Einnahmezeitpunkte von Arzneimitteln

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Einnahmezeitpunkte von Arzneimitteln Bild: © contrastwerkstatt/fotolia.com

Einnahmezeitpunkte von Arzneimitteln Inhalt Einleitung Interaktion Arzneimittel - Nahrungsbestandteile Chronopharmakologie Nüchterneinnahme Interaktionen Sonderfälle (Bisphosphonate, Levodopa) Arzneimitteleinnahme und Nahrung Arzneimitteleinnahme „vor“ oder „während“ der Mahlzeit Begriffsdefinitionen Morgendliche / abendliche Gabe Physiologische Veränderungen Beispiellisten Einnahmezeitpunkte von Arzneimitteln

Einnahmezeitpunkte Einnahmezeitpunkte wichtig für: Arzneistoffstabilität Verträglichkeit erwünschte Wirkung Vermeidung von Nebenwirkungen körpereigene Systeme / chronopharmakologische Aspekte Einnahmezeitpunkte von Arzneimitteln

Einnahmezeitpunkte von Arzneimitteln Chronopharmakologie biologische Rhythmen der Funktionen aller Lebewesen „zirkadian“ = Tagesrhythmen: am wichtigsten für die Pharmakotherapie So gut wie alles unterliegt der „inneren Uhr“: Körpertemperatur, Blutdruck, Herzfrequenz, Organdurchblutung... zirkadiane Rhythmen von Pharmakokinetik und Pharmakodynamik der Arzneistoffe Einnahmezeitpunkte von Arzneimitteln

Chronopharmakologie von Glucocorticoiden Glucocorticoide (z.B. Prednisolon) wirken antientzündlich, antiallergisch, immunsuppressiv, übelkeitshemmend stark schwankende Blutspiegel im Tagesverlauf weniger Nebenwirkungen durch frühmorgendliche Gabe (6 – 9 Uhr) wichtig: Ausschleichen nach länger andauernder Therapie erforderlich! Unterschied systemische / lokale Gabe Foto: ABDA Einnahmezeitpunkte von Arzneimitteln

Einnahmezeitpunkte von Arzneimitteln Interaktionen gegenseitige Beeinflussung von Arzneistoffen / Nahrungsmitteln / Nahrungsergänzungsmitteln Unterscheidung: pharmakokinetische und pharmakodynamische Wechselwirkungen Arzneimittelwirkung verstärkt oder vermindert Pharmakokinetische Interaktionen mit Nahrungsbestandteilen häufig  vor / während / nach dem Essen? Einnahmezeitpunkte von Arzneimitteln

Einnahmezeitpunkte von Arzneimitteln Definition des Einnahmezeitpunkts in Abhängigkeit von der Mahlzeit: mind. 1 Stunde vor (oder mind. 2 Stunden nach) der Mahlzeit „nüchtern“ 15-30 Minuten vor der Mahlzeit „vor dem Essen“ Während unmittelbar nach der Mahlzeit „zum Essen“ 30 bis 60 Minuten nach der Mahlzeit „nach dem Essen“ Einnahmezeitpunkte von Arzneimitteln

Einfluss der Nahrung auf Medikamente nahrungsbedingte Veränderungen der pH-Werte der Verdauungssäfte (v.a. Magen) Magen-/ Darmbewegung Passagezeit durch den Magen-/ Darmtrakt Freisetzungs-/ Lösungs-/ Resorptionsgeschwindigkeit Bioverfügbarkeit des Arzneistoffs Einnahmezeitpunkte von Arzneimitteln

Schwächere Arzneimittelwirkung Abschwächung der Arzneimittelwirkung bei gleichzeitiger Nahrungsaufnahme durch verzögerte Magenentleerungszeit  geringere Anflutung und Resorption Komplex-/ Salzbildung mit Nahrungsstoffen; geringere Löslichkeit  stark eingeschränkte Resorption Konkurrenz um aktive Transportsysteme im Darm  Verringerung des verfügbaren Arzneistoffs Einnahmezeitpunkte von Arzneimitteln

Verstärkte Arzneimittelwirkung Verstärkung der Arzneimittelwirkung bei gleichzeitiger Nahrungsaufnahme durch längere Verweilzeit im Magen verbesserte Löslichkeit in fetthaltiger Nahrung gesteigerte Gallensäuresekretion durch Nahrung verlängerte Kontaktzeit mit resorbierender Oberfläche im obersten Dünndarm bessere Bioverfügbarkeit und Wirkung Einnahmezeitpunkte von Arzneimitteln

Einfluss auf Arzneistoffabbau Nahrungsbestandteile können Metabolisierung von Arzneimitteln beeinflussen Veränderung von Enzymsystemen Hochregulierung der Enzymsysteme  stärkerer / schnellerer Abbau, verkürzte Wirkung Hemmung der Enzymsysteme  erhöhte Blutspiegel, verzögerte Ausscheidung, verlängerte Wirkung Beispiele: Grapefruitsaft und Nifedipin, tyraminhaltige Nahrung und Antidepressiva, koffeinhaltige Getränke und Gyrasehemmer Foto: ABDA Einnahmezeitpunkte von Arzneimitteln

