten (Anbieter) an die Unternehmen (Nachfrager) im Gleichgewicht (S=I) dank Preismechanismus Konsumgüter-käufe C Ersparnisbil-dung S weniger mehr Planung nicht aufgegangen © Anselm Dohle-Beltinger 2007
© Anselm Dohle-Beltinger 2007 Arbeitsmarkt im Gleichgewicht durch Preismechanismus bestimmt zusammen mit Investitionen die Höhe der erzeugten Gütermenge 1.1 Gesamtschau Klassik 1.1.2 Unternehmen wollen mehr I, bieten dafür einen höheren Zinssatz Angebotstheorien Unternehmen kaufen Produktionsfaktoren schaffen bei Produktion und Verkauf der Güter Mehrwert, der als Faktoreinkommen ausbezahlt wird Faktoreinkommen Y Investitionsgü-terkäufe I Haushalte passen Konsum und Ersparnisbildung an Haushalte verkaufen Produktionsfaktoren erhalten dafür das Faktoreinkommen Plan Ist Kapitalmarkt vermittelt langfristig benötigtes Kapital von den Haushalten (Anbieter) an die Unternehmen (Nachfrager) im Gleichgewicht (S=I) dank Preismechanismus Konsumgüter-käufe C Ersparnisbil-dung S © Anselm Dohle-Beltinger 2007
© Anselm Dohle-Beltinger 2007 Saysches Theorem Weil in einer klassischen Modellwelt auf den Faktormärkten = Arbeitsmarkt und Kapitalmarkt der Preismechanismus gilt, deshalb werden sie immer geräumt. Es wird insbesondere nie zu viel oder zu wenig gespart im Verhältnis zur Kreditnachfrage. Wenn die Faktormärkte geräumt sind, dann ist zwangsläufig auch der Gütermarkt geräumt. Saysches Theorem: Jedes Angebot auf dem Gütermarkt schafft sich seine gleich hohe Nachfrage selbst. (gilt nicht für Faktormärkte) Angebotstheorien © Anselm Dohle-Beltinger 2007
Was bringen staatliche Eingriffe in die Mengen? Wenn der Staat z.B. durch Güterkäufe in einen Markt eingreift, der ohnehin im Gleichgewicht ist, dann kann er nur private durch staatliche Nachfrage (bzw. Angebot) ersetzen. Damit ist nichts gewonnen. Deshalb ist staatliches Handeln bzgl. der Mengen von Angebot und Nachfrage auf hoheitliche Funktionen und die Bereitstellung öffentlicher Güter beschränkt. Konjunkturpolitik durch mehr oder weniger staatliche Ausgaben gibt es nicht, denn wegen der dauerhaften Gleichgewichte ist sie gar nicht nötig. Angebotstheorien © Anselm Dohle-Beltinger 2007
Was für Aufgaben hat der Staat dann? Wichtigste Staatsaufgabe ist: Die Durchsetzung und Aufrechterhaltung der Bedingungen für ein Funktionieren des Preismechanismus mit maximaler Geschwindigkeit Ordnungspolitik Das Idealbild der Ordnungspolitik ist angenähert an den vollkommenen Markt Trotzdem ist der Staat kein „Nachtwächterstaat“, da z.B. Wettbewerbsförderung, Internalisierung externer Kosten, Schaffung von Markttransparenz, Infrastrukturförderung (Homogenitätsbedingung: keine räumlichen Präferenzen) durchaus aktives Handeln fordern. Angebotstheorien © Anselm Dohle-Beltinger 2007
Die Aufteilung Investition - Konsum 1.2 Kapitalmarkt Klassik Die Aufteilung Investition - Konsum S = Ersparnisbildung; I = Kreditnachfrage für Investitionsgüter; i = Zinssatz I S i I,S Es gibt nur eine Sorte Ersparnis: eine gegen Zinszahlung. Der Zinssatz bestimmt die Aufteilung auf Konsum und Ersparnis Was nicht verzinst wird, das wird verkonsumiert um keinen Nutzenausfall zu erleiden (Nutzenmaximierung) Angebotstheorien S= I C Produktion/Nettowertschöpfung Ys = Faktoreinkommen Y © Anselm Dohle-Beltinger 2007
