Ist die Krise überwunden? Wirtschaftsmuseum, 27. April 2010 Ausblick auf die Wirtschaftsentwicklung und Lehren für die Wirtschaftspolitik Markus Marterbauer Wirtschaftsmuseum, 27. April 2010
Ursachen der Finanz- und Wirtschaftskrise Deregulierung der Finanzmärkte Weltwirtschaftliche Ungleichgewichte Ungleichheit in der Verteilung von Einkommen und Vermögen
Auslöser der Finanz- und Wirtschaftskrise Deregulierung der US-Hypothekarmärkte - „Subprime-Krise“ Hypothekarkredite mit anfangs sehr niedrigen Zinsen („Teaser Rates“) Aussetzung der Tilgungen in den ersten Jahren Hypotheken höher als Vermögenswert Hypotheken ohne Überprüfung von Einkommen und Vermögen („NINA“)
Entwicklung der Hypothekarkredite 1999-2006
Auslöser der Finanz- und Wirtschaftskrise Versuch, Wohnraum im Eigentum für untere und mittlere Einkommensgruppen durch Ausweitung der Verschuldungsmöglichkeiten zu schaffen Sozialpolitik über Märkte? Ausweitung der Wohnbauinvestitionen Empfehlungen zur Deregulierung durch internationale Organisationen (OECD) Erfolgreich, solange die Hauspreise steigen – bis zum Platzen der Blase
Ursachen der Finanz- und Wirtschaftskrise Deregulierung der Finanzmärkte - Finanzinnovationen Verpackung und Verbriefung der Hypothekarkredite (Mortgage Backed Securities) Bewertung dieser Papiere durch Rating-Agenturen Anonymisierung des Risikos Risikomanagement von Banken und Versicherungen Außerbilanzielle Geschäfte Fehlende Aufsicht Bewertungsregeln (IFRS) erhöhen Volatilität Weltweiter Verkauf von Asset Backed Securities
Internationale Finanzkrise - Ursachen Krise hat nicht im Sommer 2007 begonnen Ausgelöst durch eine erfolglose Wohnungspolitik Ergebnis der Deregulierung der Finanzmärkte Finanzinnovationen: „Casino Capitalism“ (S. Strange) „Irrational Exuberance“ (R. Shiller) „Financial Weapons of Mass Destruction“ (W. Buffet) Verbriefung führt zu Anonymisierung der Risken Ungleiche Verteilung von Einkommen und Vermögen schafft das Spielkapital
Konjunkturbild
Arbeitsmarkt
Arbeitsmarkt: Sachgütererzeugung
Arbeitsmarkt: Jugendarbeitslosigkeit
Staatshaushalt
Welthandel
Wachstumsmotor Asien
Euro Raum: BIP, real
NML 6 und Polen BIP, real
Österreich Warenexporte, real
Sachgütererzeugung
Sachgütererzeugung
Ausrüstungsinvestitionen, real
Privater Konsum, real
Bauwesen Wertschöpfung, real
Konjunkturaussichten 2010/2011 Konjunkturstabilisierung gelungen; Konjunkturerholung schwach und unsicher, Offene Frage: Was kommt früher? Investitionsaufschwung, der die Konjunktur selbsttragend werden lässt Dämpfende Effekte der simultanen Budgetkonsolidierung in Österreich und der EU
Mittelfristige Aussichten Kein dynamischer Aufschwung, sondern verhaltenes Wirtschaftswachstum (1 ½ % p.a.) Starker Aufschwung Schwellenländer, Welthandel Labiles internationales Finanz- und Bankensystem, drohende Staatschuldenkrise in der EU Gebremste Risikobereitschaft, hohe Unsicherheit Keine kräftige Investitionskonjunktur Gefahren in Osteuropa Simultane Budgetkonsolidierung in den EU-Ländern
Mittelfristige Aussichten Wirtschaftswachstum bleibt mittelfristig zu schwach, um einen Rückgang der Arbeitslosigkeit zu erreichen; um das Budget über die automatischen Stabilisatoren zu konsolidieren; Inflation wird nicht zum Problem.
Mittelfristige Aussichten Aktive Wirtschaftspolitik dringend notwendig: Schaffung von Beschäftigung und Ausbildungsplätzen, Verringerung der Arbeitslosigkeit Budgetkonsolidierung mit möglichst schwach dämpfenden Nachfrage- und Beschäftigungseffekten Öffentlichen Sektor umbauen und stärken Finanzmärkte stabilisieren und neu regulieren