Nüchterneinnahme mind. 1 Stunde vor (oder mind. 2 Stunden nach) der Mahlzeit Gründe für Nüchterneinnahme: schlechte Bioverfügbarkeit in Verbindung mit Nahrung L-Thyroxin, Bisphosphonate, Eisenpräparate Wirkstoffstabilität Omeprazol, Pantoprazol Schleimhautverträglichkeit Magensaftresistente Schmerzmittel, ätherische Öle Wirkung im Darm erwünscht Mesalazin, Sulfasalazin Oft bei Magensaftresistenz, aber nicht immer! Einnahmezeitpunkte von Arzneimitteln

Sonderfall Bisphosphonate Alendronsäure, Risedronsäure gegen Osteoporose sehr schlechte Bioverfügbarkeit Komplexbildung mit Calcium schleimhautreizende Wirkung, v.a. Speiseröhre Einnahme morgens nüchtern mit viel Leitungswasser Aufrechte Körperhaltung, mind. 30 min, bei bettlägerigen Patienten Oberkörper aufrichten Einnahmezeitpunkte von Arzneimitteln

Einnahmezeitpunkte von Arzneimitteln Sonderfall Levodopa Dopaminersatz bei Morbus Parkinson aktiver Transport von Levodopa mittels Aminosäure- Transportsystem im Darm Bioverfügbarkeit und Wirkung durch eiweißhaltige Nahrung beeinträchtigt Einnahme 30 min. vor oder 90 min. nach Mahlzeit große Eiweißmengen vor Einnahme vermeiden (Milchprodukte, Ei, Fleisch) Einnahme mit etwas Gebäck verringert Übelkeit Einnahmezeitpunkte von Arzneimitteln

Einnahme „vor“ der Mahlzeit Mind. 15 - 30 min. vor der Mahlzeit Sonderfall: unmittelbar zu Beginn der Mahlzeit mögliche Gründe: Wirkung soll bei Mahlzeitbeginn einsetzen Schnell wirksame Insuline, Antidiabetika Arzneimittel soll Resorption im Darm verhindern oder verzögern Anregung Magen-/Darmbewegung durch Arzneimittel Metoclopramid, Domperidon Acarbose, Orlistat Einnahmezeitpunkte von Arzneimitteln

Einnahme „während“ der Mahlzeit Einnahme während oder unmittelbar nach Mahlzeit mögliche Gründe: Bessere Verträglichkeit bestimmter Arzneimittel z.B. Diclofenac-Disperstabletten, Ibuprofen, ASS, Amoxicillin Bessere Löslichkeit, Resorption, Wirkung Kopplung an Mahlzeit hat Erinnerungsfunktion HCT, Metoprolol, Propranolol, Spironolacton, Carbamazepin Einnahmezeitpunkte von Arzneimitteln

Morgendliche Arzneimitteleinnahme Einnahme am frühen Morgen mögliche Gründe: (Stoffwechsel-) anregende, stimmungsaufhellende Wirkung entwässernde Wirkung Steigerung von Kognition / Aufmerksamkeit Biorhythmus / Chronopharmakologie Einnahmezeitpunkte von Arzneimitteln

Abendliche Arzneimitteleinnahme Einnahme nach der Abendmahlzeit / etwa 1 Std. vor dem Zubettgehen mögliche Gründe: gesteigerter therapeutischer Effekt aufgrund stärkerer nächtlicher Aktivität bestimmter Körperfunktionen; Chronopharmakologie (z.B. Cholesterinsynthese) starke Sedierung / beeinflusste Gangfähigkeit mit Sturzgefahr  Effekte z.T. erwünscht Einnahmezeitpunkte von Arzneimitteln

Beispiele für Nüchterneinnahme immer nüchtern einzunehmen: Viele magensaftresistente Arzneimittel Schilddrüsenhormon L-Thyroxin Protonenpumpenhemmer (PPI): Omeprazol, Pantoprazol,Lansoprazol... Bisphosphonate: Alendronat, Risedronat Eisenpräparate (wenn nüchtern verträglich) Furosemid Penicillin V (Phenoxymethylpenicillin) Einnahmezeitpunkte von Arzneimitteln

Beispiele für „vor der Mahlzeit“ immer vor dem Essen einzunehmen: MCP, Domperidon Resorptionshemmer: Acarbose, Orlistat Humaninsulin / schnell wirksame Insuline Viele orale Antidiabetika: Glibenclamid, Glimepirid, Repaglinid... Levodopa Roxithromycin Einnahmezeitpunkte von Arzneimitteln

Beispiele: während der Mahlzeit immer während / nach dem Essen einzunehmen: Schmerzmittel: Ibuprofen, Diclofenac, ASS... viele Antibiotika Metoprolol, Bisoprolol, HCT / Triamteren, Xipamid, Spironolacton, Digitoxin / β-Acetyldigoxin Glucocorticoide (Prednisolon, Dexamethason) Metformin Einnahmezeitpunkte von Arzneimitteln

Einnahmezeitpunkte von Arzneimitteln Informationsquellen In der Apotheke sind Ihre Fragen herzlich willkommen! Informationen zum richtigen Einnahmezeitpunkt: ärztl. Anweisung / Medikationsdatei des Patienten Packungsbeilage / Fachinformation Foto:© Kadmy -Fotolia.com Einnahmezeitpunkte von Arzneimitteln