Arbeitsmarkt bei richtigem Lohn Die ursprünglich verschiedenen Pläne für Angebot und Nachfrage werden über den Preismechanismus miteinander zur Deckung gebracht. Preis = Reallohn, d.h. die Kaufkraft einer Stunde Arbeit. Der Preismechanismus muss politisch durch den vollkommenen Markt in seiner Wirkung beschleunigt werden. w/P Ns Angebot Angebotstheorien Gleichgewichts-Reallohn Gehandelte Gleichgewichtsmenge = Faktoreinsatzmenge für die Produktion Nachfrage Nd N N = Arbeitsmenge; w/P = Reallohn = Kaufkraft einer Arbeitsstunde © Anselm Dohle-Beltinger 2007
Wie viel wird eigentlich produziert? Status Quo und Wachstum Auf dem Faktormarkt für Arbeit wird eine Inputmenge ausgehandelt, die zur Produktion zur Verfügung steht. Je größer die ausgehandelte Menge, desto mehr Güter können erzeugt werden. Bei längere Zeit konstanten Funktionsverläufen kann die Arbeitsmenge aber wegen des Preismechanismus nicht variieren. Das würde bedeuten, dass ein Wirtschaftswachstum nur durch die effizientere Verwendung der Arbeitszeit (Produktivitätssteigerung; vgl. Produktionsfunktion) möglich ist. Alternativen: Bei gleichem Preis muss das Angebot der Haushalte steigen (z.B. wachsende Bevölkerung oder wachsende Arbeitsbereitschaft bei stationärer Bevölkerungszahl) oder die Unternehmen müssen so gute Gewinnaussichten haben, dass sie bereit sind, höhere Löhne zu zahlen um an zusätzliche Arbeitnehmer heranzukommen. w/P Ns Nd Angebotstheorien Arbeit © Anselm Dohle-Beltinger 2007
Wie viel wird eigentlich produziert? Status Quo und Wachstum Auf dem Kapitalmarkt ergibt sich, wie sich der vorhandene Kapitalstock verändert. Wird – bei fortlaufender Tilgung der alten Kredite – zu wenig gespart und investiert, so schrumpft der Produktionsstock und damit die maximale Outputmenge. Andernfalls wächst er und damit auch die Möglichkeit, Waren zu erzeugen. Qualitative Veränderungen (Produktivitätssteigerungen des Kapitals) zeigen sich erst in der Produktionsfunktion. Möglichkeiten der Änderung der Wachstums-/Schrumpfungsrate: Mehr Sparen für den gleichen Zins kann z.B. aus Vorsorge-sparen resultieren. Mehr Kreditnachfrage bei höherem Zins aus weiter steigenden Gewinn-erwartungen w/P i Angebotstheorien S Arbeit I Kapital © Anselm Dohle-Beltinger 2007
Wie viel wird eigentlich produziert? Produktion von 28 Outputeinheiten durch Kombination von 6,3 Einheiten Arbeit und 4,2 Einheiten Investitionsgüter Die Produktivität zeigt sich in der Zuordnung Inputmenge zu Outputmenge, d.h. in der Produktions-funktion. Verbesserte Technologie oder besseres Human-kapital erhöhen bei gleichem Input den Output. Die Faktormengen legen bei effizienter Produktion die Höhe der Gütererzeugung fest. Zunächst wird der Vertrag über den Realkapitaltransfer S erfüllt. Der Rest der Produktion wird verkonsumiert. Ersparnis = Investition Angebotstheorien Konsum © Anselm Dohle-Beltinger 2007
Wie viel wird eigentlich produziert? So kann es nie zu einem Ungleichgewicht auf dem Gütermarkt kommen. Saysches Theorem: Jedes Angebot auf dem Gütermarkt schafft sich seine gleich hohe Nachfrage selbst Ersparnis = Investition Angebotstheorien Konsum © Anselm Dohle-Beltinger 2007
2. Kapitel Nachfrageorientierte Modelle, z.B. Keynesianismus © Anselm Dohle-Beltinger 2007
Generelle Kritik an der angebotsorientierten Lehre Es bestehen zu optimistische Annahmen (vollkommener Markt und funktionierender Preismechanismus) zur Beschaffenheit der Märkte, die nur in seltenen Spezialfällen zutreffen. Im Falle falscher Annahmen der Klassik kann im allerbesten Fall nur in unzumutbar langen Zeiträumen (10-30 Jahre) damit gerechnet werden, dass die Markträumung automatisch eintritt und sich Krisen von selbst auflösen. In anderen Fällen kann dieses Gleichgewicht auch ganz ausbleiben. © Anselm Dohle-Beltinger 2007
© Anselm Dohle-Beltinger 2007 Arbeitsmarkt nicht stets im Gleichgewicht wegen Fehlens des vollkommenen Marktes bestimmt zusammen mit Investitionen die Höhe der erzeugten Gütermenge 2.1 Gesamtschau Keynesianismus Keynes Unternehmen kaufen Produktionsfaktoren schaffen bei Produktion und Verkauf der Güter Mehrwert, der als Faktoreinkommen ausbezahlt wird Faktoreinkommen Y Investitionsgü-terkäufe I Haushalte verkaufen Produktionsfaktoren erhalten dafür das Faktoreinkommen Kapitalmarkt vermittelt langfristig benötigtes Kapital von den Haushalten (Anbieter) an die Unternehmen (Nachfrager) nicht stets im Gleichgewicht, da S und I unterschiedlich zustande kommen Konsumgüter-käufe C Ersparnisbil-dung S © Anselm Dohle-Beltinger 2007
Warum kann der Arbeitsmarkt nicht geräumt sein? Ansatz Keynes: Den Preismechanismus gibt es vielleicht, aber die Preise sind dauerhaft starr (Rigiditäten), z.B. durch Tarifverträge die Mengen reagieren langsam durch Kündigungsschutz oder regionale Verbundenheit der priv. Haushalte eine Gleichgewichtsfindung „von selbst“ dauert viel zu lange und Kurzfristig kann es sogar dazu kommen, dass mit unterschiedlichen Preisen gerechnet wird (Reallohn hängt von der Inflationsrate ab; Unternehmer als diejenigen, die die Preise erhöhen, können sie besser einschätzen als die privaten Haushalte) Ansatz späterer Nachfragetheoretiker: Es gibt keinen Preismechanismus, da auch das Angebot bei höheren Preisen sinken oder bei sinkenden Preisen steigen kann (vgl. 35- oder 40-h-Woche) und die Preise für beide Marktseiten wegen der Lohnzusatzkosten etc. nicht identisch sind Keynes © Anselm Dohle-Beltinger 2007
Warum kann der Kapitalmarkt nicht geräumt werden? Hier gibt es lt. Keynes keinen Preismechanismus Die Haushalte sparen schlicht den Teil des Einkommens, den sie (nach freier Wahl des gewünschten Konsumgüterbündels im Rahmen des Budgets) nicht mehr für Güterkäufe verwenden wollen. Deshalb nehmen Sie bei zu viel Ersparnis auch nicht davon Abstand, diesen Rest zu sparen. Sie sparen ihn vielmehr zinslos und hoffen, dass später die Unternehmen z.B. mehr Kredit (und dann zu höheren Zinsen) benötigen werden und sich das Warten darauf lohnt. (Deshalb sind die Haushalte auch immer noch Nutzenmaximierer) Die Investitionsgüterkreditnachfrage der Unternehmen richtet sich nach deren Gewinnerwartungen Keynes © Anselm Dohle-Beltinger 2007
© Anselm Dohle-Beltinger 2007 Arbeitsmarkt nicht stets im Gleichgewicht wegen des fehlenden Preismechanismus bestimmt zusammen mit Investitionen die Höhe der erzeugten Gütermenge 2.1 Gesamtschau Keynesianismus 2.1.1 Reaktion auf zu viel Ersparnis Keynes Unternehmen kaufen Produktionsfaktoren schaffen bei Produktion und Verkauf der Güter Mehrwert, der als Faktoreinkommen ausbezahlt wird Faktoreinkommen Y Staatsausg. G Staat er maximiert nicht Nutzen und Gewinn Deshalb kann er für Markträumung sorgen durch Kreditaufnahme Investitions-güterkäufe I Haushalte verkaufen Produktionsfaktoren erhalten dafür das Faktoreinkommen verzinste zinslose Ersparnis; wird nicht für C zurückgenommen! Kapitalmarkt vermittelt langfristig benötigtes Kapital von den Haushalten (Anbieter) an die Unternehmen (Nachfrager) nicht stets im Gleichgewicht, da S und I unterschiedlich zustande kommen Konsumgüter-käufe C Ersparnisbil-dung S weniger mehr © Anselm Dohle-Beltinger 2007
© Anselm Dohle-Beltinger 2007 Staatsaufgaben Der Staat muss zwingend auch eine Mengensteuerung der Märkte vornehmen, da die Gleichgewichtsfindung allein durch den privaten Sektor stark beeinträchtigt sein kann. Die Ordnungspolitik verliert demgegenüber in dem Maße an Bedeutung wie Zweifel an der Existenz eines Preismechanismus bestehen. Wo keine Kraft ist, da gibt es auch nichts zu beschleunigen. Keynes © Anselm Dohle-Beltinger 2007
© Anselm Dohle-Beltinger 2007 Arbeitsmarkt nicht stets im Gleichgewicht wegen des fehlenden Preismechanismus bestimmt zusammen mit Investitionen die Höhe der erzeugten Gütermenge 2.1 Gesamtschau Keynesianismus 2.1.2 Besteuerung Keynes Unternehmen kaufen Produktionsfaktoren schaffen bei Produktion und Verkauf der Güter Mehrwert, der als Faktoreinkommen ausbezahlt wird Faktoreinkommen Y G Steuer Investitions-güterkäufe I Staat er maximiert nicht Nutzen und Gewinn Deshalb kann er für Markträumung sorgen Haushalte verkaufen Produktionsfaktoren erhalten dafür das Faktoreinkommen verzinste zinslose Ersparnis; wird nicht für C zurück genommen! Wirkung der Ein-kommensminderung Kapitalmarkt vermittelt langfristig benötigtes Kapital von den Haushalten (Anbieter) an die Unternehmen (Nachfrager) nicht stets im Gleichgewicht, da S und I unterschiedlich zustande kommen Konsumgüter-käufe C Ersparnisbil-dung S optimistische Annahme: Investitionen nicht von Steuer berührt keine zinslose Ersparnis mehr; realistische Annahme: Investitionslust wird durch Steuern reduziert © Anselm Dohle-Beltinger 2007
Finanzierung von Staatsausgaben durch Kredit oder Steuern Der Grundaufwand des Staates (öffentliche Güter; meritorische Güter; hoheitliche Aufgaben) muss über Steuern finanziert werden. Nur der Teil staatlicher Ausgaben, der für die Konjunkturlenkung (mehr oder weniger Nachfrage und damit mehr oder weniger Produktion und Arbeitsnachfrage) bestimmt ist, kann alternativ auch durch Kredite finanziert werden. Keynes © Anselm Dohle-Beltinger 2007
Finanzierung von Staatsausgaben durch Kredit oder Steuern Steuern verdrängen in einem gewissen Umfang nur ohnehin schon vorhandene private Nachfrage (C) Umgekehrt werden Steuersenkungen nur zum Teil für C verwendet, ein Teil wird zu S und vergrößert im Fall sinkender privater Nachfrage das Problem, da davon auszugehen ist, dass der Staat nicht gespart hat. Kredite greifen hingegen nur bei der überflüssigen Ersparnis an, sind also zur Finanzierung der Schließung von Nachfragelücken wirkungsvoller Nur wenn die Steuersenkung bei Haushalten oder Unternehmen solchen Überschwang auslösen würde, dass sie einen Kaufrausch (C oder I) entfesselt, dann wäre sie sinnvoll. Keynes © Anselm Dohle-Beltinger 2007
Der Keynesianische Kapitalmarkt Legende: S = Ersparnisbildung = Realkapitalangebot I = Investitionsgüternachfrage = Realkapitalnachfrage a = nicht aus dem System heraus erklärbarer = autonomer Wert Y = Realeinkommen aus dem Faktorangebot Eingetragen ist hier die Ersparnisbildung S in Abhängigkeit vom Realeinkommen Y. Es wäre aber genauso möglich, die Ersparnis in Abhängigkeit von der Outputmenge anzugeben, da Y und Gütererzeugung Ys für den letzten Ge- und Verbrauch identisch sind. Angebot Nachfrage Überangebot I, S Keynes Angebot S(Y) Bereich der zinslosen Ersparnisbildung Nachfrage I bzw. Ia Y © Anselm Dohle-Beltinger 2007
Güterproduktion und Verwendung nach Keynes Für jedes Y > Y0 ist die angebotene Kapitalmenge größer als die nachgefragte. Tatsächlich zum Einsatz gelangen in diesem Bereich nur die nachgefragten Faktormengen, also Ia. Y Angebot S Keynes Y0 I,S = Kapital Ia © Anselm Dohle-Beltinger 2007
Güterproduktion und Verwendung nach Keynes Bei Reallohnstarr-heiten kann es auch auf dem Arbeits-markt zu Ungleich-gewichten und damit zu Faktoreinsatz-mengen kommen, die nicht dem Gleichgewichtspunkt entsprechen w/P Y Angebot Keynes Arbeit Preisstellung auf dem Arbeitsmarkt Faktoreinsatzmenge von Arbeit und Kapital I,S © Anselm Dohle-Beltinger 2007
Güterproduktion und Verwendung nach Keynes Bei effizienter Produktion gibt es genau ein Outputniveau zu jeder Inputkom-bination (gilt nicht umgekehrt; vgl. Isoquante) YS Y Keynes Investition Inputkombination und Outputmenge bei effizienter Produktion und Markieren des Outputniveaus Ys Umsetzung Ia→Yd Ia © Anselm Dohle-Beltinger 2007
Güterproduktion und Verwendung nach Keynes Es gilt immer Y=YS Für S(Y)>Ia (=Nachfragelücke auf dem Kapital-markt) folgt eine Nachfragelücke auf dem Gütermarkt YS Y Keynes Investition Nachfragelücke Konsum Markierung des Outputs auch auf der Y-Achse und Verbindung von Y und Ys Lücke auf dem Kapitalmarkt Lücke auf dem Gütermarkt S Ia © Anselm Dohle-Beltinger 2007
Die Aufteilung Ersparnis - Investition - Konsum Y Ys=Y Die Aufteilung Ersparnis - Investition - Konsum Es gibt mehrere Arten von Ersparnis: eine gegen Zinszah-lungen der Unterneh-men (maximal in Höhe der geplanten Investitionen) und eine zinslose für den übersteigenden Teil der vom priv. Haushalt gewollten Ersparnis Keynes Ys © Anselm Dohle-Beltinger 2007
Die Aufteilung Ersparnis - Investition - Konsum Y I,S Die Aufteilung Ersparnis - Investition - Konsum Ys Keynes Ia Ys = Y © Anselm Dohle-Beltinger 2007
Die Aufteilung Ersparnis - Investition - Konsum Y I,S Die Aufteilung Ersparnis - Investition - Konsum Ys Keynes Ia Verzinste Ersparnis Ys = Y © Anselm Dohle-Beltinger 2007
Die Aufteilung Ersparnis - Investition - Konsum Y I,S Die Aufteilung Ersparnis - Investition - Konsum Ys Die zinslose Ersparnis unterteilt sich in eine zinsabhängige Komponente für Geldanlagen = Spekulationskasse Motiv: warten auf höhere Zinsen und Vermeiden von Kursverlusten bei Zinsanstieg Keynes Ia Unverzinste Ersparnis Spekulationskasse LS C Verzinste Ersparnis Ys = Y © Anselm Dohle-Beltinger 2007
Komponenten der zinslosen Ersparnis Maximaler Konsum Die zinslose Ersparnis unterteilt sich in eine zinsabhängige Komponente für Geldanlagen = Spekulationskasse Motiv: warten auf höhere Zinsen und Vermeiden von Kursverlusten bei Zinsanstieg und eine zusätzliche Kasse für Eventual-Konsum = Vorsichtskasse Motiv: ungeplante Konsumausgaben, z.B. für Reparatur und Ersatzbeschaffung oder durch Sonderangebots-nutzung C Keynes Verzinste Ersparnis Spekulationskasse LS Vorsichtskasse Transaktionskasse Maximale zinslose Ersparnis Die Transaktionskasse dient geplanten und ungeplanten Güterkäufen © Anselm Dohle-Beltinger 2007
Argumente der angebotsorientierten Wirtschaftspolitik gegen Keynes © Anselm Dohle-Beltinger 2007
Warum Keynes momentan so wenig Fans hat Das politische System hat in der Vergangenheit versagt, wenn es darum ging, die Wohltaten wieder einzusammeln, also die aufgenommenen Schulden in guten Zeiten durch Leistungs-abbau und höhere Steuern wieder zu tilgen. So wurden auch in guten Zeiten die Schulden immer höher. Da die Opferbereitschaft der Wähler nach wie vor nicht steigt, ist hier keine Änderung zu erwarten. Deshalb wird von kreditfinanzierten Konjunkturprogrammen zunehmend abgeraten. Angebotstheorien Zinsausgaben 2006: 64,5 Mrd. € = 10,3 % der Gesamtausgaben Nettokreditaufnahme 33,4 Mrd. € Zusätzlich: institutionelle Beschränkung der Kredit-aufnahme (Art.115 GG und Euro-Stabilitätspakt) © Anselm Dohle-Beltinger 2007
Warum Keynes momentan so wenig Fans hat (2) Mit einem staatlichen Programm zur Konjunkturankurbelung ist es nicht getan. Die wirkliche Hürde ist, dass die staatliche Initialzündung zu einem selbsttragenden Aufschwung führen muss, d.h. das Ziel ist, dass Konsum (Hh) und Investitionen (U) des privaten Sektors die Konjunktur antreiben und nicht die Staatsausgaben! Hierzu ist eine wirksame Massenpsychologie nötig, die nur schwer bzw. nicht realisierbar ist. Angebotstheorien © Anselm Dohle-Beltinger 2007
Preismechanismus und Arbeitsmarkt Die Preisdifferenzen auf dem Arbeitsmarkt sind nach Ansicht der Liberalen das Ergebnis einer Überregulierung des Arbeitsmarktes, des Aufbürdens der Soziallasten allein auf den Faktor Arbeit zu umfangreicher Staatstätigkeit, die hohe Abgaben erst nötig macht. Eine liberalere Wirtschaftsordnung mit einer Umstrukturierung des Sozialsystems zu einer steuerfinanzierten staatlichen Mindestsicherung plus privater Höherversorgung sorgt dafür, dass der Preismechanismus wieder arbeitet. Wenn nicht voll, dann zumindest effizienter als Ausgabenprogramme Angebotstheorien © Anselm Dohle-Beltinger 2007
Preismechanismus und Kapitalmarkt Die unterschiedlichen Zeithorizonte bei der Preisbildung für Angebot (Jetzt-Einkommen) und Nachfrage (zukünftige Gewinne) spielen nur dann eine große Rolle, wenn die wirtschaftliche Aktivität stark schwankt. Eine liberalisierte Wirtschaft, in der sich der Staat auf die Schaffung eines vollkommenen Marktes konzentriert, schwankt aber weit weniger als eine regulierte. Wenn überhaupt aktive Maßnahmen des Staates nötig sind, so fallen sie viel kleiner aus und setzten den Staat nicht unter so großen Finanzierungsdruck Zinsspanne und Mengenstaffel der Banken sind leistungsorientiert und somit per se kein Zeichen von Marktversagen Angebotstheorien © Anselm Dohle-Beltinger 2007 © Anselm Dohle-Beltinger 2007
Bedeutung und Risiken der alten Theorien für die heutige Zeit Heutige Bedeutung Bedeutung und Risiken der alten Theorien für die heutige Zeit © Anselm Dohle-Beltinger 2007
Der Wert der alten Theorien Heutige Bedeutung Der Wert der alten Theorien Klassik/Neoklassik: Sie zeigt, unter welchen Bedingungen keine Marktungleich-gewichte auftreten. Damit zwingt sie zur sorgfältigen Begründung von steigenden Abgabenlasten (Differenz zwischen Angebots- und Nachfragepreis), Schutz vor Wettbewerb, fehlender Qualitätsinformation, Marktregulierungen Preisfestsetzungen Diese Faktoren bewirken stark verlangsamte Marktanpassungsprozesse. Keynesianismus Er zeigt, wie man auf unvollkommenen Märk-ten eine rasche Markt-räumung erreicht. Zum Instrumentarium gehört nicht nur eine antizyklische Fiskalpolitik (Einn. & Ausg.) des Staates, d.h. bei hoher Nachfrage geringe Ausgaben, Zusatzsteuern und Kredittilgung/Sparen, bei zu geringer Nachfrage „normale“ Steuern, hohe Ausgaben finanziert durch Ersparnisse und Kredit sondern auch eine vertrauens-bildende Wirtschaftspolitik um die Konjunktursteuerung überhaupt erst wirksam werden zu lassen. © Anselm Dohle-Beltinger 2007
Die Gefahren der Theorien Heutige Bedeutung Die Gefahren der Theorien Sich ausschließlich auf die Klassik/Neoklassik stützen bedeutet: die unvollkommene Realität auf den Märkten ignorieren. Die Selbstheilung dauert unzumutbar lange wenn keine aktiven Maßnahmen erfolgen, sondern nur auf die Selbstkorrektur der durch Unvollkommenheiten aus dem Gleichgewicht geratenen Märkte gewartet wird. Es stellt sich die Frage, ob eine reprä-sentative Demokratie geeignet ist, antizyk-lische Fiskalpolitik zu unterstützen. Wenn nicht, dann müssen mehr sich selbst steuernde wirtschaftspolitische Mechanismen gesucht werden. © Anselm Dohle-Beltinger 2007
© Anselm Dohle-Beltinger 2007 Heutige Bedeutung Die Praxis Klare ordnungspoliti-sche Konzeption mit Langfristorientierung Deregulierung der Märkte Förderung des Wettbewerbs Abbau von Staatstätigkeiten Wenig Abgaben Private Vorsorge fördern Aktive Konjunktur-politik hat kurzfristig Vorrang vor Ordnungspolitik Die hierzu nötigen Staatsausgaben werden mit Kredit finanziert Wirtschaftspolitik darf eventuelle schlechte Stimmung sich nicht verfestigen lassen © Anselm Dohle-Beltinger 2007